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Maigret beim Minister. Georges SimenonЧитать онлайн книгу.

Maigret beim Minister - Georges  Simenon


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Abhördienst dachte. Ich hatte das Gefühl, eine Kiste Dynamit hier bei mir zu haben, die nicht nur die Regierung in die Luft sprengen, sondern manche meiner Kollegen ins Verderben stürzen könnte. Es ist unverzeihlich, dass diejenigen, die den Bericht gelesen haben, darauf bestehen konnten …«

      Maigret ahnte, wie es weiterging.

      »Haben Sie den Bericht in der Wohnung gelassen?«

      »Ja.«

      »Im Schreibtisch?«

      »Er ist verschließbar. Ich hielt den Bericht hier für sicherer als im Ministerium, wo zu viele Leute ein und aus gehen, die ich kaum kenne.«

      »Ist Ihr Chauffeur, während Sie den Bericht studierten, die ganze Zeit unten geblieben?«

      »Ich hatte ihn nach Hause geschickt. Ich habe mir später an der Ecke des Boulevards ein Taxi genommen.«

      »Haben Sie nach Ihrer Rückkehr mit Ihrer Frau darüber gesprochen?«

      »Nein. Bis zum nächsten Tag um ein Uhr mittags, als ich den Ministerpräsidenten in der Kammer traf, habe ich niemandem gegenüber ein Wort darüber erwähnt. In einer Fensternische habe ich ihn darüber in Kenntnis gesetzt.«

      »Wirkte er erregt?«

      »Ich glaube schon, dass er es war. Jeder Regierungschef wäre es an seiner Stelle gewesen. Er hat mich gebeten, den Bericht zu holen und ihm persönlich in sein Arbeitszimmer zu bringen.«

      »Der Bericht war nicht mehr in Ihrem Schreibtisch?«

      »Nein.«

      »War die Tür aufgebrochen worden?«

      »Ich denke nicht.«

      »Waren Sie noch mal beim Ministerpräsidenten?«

      »Nein. Mir war auf einmal sehr schlecht. Ich habe mich zum Boulevard Saint-Germain fahren lassen und all meine Termine abgesagt. Meine Frau hat den Ministerpräsidenten angerufen und gesagt, ich fühlte mich nicht wohl, ich sei zusammengebrochen und würde am nächsten Morgen zu ihm kommen.«

      »Weiß Ihre Frau inzwischen davon?«

      »Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich sie belogen. Ich weiß nicht mehr genau, was ich ihr erzählt habe, und ich habe mich wohl mehrmals unterbrochen.«

      »Weiß sie, dass Sie hier sind?«

      »Sie glaubt, ich sei in einer Versammlung. Versetzen Sie sich in meine Lage! Ich bin plötzlich ganz allein, mit dem Gefühl, dass, sobald ich den Mund aufmache, alle Welt über mich herfallen wird. Niemand wird mir diese Geschichte glauben. Ich habe den Bericht in den Händen gehabt – als Einziger neben Piquemal. Außerdem war ich im Lauf der letzten Jahre mindestens dreimal bei Arthur Nicoud, dem Bauunternehmer, auf seinem Besitz in Samois zu Gast.«

      Plötzlich sackte er in sich zusammen. Seine Schultern verloren ihre Eckigkeit, sein Kinn die Härte. Es war, als ob er sagen wollte:

      »Macht, was ihr wollt. Ich weiß nicht weiter.«

      Ohne ihn um die Erlaubnis zu bitten, goss Maigret sich ein Glas Eau de Vie ein, und erst als er schon einen Schluck getrunken hatte, dachte er daran, auch das Glas des Ministers zu füllen.

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