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G.F. Barner Staffel 6 – Western. G.F. BarnerЧитать онлайн книгу.

G.F. Barner Staffel 6 – Western - G.F. Barner


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Cliff nicht wissen. Er sieht jetzt nur die Peitsche. Die Schnur zischt los und klatscht ihm mitten über die Schulter, verursacht einen brennenden Schmerz. Ray muß ihn oft genug gespürt haben, wenn ihn der alte Nat schlug. Cliff hat die Peitsche nie geschmeckt. Jetzt spürt er sie zum erstenmal und zuckt zusammen.

      »Nenn mich noch mal Halunke, dann trenne ich dir die Haut in Streifen«, droht Howard Vance voller Wut. »Du mußt das doch kennen, eh? Euer Vater hat euch und andere Leute ja immer mit seiner verdammten Peitsche geschlagen, was? Thayer, hast du das Schild nicht gesehen? Ich werde dir sagen, du hast es gesehen. Aber du verdammter, hochmütiger Bursche bist einfach weitergefahren, wie?«

      Was ist das? denkt Cliff verstört. Soll das ein neuer Trick sein? Wo war das Schild?

      »Ein Schild? Was für ein Schild?«

      »Er hätte es sehen müssen«, meldet sich Tyler. Daß er genauso lügt wie Howard Vance, kann Cliff nicht ahnen. »Der verdammte Kerl ist einfach weitergefahren. Ich habe doch beobachtet, wie sie miteinander geredet haben, als sie vorbeifuhren.«

      »Lüge – du lügst!« stößt Cliff hervor und spürt im nächsten Moment, wie der Ruck ihm die Arme an den Leib preßt. Tyler reißt ihn fluchend einige Schritt weiter über den Sand. Jetzt meldet sich auch der Schmerz in Cliffs Rücken wieder. Ein Ast ist ihm durch die Jacke in den Rücken gedrungen und hat eine heftig blutende Wunde hinterlassen. Es brennt dort wie Feuer.

      »Sage nie wieder, daß ich lüge!« faucht ihn Tyler an. »Seit gestern steht dort vorn am Weg, wo er sich zur Furt und zur Brücke gabelt, das Schild, Mister. Die Buchstaben darauf sind groß genug, daß sie selbst ein Halbblinder lesen kann. Links vom Schild beginnt das Gebiet der Vance-Ranch. Hast du das vergessen, Mister?«

      Das Gebiet der Vance-Ranch, denkt Cliff bestürzt. Er hat recht, der Hundesohn, er hat wirklich recht. Dort fängt Big Jims Land an. Großer Gott, das ist es also. Sie haben einen Grund gesucht, um über uns herzufallen. Und es war nicht schwer für sie, einen zu finden.

      »Jetzt weiß ich es«, sagt Howard Vance grinsend und spuckt dicht neben Cliff in den Sand. »Schlau geworden, Thayer? Ja, mein Freund, wir haben gestern ein Schild aufgestellt und das Land gesperrt, auch die Brücke. Es ist verboten, über unser Land zu reiten, zu gehen oder zu fahren. Dieselben Schilder stehen überall an unserer Weidegrenze. Und weißt du weshalb, du Halunke? Weil uns dauernd einige Rinder verschwinden. Wir haben es satt, uns bestehlen zu lassen. Wer jetzt noch auf unser Land kommt, den erwischt eine Kugel ohne Anruf. Eigentlich hätten wir euch niederschießen können, und vielleicht wäre das auch das beste gewesen. Könnte sein, daß dann die verdammten Viehdiebstähle aufgehört hätten, oder?«

      Einen Moment verschlägt es Cliff Thayer die Sprache. Dann aber kommt er mit dem Oberkörper hoch, starrt Howard Vance wild an und sagt wutschnaubend: »Du verkommener Strolch! Niemand nennt einen Thayer einen Viehdieb. Sieh dich bloß vor, Mann!«

      »Eure Herde soll doch zugenommen haben im letzten Jahr, stimmt’s?« erkundigt sich Tyler höhnisch. »Boß, hat er dich einen verkommenen Strolch genannt?«

      »Ich hörte so was«, gibt Vance zurück. »Kühle ihn ab, damit er sich überlegt, ob er mich noch mal beschimpft.«

      Tyler reitet sofort an. Es geht denselben Weg zurück. Wieder ist Cliff dem Ersticken nahe. Er bleibt japsend am anderen Ufer liegen und spürt das immer stärker werdende Brennen. Als er sehen kann, blickt er an sich hinab und entdeckt, daß ihn Tyler durch ein Stachelgestrüpp geschleift hat. Daher das Brennen.

      Jetzt hört er Hufschlag. Er sieht Kilburn kommen, den alten Bill schwankend vor Kilburns Revolver her taumeln und das Blut an Bills rechter Schulter.

