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Elfenzeit 8: Lyonesse. Uschi ZietschЧитать онлайн книгу.

Elfenzeit 8: Lyonesse - Uschi Zietsch


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müssen diesmal Erfolg haben«, sagte Idris I. ernst, »oder wir werden unsere Unabhängigkeit verlieren. Schon drängen die Europäer wieder hier herein, beschämen uns mit ihren Angeboten, die uns immer abhängiger von ihnen machen.«

      »Aber wir brauchen ihre Hilfe, solange derartige Armut herrscht«, wandte der Mann zur Rechten ein.

      »Wir werden keine Geschenke annehmen«, sagte der Mann zur Linken. »Wir werden ihnen im Gegenzug etwas anbieten.«

      Der König seufzte. »Nur, was? Dies ist der letzte Versuch, Wasser zu finden, meine Freunde.« Er hieb mit der Faust auf den Sitzteppich. Es gab nur ein leises, dumpfes Geräusch, als der Teppich in den Sand einsank. »Ich weiß, das Wasser ist da! Und es ist viel! Mehr, als dieses Land braucht, um grün zu werden! Wenn wir es finden, brauchen wir keine Hilfe mehr von außen, sondern werden ein geachteter internationaler Geschäftspartner!«

      »Du hängst Träumen nach, Herr.«

      »Dies alles sind nur Legenden.«

      »Keine Legenden, sage ich euch!« Idris redete sich immer mehr in Leidenschaft hinein. »Das Wasser ist da, einst war dieses Land voll davon, grün und blühend! Es steht geschrieben, dass hier der Ursprung der Zivilisation zu finden ist. Sie war die erste! Von hier zogen sie aus, um der Welt Wissenschaft, Kunst, Philosophie, Medizin und …«

      »… Magie zu bringen. Doch wo ist sie heute? Wo ist alles?«, sagte der Mann links.

      »Vieles ging verloren und versank im Sand der Zeit, genau wie die Insel auch, von der du immer träumst, Herr«, fügte der Mann rechts hinzu.

      Und wieder links: »So viele haben nach ihr gesucht … die Europäer sind ganz wild darauf …«

      »Und ich werde das Wasser finden, das von damals übrig ist!«, rief der König. »Ich kann mich nicht täuschen, Allah selbst hat mich geführt …« Plötzlich hielt er inne und richtete den Blick auf den Eingang, wo der Getreue seit einiger Zeit still stand. Dann ließ er den Kopf leicht sinken. »Ich bin müde, meine Freunde. Lasst mich für ein paar Augenblicke allein, bevor wir weiterreden.« Auf seinen Wink hin verließen alle das Zelt. Keiner von ihnen, die an ihm vorübergingen, bemerkte den Getreuen.

      »So«, sagte Idris dann müde, als sie allein waren, »bist du also gekommen, um mich zu holen. Habe ich noch Zeit für mein letztes Gebet, und mein Gesicht anständig zu bedecken?«

      »Ich bin nicht der Tod«, antwortete der Getreue mit heiserer Stimme und näherte sich langsam dem alten Mann.

      »Dann bist du sein schwarzer Schatten.« Der König blickte durch seine Brille zu ihm auf. »Warum bist du denn hier, wenn nur ich dich sehen kann?«

      »Ich hörte von deinem Traum. Du glaubst daran, dass dein Königreich einst zu dem mystischen Atlantis gehörte, von dem Platon einmalig berichtete?«

      »Woher weißt du das? Nur meine beiden engsten Vertrauten haben Kenntnis davon … und sie würden nie zu jemand anderem darüber sprechen.«

      Idris’ Hand zitterte leicht, als er nach dem bunten, mit Gold verzierten Teeglas griff und einen Schluck nahm. Der Getreue setzte sich zu ihm und nahm sich ebenfalls ein Glas.

      »Ich kann deine Gedanken hören, Idris«, sagte er ruhig. »Sie führten mich hierher. Und ich habe dir etwas dazu zu sagen.«

      Der König hob leicht die Brauen, und sein Gesicht nahm einen aufmerksamen Ausdruck an. »Dann warte nicht zu lange, damit ich es noch erlebe.«

      Der Getreue holte sich ein paar Datteln. »Das Wasser, das du suchst, befindet sich nicht hier, sondern in Al Jawf.«

      »Kufrah? Aber dort gibt es doch bereits Oasen, nur …«

      »Dort ist das Wasser. Mehr, um ein paar Oasen zu speisen.«

      Idris’ unter den Falten des Gewandes verborgener Bauch begann vor Aufregung zu zittern. »Dann gibt es das wirklich, wovon die Vorväter träumten?«

      Der Getreue nickte. »Ein gigantischer unterirdischer Wasserspeicher, dessen Ausmaße so schnell nicht ermessen werden können. Wäre mit der heutigen Technik noch einmal einen Versuch wert.«

      »Aber … wie ist das möglich? Wie kannst du davon wissen?« Die randlose Brille auf der königlichen Nase wackelte.

