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Perry Rhodan 3101: Die Letzten der Lemurer. Robert CorvusЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan 3101: Die Letzten der Lemurer - Robert Corvus


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sondierte einige Daten auf dem Tischdisplay vor ihrem Platz. »Mit den Tevver-II-Triebwerken sollten wir heute Abend dort sein. Zwei Linearetappen. Besser drei, um zwischendurch ein bisschen zu lauschen.«

      Rhodan nickte und stand auf. »Gib den Navigatoren etwas zu tun.« Er sah Oona Zocalo an. »Bis zu unserer Ankunft hast du die BJO BREISKOLL doch einsatzbereit?«

      Die Kommandantin des OXTORNE-Schlachtkreuzers grinste. »Wenn es nach uns geht, kann es sofort losgehen. Also dann!«

      6.

      Kuchen

      Axelle Tschubai übte Tonleitern. Das lockerte nicht nur die Stimmbänder, sondern auch geistige Verkrampfungen.

      Diesmal blieb die erhoffte Wirkung aus. Das Gespräch mit Gucky ging ihr nicht aus dem Kopf. Vor dem Zubettgehen hatte sie die sechsmal geschriebene und zwischenzeitlich fünfmal gelöschte Nachricht an Perry Rhodan abgeschickt. Inzwischen war sie der Überzeugung, am Ende die dümmsten aller Formulierungen mit den schwächten aller Argumente kombiniert zu haben.

      Axelles Decken waren vom Hin- und Herwälzen zerwühlt, und sie stand vor ihrer Musikkonsole. Das Gerät projizierte eine Tonleiter nach der anderen und bewertete ihre Leistung nach jeder Übung auf der Skala von Grün bis Rot, in der Regel erreichte sie ein sattes Orange. Über ein Eidottergelb war sie noch nicht hinausgekommen, was ihre Laune nicht gerade besserte.

      Trotzig übte sie weiter, schielte dabei aber immer wieder zum Kommunikationspaneel, das sich zwischen zwei Gitarren an der Wand befand. Die dunkle Anzeige strahlte jenen Gleichmut aus, der Axelle fehlte. Natürlich hatte Perry Rhodan Wichtigeres zu tun, als jede Nachricht zu lesen, die irgendjemand ihm schrieb! Wenn überhaupt, würde er sie überfliegen, wenn sich einmal längere Zeit nichts ereignete. Auf dem Rückflug zur Milchstraße zum Beispiel. Wenn alles vorbei wäre. Hätte sie ihm doch ein Holomemo schicken sollen?

      Axelle merkte, dass sie die Tonleiter mit zu viel Nachdruck sang. Sie ärgerte sich über sich selbst. Gucky hatte recht, sie sollte dort sein, wohin die Informationen flossen und wo die Entscheidungen fielen. Das war in der Nähe des Missionsleiters. Als Missionschronistin gehörte sie an seine Seite. Das war doch offensichtlich! Sie hätte das schon auf dem Herflug klären sollen, als Zeit für solche Fragen gewesen war.

      Noch besser: Sie hätte vor ihrer Kandidatur für dieses Amt mit Rhodan sprechen sollen, um zu erfahren, ob er sich Axelle in dieser Position überhaupt vorstellen konnte. Stattdessen belästigte sie ihn mit einem naiv formulierten Bittschreiben, während die RAS TSCHUBAI im Ortungsschatten des roten Riesensterns, den sie Red Eye getauft hatten, ihre sensorischen Fühler ausstreckte. Jeden Moment konnten sie den Chaoporter finden, und dann wäre die Hölle los!

      Na ja, zumindest in der Zentrale wäre die Hölle los. Oder auf den Schlachtkreuzern. Bei den Raumlandetruppen. An den Geschützkontrollen. Oder, wenn es besser lief, in Besprechungsräumen, wo die Diplomaten nach Verständigungsmöglichkeiten suchten.

      Aber nicht in Axelles Kabine. Hier wurden nur Tonleitern geübt.

      Sie hatte das hohe C noch nicht erreicht, als die beliebteste Sequenz aus der Operette Der fröhliche Blue durch ihr Wohnzimmer hallte.

      Axelle hielt inne und sah zur Tür.

      Noch einmal meldete die Tonfolge, dass ein Besucher Einlass begehrte. Wer konnte das sein?

      »Moment!« Sie zog ihren Schlafrock zurecht und verknotete den Bauchschal. »Positronik – schließ die Tür zum Schlafzimmer!«

      Mit einem schnellen Rundumblick versicherte sie sich, dass ihre Wohnung keinen allzu unordentlichen Eindruck machte. Der neue Reinigungsroboter war eine gute Investition. Nur die Zitterchrysantheme ließ noch immer schlaff die Blätter hängen. Es wurde Zeit, der Pflanze die letzte Ruhe zu gönnen.

      »Positronik – öffnen!«

      Axelle wusste nicht, wen sie zu dieser späten Uhrzeit erwartet hatte. Vielleicht eine Freundin, die mit ihr die Enttäuschung über ein misslungenes Date teilen wollte.

      Stattdessen watschelte Gucky herein, den blitzenden Nagezahn in einer Mimik entblößt, die trotz der fremdartigen Züge des mausartigen Kopfs nichts anderes sein konnte als ein breites Grinsen. Der platte Schwanz berührte bei seinen wippenden Bewegungen beinahe den Boden.

      Und hinter ihm kam Perry Rhodan.

      Axelles Herzschlag setzte aus, aber Rhodans warmes Lächeln dämpfte den Schreck.

      »Wieso sagt denn schon wieder keiner was?« Gucky stemmte die bepelzten Fäuste in die Hüfte. »Geht es bei dir immer so feierlich zu? – Rhetorische Frage, du brauchst nicht zu antworten. Was viel wichtiger ist: Hast du Kuchen da?«

      Axelle blinzelte verwirrt. Stand sie wirklich im Schlafrock mit zwei Unsterblichen in ihrer Kabine? Mit Perry Rhodan, dem frisch ernannten Kommissar der Lemurischen Allianz, der eine Mission befehligte, von der nicht weniger abhängen mochte als die Zukunft der gesamten Milchstraße, wenn nicht sogar der Lokalen Gruppe? Und mit Gucky, dem Dreifachmutanten?

      Der Mausbiber sah zum annähernd doppelt so großen Rhodan hoch. »Ich schwöre: Als ich sie das letzte Mal getroffen habe, konnte sie noch sprechen.«

      »Ich denke, unser Besuch kommt unerwartet«, sagte Rhodan milde.

      »Allerdings«, stimmte Axelle zu. »Ich meine: Wollt ihr euch vielleicht setzen?« Sie zeigte auf die Sitzgruppe, die einen runden Tisch aus grünem Transplast umrahmte. »Und von dem Karottenkuchen habe ich tatsächlich noch etwas.«

      »Ha!« Gucky stolzierte in einer Art Paradeschritt zu einem Sessel. »Habe ich es doch geahnt, dass wir Glück haben! Das Rezept allein garantiert noch nicht den Genuss – es kommt auch darauf an, wer backt. Ich bin sehr gespannt, ob deine Kreation bei dir anders schmeckt als bei mir.« Er hüpfte auf den Sitz.

      »Ja ... dann ...« Axelle war froh um den Vorwand, sich abwenden zu können. Sicher wurde ihr Gesicht wieder dunkel, das passierte schnell, wenn sie verlegen war.

      Teller ... Gabeln ... die Platte mit dem angeschnittenen Kuchen ... es beruhigte sie, die Sachen zusammenzusuchen und vor ihren beiden Gästen auf den Tisch zu stellen. »Etwas zu trinken?«

      »Hast du Möhrensaft?«, fragte Gucky hoffnungsfroh.

      »Ich fürchte, da muss ich passen.«

      »Wasser tut es auch«, befand Rhodan.

      Dieser Mann hatte eine unglaubliche Ausstrahlung. Das lag weder an den grauen Augen noch am blonden Haar oder der Narbe auf der Nase. Sicher, er war stattlich gebaut. Aber das erklärte nicht dieses Flair von überlegter Selbstsicherheit, das ihn umgab.

      Axelle brachte die mit sprudelndem Wasser gefüllten Gläser.

      »Gucky war nicht ruhig zu bekommen, er hat ständig von deinem Kuchen geschwärmt.« Rhodan spießte ein Stückchen auf seine Gabel. »Du backst selbst? Oder programmierst du das Rezept für den Küchenautomaten?«

      »Das meiste mache ich selbst«, antwortete Axelle. »Ich spüre die Zutaten gerne mit den Fingern. Außerdem fasziniert es mich, wie aus so etwas Unscheinbarem wie Mehl und Zucker am Ende etwas Essbares wird.«

      »Köstlich!«, befand Gucky.

      Krümel rieselten auf den leicht gewölbten Bauch des Mausbibers.

      »Guck nicht so!« Wie von Geisterhand geführt teilte das Kuchenmesser ein weiteres Stück ab, das daraufhin zu Guckys Teller schwebte. »Das ist mein normaler Körperbau. Alle Ilts sehen so aus.«

      Axelle unterdrückte die Bemerkung, dass es ja auch nur noch einen einzigen Ilt gab. Damit, dass der Mausbiber der Letzte seiner Art war, wollte sie keine Scherze treiben.

      »Selten habe ich so etwas Süßes gekostet«, urteilte Rhodan. Für ihn bliebe es wohl auch beim Kosten, er legte die Gabel ab. »Du kannst dir denken, dass wir nicht nur wegen eines Mitternacht-Snacks hier sind.«

      »Aber auch deswegen!«, stellte Gucky schmatzend klar.

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