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Ins Arktische Amerika. Franklin JohnЧитать онлайн книгу.

Ins Arktische Amerika - Franklin John


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kamen Nebel und Schnee, und es wurde bitterkalt:

      Und Eis, masthoch, kam vorbeigetrieben, grün wie Smaragd.

      Und durch das Treibeis warfen die schneebedeckten Abgründe einen düsteren Schein:

      Weder Menschen noch Tiere können wir erkennen – überall war Eis.«

      Das ging am Ende bis zu Ford Madox Browns erschütterndem Gemälde Der letzte Blick auf England von 1852 – jener Hommage an seinen Freund, den Bildhauer Thomas Woolner, der mit seiner Frau nach Australien auswandern musste.

      Will man die hier umrissene Spanne, die auch das Leben John Franklins mit einschließt, geistesgeschichtlich orten, dann stellt sich heraus, dass sie recht genau mit der Periode des Romantic Movement zusammenfällt.

      Der Erkenntniswille seiner Vertreter war auf das Bisher-nicht-Erfahrene und ergo Bisher-nicht-Gestaltete gerichtet. Darum verwarfen sie die klassischen Normen und griffen alternative Axiome auf. Die Künstler ließen sich vom Fallbei(l)spiel der Französischen Revolution in ihrer Auflehnung bestätigen und von der eigenen Einbildungskraft (»imagination«) in ihrem Schöpfertum bestärken. Auf diese Weise überwanden sie die Zwänge der gültigen Ordnung, bis sie schließlich eine noch nie da gewesene Wirklichkeit gewahrten und danach wiedergeben konnten. Mit einem Wort: Sie bewiesen eine Gesinnung, die jener der Rebellen auf dem politischen Sektor entsprach. Nicht zuletzt aus diesem Grunde wimmelt es von jetzt an in der Dichtung und der Malerei von Unangepassten: von Vaganten, Exploratoren und Abenteurern. Dass Prometheus, der den Menschen das Licht gebracht hatte, aber dafür von Zeus an einen Felsen gekettet worden war, in einem lyrischen Drama von Percy Bysshe Shelley aus dem Jahre 1820 durch Herkules »entfesselt« wird, ist bezeichnend für den Geist jener Zeit – den Trotz, das »Unbound«-Sein, die Unrast … den Wunsch nach Horizont-Erweiterung.

      Ihren sichtbaren Ausdruck fand diese allgemeine Aufbruchstimmung im Œuvre William Turners durch die Schiffe: so auf dem Ölbildnis Spithead: Schiffsmannschaft holt einen Anker ein (1818), auf der Zeichnung Blick auf einen Hafen (1827) und auf dem Aquarell Segelschiff auf See (um 1843).

      Als sein Zunftgenosse George Sanders um 1810 darstellte, wie Lord Byron windzerzaust am Ufer eines Gewässers steht – bereit, sich in Begleitung seines Gefährten Robert Rushton mit einem Ruderboot auf dem im Hintergrund wartenden Kutter einzuschiffen –, war dies englische Romantik pur!

      Auf Schiffen ließ sich das ganz Andere erreichen. Schiffe waren Dienstfahrzeuge – sowohl für erdachte Recken als auch für leibhaftige, für gestandene Helden wie für angehende.

      Solch einer war John Franklin, als er sich gemeinsam mit einem Klassenkameraden von Louth nach Saltfleet aufgemacht und zum ersten Mal in seinem Leben das Meer geschaut hatte. »Dieser eine Anblick«, schrieb späterhin sein Biograph Henry Duff Traill, »genügte.« Er stattete John Franklin mit jener Sehnsucht aus, mit der er zum Entsetzen des Vaters den Beruf eines Seemanns anstreben sollte. Ja, er tat dies Schuljahr für Schuljahr mit einer solchen Entschiedenheit, dass Willingham Franklin es 1799 auf einen Versuch ankommen ließ: Er erlaubte seinem Sohn, auf einem Kauffahrteischiff von Hull nach Lissabon und retour zu reisen … und erfuhr bei der Rückkunft seines Sprösslings, dass aus dessen Wunsch inzwischen ein eiserner Entschluss geworden war.

      Da gab der Vater klein bei und schickte seinen Ältesten, Thomas, mit John Franklin nach London. Dort musterte der Vierzehnjährige im Herbst des Jahres 1800 als Freiwilliger bei den Seestreitkräften an.

      Die Krone brauchte Soldaten: Hatte sich doch der kürzlich zum »Ersten Konsul« ernannte militärische Oberbefehlshaber Frankreichs, Napoleon, unter dem Vorwand, die demokratischen Ideale der Revolution zu exportieren, längst angeschickt, Eroberungskriege zu führen. Dass Lord Nelson die französische Flotte am 1. und 2. August 1798 vor der Küste Ägyptens bei Abukir vernichtet hatte, beirrte den Franzosen nur wenig in seiner Absicht, wie Alexander der Große dereinst »nach Indien zu gehen« – festigte aber erheblich den Nimbus der britischen Marine. Der Rock der Royal Navy zierte ungemein.