      »Ich habe es gesehen«, antwortete der Getreue leise. Er trank das Glas leer und nahm noch ein paar Datteln. »Deine Gedanken haben mir die Erinnerung wiedergegeben.« Und nicht zuletzt auch Ayoubs wandernde Seele. Irgendwie musste das zusammenhängen.

      »Und … und die Insel der Mächtigen?«

      »Atlantis existierte tatsächlich an diesem Ort, König. Vom Meer bis … wer vermag es zu sagen. Das Zentrum lag dort, wo der Ozean heute ist.«

      »Dann war es keine Insel?«

      »Wie man’s nimmt. Damals war hier alles grün, und es gab Meereseinschnürungen und gigantische Seen, die sich aus dem Relikt speisten, von dem ich dir vorhin erzählte.«

      »Platon schrieb aber doch, dass Atlantis im Meer versank …«

      »Und so geschah es auch.« Der Getreue zeichnete Figuren mit der rechten Hand in die Luft, und Idris sah atemlos zu. Er sah eine blühende Zivilisation in einem Reich, das ihm fremd und zugleich vertraut war, über eine lange Zeit. Bis sich das Klima wandelte und aus einem paradiesischen Land wurde eine trockene Wüste. »Atlantis … die Insel … versank nicht im Ozean, sondern im Sand. Im Meer ohne Wasser.«

      »baḥr bilā māʾ«, flüsterte der König.

      Der Getreue nickte. »Das ist die Verbindung. Ziehe deine eigenen Schlüsse.« Er erhob sich. »Wie bist du überhaupt darauf gekommen, diesem Mythos nachzuhängen?«

      »Hast nicht du mir davon erzählt, als ich ein hoffnungsloser Junge war?«, flüsterte der König mit halb geschlossenen Augen.

      »Ach, richtig. Noch etwas, das ich vergessen hatte.« Es war Zeit zu gehen. Er hatte alles, was er benötigte. Den Anker, um weiter zurückzureisen in die Vergangenheit. Und die Wegweisung, indem er seine eigenen Schritte zurück verfolgte. Der Pfad zu seinen Erinnerungen. Und das Ziel seiner Selbstfindung, bevor er verging. Für den Moment war er gestärkt, also war es geboten, weiterzureisen.

      Das Haupt des Königs war ihm auf die Brust gesunken, er schien zu schlafen. Der Getreue verließ das Zelt gerade in dem Moment, als ein Bote herbeistürmte und unter Missachtung sämtlicher Höflichkeitsgebote in das Zelt des Herrschers stürzte.

      »Malek!«, schrie er. »Herr, o König, es ist unfassbar – wir haben Öl gefunden!«

      Ein überraschter Ruf drang aus dem Zelt, gleichzeitig war im Nu das ganze Lager auf den Beinen. Diese Nachricht war besser als alle Oasen und Brunnen und selbst der Wasserspeicher in Al Jawf. Es war der Beginn einer neuen Ära, und das begriffen sofort alle aufgrund eines einzigen Zauberworts – Öl.

      Der Getreue zuckte mit den Achseln. 1962, erinnerte er sich. Ungefähr zu der Zeit wurde Öl in Libyen gefunden. Nun gut, wenn sie das nächste Mal im Süden nach Öl bohrten, würden sie eben in den Kufrah-Oasen Wasser finden, und Ayoub wäre mit dabei. Diese Linie blieb gewahrt.

      Während das gesamte Lager in Aufruhr war und zusammenlief, ging er zum großen Feuer, nahm kurzerhand den ganzen Spieß sowie den Kessel und kehrte mit beidem beladen zum Brunnen zurück, ohne dass jemand auf ihn achtete.

      Er konnte den Brunnen schon sehen, nicht aber Kurus. Da er an Mantikore glaubte, war es schlecht möglich, dass Kurus für ihn unsichtbar geworden sein sollte. Also war er weg!

      Da hörte er schon einen jämmerlichen Schrei. Der Getreue stellte das Essen ab und fluchte. Wenn er nur im Vollbesitz seiner Kräfte wäre! Niemand würde es dann wagen, ihm nicht zu gehorchen, egal wie hungrig er sein mochte.

      Hastig sah er sich um, und da entdeckte er schon einen Sklavenjungen, der vor Angst kreischend durch die Wüste floh. Und ihm auf den Fersen, verspielt wie ein Kätzchen, der Mantikor.

      »Kurus!«,


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