Die neue Praxis Dr. Norden Box 2 – Arztserie. Carmen von LindenauЧитать онлайн книгу.
enthält sich wohl der Stimme«, stellte Danny lachend fest, als Ortrud nur kurz aufschaute, gähnte und ihren Kopf wieder auf ihre Pfoten sinken ließ.
»Wie auch immer, ich werde da sein, und Ihnen und den anderen die Daumen drücken.«
»Für was drücken wir die Daumen?«, wollte Ophelia wissen, die in diesem Moment durch die geöffnete Terrassentür hereinkam.
»Doktor Norden nimmt am Wettbewerb der Bogenschützen teil«, klärte Valentina das Mädchen auf.
»Echt? Tennis, Squash und jetzt auch noch Bogenschießen, Sie besitzen viele Talente«, stellte Ophelia anerkennend fest.
»Ich gebe mir Mühe, vielseitig zu sein«, entgegnete Danny schmunzelnd.
»Sie müssen sich keine Mühe geben, Doc, Sie sind ein Naturtalent. Lassen Sie es sich schmecken«, sagte Ophelia und schaute sehnsuchtsvoll auf den Eierkuchen.
»Hast du schon gefrühstückt?«, fragte Valentina das Mädchen.
»Eigentlich schon, aber so ein Pfannkuchen«, entgegnete Ophelia mit einem vielsagenden Blick und spielte mit den Spitzen ihres Pferdeschwanzes.
»Wie viel Zeit hast du noch, bis du zur Schule musst?«
»Zwanzig Minuten.«
»Das reicht, setz dich, ich mach dir einen Eierkuchen.«
»Valentina Sie sind die Beste«, entgegnete Ophelia und setzte sich auf den Stuhl gegenüber Danny, ihrem Stammplatz, wenn sie morgens vorbeikam, um Ortrud abzuholen, was ein paar Mal in der Woche vorkam.
Danny hatte sich inzwischen daran gewöhnt, dass Valentina sich am Morgen mit einer Tasse Kaffee zu ihm an den Tisch setzte, Ophelia dazu kam und sie sich über Neuigkeiten in der Nachbarschaft oder das Weltgeschehen austauschten. Die Gesellschaft der beiden ließ ihn vergessen, dass er eigentlich allein lebte. Ein Zustand, der ihm immer weniger gefiel.
»Für welchen Sport interessiert du dich denn so, Schatzl?«, wollte Valentina wissen, die sich neben Ophelia setzte, nachdem sie ihr den Pfannkuchen zubereitet hatte und ihn ihr auf einem Teller reichte.
»In Heilbronn war ich im Schwimmverein. Im Moment versuche ich es gerade mit Volleyball. Meine Mutter ist aber offensichtlich der Meinung, ich sollte es mal mit Fußball versuchen. Zumindest hat sie mich dazu überredet, am Sonntag zu einem Spiel der Schwabinger Mädchenfußballmannschaft zu gehen, die zu den besten in ihrer Liga gehören.«
»Wie die Zeiten sich doch ändern. Als ich in deinem Alter war, hat kein Madl auch nur daran gedacht, Fußball zu spielen«, wunderte sich Valentina.
»Es gab schon in den 1920er Jahren Frauenmannschaften, vor allen Dingen in England, bei uns war das wohl eher noch eine Randerscheinung«, sagte Danny.
»Wow, Doc, ich bin schon wieder beeindruckt«, stellte Ophelia fest, während sie sich den Eierkuchen schmecken ließ.
»Ich habe während meiner Assistentenzeit im Krankenhaus einige Fußballerinnen behandelt.«
»Und die haben Sie über die Geschichte des Fußballs aufgeklärt?«, fragte Ophelia.
»Richtig«, antwortete Danny schmunzelnd.
»Alles klar, Doc, ich nehme an, es war eine ganz bestimmte Dame, die Ihnen mehr darüber erzählt hat.«
»Wie kommst du darauf?«
»Weil, nein, wir reden nicht über ihre vergangenen Liebesbeziehungen«, erklärte Ophelia mit einem verschmitzten Lächeln.
»Geh, Ophelia«, murmelte Valentina und schüttelte den Kopf, weil es ihr offensichtlich unangenehm war, dass das Mädchen so ein Thema ansprach.
»Was denn? Wir sind doch alle aufgeklärte Menschen«, sagte Ophelia und streichelte Valentina liebevoll über den Arm.
»Richtig, das sind wir, und über solche Dinge kann man ruhig sprechen. Es stimmt, ich hatte eine Beziehung mit einer dieser Frauen, aber sie hat nicht lange gehalten«, gab Danny zu.