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      »Der Dolch«, meldete Thomas Franklin in brüderlichem Stolz aus London nach Spilsby, »und der Dreispitz, die äußerst formidabel sind, gehören zu den eindrucksvollsten Teilen von Johns Uniform.«

      Mag Sten Nadolnys literarische Fiktion der allmählichen Gewährung der Gemächlichkeit durch John Franklin auch noch so faszinierend sein – die Wirklichkeit sah anders aus: Hier überschlugen sich die laufenden, die hastenden, die rasenden Ereignisse und rissen jeden mit sich fort. Wer flink war, kam voran; wer trödelig blieb, der ging unter. John Franklin aber behielt zu allen Zeiten Oberwasser. Denn er war wendig, behände, geschwind – auf Regsamkeit geradezu erpicht.

      Shakespeares Drama King John (1591) gehörte erklärtermaßen zu den Werken, die den Jüngling besonders beeindruckt hatten. In dem Stück, das die angestammte Feindschaft zwischen England und Frankreich beleuchtet, appelliert Johns Namensvetter bereits in der ersten Szene an den Patriotismus seines Volkes, als er den provokanten Emissär König Philipps II. August über den Kanal mit den Worten zurückschickt:

      »Sei du in Frankreichs Augen wie der Blitz;

      Denn eh’ du melden kannst, ich komme hin,

      Soll man schon donnern hören mein Geschütz.«

      Welche Vorlage für einen Stürmer und Dränger, einen »first class volunteer« in pompösem Outfit!

      Als sich John Franklin im März 1801 zum Dienstantritt bei Kapitän Lawford meldete, wurde dessen »Polyphemus« soeben gerüstet, um nach dem Öresund auszulaufen. Zur Zurückweisung von Englands Anspruch auf die Kontrolle der freien – sprich: nicht zugunsten Frankreichs betriebenen – Handelsschifffahrt hatten Dänemark und Schweden, ferner Preußen und Russland in »bewaffneter Neutralität« eine Liga gebildet, was dazu führte, dass den Briten seither der Zugang in die Ostsee verwehrt war. Das Vereinigte Königreich betrachtete diese Maßnahme als Anschlag auf seine Seegeltung und setzte daher eine gewaltige Flotte in Marsch. »Es heißt«, schrieb John Franklin noch am 11. März von Bord der »Polyphemus« an seine Eltern, »dass wir nach Helsingör gehen; wir wollen versuchen, die Festung einzunehmen. Aber manch einer hier fürchtet, dass wir das nicht schaffen. Ich denke, er wird seine Auffassung ändern, wenn er sieht, dass wir fünfunddreißig Linienschiffe haben, nicht mitgerechnet die kleineren Kanonenboote, die Fregatten und Schaluppen. Auch bei vorsichtiger Schätzung werden gleich bei der Ankunft tausend doppelläufige Gewehre dem armen Schloss von Helsingör einen tüchtigen Salut schießen.«

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       Der vierzehnjährige Franklin tritt der Royal Navy bei

      Unverkennbar die Kraftmeierei einer sieggewohnten Truppe! Zumal zu ihrem Stab abermals Lord Nelson gehörte. Am 12. März nahm der mächtige Geleitzug mit dreiundfünfzig Einheiten von Yarmouth aus, östlich von Norwich, Kurs auf den Skagerrak, schwenkte dann nach Süden in das Kattegat ein und bekam am 27. März, als er bei Helsingör in einen Kugelhagel geriet, hautnah zu spüren, wie »bewaffnet« der Status Dänemarks war. Hatte Shakespeare dieses Land nicht im Hamlet (1599) just an diesem Ort durch den Mund der Titelfigur als Schurkenstaat bezeichnet? Jetzt galt es, dessen Hütern eine Lektion zu erteilen. Und so begann im Morgengrauen des 2. April 1801 das Bombardement Kopenhagens.

      Die Schlacht, das Gemetzel war unvorstellbar. Auf eine Fläche von zwei Quadratkilometern wurden zweitausend Kanonen abgefeuert. Schiffe liefen auf Grund, Batterien am Ufer flogen in die Luft, Masten splitterten, Menschen stöhnten, Segel loderten auf, Pulverfässer barsten, es zischte und krachte und qualmte, dass es schier unmöglich war, den Überblick zu behalten. Es war ein Inferno. Nelson, der Mühe hatte, das Geschehen von der »Elephant« aus zu leiten, sagte später, es sei »das grauenvollste« aller Gefechte gewesen, die er mitgemacht hatte. Eintausendzweihundert seiner Leute waren schon verwundet oder gefallen; aufseiten des Gegners lag die Zahl bei sechstausend. Da, gegen 14 Uhr 45, stellten die Dänen plötzlich das Schießen ein und hissten allenthalben weiße Fahnen. Der Weg ins Mare Balticum war frei.


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