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Dr. Norden Extra Staffel 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Extra Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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denke nicht daran, etwas zu verkaufen.«

      »Und für wen willst du es aufheben?«

      »Ich habe ja noch einen Sohn.«

      »Aber Hanno scheint keine Neigung zu haben, sich zu verheiraten.«

      »Jedenfalls lasse ich mir nicht vorschreiben, wer standesgemäß sein könnte«, warf Hanno ein.

      »Unsere Privatangelegenheiten gehen auch niemanden etwas an«, sagte Johann verweisend.

      Es blieb niemand über Nacht. Alle schienen froh zu sein, das Haus wieder verlassen zu können.

      »Du hättest dir deine Bemerkung ersparen können, Hanno«, sagte ­Johann von Ahlen, als sie allein waren.

      »Ich bin vierunddreißig Jahre alt, Vater, wenn ich dich daran erinnern darf. Und ich kann meine Meinung sagen, wann und wo ich will. Du wirst kein Glück haben, wenn du mir den Mund verbieten willst. Ich habe bereits meine eigenen Pläne, bevor ich an der Tradition auch noch ersticke.«

      Und dann ging er mit einem kurzen Gutenachtgruß davon. Er wollte an diesem Abend keinen Streit heraufbeschwören, aber er wußte, daß es dazu kommen würde, wenn er sich jetzt nicht zurückzog.

      *

      Cordula Mohl las die Todesanzeige der Baronin am nächsten Tag in der Zeitung.

      Von ihrem Leiden erlöst wurde Henriette Baronin von Ahlen

      hieß es da.

      Im Namen der Familie, Johann Baron von Ahlen.

      Hanno Baron von Ahlen.

      Die Beerdigung fand im engsten Familienkreise statt.

      Cordula schloß die Augen. Gut, daß Nora noch nicht lesen kann, dachte sie, so brauche ich ihr auch keine Erklärung zu geben.

      Sollte sie Trauer fühlen? Nein, das konnte sie nicht. Einmal, ein einziges Mal war sie Henriette von Ahlen begegnet. Es war nach Leons Unfalltod gewesen. Und was hatte sie zu hören bekommen, außer verlegenen Ausreden? »Es tut mir ja so leid, aber ich kann leider nichts für Sie und das Kind tun. Mein Mann ist unerbittlich und unversöhnlich.«

      Da hatte Cordula gesagt: »Ich bedauere es auch sehr, Leon geheiratet zu haben, das dürfen Sie mir glauben, und ich bin deshalb froh, daß ich mein Kind für mich allein haben kann.«

      Ja, sie war stolz, diese Cordula Mohl, die sich ihrer Herkunft wahrhaftig nicht zu schämen brauchte. Es war nur Pech gewesen, daß ihr Vater ein genialer Konstrukteur war… und daß Leon von Ahlen nur eine Leidenschaft gehabt hatte: Schnelle Autos. Für nichts anderes hatte er sich begeistern können. Cordula hatte an ihrem Vater gehangen, ihre Mutter hatte eines Tages erklärt, daß sie mit dem Verrückten nicht mehr leben könne und sich scheiden lassen.

      Ein paar Jahre später hatte dann Cordula auch so einen Verrückten geheiratet. So, wie er mit dem Auto raste, war er wie ein Sturmwind in ihr Leben eingebrochen und ihr Vater war von ihm begeistert gewesen. Sie aber auch, das wollte sie gar nicht leugnen. Und ihr hatte es überhaupt nichts ausgemacht, daß sie von seinem Vater nicht akzeptiert wurde. Leon hatte sich ohnehin nicht gerade freundlich über ihn geäußert und seine Mutter als eine dem Mann hörige, schwache Frau geschildert.

      Das alles war Cordula freilich nicht. Sie war intelligent. Sie studierte Architektur, als sie Leon kennenlernte, und schloß ihr Studium auch während der Ehe ab. Und das war gut so, denn daß es Leon nicht mit dem Geldverdienen hatte, sondern eher mit dem Ausgeben, das hatte sie schon bald gemerkt. Aber das Kind war da. Sie konnte nicht so arbeiten, wie sie wollte. Sie wollte ja Nora auch nicht vernachlässigen, die ein wahrer Sonnenschein war und ihr Leben mit Freude erfüllte… auch wenn sie sich über Leon oft ärgern mußte. Aber ihr Vater hielt nach wie vor große Stücke auf ihn, obgleich

      er es war, der fast den gesamten Lebensunterhalt für sie bestritt, denn was Leon wirklich verdiente, verbrauchte er auf seinen Reisen. Von Zuhause bekam er nichts.

