Reise durch Nordwestamerika. Alexander MackenzieЧитать онлайн книгу.
hätten, von den Knisteneaux aber vertrieben worden seien. – Wollte man in dieser Gegend eine Niederlassung aufbauen, so müsste es wegen des Holzes und des Fischreichtums in der Nähe dieser Inseln sein.
Gegen elf Uhr wagten wir die Weiterfahrt, obwohl wir dauernd befürchteten, unsere Kanus könnten von Brocken treibenden Eises beschädigt werden. Nach einer Fahrt an fünf Buchten vorüber wurde die Gegend landeinwärts flacher und viel holzreicher als vorher. Waren wir dem Festland näher, so konnten wir öfter verlassene Indianerhütten entdecken. Wir fuhren bis zum Abend.
Am 26. setzten wir unsere Reise durch mehrere Buchten hindurch fort und kamen an einer weit in den See hineinragenden Landspitze vorbei, die wir »Détour« (Krümmung) tauften. Hier und da schwamm noch Eis. – Diese Gegend scheint reich an Elchen und Rentieren zu sein: Überall, wo wir an Land gingen, sahen wir ihre Spuren. Auch gab es eine Menge Schneehühner, die um diese Jahreszeit grau gefärbt sind, und Rotwild.
Nach einer wegen der Moskitos sehr unruhig verbrachten Nacht saßen wir am 27. schon um drei Uhr früh wieder in den Kanus. Das Wetter war zunächst schön und ruhig, später kam Nebel auf. Nachdem wir wieder durch verschiedene kleine Buchten gefahren waren, kamen wir schließlich an den Eingang einer sehr tiefen Bucht, deren Ende nicht auszumachen war. Jetzt gestand uns unser Führer, dass er seit acht Wintern nicht mehr in dieser Gegend gewesen sei und deshalb nicht genau wüsste, welchen Weg wir nehmen sollten. Andererseits glaubte er aber auch sich zu erinnern, dass am Ende dieser Bucht die Mündung des von uns gesuchten Flusses liege. Demzufolge steuerten wir hinein, gerieten aber bald in ein Treibeisfeld. Noch immer konnten wir das Ende der Bucht nicht erkennen, und da der Nebel immer dichter wurde, hatten wir Mühe, vor Einbruch der Dunkelheit noch eine kleine Insel zu erreichen, um zu übernachten.
Früh am nächsten Morgen sahen wir dann, dass in der Bucht keinerlei Strömung ging, also kehrten wir um und setzten unsere Fahrt in südwestlicher Richtung fort. Nach 27 Meilen steuerten wir westwärts wiederum in eine tiefere Bucht hinein, in der Hoffnung, endlich den Eingang des Flusses gefunden zu haben.
Da wir starken Rückenwind hatten, verloren wir unsere Indianer, die hinter uns herkamen, aus dem Blickfeld; wir konnten aber ohne Gefahr für unser Kanu nicht landen, um auf sie zu warten, bis wir schließlich ans Ende der Bucht gelangten und dort in die Binsen getrieben wurden. Auch hier gab es keinen Weg aus dem See hinaus. Nach ungefähr drei Stunden stießen die Indianer dann zu uns und lagerten in einiger Entfernung. Der English Chief war sehr über den Rotmesser-Indianer aufgebracht und drohte ihm sogar mit dem Tod, weil dieser es unternommen hatte, Führer auf einer ihm selbst unbekannten Fahrt zu sein. Doch munterte jener uns auf, indem er überzeugend zu erzählen wusste, dass er von unserem gesuchten Fluss aus durch die Wälder schon einmal zu der Stelle gekommen sei, an der wir gerade lagerten. – Bei dem stürmischen Wetter dieses Tages waren wir genötigt, zum Schöpfen unseren großen Kessel zu gebrauchen, damit unser Kanu nicht ganz voll Wasser lief. –
Das Rentier bedeutete Kleidung und Nahrung für die Bewohner Nordamerikas
Am nächsten Morgen fuhren wir längs der Südwestseite der Bucht zurück und umschifften das Ende ihrer Landspitze. Kurz darauf entdeckten wir endlich den Ausgang aus dem See, einen kleinen Flussarm, der durch eine lange Insel vom Hauptkanal eines größeren Flusses getrennt ist.
Die Strömung führte uns 14 Meilen in südwestlicher Richtung, bis wir um die Spitze der langen Insel herum waren und in den Hauptkanal einfuhren. An dieser Stelle ist er zehn Meilen breit, da er hier noch die Wasser des Sklaven-Sees mit sich führt. Er geht dann westwärts und wird auf einer Strecke von 24 Meilen allmählich schmäler, bis er nicht mehr als eine halbe Meile breit ist. Dabei wird seine Strömung immer stärker. Die Ufer bestehen auf beiden Seiten aus gelbem, mit kleinen Steinen vermischtem Ton und sind bedeckt von einer großen Menge verbrannten Holzes, zwischen dem junge Pappeln hervorwachsen. Ein interessanter Umstand ist, dass dieser Landstrich, der früher mit Pechtannen und Birken bewachsen war, nach deren Einäscherung nichts als Pappeln hervorbringt, obwohl es Bäume dieser Art vorher gar nicht gab.22 –
Ein starker Ostwind trieb uns unter Segel in nordwestlicher Richtung zwischen mehreren kleinen Inseln hindurch. Dann wurde der Strom breiter, und der Wind ließ wieder nach, sodass wir zu den Paddeln greifen mussten. Wir hielten uns an der Nordseite des Flusses, um hier eine Öffnung zu finden, konnten aber in keiner Richtung eine entdecken, sodass wir nicht mehr wussten, wie wir weiter sollten. Auch unser Rotmesser-Indianer war über dieses Gebiet nie hinausgelangt, doch meinte er, dass vom Norden her ein Fluss komme, der in dem genau vor uns liegenden Horn-Gebirge, dem Land der Biber-Indianer, entspringe. An seinen Ufern lägen weite Ebenen, reich an Büffeln und Elchen.
Da wir auf Untiefen stießen, mussten wir links steuern, bis sich der Flussarm zu einem breiten Strom öffnete.23 Wir gingen nun an Land und lagerten bald nach Sonnenuntergang. – Das Horn-Gebirge immer nordöstlich vor uns, waren wir mit unseren Paddeln heute etwa 15 Meilen weit gekommen.
Bei schönem Wetter ging es am 30. in der Frühe weiter, und wir konnten 36 Meilen in südwestlicher Richtung zurücklegen. Unsere Indianer fanden eine weiße Gans, die erst kürzlich mit einem Pfeil erschossen worden sein musste. Schließlich erreichten wir eine Bucht voller kleiner Inseln, die an ihrem Ende den Eingang eines aus Süden kommenden Flusses zu bilden schien. Am Nachmittag drohte schlimmes Wetter, daher landeten wir für die Nacht.
22Die Erklärung ist folgende: Vom Winde verweht, erreichen zuerst die federleichten Pappelsamen das abgebrannte Gebiet. Dort einmal Fuß gefasst, lassen die Pappeln nur langsam andere Arten Wurzeln fassen.
23Die Expedition war jetzt im MacKenzie River angelangt.
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