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Fürstenkrone Box 16 – Adelsroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Fürstenkrone Box 16 – Adelsroman - Viola Maybach


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dass er für Langen nie eine bessere Frau hätte finden können.

      Überall, wohin er gekommen war, hatte man das Lob seiner jungen Frau gesungen. Vom Verwalter bis zum kleinsten Knecht verehrte man sie und brachte ihr Bewunderung entgegen.

      Er wusste nicht, ob er sich darüber freuen oder wütend sein sollte. Schließlich tat man ja, als wäre sie und nicht er der eigentliche Herr auf Langen, und als wäre ihr Wort allein maßgebend …

      »Du, Holger, wie wäre es, wenn du Jane nachfahren würdest? Sie würde sich bestimmt riesig freuen.«

      Gwendolins lebhafte Stimme riss ihn aus seinem Brüten.

      »Aber ich kann doch nicht so einfach mit der Tür ins Haus fallen. Man erwartet mich nicht«, wehrte er schroff ab.

      »Du bist ja dumm. Tante Inez kennst du doch, und mit Onkel Gerald hast du dich prima verstanden. Was glaubst du wohl, wie die sich freuen werden. Und Jane erst, für sie würden diese Tage doch nun erst richtig schön. Lange genug hat sie ja auf dich warten müssen, oder meinst du nicht?«

      Klang nicht ein schwerer Vorwurf in der jungen Stimme? Was wusste die Schwester von seiner Ehe mit Jane? Hatte seine Frau sich etwa bei ihr beklagt?

      Aber aus der unbekümmerten Miene seiner Schwester konnte er nichts lesen, und fragen wollte er nicht, weil es plötzlich wie Scham in ihm war.

      »Wirst du nun fahren, Holger?«, drängte Gwendolin eifrig.

      Obwohl man dem jungen Mädchen nie erzählt hatte, wie diese Ehe zwischen Jane und dem Bruder zustande gekommen war, ahnte sie, dass es nicht so zwischen dem Ehepaar war, wie es hätte sein müssen. Sie hatte von der Liebe des Bruders zu der schönen Phyllis gewusst, und als er sich kurze Zeit später mit Juliane von Dahmen verlobte, da hatte sie sich ihren eigenen Reim darauf gemacht.

      Dass sie nun so darauf drängte, dass der Bruder Jane nachfuhr, hatte seine besonderen Gründe.

      Sie fürchtete, dass Jane auf dem besten Weg war, ihr Herz einem anderen Mann zuzuwenden, was schließlich auch kein Wunder sein würde, nachdem der eigene Mann seit vielen Monaten durch Abwesenheit glänzte und eine so junge Frau sich völlig selbst überließ.

      Bei diesem Gedanken angekommen, hielt die Komtess es für angebracht, ein paar harmlose Bemerkungen einzuflechten, die den Bruder unbedingt hellhörig machen mussten, ohne dass sie mehr sagte.

      Graf Holger horchte auch sofort interessiert auf, als immer wieder der Name des Grafen von Hessen fiel, der allem Anschein nach ein sehr guter Freund des Hauses geworden und auch als weitläufiger Verwandter seiner Frau ihr Begleiter zu der Tante war.

      »Dieser Graf Hessen – seit wann verkehrt er denn bei uns im Hause?«, wollte er wissen.

      »Ooch, ein paar Tage, nachdem du abgereist warst, tauchte er ganz plötzlich hier bei einer Gesellschaft auf. Doktor Bonn hatte ihn mitgebracht. Es stellte sich heraus, dass er und Jane alte Bekannte waren. Seitdem war er fast jeden Tag bei uns. Er ritt mit uns aus und führte uns ins Theater oder in die Oper, wie es gerade kam.«

      »Uns – so warst du immer in ihrer Gesellschaft?« Es klang lauernd und rief eine heimliche Schadenfreude in dem Herzen der Komtess wach.

      Warte nur, mein Lieber. Wollen doch mal sehen, ob wir dich nicht aus deiner Gleichgültigkeit herausholen. Den Mann will ich einmal sehen, der ruhig und gelassen bleibt, wenn er bemerkt, dass ein anderer in seinem Revier wildern will.

      »Hm, ja, immer war ich nicht dabei. Jane ist ein paarmal mit ihm allein ausgefahren, aber das will doch unter guten Freunden nichts besagen«, schürte sie das Feuer.

      Er sprang mit einem heftigen Ruck auf, seine Augen loderten förmlich.

