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In Fesseln. John GalsworthyЧитать онлайн книгу.

In Fesseln - John Galsworthy


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Nachricht im Umlauf sein, dass er auf seinen Reisen ein reizendes französisches Mädchen kennengelernt und sie geheiratet hatte.

      Eine Französin als Ehefrau hätte etwas Romantisches und ein gewisses Prestige. Nein, davor hatte er absolut keine Angst! Es war nur dieser verfluchte Zustand, dass er nicht geschieden war, und – und die Frage, ob Annette ihn nehmen würde, die er nicht zur Sprache bringen wollte, ehe er ihr nicht eine klare und gar blendende Zukunft bieten könnte.

      Im Empfangszimmer seiner Tanten hörte er nur mit halbem Ohr jene üblichen Fragen: Wie gehe es denn seinem lieben Vater? Er verlasse natürlich bestimmt nicht das Haus, jetzt, wo es so kalt würde, oder? Würde Soames ihm auch sicher sagen, dass Hester gekochte Stechpalmenblätter äußerst wohltuend bei diesem Schmerz in der Seite gefunden habe? Alle drei Stunden einen Umschlag damit und danach ein rotes Flanelltuch. Und wolle er nicht eine klitzekleine Portion ihrer allerbesten eingemachten Zwetschgen kosten? Sie seien ja so lecker dieses Jahr und die Wirkung sei so wunderbar! Ach ja, und was die Familie von Dartie angehe – habe Soames schon gehört, dass die gute Winifred eine furchtbar stressige Zeit mit Montague durchmache? Timothy sei der Meinung, sie müsse wirklich beschützt werden. Es heiße – aber Soames dürfe das nicht für gewiss betrachten ‒, er habe ein paar von Winifreds Schmuckstücken einer furchtbaren Tänzerin geschenkt. Das sei ja so ein schlechtes Vorbild für den guten Val, der doch jetzt aufs College gehen sollte. Soames habe noch nicht davon gehört? Oh, aber er müsse sofort zu seiner Schwester und dem nachgehen! Und glaube er, diese Buren würden wirklich Widerstand leisten? Timothy sei recht beunruhigt deswegen. Der Wert von Staatsanleihen sei so hoch und er habe so viel Geld in sie investiert.

      Denke Soames, sie würden an Wert verlieren, wenn es einen Krieg gäbe?

      Soames nickte. Doch er wäre sehr schnell vorbei. Es wäre ja so schlimm für Timothy, wenn es nicht so wäre. Und natürlich würde es Soames’ Vater auch mitnehmen in seinem Alter. Ein Glück, dass dem guten armen Roger diese schreckliche Sorge erspart geblieben sei. Und mit einem kleinen Taschentuch wischte Tante Juley die große Träne weg, die versuchte, die Dauerschmollfalte auf ihrer inzwischen recht welken linken Wange zu überwinden. Sie dachte an den lieben Roger und all seine Originalität und daran, wie er sie immer mit Nadeln gepikst hatte, als sie noch klein waren.

      Mit ihrem Instinkt, Unangenehmes zu vermeiden, schaltete Tante Hester sich an dieser Stelle ein: Meine Soames denn, man würde Mr Chamberlain gleich zum Premierminister machen? Er würde alles so schnell erledigen. Sie würde zu gerne sehen, dass dieser alte Kruger nach St. Helena geschickt würde. Sie könne sich noch so gut an die Nachricht von Napoleons Tod erinnern und welch eine Erleichterung es für seinen Großvater gewesen sei. Natürlich hätten Juley und sie das damals – »Da trugen wir noch Höschen, mein Lieber« – nicht so mitbekommen.

      Soames nahm eine Tasse Tee von ihr entgegen, leerte sie schnell und aß drei jener Makronen, für die Timothys Haus berühmt war. Sein schwaches, farbloses, herablassendes Lächeln hatte sich kaum merklich vertieft.

      Seine Familie blieb wirklich hoffnungslos provinziell, mochten sie auch noch so viel von London besitzen. In diesen fortschrittlichen Zeiten fiel ihr Provinzialismus noch unangenehmer auf als zuvor. Ja, der alte Nicholas war noch immer ein Anhänger und Verfechter des Freihandels und ein Mitglied dieses vorsintflutlichen Nests des Liberalismus, des Remove Clubs – auch wenn die Mitglieder wohl inzwischen bestimmt alle Konservative waren, sonst hätte er selbst ja nicht beitreten können. Und Timothy trug angeblich immer noch eine Nachtmütze. Tante Juley redete wieder. Der liebe Soames sehe ja so gut aus, kaum einen Tag älter als damals, als die gute Ann gestorben war und sie alle hier beisammen waren, der liebe Jolyon und der liebe Swithin und der liebe Roger.

      Sie hielt inne und fing die Träne auf, die über die Schmollfalte auf ihrer rechten Wange geklettert war. Höre er – höre er denn noch je etwas von Irene? Tante Hester schob sichtbar ihre Schulter dazwischen. Also wirklich, Juley musste aber auch immer so etwas bringen! Das Lächeln wich aus Soames’ Gesicht und er stellte seine Tasse ab. Da hatte er sein Thema, eigens für ihn angeschnitten, doch trotz seines großen Verlangens, sich darüber auszulassen, konnte er die Gelegenheit nicht wahrnehmen.

