Dr. Norden Extra Staffel 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
Beweise bringen für Ihre Behauptungen, und dann können wir uns nochmals in aller Ruhe unterhalten«, sagte Hanno kühl. »Ich kann mich wirklich nicht erinnern, wo wir uns mal begegnet sein könnten, Frau Keller. Vielleicht geben Sie mir einen Hinweis.«
»Es war auf der Geburtstagsparty von Janice, die sich wegen Leon das Leben genommen hat. Es wird nun eben alles publik werden. Ich brauche keine Rücksicht mehr auf ihre edle Mutter zu nehmen, Herr Baron Hanno«, sagte sie höhnisch.
Dann rauschte sie hinaus. »Wir sollten sie nicht gehen lassen«, stöhnte Johann. »Sie ist anscheinend zu allem fähig.«
»Was regst du dich auf, Vater? Sie soll doch erst mal Beweise bringen! Wenn sie solche hätte, wäre sie längst aufgekreuzt. Diese Sorte Frauen wartet nicht.«
»Aber sie sagt, daß sie von Henriette unterstützt worden ist.«
»Und woher hätte Mama das Geld haben sollen? Du hast doch jede Mark unter Kontrolle gehabt.«
Sein Vater zuckte zusammen. Nun drückte sich endlich einmal Schuldbewußtsein in seinem Mienenspiel aus.
»Ja, ich weiß auch nicht so recht«, murmelte er. »Meinst du wirklich, sie will nur bluffen?«
»Zumindest dich. Mich kann sie nicht einschüchtern. Was soll es denn? Sechs Jahre soll das Kind alt sein? Da wollen wir doch mal sehen, auf welchen Namen es registriert ist.«
»Er heißt Leon, hat sie jedenfalls gesagt«, erklärte der Baron.
»Hat sie gesagt. Und sie hat auch so getan, als wären wir per Du, aber das stimmt nicht, Vater. Ich habe mich nicht mit solchen Frauen geduzt.«
»Sie war damals noch sehr jung, und es sind insgesamt fast sieben Jahre vergangen, wenn man vom Alter des Kindes ausgeht. Was war damals mit dieser Janice?«
»Ich habe keine Ahnung. Nicht mal der Name sagt mir etwas. Ja, es könnte eine Geburtstagsparty gewesen sein. Robert hat uns mitgenommen, Leon und mich. Aber das Mädchen, das Geburtstag hatte, hieß anders. Nicki, wenn ich mich recht erinnere. Es war ein ziemlich ausgeflipptes Mädchen.«
»Ausgeflippt?« fragte der Baron, dem solche Ausdrücke nicht geläufig waren.
»Völlig unkonventionell, wenn du das besser verstehst. Es war überhaupt eine wilde Gesellschaft. Ich bin nicht lange geblieben.«
»Aber Leon blieb?«
»Er hat sich danach auch nicht gerade begeistert geäußert.«
Eine Weile trat Schweigen ein. Beide überlegten. Dann sagte Hanno nachdenklich: »Nicki könnte ja von Janice abgeleitet sein, aber wegen Leon hat sich bestimmt keine Frau umgebracht. Ich werde den Dingen auf den Grund gehen, Vater.«
»Dafür wäre ich dir sehr dankbar. Und welcher Robert hat euch da eingeführt?«
»Der erlauchte Graf Guttrom, der leider auch das Zeitliche bereits gesegnet hat. Er wurde versehentlich auf der Jagd erschossen, falls du dich erinnerst.«
»Ich erinnere mich, aber es wurde gemunkelt, daß es nicht nur ein Versehen gewesen wäre.«
»Wo kein Kläger ist, ist kein Richter. Und Sonja Keller wird es sich überlegen, ob sie gegen uns klagen wird.«
»Aber wenn es stimmt, müssen wir zahlen, um einen Skandal abzuwenden.«
Hanno sah ihn lange und ernst an. »Auf den Gedanken, etwas für Leons eheliche Tochter zu tun, bist du aber noch nicht gekommen«, sagte er betont. »Erst recht nicht für seine Frau.«
»Der es sehr gut zu gehen scheint, wie diese Keller sagte.«
»Sie arbeitet. Sie ist eine bekannte Architektin, und ihr Vater ist ein vermögender Mann.«
»Du bist anscheinend gut informiert. Kommst du mit diesen Leuten etwa zusammen?«
»Nein, aber nicht, weil ich es nicht wollte. Sie lehnen jeden Kontakt ab. Sie wollen nichts mit den Ahlens zu tun haben.«
»Aber den Namen benutzt sie.«
»Du täuschst dich. Cordula nennt sich nur Mohl. Sie behielt ihren Mädchennamen auch bei der Heirat bei.«
»Aber ihre Tochter ist immerhin ehelich geboren«, sagte Johann dumpf.
