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Perry Rhodan 3103: Angriff des Lichtfressers. Christian MontillonЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan 3103: Angriff des Lichtfressers - Christian Montillon


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ein Gebräu aus halutischem Ingwer und siganesischer Minze. Sie fand die Zusammenstellung so sonderbar, dass sie der Tagesempfehlung in der kleinen Kantine am letzten Eck der BJO BREISKOLL – der Eigenname war nicht weniger sonderbar – ohne lange nachzudenken, gefolgt war.

      Sie nippte. Es schmeckte wie pulverisiertes Feuer. »Nicht sehr präzise, deine Aussage«, sagte sie beiläufig.

      Perihan Leko lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Drei Dinge, meine liebe Anzu. Erstens: Ich bin nicht im Dienst, und da braucht auch eine Cheforterin nicht superexakt zu reden.« Sie räusperte sich. »Nicht dass ich üblicherweise superexakt wäre.«

      Anzu grinste: »Dein Ding ist eher so ein Leute, ich hab da was!«

      Perihan ignorierte es. »Zweitens: Wenn du es gesehen hättest, wüsstest du genauso wenig, wie du es besser beschreiben solltest. Und drittens ... wieso trinkst du dieses fürchterliche Zeug?«

      »Ich trinke es nicht!« Anzus Lippen brannten immer noch. »Vielleicht nehme ich es mit in mein Quartier und gieße die Pflanze damit.«

      »Die wird verdorren.«

      »Ist holografisch.«

      Perihan lachte. »Ich finde es super, dass du in letzter Sekunde an Bord gekommen bist.«

      »So?«

      »Ich würde unsere Feierabendschwätzchen vermissen. Du nicht?«

      Anzu brummte einen zustimmenden Laut. »Auf jeden Fall.«

      Die beiden Frauen hatten sich in eines der Separees in der Kantine zurückgezogen – ein Glücksfall. Da diese begehrten Plätze allen Besatzungsmitgliedern offenstanden, musste man normalerweise etliche Tage im Voraus reservieren.

      Seltsam, dachte Anzu, wie normal manche Dinge des Alltagslebens laufen, obwohl wir uns in einem Fernraumschiff mitten in einem Einsatz befinden. Einem Risikoeinsatz, um genau zu sein.

      Doch das Leben lief eben weiter. Und solange die BJO BREISKOLL abwartete, bis Perry Rhodan mit seinem Team von der Außenmission auf dem Planeten Bhanlamur zurückkehrte, blieb die Besatzung nicht stunden- oder gar tagelang däumchendrehend im permanenten Alarmzustand.

      Der Energievorhang, der sie im Separee akustisch isolierte, flirrte mit leichtem Funkensprühen; zweifellos war das extra so programmiert worden und kein automatisch auftretender Effekt. Der Kantinenbetreiber, ein steinalter Cheborparner, hatte einen seltsamen Humor. Falls es sich dabei um Humor handelte, Anzu war in dieser Einschätzung nicht ganz sicher.

      Aber nicht Kolehandrono Chenalega höchstpersönlich kümmerte sich mit diesem Besuch um das Wohl seiner Gäste, sondern ein hochglänzender Servorobot in cheborparnischem Grunddesign einschließlich zweier Hörner auf der Stirn. »Kann ich etwas für euch tun?«

      »Durchaus«, meinte Anzu.

      »Ich höre«, sagte die Maschine.

      »Wir hätten gerne unsere Ruhe.«

      »Oh. Selbstverständlich.« Der Roboter deutete auf Anzus nahezu unangerührtes Getränk. »Nur eins, ehe ich gehe: Soll ich es dir noch einmal erwärmen?«

      »Nicht nötig, es ist ...«

      Die Maschine beugte sich vor und sagte in einem verwirrend vertraulichen Verschwörungstonfall: »Es schmeckt furchtbar, nicht wahr?« Ein meckerndes Lachen folgte, ehe sich der Roboter durch den Akustikvorhang zurückzog.

      Anzu ersetzte ihre Beurteilung dieser Kantine als seltsam durch bizarr. Das traf es wohl eher.

      Alles in allem mochte sie das Leben in der RAS TSCHUBAI und derzeit in der BJO BREISKOLL – auch wenn sie nicht gedacht hätte, dass sie jemals auf eine derartige Fernreise gehen würde. Die Milchstraße verlassen, um in die Kleingalaxis Cassiopeia zu fliegen, die zu Andromeda gehörte? Undenkbar, eigentlich, und eine solche Reise war den wenigsten Menschen vergönnt.