      Tante Juley fuhr recht hastig fort: »Es heißt, der gute Jolyon habe ihr diese fünfzehntausend erst als tatsächlich zur Verfügung stehende Summe vermacht. Dann hat er natürlich erkannt, dass das nicht richtig wäre, und ihr diese Summe nur zum lebenslangen Nießbrauch überlassen.«

      Habe Soames davon gehört?

      Soames nickte.

      »Dein Cousin Jolyon ist jetzt Witwer. Er ist ihr Treuhänder. Das wusstest du natürlich schon, oder?«

      Soames schüttelte den Kopf. Er wusste es, aber er wollte kein Interesse zeigen. Der junge Jolyon und er waren sich nicht mehr begegnet seit dem Tag von Bosinneys Tod.

      »Er muss jetzt schon gut mittleren Alters sein«, fuhr Tante Juley versonnen fort. »Lass mich mal überlegen: Er wurde geboren, als dein lieber Onkel in der Mount Street wohnte, lange bevor sie nach Stanhope Gate zogen, im Dezember, kurz vor dieser schrecklichen Commune. Er ist über fünfzig! Stell dir das mal vor! So ein süßes Baby, und wir waren alle so stolz auf ihn. Er war ja der Allererste von euch.« Tante Juley seufzte und eine Locke, die nicht ganz eine ihrer eigenen Haare war, löste sich und fiel nach unten, sodass Tante Hester leicht schauderte. Soames stand auf, er gewann gerade eine seltsame Erkenntnis über sich selbst. Jene alte Wunde der Verletzung seines Stolzes und seiner Selbstachtung war noch nicht verheilt. Er war in der Meinung gekommen, er könne darüber reden, wollte sogar über seinen noch gebundenen Zustand reden, und siehe da! Er flüchtete vor jener Erinnerungen weckenden Bemerkung von Tante Juley, die berüchtigt für ihre falsche Wortwahl war.

      Oh, Soames wolle doch nicht etwa schon gehen!

      Soames lächelte etwas unversöhnlich und sagte: »Doch. Macht’s gut. Grüßt Onkel Timothy von mir!« Und mit einem kalten Kuss auf ihre Stirnen, deren Falten zu versuchen schienen, sich an seine Lippen zu hängen, als ob sie weggeküsst werden wollten, ließ er sie zurück, während sie ihm hinterherstrahlten. Der gute Soames, es war ja so lieb von ihm gewesen, heute vorbeizukommen, wo sie sich nicht so fühlten …

      Mit Gewissensbissen im Herzen ging Soames die Treppe hinunter, wo es immer recht angenehm nach Kampfer und Portwein roch und nach einem Haus, in dem man keine Zugluft duldete. Die armen alten Damen – er hatte nicht unfreundlich sein wollen! Und kaum war er auf der Straße, hatte er sie auch schon wieder vergessen und war wieder besessen von dem Gedanken an Annettes Anblick und seine verzwickte Lage. Warum hatte er die Sache nicht einfach durchgeboxt und die Scheidung erlangt, als dieser verdammte Bosinney überfahren wurde und es ohne Mühe Beweise ohne Ende gab! Und er machte sich auf den Weg zum Haus seiner Schwester Winifred in der Green Street im Stadtteil Mayfair.

      Dass ein Mann von Welt, der so von den Wechselfällen des Schicksals gebeutelt wird wie Montague Dartie, noch immer in demselben Haus lebte, das er schon seit mindestens zwanzig Jahren bewohnte, wäre bemerkenswerter gewesen, hätte die Kosten für Miete, Abgaben, Steuern und Reparaturen nicht sein Schwiegervater übernommen. Durch diese einfache, wenngleich umfangreiche Vorgehensweise hatte James Forsyte eine gewisse Stabilität im Leben seiner Tochter und seiner Enkelkinder sichergestellt. Schließlich ist ein ­sicheres Dach über dem Kopf eines so schneidigen Sportsmanns wie Dartie von unschätzbarem Wert. Bis zu den Ereignissen der letzten Tage war er das ganze Jahr fast schon unnatürlich solide gewesen.

      Es war nämlich so, dass er einen fünfzigprozentigen Anteil an einem Stutenfohlen von George Forsyte erworben hatte, der unwiderruflich dem Pferderennsport verfallen war, zum Entsetzen von Roger, den nun der Tod ruhiggestellt hatte. Manschettenknopf von Märtyrer aus Flammenhemd von Hosenträger war eine rotbraune junge Stute von drei Jahren, die aus diversen Gründen bisher noch nicht ihr wahres Potential gezeigt hatte. Zur Hälfte in Besitz dieses vielversprechenden Tieres, war all der Idealismus, der, wie bei jedem Mann, auch irgendwo in Dartie geschlummert hatte, zu Tage getreten und hatte vor Monaten ein stilles Feuer in ihm entfacht. Es ist erstaunlich, wie nüchtern ein Mann werden kann, wenn er etwas Gutes hat, für das er lebt. Und was Dartie hatte, war wirklich gut –


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