Эротические рассказы

Dublin. James JoyceЧитать онлайн книгу.

Dublin - James Joyce


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von wirklichem Respekt gegen fremde Vollkommenheiten; aber diese Subtilität seines Gastgebers war wahrscheinlich bei dem, Ungarn, der sich sehr nach seinem Dinner sehnte, gar nicht angebracht. Das Essen war ausgezeichnet, erlesen. Ségouin hatte, wie Jimmy konstatierte, einen ganz raffinierten Geschmack. Die Gesellschaft wurde durch einen jungen Engländer mit Namen Routh vergrößert, den Jimmy bei Ségouin in Cambridge kennengelernt hatte. Die jungen Herren aßen in einem gemütlichen Zimmer, das elektrische Kerzenlampen erleuchteten. Sie sprachen lebhaft und mit wenig Reserve. Jimmy, dessen Phantasie sich entzündete, sah schon, wie die lebhafte Jugend der Franzosen die starren Formen des Engländers mit einer eleganten Arabeske verzierte. Ein anmutiges Bild, das er schuf, dachte er, und ein richtiges dazu. Er bewunderte die Geschicklichkeit, mit der ihr Gastgeber die Unterhaltung führte. Die fünf jungen Männer hatten verschiedenen Geschmack, und ihre Zungen waren gelöst. Villona begann mit ungeheurem Respekt dem leicht überraschten Engländer die Schönheit des englischen Madrigals zu eröffnen, wobei er den Verlust alter Instrumente beklagte. Rivière unternahm es nicht grade geschickt, Jimmy den Triumph der französischen Mechaniker zu erklären. Die tönende Stimme des Ungarn wollte eben die unechte Technik der romantischen Maler lächerlich machen, als Ségouin seine Gäste auf die Weide der Politik führte. Das war ein Gebiet, auf dem sie alle zu Hause waren. Jimmy fühlte, wie in ihm unter dem edlen Einfluß des Getränks der begrabene Eifer seines Vaters zu neuem Leben erwachte: er brachte schließlich sogar Leben in den apathischen Routh. Im Zimmer wurde es immer schwüler, und jeden Augenblick wurde Ségouins Aufgabe schwerer: es bestand sogar die Gefahr einer Balgerei. Der flinke Gastgeber hob bei einer günstigen Gelegenheit sein Glas zu Ehren der Menschheit, und als der Toast getrunken war, öffnete er ostentativ ein Fenster.

      An diesem Abend sah die Stadt aus wie eine Hauptstadt. In einer schwachen Wolke duftenden Rauches bummelten die fünf Leute an Stephen’s Green entlang. Sie schwatzten laut und heiter, und ihre Mäntel baumelten von den Schultern. Die Leute machten ihnen Platz. An der Ecke der Grafton Street half ein kurzer, dicker Mann zwei hübschen Damen in einen Wagen, in dem schon ein anderer dicker saß. Der Wagen fuhr ab, und der kurze dicke Mann besah sich die Gesellschaft.

      »André!«

      »Sieh da! Farley!«

      Ein Wortstrom folgte. Farley war Amerikaner. Keiner wußte eigentlich, um was sich das Gespräch drehte. Villona und Rivière waren die Lautesten, aber aufgeregt waren sie alle. Sie stiegen in einen Wagen, quetschten sich mit vielem Gelächter zusammen. Sie fuhren an der Menge, die jetzt in weichen Farben verschwamm, vorbei, und lustige Glocken erklangen. In Westland Row nahmen sie den Zug und verließen einige Sekunden später, wie es Jimmy schien, die Kingstown Station. Der Billetteinsammler grüßte Jimmy; es war ein alter Mann.

      »Schöner Abend, Herr!«

      Es war ein heiterer Sommerabend; der Hafen lag wie ein dunkler Spiegel zu ihren Füßen. Sie gingen auf ihn zu, einer am Arm des andern, sangen im Chor Cadet Roussel, und stampften jedesmal bei Ho! Ho! Hohé vraiment mit den Füßen auf.

      Am Landungssteg stiegen sie in ein Ruderboot und fuhren nach der Jacht des Amerikaners. Dort wollte man essen, musizieren, Karten spielen. Villona sagte mit Überzeugung:

      »Es ist herrlich!«

      In der Kabine stand ein Klavier. Villona spielte für Farley und Rivière einen Walzer, Farley tanzte als Herr und Rivière als Dame. Dann improvisierten sie eine Quadrille, wobei die Herren originelle Figuren erfanden. Was für ein Spaß! Jimmy war mit Leib und Seele dabei; das war doch wenigstens greifbares Leben. Dann konnte Farley nicht mehr und schrie: halt! Ein Mann brachte ein leichtes Abendessen herein, und der Form halber setzten sich die jungen Herren zu Tisch. Aber sie tranken: es war Bohème. Sie tranken auf Irland, England, Frankreich, Ungarn, die Vereinigten Staaten von Amerika. Jimmy hielt eine Rede, eine lange Rede, Villona sagte jedesmal, wenn eine Pause kam, Hört! Hört! Als er sich setzte, wurde tüchtig geklatscht. Es mußte eine gute Rede gewesen sein. Farley schlug ihm auf den Rücken und lachte laut. Was für lustige Brüder! Waren doch lustige Gesellen!

      Karten! Karten! Der Tisch wurde abgeräumt. Villona kehrte ruhig an sein Klavier zurück und phantasierte ihnen was vor. Die andern spielten Spiel nach Spiel, stürzten sich kühn in das. Abenteuer. Sie tranken auf das Wohl der Herz- und der Karodame. Jimmy empfand dunkel das Fehlen von Zuhörern, der Witz blitzte nur so. Es wurde hoch gespielt, und schon wurde Papier genommen. Jimmy wußte nicht genau, wer gewann, aber er wußte, daß er verlor. Doch das war seine eigene Schuld; häufig irrte er sich in den Karten, und die andern mußten für ihn den Betrag der Schuldscheine ausrechnen. Es waren ganz verteufelte Kerle, aber er wünschte doch, sie möchten aufhören: es wurde spät. Einer brachte auf die Jacht The Belle of Newport einen Toast aus, und dann schlug einer ein letztes, großes Spiel vor. Das Piano schwieg, Villona war sicher auf Deck gegangen. Es war ein furchtbares Spiel. Kurz vor Schluß desselben tranken sie noch einmal, jeder auf sein Glück. Jimmy begriff, daß das Spiel zwischen Routh und Ségouin ging. Was für eine Aufregung! Auch Jimmy war aufgeregt; er würde natürlich verlieren. Wieviel hatte er durch Unterschrift schon als Schuld anerkannt? Die Herren standen auf, um die letzten Stiche zu spielen, redeten und gestikulierten. Routh gewann. Die Kabine wackelte bei dem Freudengeschrei der jungen Männer, und die Karten wurden eingesammelt. Dann fingen sie an einzuheimsen, was sie gewonnen hatten. Farley und Jimmy hatten am meisten verloren.

      Er wußte, daß er am nächsten Morgen alles bereuen würde, aber augenblicklich freute er sich über die Ruhe, die dunkle Dumpfheit, die sich auf seine Torheit niedersenkte. Er stützte die Ellbogen auf den Tisch, nahm den Kopf in die Hände, zählte die Schläge seiner Schläfen. Die Kabinentür wurde geöffnet, und er sah den Ungarn in einem Streifen grauen Lichtes stehen:

      »Der Tag bricht an, meine Herren.«

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