      »Weit genug, hier kannst du bleiben!« sagt Kilburn fauchend. »Setz dich hin, Alter, aber steh nicht ohne Befehl auf, sonst erlebst du was!«

      Er wirft einen kurzen Blick zur Seite. Hinter einem Busch kommen Cole und Dexter Lane hervor. Cole preßt sein feuchtes Taschentuch auf die Nase. Er tränkt es erneut am Flußufer. Dann tritt er neben den alten Bill und wringt das Tuch über dessen Kopf aus.

      »Sieh mich an!« sagt er schrill vor Wut. »Ich kann mich vier Wochen in keinem Saloon mehr blicken lassen, du alter Schurke. Mein Gesicht.«

      »Endlich siehst du mal anständig aus, du pomadierter… Oaaah!«

      Cole holt mit einem brüllenden Wutlaut aus und stößt den alten Mann brutal um. Dann stiert er ihn an und hebt langsam den Fuß.

      »Sagst du noch was? Ich kenne ein paar Tricks, die du nicht überstehst, ohne alle Sünden zu beichten, du alter Teufel. Gleich bekommst du…«

      »Laß ihn, Cole.«

      »Verflucht, er regt mich auf«, sagt Lane aufgebracht. »Boß, er treibt mir die Galle ins Blut.«

      »Du hast es gehört«, sagte Vance scharf. »Genug mit ihm aufgehalten. Ihm passiert nichts, er ist nur ein Handlanger der Thayers. Hast du das Schild auch nicht gelesen, Cooley?«

      Innerhalb einer Minute erfährt auch der alte Bill die Sache mit dem Schild und sagt schnaufend: »Das hast du dir nicht ausgedacht, Junge, dazu bist du nicht schlau genug. Das war Big Jim, wette ich. Und wo hast du diese stinkende Ratte Lemmy Lane­ gelassen? Pflanzt er das Schild gerade ein? Ich kann schwören, dort hat keins gestanden, als wir kamen. Vielleicht ist jetzt aber eins da, he?«

      Wütend macht Dexter Lane einen Satz auf den Alten zu. Kilburn aber hebt den Colt und sagt grollend: »Gehorche, wenn du einen Befehl bekommst, Mister!«

      »Verflucht, du hast mir gar nichts...«

      »Willst du Streit mit mir?« erkundigt sich Kilburn schläfrig. »Dexter, dazu seid ihr alle drei nicht groß genug, wie? Ruhig, mein Freund!«

      Lane dreht sich fluchend um. Er sieht hinten seinen Bruder Lemmy erscheinen. Der kommt zu Pferd an. Er hat an den Händen noch die Spuren trockenen Sandes, bemerkt den warnenden Blick von Dexter und wischt sie an der Hose ab. Dann steigt er ab und grinst.

      »Macht ihn los«, befiehlt Howard Vance. »Thayer, wir wollen freundlich zu dir sein und dich nicht erschießen, obwohl das auf allen Schildern steht. Wenn wir jedoch mit dir fertig sind, wirst du vielleicht wünschen, erschossen worden zu sein.«

      Der alte Bill zuckt unmerklich zusammen.

      Dieser Satan, denkt er voller Zorn, er läßt Cliff zusammenschlagen. Mein Gott, mit dem Revolver hätte Cliff eine Chance gegen sie gehabt, mit den Fäusten nie. Sie machen ihn fertig, er kann sich doch nicht richtig wehren.

      *

      »Verkaufst du jetzt?«

      Die Stimme ist weit weg, sie dringt durch das immer stärker werdende Rauschen in seinen Ohren.

      »Verkaufst du jetzt?«

      Jemand rüttelt ihn. Für Sekunden starrt er in Dexter Lanes Gesicht und denkt wieder an Tyler. Der liegt irgendwo und kann immer noch nicht aufstehen. Haben sie gedacht, daß er den linken Arm nicht mehr bewegen könnte? Sicher, viel Kraft hat er nicht in diesem Arm. Aber steifhalten kann er ihn. Und sich dann blitzschnell drehen. Dann wirkt der Arm wie eine Keule. Das haben sie nicht gewußt, aber gesehen haben sie, wie der Krüppel plötzlich lossprang und sich drehte. Sie begriffen es erst, als Tyler einen gurgelnden Laut ausstieß und wie ein Klotz zu Boden kippte.

      Dort drüben steht Lemmy Lane, das rechte Auge ist geschwollen, mit dem sieht er nicht mehr viel. Der hat auch nicht damit gerechnet, daß der Krüppel Cliff nicht nur halblahm, sondern in erster Linie ein Thayer ist.

      Sekundenlang hat Cliff an seinen Vater gedacht und an dessen ständiges Gerede von Härte und Kampf, auch wenn man dabei sterben kann. Gewußt hat auch der Cliff Thayer nie, daß er so kämpfen könnte. Doch er hat es getan, und wie er es getan hat. Lemmy fehlen zwei Zähne, die klickern nun in seinem Magen herum.

      »Wirf ihn hinein, Cole.«

      Die Welt dreht sich, denkt Cliff Thayer. Ist verdammt lustig heute, würde Dad gesagt haben.

      Es klatscht um ihn. Das Wasser ist noch kalt, und der Wind ist


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