Maritime E-Bibliothek: Sammelband Abenteuer und Segeln. Hannes LindemannЧитать онлайн книгу.
Lissabon mit über den goßen Teich nahm.
Ein unentwirrbares Geflecht von Luftwurzeln, Zweigen und Stämmen: die „Landgewinner“ unter den Bäumen, die Mangroven. Hier ein übelriechender Mangrovensumpf in Trinidad, in dem unzählige Moskitoschwärme beheimatet waren, die über die Niña herfielen.
St. Thomas, Unterwasserjagd.
Sargassokraut im Meer.
Entenmuscheln an einer Fischerkugel, die ich aus dem Meer fischte: den gleichen Anblick bieten Boote, deren Unterwasserschiff längere Zeit nicht gestrichen worden ist. Unter meinem Faltboot hatte ich einen kleinen „Privatgarten“ von diesem Getier, aus dem ich mir nach Bedarf und Appetit ein paar Muscheln „pflückte“.
Ende der Fahrt: auf unserem Boot in Miami, City Yacht Basin, Pier A. (Foto: Weaver)
Tümmler sind die klügsten Seetiere, die ich kenne. Im Aquarium in Miami sprangen sie meterhoch in die Luft, um sich einen Fisch zu schnappen, spielten Baseball, warfen den Zuschauern ins Wasser gefallene Gegenstände wieder zu und tuteten auf einer alten Autohupe.
Tag des Stapellaufes in Freiburg an der Niederelbe. Drei alte Seebären auf dem Trockenen beobachten wehmütig, wie an der LIBERIA IV die letzten Handgriffe vorgenommen werden.
Bau des Bootes.
Die Planken sind aus österreichischer Gebirgslärche, 3 cm dick, die Spanten aus Eiche.
Ernst-Jürgen Koch
Hundeleben in Herrlichkeit
Unsere Weltumseglung mit der »Kairos«
Fotos von Elga Koch
Delius, Klasing & Co
10., ungekürzte Auflage,
vom Verfasser durchgesehen
© Copyright by Ernst-Jürgen Koch, 1968
Veröffentlicht im Delius Klasing Verlag, Bielefeld
Folgende Ausgaben dieses Werkes sind verfügbar:
ISBN 978-3-667-10344-4 (PDF)
ISBN 978-3-667-10406-9 (E-Pub)
Fotos: Elga Koch
Zeichnungen: Ernst-Jürgen Koch
Umschlaggestaltung: Felix Kempf, www.fx68.de
Datenkonvertierung E-Book: HGV Hanseatische Gesellschaft für Verlagsservice, München
Alle Rechte vorbehalten! Ohne ausdrückliche Erlaubnis des Verlages darf das
Werk, auch Teile daraus, nicht vervielfältigt oder an Dritte weitergegeben werden.
Meinen Eltern gewidmet, Ernst und Elisabeth Koch, ohne deren Miterleben und Ermutigung diese Reise nicht das geworden wäre, was sie wurde: erfülltes Leben.
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La Coruña, im Juli 1964 |
Die Biskaya haben wir nun überquert und damit den kalten, grauen Norden hinter uns gelassen.
Wir standen am Mittag des 23. Juli 210 Seemeilen südwestlich von Brest. Die Sonne schien warm. Wolkenlos strahlte der Himmel. Von Nord drehte der Wind auf Nordost und nahm zu. Er wehte jetzt mit Stärke 4, sodaß sich »Kairos« unter dem Druck der Segel zu neigen begann. Mit schäumender Bugwelle lief das Schiff auf Kurs Südwest zu Süd, zeichnete die vergängliche Spur seines Kielwassers in die Unvergänglichkeit des Meeres.
Elga übernimmt nach dem Mittagessen die Ruderwache und steuert den Kurs, der uns nach Spanien führt.
Unter Deck lege ich mich nach einem Blick auf die Seekarte in meine Koje. Ich schließe die Augen und entspanne den Körper, soweit das bei der rollenden Schiffsbewegung möglich ist. Weich und willig gehorcht »Kairos« dem Rhythmus der See und dem Gebot des Ruders, läßt mich dadurch die Harmonie spüren, die es geben kann zwischen der Natur und dem, was der Mensch sich schuf. Zum erstenmal seit unserem Aufbruch fühle ich mich glücklich.
Dieser Aufbruch lag um zwei Monate zurück. Er war wie ein Erwachen gewesen, weil aus achtjährigem Planen Wirklichkeit wurde in dem Augenblick, da die Kugelbake in der Elbmündung hinter dem Horizont verschwand. Wir hatten es gewagt.
Zurück blieb alles, was die Zufriedenheit unseres Lebens ausgemacht hatte: Freundschaft, Beruf, Wohnung. Es blieb auch zurück, was uns ständig bedroht hatte: Gewohnheit, Entschlußlosigkeit, Vermassung.
Unser Plan war, die Erde zu umsegeln. Acht Jahre hatten wir jeden Pfennig dafür gespart. Jeden Sommer hatten wir unseren Kielschwertkreuzer »Kairos« über Nordsee, Skagerrak und Ostsee gesegelt, hatten Erfahrungen gesammelt – harte Erfahrungen oft – hatten die Ausrüstung ergänzt und verbessert. Während langer Winterabende hatten wir gesessen und gelesen: Reisebeschreibungen anderer Weltumsegelungen, Seehandbücher, meteorologische Abhandlungen. Wir hatten Seekarten und Klimakarten studiert. Und langsam reifte der Plan. Aus einer Reisevorbereitung wurde eine Lebensvorbereitung. Wir begannen, uns sicherer zu fühlen – soweit man gegenüber der unberechenbaren See überhaupt Sicherheit fühlen kann.
Den Jahreszeiten der Erde gemäß, den großen Klimazonen mit ihren vorherrschenden Winden entsprechend, zeichneten wir den beabsichtigten Kurs in eine Weltkarte. Oft war es uns unheimlich, wenn wir über Weltmeere sprachen wie über Binnenseen oder Flußreviere. Oft erreichte unser theoretischer Kurs Seegebiete oder Küsten zu ungünstiger Jahreszeit: hier konnten sich tropische Wirbelstürme entwickeln, dort herrschten winterliche Temperaturen. Dann mußten wir wieder von vorne beginnen. Was waren wir doch für feine Seeleute: bereits ein paar Mal um die Erde gesegelt – jedoch nur mit dem Bleistift auf der Karte!
Schließlich errechneten wir, daß unsere Reise dreieinhalb Jahre dauern würde. Die Kurse und ihr Zeitablauf waren festgelegt.
Elga weckt mich, als die Sonne im Nachmittag steht. Das schräge Licht läßt den Seegang höher erscheinen. Ich übernehme die Wache: