Perry Rhodan 152: Die Raum-Zeit-Ingenieure (Silberband). Detlev G. WinterЧитать онлайн книгу.
sagte der Hathor. »Wir müssen zurück zu den anderen.«
Die rund 5000 Exterminatoren hatten sich am Rand des Vagendaplateaus zur Verteidigung eingerichtet, so gut es die Umstände eben zuließen.
Das rostrote Material des Plateaus war nicht nur undefinierbar, sondern schlicht unzerstörbar. Ich nahm an, dass es aus einer besonderen Art von Formenergie bestand, die äußerst aktiv war und Schäden bereits im Ansatz ausglich. Mit dem Ausheben von Gräben und anderen Deckungsmöglichkeiten war es also nichts.
»So hat es keinen Sinn«, sagte ich über den auf Kurzdistanz geschalteten Helmfunk zu Tengri und Jen. »So werden wir einen nach dem anderen verlieren.« Ich deutete auf die goldfarbene »Lichtglocke« die noch ein beachtliches Stück entfernt über dem Plateau hing. »Wenn es möglich ist, müssen wir dort hindurch.«
»Es sollte möglich sein«, bestätigte der Hathor. »Der Haluter sagte schon, dass die Glocke aus freier Vitalenergie besteht, die für den Tiefeneinfluss und das Grauleben undurchdringlich ist. Allerdings muss ich davon abraten, sie zu durchstoßen. Das Netzwerk meiner Kombination misst n-dimensionale Eruptionen an. Das Risiko wäre zu groß ...«
»Wenn wir mit dem Rücken an der Wand kämpfen müssen, werden wir alle untergehen«, fiel Jen dem Hathor ins Wort.
»Lordrichter Krart will uns nicht vernichten, sondern uns zum Grauleben bekehren«, wandte ich ein. »Seine Truppen werden nur dann kämpfen, wenn wir uns zur Wehr setzen.«
»Und? Sollen wir uns ergeben?«, protestierte Jen.
»Keinesfalls«, entgegnete ich. »Aber wir haben dennoch kein Recht, die Exterminatoren zu opfern.«
»Das werden wir auch nicht.« Lethos-Terakdschan hob abwehrend die Hände. »Ich bekomme immer noch verbesserte Auswertungen des Netzwerks. Die n-dimensionalen Eruptionen werden in kurzer Zeit zur Instabilität der Glocke und damit zu ihrer Auflösung führen.«
»Na also!«, entfuhr es Jen unbedacht. Er biss sich auf die Unterlippe, als er alle Konsequenzen der Entwicklung erkannte, die er eben fast überschwänglich begrüßt hatte.
Das Vagenda wird dem Zugriff der Grauen Armeen wehrlos ausgeliefert sein, wenn die Glocke erlischt!, raunte mein Logiksektor. Zu der Erkenntnis war ich allerdings gleichzeitig gekommen.
»Wieso konnte es überhaupt zu den n-dimensionalen Eruptionen kommen?«, rief ich. »Das Vagenda muss das vorausgesehen haben, sonst hätte es keinen Hilferuf gesendet. Aber ohne die schützende Glocke aus Vitalenergie taugt unsere Hilfe nicht mehr als der bewusste Tropfen auf den heißen Stein.«
»Mit der Glocke wäre unsere Hilfe unmöglich«, belehrte mich der Hathor. »Wir müssen versuchen, auf dem Vagendaplateau Mittel und Wege für die Verteidigung zu finden.«
»Da!«, rief Jen. »Der Nebel reißt auf!«
Ich blickte nach vorn. Der goldfarbene Dunst verflüchtigte sich schnell. Wo er eben noch scheinbar undurchdringbar lastete, schälten sich in der Nähe des Plateaurands vielfältige Strukturen heraus. Gebäudekomplexe mit einer architektonischen Fülle wie in Starsen wurden sichtbar, dazwischen weitläufige Plätze, festungsartige Bauwerke und ausgedehnte Grünflächen. Hier und da ragten auf quaderförmigen Sockeln graublaue Türme mit den für Transmitterdome charakteristischen schüsselförmigen Aufsätzen in den Himmel. Jedoch waren sie wesentlich kleiner als die Transmitterdome des Tiefenlands.
»Dort werden sich unsere Exterminatoren wenigstens verschanzen können«, stellte ich fest.
»Dann sollten sie schnell damit anfangen.« Jen Salik deutete über die Schulter zurück.
Ich folgte seinem Wink mit den Augen und hielt schier den Atem an, als ich die graue Flut sah, die gegen den Fuß des Vagendaplateaus brandete und an der Klippenwand hinaufschäumte: Tausende und Abertausende unterschiedlichster schwebender Kriegsmaschinen, dazu Millionen schwer bewaffneter Kämpfer aus einer Vielzahl von Völkern.
Gegen diese Flut stemmt sich auch eine Elitetruppe wie die Exterminatoren vergeblich!, warnte der Extrasinn.
