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Fürstenkrone Box 16 – Adelsroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Fürstenkrone Box 16 – Adelsroman - Viola Maybach


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      Mit einer herausfordernden Bewegung, wütend über seine fast unhöfliche Art, sie zu mustern, warf sie den dunklen Kopf zurück und richtete ihre zierliche Gestalt straff auf.

      Sie löste ihre Hände aus den sie umklammernden Kinderhänden.

      »Lauft schon in den Park, Kinder, ich komme gleich nach.«

      Ille warf einen schnellen Blick zu dem Vater hin, dann sagte sie unmutig:

      »Warum kommst du nicht gleich mit uns, Tante Phyllis? Wenn du nicht dabei bist, macht es doch keinen Spass.«

      Unschlüssig sah das Mädchen von dem Kind zu dem Mann hin. Eine stumme Frage lag in ihren blauen Augen, die ohne Scheu und Furcht zu ihm aufblickten. Etwas, was dem finsteren Mann bisher noch nicht widerfahren war.

      »Ich nehme an, dass Sie mich sprechen wollten, Herr Baron?«, brach die ruhige Mädchenstimme das Schweigen.

      Er warf einen Blick auf die Kinder, die ungeduldig von einem Bein auf das andere traten und nicht gewillt zu sein schienen, ohne Phyllis zu gehen.

      »Ich vermisse Ihren täglichen Rapport, Fräulein Uhlig.«

      Ihre blauen Augen weiteten sich verblüfft.

      »Rapport, Herr Baron – wie soll ich das verstehen?«

      »Miss Mabel gab mir jeden Abend Bericht über alles, was sich im Laufe des Tages zugetragen hatte, und nahm für den nächsten Tag den Tagesplan von mir entgegen. Sie sind nun schon fast acht Tage hier und haben mir noch nicht einen einzigen Bericht oder eine einzige Beschwerde eingereicht.«

      Ihre Miene zeigte fassungsloses Staunen. Nun schüttelte sie leicht benommen den Kopf.

      »Verzeihen Sie, Herr Baron. Ich hatte keine Ahnung, dass hier militärischer Drill herrscht. Ich habe angenommen, dass Ihre Kinder zu fröhlichen jungen Menschen heranwachsen sollen, ohne von der dauernden Furcht beherrscht zu sein, dass jedes laute Lachen, jede unüberlegte Antwort oder Handlung eine Lawine von Beschwerden und Strafen nach sich ziehen wird«, entfuhr es ihr erregt.

      Nun war es an ihm, überrascht zu sein. Es war ein sehr eigenartiger Blick, der ihr glühendes Gesicht streifte. Ohne weiter darauf einzugehen, fragte er dann kühl:

      »Was soll dieser Aufzug?« Er deutete auf die Kinder, die es nun doch für ratsamer gehalten hatte, sich schon etwas zu entfernen.

      »Wir halten unsere Turnstunde im Freien ab. Es macht den Kindern mehr Spaß und ist gesünder.«

      »Spaß – Sie wollen mir doch nicht einreden, dass sie Freude am Turnen haben?«, spottete er und erinnerte sich an die vielen Klagen von Miss Mabel, weil die Kinder unlustig und nur murrend die Turnstunde hinter sich brachten.

      »Warum sollte es ihnen keine Freude machen, Herr Baron?«, kam es ruhig und überlegen zurück. »Jede Arbeit macht einem Kind Freude, wenn man versteht, seinen Ehrgeiz oder seine Spiellust anzuregen. Solange sie keinen Zwang fühlen, werden sie willig sein.«

      »Hoffentlich erleben Sie keinen Reinfall, Fräulein Uhlig. Ein Kind kann sehr boshaft sein und seine Vorteile bis zur Grenze des Erlaubten ausnutzen. Aber für diesen Fall stehe ich Ihnen zur Verfügung.«

      Sie hörte aus seiner dunklen Stimme sehr wohl den leichten Spott heraus. Ihre blauen Augen, die sonst meist sanft waren, blitzten unterdrückt auf.

      »Ich werde Ihre Hilfe nicht benötigen, Herr Baron. Ich habe bereits Freundschaft mit den Kindern geschlossen, und es wäre unfair und ein grober Vertrauensbruch, würde ich bei etwaigen Schwierigkeiten zu Ihnen laufen und die Anklägerin spielen. Es würde das Vertrauen der Kinder mit einem einzigen Schlag vernichten.«

      »Sie trauen sich sehr viel zu, Fräulein Uhlig.« Ungewollt klang etwas wie Anerkennung durch die raue Stimme.