      Aber es passte gut in ihre Biografie, in der sich etliche Undenkbarkeiten stapelten, seit sie zum ersten Mal auf Perry Rhodan getroffen war. Vor einigen Wochen hatte sie ein neues Leben als Beraterin von Kommandantin Ariela Stafoba auf einem Schiff der Explorerflotte im Tannhäusersystem beginnen wollen. Kurz darauf war es ausgerechnet dort zu einem bislang einmaligen, noch unerklärlichen Hyperphänomen gekommen.

      Der Weltraum war aufgerissen, eine Öffnung hatte sich aufgetan – die Kluft. Gemeinsam mit einem kleinen Team waren Kommandantin Stafoba und Anzu in diesen Bereich eingeflogen, hatten ein fremdes Raumschiff entdeckt und waren darin auf einige Fremdwesen gestoßen. Drei Überläufer, die berichteten, dass sie zur Besatzung eines mächtigen Fahrzeugs der Chaotarchen gehörten. Dieser Chaoporter namens FENERIK sei in Cassiopeia havariert und stelle eine große Bedrohung dar.

      Als wäre das nicht Grund genug für eine Expedition dorthin, hatte Resident Reginald Bull gleichzeitig den Sternenruf vernommen – nur er, niemand sonst; und auch dieses Phänomen wies nach Cassiopeia.

      Deshalb war Perry Rhodan mit der RAS TSCHUBAI in diese Zwerggalaxis aufgebrochen. Und wie Perihan Leko es vorhin ausgedrückt hatte, war Anzu im letzten Augenblick vor dem Aufbruch an Bord gekommen, um Teil der Expedition zu werden. Dass dem ein Gespräch mit Rhodan vorausgegangen war, hängte sie nicht an die große Glocke.

      *

      Drei Wochen zuvor:

      »Die drei Überläufer sind erstaunlich, Perry. Ich verstehe sie nicht, aber sie sind wirklich erstaunlich.« Anzu flanierte mit Rhodan durch die Leveck-Road im Osten Terranias, nahe am Stadtrand, wo das Häusermeer in ein naturbelassenes Wüstengebiet überging.

      Er hatte sich leicht maskiert, um nicht erkannt und angesprochen zu werden. Normalerweise, so hatte er ihr versichert, tat er das nicht, aber an diesem Tag wollte er seine Zeit erstens Anzu widmen und zweitens die Atmosphäre der Stadt und der Natur ungestört genießen.

      »Ich bin froh, dass du nicht in die Falle getappt bist«, sagte er.

      »Welche Falle?«

      Ein bunt gekleideter Insektoider hastete auf sechs Laufbeinen an ihnen vorbei; nein, korrigierte sie ihren flüchtigen Eindruck, er trug keine Kleider, sondern sein Körperpanzer schillerte in den leuchtendsten Farben. Ob es sein natürliches Aussehen war, oder hatte er sich bemalt?

      »Wenn wir Fremdwesen begegnen«, sagte Rhodan, »neigen wir dazu, zu glauben, wir könnten sie von Anfang an verstehen. Ihre Worte richtig deuten, ihre Motivationen nachvollziehen. Dabei vergessen wir allerdings etwas.«

      Anzu blieb stehen. Die Straße lief noch etwa 20 Meter weiter, ehe sie endete. Dahinter erstreckte sich das Gestein der ursprünglichen Wüstengegend. Die Luft flirrte über der nahezu flachen Ebene in der Hitze. In einiger Entfernung, vielleicht drei, vier Kilometer vor ihnen, ragte eine grüne Wand auf: ein Wald, vor Jahrhunderten oder Jahrtausenden dort angelegt. Das ganze Gebiet war nicht mehr und nicht weniger als ein Geniestreich klimatischer Kontrolle.

      »Erwartest du eine Antwort?«, fragte sie.

      »Wie kommst du darauf?«, fragte er zurück.

      »Du hast mitten in deinem Vortrag aufgehört. Dabei vergessen wir allerdings etwas. Und?«

      »Wir vergessen, dass sie eben genau das sind: fremd. Fremdartig. Dass wir sie nicht automatisch nachvollziehen und verstehen können. Zumindest nicht, bis wir Zeit mit ihnen verbracht und gelernt haben, sie ...«

      Rhodan verstummte, als ein ferronischer Adler mit leuchtend weißem Gefieder von der Steinebene heranflog, nur wenige Meter voraus in der Luft stoppte und sich mit ausgebreiteten Schwingen auf den Boden setzte. Er krächzte.

      »Dabei kann das Fremde so wunderbar sein«, sagte Anzu. »Gerade, wenn wir es nicht verstehen.«

      »Findest du die drei Überläufer wunderbar?«

      Sie lachte. »Willst du mir das Wort im Mund herumdrehen?«

      »Mich interessiert, was du denkst. Wie du die drei einschätzt.«

      »Ich glaube ihnen.


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