Es war so, kein Zweifel. Wir würden zurückweichen müssen, aber wenigstens kämpfend, damit die Grauen Heere nicht so schnell vorankamen.
Was nutzt der winzige Zeitgewinn?, fragte mein Logiksektor. Ihr gewinnt nur eine Galgenfrist. Die Kosmokraten haben euch mit völlig unzureichenden Mitteln in einen Kampf geschickt, der schon deshalb von vornherein aussichtslos war. Auf Terra nannte man ein solches Verhalten früher verbrecherisch.
Ich lachte bitter. Wir dürfen trotzdem nicht kapitulieren! Jedenfalls so lange nicht, wie es auf dem Vagenda noch Raum gibt, in den wir zurückweichen können.
Ich schaltete den Helmfunk auf größere Reichweite. »Atlan an die Exterminatoren und unsere anderen Gefährten!«, rief ich. »Das Grauleben greift massiert an. Zieht euch in das Terrain zurück, das durch die Auflösung des goldenen Nebels frei geworden ist! Lethos-Terakdschan, Jen Salik und ich folgen euch. Wir werden eine hinhaltende Verteidigung aufbauen.«
»In Ordnung«, hörte ich gleich darauf die Stimme Sokrats. »Ich brenne darauf, an deiner Seite zu kämpfen und die Sturmtruppen der Grauen Lords zu vernichten, mein Ritter!«
Mit meinem Orbiter ging wieder das halutische Temperament durch. Aber auch er würde kein Wunder vollbringen können angesichts der überwältigenden Übermacht.
»Er wird anscheinend nicht gefragt, ob Er mit den vorgeschlagenen Vorkehrungen einverstanden ist«, ertönte die hochmütig-nörgelnde Stimme eines der beiden Jaschemen.
»Allerdings nicht«, gab ich kompromisslos zurück, damit die Technotoren sich nicht erst der Illusion hingaben, sie hätten ein Mitbestimmungsrecht. »Außerdem irrst du dich, wenn du meine Befehle mit Vorschlägen verwechselst. Atlan, Ende!«
Wir waren in breiter Front in den Streifen aus Grünflächen, Gebäudekomplexen und kleinen Festungen eingedrungen, der bereits vom goldenen Nebel der Vitalenergieglocke freigegeben war und etwa 20 bis 50 Kilometer breit sein mochte.
Auf Anraten des Tabernakels von Holt hatten wir dabei Ausschau gehalten nach den Lla Ssann, den sogenannten Tiefenschwimmern, die Hüter des Vagendas sein sollten. Das Tabernakel beschrieb sie als wurmförmige, um die drei Meter lange und fünfzig Zentimeter durchmessende Lebewesen, die in der Körpermitte ein faustgroßes, unter der Haut pulsierendes, golden schimmerndes Organ besitzen sollten – und außerhalb der Vitalströme telekinetische Kräfte zur Fortbewegung benutzten.
Mehr hatte das Tabernakel uns nicht über diese Lebensform verraten – und es schien auch nicht nötig zu sein, denn allem Anschein nach waren sie ausgestorben. Wir entdeckten nicht ein einziges dieser Wesen. Die Grünflächen waren verwahrlost, die Landeplätze leer bis auf etliche Schrotthalden, und die Gebäudekomplexe erwiesen sich als Geisterstädte, durch deren leere Fensterhöhlen der Wind heulte und deren Straßen sich in karg bewachsene Dünenlandschaften verwandelt hatten.
Lediglich einige der festungsähnlichen Bauwerke waren nicht völlig leer geräumt. Die Exterminatoren entdeckten dort Kriegsmaterial wie Projektorstäbe, Sprengdrähte, Elektronetze sowie ein Sammelsurium handlicher Waffen mit Munition und unterschiedlichste Minen. Diese Funde weckten in mir Erinnerungen an erbitterte Stellungskämpfe während des Methankriegs zwischen Arkoniden und Maahks. Wir hatten auf zahlreichen Planeten gegen erdrückende Übermachten kämpfen müssen und versucht, dieses Handikap durch taktisch überlegenen Einsatz selbsttätiger Defensivwaffen auszugleichen. Aufgrund dieser Erinnerungen wies ich die Terminatoren an, den gut zehn Kilometer breiten Streifen, den wir bereits durchquert hatten, mit allen Schikanen wie Belastungs- und Akustikminen, Springminen und fernzündbaren Sprengsätzen zu spicken. Außerdem ließ ich die Straßen mit in den Sanddünen vergrabenen Elektronetzen und die Gebäude mit Sprengdrähten präparieren. Die Projektorstäbe wurden so eingestellt und postiert, dass sie die Ortungs- und Zielpositroniken anrückender Kampfmaschinen verwirrten.
Wir waren keineswegs schon mit allem fertig, da quollen die Angriffsspitzen der Grauen Heere bereits auf den oberen Rand des Vagendaplateaus. Zielstrebig näherten sie sich der verlassenen Zone. Ich war froh