      »Das sind ja nette Sachen, die man da zu hören bekommt«, brauste er auf. »Du scheinst das noch ganz in Ordnung zu finden. Herrgott noch mal, ist euch denn nie der Gedanke gekommen, wie man darüber redet?«

      Unschuldig sah sie zu ihm auf, dann zuckte sie die schmalen Schultern und meinte gelassen:

      »Du lieber Gott, was ist denn schon dabei? Oder glaubst du, man würde weniger darüber geredet haben, dass du deine junge Frau schon nach ein paar Tagen allein gelassen hast und auf Reisen gegangen bist?«

      Sie lachte hämisch.

      »Mein lieber Bruder, da kennst du aber unsere lieben Mitmenschen schlecht. Du kannst dir ja gar nicht vorstellen, wie viele boshafte Fragen, die natürlich durch mitleidige Anteilnahme getarnt waren, Jane über sich ergehen lassen musste. Um ganz ehrlich zu sein, ich habe deine Frau bewundert, wie ruhig und gelassen sie all diese Anspielungen geschickt parierte und keine noch so winzige Schwäche zeigte.«

      Komtess Gwendolin ballte unwillkürlich die Hände.

      Holger hatte seine unruhige Wanderung im Zimmer eingestellt und starrte seine Schwester fassungslos an. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie unüberlegt er seiner Frau gegenüber bisher gehandelt hatte.

      Er hatte nur an sich gedacht, nur an seinen Schmerz, an seine Verzweiflung, und kein einziger Gedanke hatte seiner jungen Frau gegolten, die er dadurch in eine unmögliche Situation brachte.

      »Mein Gott, warum hat sie mir nicht ein einziges Wort davon geschrieben?«, entrang es sich ihm.

      »Du bist gut, Holger. Dazu war Jane viel zu stolz. Die wäre lieber durch eine Hölle gegangen, als deine Hilfe anzurufen.«

      »Aber warum denn, ich war doch der Nächste, an den sie sich wenden konnte, ich bin doch ihr Mann.«

      Mit einem eigenartigen Blick sah sie ihn an. Lässig lehnte sie sich in ihrem Sessel zurück und schlug die Beine übereinander.

      »So, bist du das wirklich, Holger? Bisher hat Jane sehr wenig davon bemerkt.«

      »Hat sie sich beklagt?«

      Gwendolin schnippte mit den Fingern. »Da kennst du aber deine Frau sehr schlecht, mein holder Bruder. Lieber würde sie sich die Zunge abbeißen, als etwas von dem zu verraten, was in ihr vor sich geht.«

      Sie stand schnell auf und trat dicht auf den Bruder zu.

      »Ich weiß nicht, wie es zwischen euch steht, Holger, aber eines weiß ich, Jane ist ein prachtvoller Mensch. Wenn dir auch nur etwas an deiner Ehe gelegen ist, dann lass sie nicht mehr länger allein. Einsamkeit ist Gift für ein sehnendes Herz, und man sucht Erfüllung bei einem anderen Menschen, wenn man glaubt, daran ersticken zu müssen.«

      »Was soll das heißen? Willst du damit sagen, dass Jane …« Er hatte sie bei den Schultern gefasst und schüttelte sie hin und her.

      »He, was soll das, bist du nicht gescheit?«, schrie die Komtess ihn empört an. »Lass mich sofort los!« Sie rieb sich maulend abwechselnd ihre schmerzenden Schultern und sah ihn schräg von unten herauf an.

      »Könnte Jane schon verstehen, wenn sie Vetter Schorsch dir vorziehen würde. Der ist wenigstens Kavalier vom Scheitel bis zur Sohle und nicht so ein Grobian wie du.«

      Peng – die Tür war zu, und Graf Holger stand wie zur Salzsäule erstarrt.

      Das war nun seine Heimkehr, die er sich weiß Gott ganz anders ausgemalt hatte.

      Aber wie hattest du sie dir denn vorgestellt?, fragte er sich verwirrt und fand keine Antwort darauf.

      Eine bissige Stimme höhnte in ihm:

      Hast du geglaubt, sie würde dir entgegenfliegen und jauchzend in deinen Armen liegen? Oder sie würde hold errötend vor dir stehen, und ihre Augen würden strahlen in seligem Glück, weil du heimgekommen bist?

      Hat Gwendolin nicht recht mit dem, was sie dir sagte? Hast du nicht versagt und bist wie ein jämmerlicher Schwächling vor den Folgen deiner eigenen Entscheidung geflohen?

      Es war eine sehr bittere Erkenntnis, zu der Graf Holger sich in diesem Minuten durchrang.

      Als er am nächsten Tag in seinen Wagen stieg, um Jane nachzufahren, da war er fest entschlossen, in seiner Ehe wieder einiges zurechtzurücken.

      *


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