»Und sie könnte Ansprüche geltend machen, aber sie tut es nicht. Du brauchst nichts dergleichen zu fürchten. Und wenn du meine Meinung wissen willst, Vater: Leon hat diese Frau nicht verdient. Ich sage das, obwohl er tot ist. Sie hat ihn bestimmt nicht zur Ehe gezwungen und auch nicht geheiratet, weil er ein von Ahlen war.«
Darauf folgte ein langes Schweigen, dann sagte der Baron: »Ich muß alles überdenken. Wie schon gesagt, ich wäre dir sehr dankbar, wenn du diese Frau überprüfen lassen würdest. Ich meine diese Keller. Es wird doch wohl möglich sein, dahinterzukommen, warum sie gerade jetzt in Erscheinung tritt!«
»Sie wird die Todesanzeige gelesen haben und ihr Vorgehen auf Mutters Tod aufbauen. Eine rührselige Geschichte. Mama gibt Geld für das uneheliche Kind. Heimlich natürlich. Aber diese Keller scheint nicht zu wissen, daß die Baronin Ahlen nicht mal Taschengeld von ihrem Mann bekam.«
Diesen Hieb konnte er sich nicht versagen. Dann ließ er seinen Vater allein, und der ging zurück in sein Arbeitszimmer und setzte sich an seinen Schreibtisch. Den Kopf in die Hände gestützt, begann er zu grübeln.
Ganz in sich zusammengesunken saß er da, und weil ihn niemand sah, brauchte er sich auch nicht zu beherrschen. Blanke Verzweiflung drückte sein Gesicht jetzt aus.
*
Nach den schönen Tagen bei ihrem Vater ging Cordula wieder mit frischem Mut an die Arbeit. Da sie ein paar Aufträge hatte, die sie sehr inAnspruch nahmen, war es ihr sogar recht gewesen, daß Nora noch ein paar Tage bei ihrem Opi bleiben wollte. Natürlich war Dorle erst mal beleidigt, aber bald sollte sie froh darüber sein, daß die Kleine nicht da war, denn auch bei ihnen erschien Sonja Keller, und wie sie sich hier aufführte, übertraf ihren Auftritt bei dem Baron noch um einiges.
Cordula war zuerst so perplex, daß sie kurz nach Fassung ringen mußte, als Sonja sie gleich mit der Bemerkung: »Jetzt wird hier auch mal reiner Tisch gemacht«, überfiel.
Sonja hatte es nur schwer verkraftet, im Hause Ahlen nichts erreicht zu haben. Sie hatte sich alles so geschickt ausgedacht! Und nun war in ihr nur noch die blanke Wut auf die Frau, die in einem schönen Haus lebte, geblieben. Eine Frau, die ihr geistig haushoch überlegen war, was Sonja allerdings nicht begriff, denn sie hatte sich ihr eigenes Bild zurechtgelegt von jener Frau, die von Leon von Ahlen tatsächlich geheiratet worden war.
Mochte sich Sonja auch eine hübsche Geschichte ausgedacht haben… ein paar Wochen hatte sie sich wirklich in dem Glauben gewiegt, Leon festhalten zu können.
Cordula hatte sich schnell gefangen. »Wenn Sie mir sagen würden, was hier auf den Tisch soll, wäre ich Ihnen sehr verbunden«, entgegnete sie spöttisch. »Ich habe nämlich nicht viel Zeit.«
Durch diesen Ton sehr irritiert, wurde Sonja nervös und wenn sie nervös wurde, redete sie oft Unsinn, zumindest überlegte sie nicht, was sie sagte.
»Dann werde ich Ihnen mal eröffnen, daß der Baron von Ahlen mich zu Ihnen geschickt hat, damit Sie endlich erfahren, daß es noch einen männlichen Erben gibt, bevor Sie alles mal an sich reißen. Ich habe nämlich einen Sohn von Leon, er ist jetzt sechs Jahre, und ich denke nicht daran, auf meine Rechte und seine zu verzichten.«
Es war auch für Cordula nicht einfach, das zu schlucken, aber sie konnte sich beherrschen.
»Dann machen Sie doch Ihre Rechte geltend«, entgegnete sie knapp. »Sollte ich Ihnen dabei etwa behilflich sein?«
Sonja starrte sie an, als käme sie von einem anderen Stern. »Aber wir könnten uns doch zusammentun«, stotterte sie. »So habe ich es mir jedenfalls gedacht. Wie er so abfällig von Ihnen gesprochen hat, als würden Sie sich Ihr Geld auf dem Strich verdienen…«
Jetzt langte es Cordula. »Ich verbitte mir