»Sie waren damals sicher auch noch nicht auf eine feste Beziehung aus, nehme ich an.«
»Das lag wohl daran, dass mir die richtige noch nicht begegnet war.«
»Woran merkt man, dass es die richtige oder der richtige ist?«
»Kind, bitte, das solltest du doch besser mit deiner Mutter besprechen«, mischte sich Valentina vorsichtig in das Gespräch der beiden ein.
»Ich möchte aber wissen, was er dazu sagt«, erklärte Ophelia selbstbewusst und sah Danny direkt an.
»Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Ich lag schon mehr als einmal falsch.«
»Meine Mutter auch. Das heißt dann wohl, dass die Sache sich in der Wirklichkeit schwieriger gestaltet als in Romanen oder Filmen.«
»Vermutlich braucht es ein wenig Zeit, um herauszufinden, ob man auf Dauer zusammenpasst. Die erste Begegnung ist nur so etwas wie die Eröffnung in einem Schachspiel«, sagte Danny. Plötzlich musste er wieder an seine erste Begegnung mit Olivia denken.
Damals, als sie sich im Park von Schloss Nymphenburg getroffen hatten, weil sie sich von einem Mann verfolgt fühlte, der sich in ihrer Nachbarschaft herumtrieb und vor dem sie ihn warnen wollte. Er sah sie noch genau vor sich, wie sie auf ihn zukam, aus dem Sonnenlicht heraustrat, das durch das Laub der Bäume fiel und sie einhüllte. Das hellrote Haar, das leuchtendblaue Kleid, das bei jedem ihrer Schritte in Schwingung geriet, und dann stand sie vor ihm, sah ihn mit ihren hellen blauen Augen an, und er hielt für einen Moment den Atem an, weil ihr Anblick ihn aus der Fassung brachte.
»Alles in Ordnung, Doc?«, fragte Ophelia besorgt, weil Danny ganz offensichtlich mit seinen Gedanken weit fort schien.
»Ja, alles ist gut«, antwortete er, als er wieder zu sich kam.
»Mama meinte übrigens, Sie will mir am Sonntag jemanden vorstellen, und dabei hatte sie so einen verträumten Blick. Ich dachte, das sollten Sie wissen, Doc«, sagte Ophelia.
»Ich gehe dann mal rüber in die Praxis. Ich wünsche euch beiden einen schönen Tag, und dir natürlich auch, Ortrud«, fügte er hinzu, als die Katze ihren Kopf hob. Er wollte jetzt nicht darüber nachdenken, was er mit Ophelias Andeutung anfangen sollte. Zumal sie zu diesem Lächeln passte, das er bei Olivia beobachtete, als sie ihm am Tag zuvor erzählte, dass sie am Sonntag nicht zum Tennis kommen konnte, weil sie verabredet war. Er musste dieses unangenehme Gefühl, das Olivias geheimnisvolle Verabredung bei ihm auslöste, verdrängen. Es durfte ihn während der Sprechstunde nicht beschäftigen.
»Irgendetwas hat er«, mutmaßte Ophelia, nachdem Danny gegangen war.
»Vielleicht solltest du mit ihm nicht über solche Sachen sprechen«, entgegnete Valentina.
»Doch, ich denke schon, wir müssen ihn daran erinnern, dass es diese wahre Liebe nach wie vor gibt, auch wenn er das vielleicht zurzeit nicht glauben will«, widersprach Ophelia ihr. »Außerdem wissen wir doch beide, dass es zwischen ihm und meiner Mutter längst gefunkt hat.«
»Soso, das wissen wir also«, entgegnete Valentina schmunzelnd.
»Ich denke schon. Am liebsten wäre es mir, dass er am Sonntag mit uns zu diesem Fußballspiel geht.«
»Wegen dieser Person, die du kennenlernen sollst?«
»Ganz genau. Ich befürchte, meine Mutter will mir einen Mann vorstellen, und ich denke, das wird mir nicht gefallen.«
»Warte doch erst einmal ab, um wen es geht.«
»Ihr verträumter Blick, als sie von diesem Treffen sprach, macht mir aber Angst.«
»Selbst wenn es um einen Mann geht, der deiner Mutter gefällt, wie du gerade vermutest, dann ist es ihre Entscheidung. Eine Entscheidung, die du respektieren solltest.«
»Aber ich habe doch eine andere Idee.«
»Ich weiß«, sagte Valentina und streichelte Ophelia