      Hanno hatte Cordula ein paar Mal getroffen, und sie hatte einen guten Eindruck von ihm gewonnen. Jedoch verbot ihr eigener Stolz ihr, einem von Ahlen entgegenzukommen.

      Cordula war in Reminiszenzen versunken, immer noch die Zeitung vor sich, als ihre Tochter in der Tür erschien.

      Ein bildhübsches Kind war die kleine Vierjährige. Wie ein Engel sah sie aus mit ihrem Lockenköpfchen. Ihre großen blauen Augen erinnerten sehr an Leon, wenn sie auch viel wärmer blickten.

      »Mami, was machst du denn nur so lange?« fragte Nora vorwurfsvoll, »wir wollen doch heute zu Opi fahren! Er hat Geburtstag.«

      »Ich habe es nicht vergessen, Schatz, ich bin gleich fertig.«

      »Wir müssen auch noch die Torte abholen und die Blumen«, wurde sie erinnert.

      »Welch ein Glück, daß mein Mädchen so ein gutes Gedächtnis hat«, scherzte Cordula.

      »Gell, ich bin gut. Das sagt Dorle auch, aber sie will nicht mitkommen, sie will lieber mal wieder Frühjahrsputz machen.«

      Cordula seufzte. Dorle war schon in ihrem Elternhaus tätig gewesen, aber sie war lieber bei ihr geblieben, als sich Hans Mohl zurückzog aufs Land. Sie hatte ihm immer gegrollt, daß er Leon soviel Freiheiten gelassen hatte. Und nun sollte sich Hans Mohl ruhig von der brummigen Resi versorgen lassen, das meinte Dorle. Und ihr kam man auch mit gutem Zureden nicht bei.

      »Ich bin ja froh um dich… und daß du hierbleibst, Dorle«, sagte Cordula zu der mütterlichen Frau, »aber allzu nachtragend solltest du auch nicht sein, Paps gegenüber. Er macht sich jetzt genug Gewissensbisse.«

      »Er ist nicht schuld, daß sein Schwiegersohn in den Tod gerast ist, und das hätte er ihm auch nicht antun dürfen, da es der beste Wagen war, den der Chef je gebaut hatte. Aber er grübelt jetzt immer noch nach, ob nicht doch ein Fehler von ihm schuld war.«

      »Er weiß, daß es kein Konstruktionsfehler war, Dorle. Wir wollen darüber auch nicht mehr reden.«

      »Lerne leiden ohne zu klagen«, brummte Dorle.

      »Ich leide nicht.«

      »Eine Gemeinheit ist es, daß man so tut, als würden Sie und Nora gar nichts existieren! Das ist meine Meinung, und dabei bleibe ich.«

      »Ich lasse jedem seine Meinung«, erklärte Cordula ernst. »Und ich brauche niemanden, um dessen Gunst ich buhlen müßte, das liegt mir nicht.«

      »Andere hätten aber eine solche Schwiegertochter mit Kußhand genommen.«

      »Nun, ich habe mein Lehrgeld bezahlt. Schluß damit, Dorle.«

      »Na, vielleicht bringt dem Baron der andere Sohn eine Hochgestochene ins Haus«, fuhr Dorle fort, denn so schnell konnte sie sich nicht beruhigen, wenn die Rede auf die Ahlens kam.

      »Die Baronin ist gestorben, die Todesanzeige steht in der Zeitung«, sagte Cordula ruhig.

      »Frieden sei mit ihr«, murmelte Dorle, denn fromm war sie auch, und eigentlich sollte man ja Toten wirklich nichts nachsagen.

      Nora wurde ungeduldig. »Jetzt fahren wir aber, Mami«, rief sie. »Und denk dran, daß wir noch viel abholen müssen.«

      So fuhren sie also los, Richtung Wörthsee. Cordula konnte gar nicht vergessen, daß sie noch die Geburtstagstorte und die Blumen abholen mußte, denn Nora erinnerte sie dauernd daran. Für den Rest der Fahrt zeigte sich das Kind dann sehr besorgt, ob der Opi auch nicht denken würde, sie würden gar nicht mehr kommen, weil es doch schon so sonnig wäre wie mittags.

      »Wir wollen froh sein, daß die Sonne mal wieder scheint«, sagte Cordula, »wir sind es nicht mehr gewohnt. Wir sind noch nicht spät dran, glaub mir.«

      »Warum hat Dorle gesagt: ›Frieden sei mit ihr‹?« lenkte Nora ab, mal wieder unter Beweis stellend, daß sie ihre Ohren überall hatte, so wie ihre Augen.

      »Es ist jemand gestorben. Du kennst die Dame nicht«, erwiderte

      »Ich finde es auch


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