      Sie schüttelte den Kopf:

      »Nein, Herr Baron. Ich habe Ihre Kinder von Herzen gern. Ich bin glücklich, dass sie Vertrauen und Zuneigung zu mir gefunden haben. Ich möchte es niemals aufs Spiel setzen.«

      Sie wandte sich langsam ab.

      »Darf ich mich jetzt entfernen, Herr Baron? Die Kinder versäumen sonst ihre Stunde.«

      Er war völlig überrumpelt und nickte nur. Das war ihm noch nie widerfahren, dass er sich einem jungen Mädchen gegenüber wie ein dummer Junge fühlte.

      Er war leicht verärgert, als er sich zum Gehen wandte.

      Unterdessen aber tummelte sich Phyllis mit den Kindern auf dem Rasen. Sie hatte auf den ersten Blick erkannt, woran es den beiden Kindern fehlte, die mit abweisenden Gesichtern und feindseligen Blicken ihr entgegengesehen hatten, als sie zu ihnen in ihr Zimmer trat.

      *

      Diese Kinder hatten wenig Liebe kennengelernt. Sie waren trotz ihres großen Reichtums ärmer als das ärmste Bettlerkind, das die Liebe einer zärtlichen Mutter besaß.

      In den ersten Tagen hatte sie manchmal verzagen wollen, denn es war sehr schwer, die eisige Ablehnung, die ihr wie eine Mauer entgegenstand, zu überwinden.

      Aber dann kam ihr ein Zufall zu Hilfe.

      Ille, die kleine Baroness, hatte eine Katze, an die sie ihr Kinderherz stürmisch gehängt hatte. Bisher hatte sie diese Katze nie mit ins Zimmer bringen dürfen, da Miss Mabel es nicht wünschte und sie keine Tiere leiden mochte. Außerdem fand sie es unhygienisch und schädlich, wenn Ille die Katze auf den Arm nahm und koste.

      Heimlich musste das Kind sich zu seinem kleinen Liebling stehlen und noch mit empfindlichen Strafen rechnen, wenn Miss Mabel sie ertappte.

      In den Wochen aber, wo Miss Mabel im Krankenhaus lag, hatte Mieze es sich zur Gewohnheit gemacht, mauzend im Kinderzimmer zu erscheinen und seiner kleinen Freundin auf den Schoß zu springen.

      Als sie an diesem Tag auch wieder im Zimmer erschien, als das neue Fräulein Französisch mit ihnen durchnahm, wurde das Kind bleich bis in die Lippen, und in den großen Kinderaugen stand eine trotzige Angst, als sie wie schützend die Ärmchen um den kleinen Liebling legte.

      Phyllis hatte mitten im Sprechen aufgehört.

      Schnell trat sie auf das Kind zu und streckte ihre Hand nach dem schneeweißen Kätzchen aus.

      »Ist die süß«, sagte sie ehrlich erfreut und streichelte das weiche seidige Fell des schnurrenden Tierchens.

      Fassungsloses Erstaunen lag in den Kinderaugen.

      »Sie – Sie mögen Katzen, Fräulein?«, fragte die Kleine ungläubig.

      Phyllis lächelte und nahm das weiße Wollknäuel auf ihren Arm. Zärtlich streichelte sie das kleine Köpfchen und lachte, als das Tierchen seinen Kopf an ihrem Hals rieb.

      »Aber ja, warum soll ich sie denn nicht leiden mögen? Ich hatte zu Hause auch eine Katze. Aber sie war pechschwarz und wurde von allen Satan gerufen. Wir hatten einen großen Hof und einen Garten, da konnte sie herumtollen. Freilich, als sie größer geworden war, da haben wir sie in gute Hände gegeben.«

      »Und Sie sind niemals krank geworden?« Ille konnte nicht begreifen.

      Verwundert sah Phyllis sie an.

      »Krank – aber warum sollte ich denn krank werden?«

      Bert war eifrig auf sie zugetreten und sah sie mit den grüngrauen Augen seines Vaters erwartungsvoll an.

      »Miss Mabel hat immer ein großes Geschrei angestellt und ist gleich zum Vater gelaufen, wenn Ille die Mieze einmal auf den Arm genommen hat. Sie hat gesagt, man würde schwer krank werden, wenn man viel mit Tieren zusammen ist. Natürlich tat Vater ihr den Willen und verbot Ille den Umgang mit Mieze. Noch nicht einmal in ihr eigenes Zimmer durfte sie das Kätzchen mitnehmen.«

      »Hm, freilich, wenn dein Vater es verboten hat, Ille, dann wirst du wohl oder übel gehorchen müssen«, meinte Phyllis. Als sie aber die schmerzliche Enttäuschung in den Kinderaugen erkannte, fuhr sie schnell fort:

      »Aber ich


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