Perry Rhodan Neo 242: Sturm über Olymp. Lucy GuthЧитать онлайн книгу.
unter höchster Geheimhaltung und mit eingeschränkter Personalausstattung. Schließlich gab es viele Menschen oder Arkoniden, die nicht allzu positiv auf die Meister der Insel zu sprechen waren. Ein weiterer Grund für die Diskretion war ein Forschungsabkommen. Ein paar ausgewählte terranische Wissenschaftler arbeiteten mit den verbliebenen Experten aus der Nachbargalaxis zusammen, um die Auswirkungen der versiegelten Großen Ruptur auf halatiumbasierte Technik zu untersuchen und brauchbare Alternativen zu entwickeln. Bisher waren die Ergebnisse allerdings Rhodans Kenntnisstand zufolge nur dürftig.
Rhodan konnte trotz dieser hohen Geheimhaltungsstufe offen reden: Da die Thetiserbasis als Handelsposten der GCC getarnt und inoffiziell von der Abteilung III des terranischen Geheimdienstes GHOST unterstützt und betrieben wurde, wussten Tom sowie Farouq selbstverständlich um ihre Existenz, und der Kaiser von Olymp als Obmann erst recht.
»Ich nehme derzeit meine Rolle als Botschafter wahr«, bestätigte Meyhet. »Die Niederlassung hat für uns eine zentrale Rolle in der Milchstraße. Mirona Thetin und Atlan nutzten sie ebenfalls als Basis für ihre Unternehmungen, wie Sie wissen.«
Rhodan ahnte, dass Meyhet noch etliches verschwieg. Er wartete jedoch ab, während alle an einem runden, dunkelbraunen Holztisch Platz nahmen. Ein Diener eilte auf Argyris' Wink herein und brachte ein Tablett mit Wasser- und Fruchtsaftkaraffen sowie mit Obst- und Gebäckschalen. Rhodan stellte sich auf eine längere Besprechung ein.
»Der Hauptgrund für mein Hiersein ist allerdings eine beunruhigende Messung, die unsere Instrumente in der Olympbasis aufgezeichnet haben«, fuhr Meyhet fort. »Vor einigen Tagen haben wir höchst sonderbare Emissionen registriert.« Er betätigte einen verborgenen Knopf. Über der Holzplatte des Tischs erschien die holografische Darstellung dieser Emissionen als Diagramm, mit dem Rhodan recht wenig anfangen konnte.
Meyhet übernahm die Erläuterung. »Die Emissionen haben keine natürliche Ursache, sind aber auch nicht anthropogen, also nicht von den Siedlern auf diesem Planeten geschaffen. Es handelt sich um eine Mischung aus Geräuschen, Bodenerschütterungen, Wärmeaktivitäten und normal- sowie hyperenergetischer Strahlung unbekannter Art. Die Quelle liegt rund vierhundert Kilometer von Trade City entfernt in westlicher Richtung. Eine Aufklärungssonde hat festgestellt, dass dort ein bislang unentdeckter Schacht in die Tiefe führt. Er erscheint allerdings nicht auf den optischen Darstellungen.«
»Die Planetenmaschine von Olymp!«, entfuhr es Tom. »Wir wissen, dass es auf jeder terranischen Koloniewelt eine gibt. Dort muss der getarnte Zugang liegen. Wenn die Emissionen erst vor einigen Tagen begonnen haben, könnte Hondro hier aktiv geworden sein. Aber passt das zeitlich?«
»Vielleicht haben die Emissionen mit den Maschinen auf Siga und Plophos zu tun, die Hondro in Gang gesetzt hat«, überlegte Thora. »Die Untergrundinstallationen sind auf rätselhafte Weise miteinander verbunden. Obwohl sie teilweise defekt zu sein scheinen, besteht diese Vernetzung noch.«
»Als ich davon erfahren habe, habe ich Sie gleich informiert, Mister Rhodan«, sagte der Kaiser betont.
Rhodan verstand die Maskerade. Meyhet wusste zwar viel, aber über Nathalies Geheimidentität war er wahrscheinlich nicht informiert. Er hatte sie wohl als Obmann in Kenntnis gesetzt.
Farouq strich sich übers Kinn, was wegen seiner rauen Marsianerhaut ein leicht kratzendes Geräusch erzeugte. »Wenn es wirklich die Position des Zugangs zur Planetenmaschine von Olymp ist, könnte sie Hondros nächstes Ziel darstellen.«
»Gut möglich.« Rhodan nickte zustimmend. »Hondros Absicht scheint zu sein, mit den verbliebenen Planetenmaschinen eine ähnliche Konstellation in Betrieb zu nehmen, wie sie die Omniten im Milchstraßenzentrum betreiben – ein sogenanntes Nonagon. Die Maschine von Olymp wäre der nächste Schritt bei diesem Versuch.«
»Ein Nonagon?«, hakte Meyhet nach.
»Eine Konstruktion der Loower – eines ausgestorbenen Volkes«, erläuterte Rhodan. »Allerdings besteht die Version in der Solaren Union nicht wie im Gadenhimmel aus neun Türmen in relativ geringem Abstand zueinander, sondern aus neun Planeten, die über ein Raumgebiet von etwa fünfhundert Lichtjahren Durchmesser verteilt sind.«
Meyhet verbarg sein Erstaunen nicht. »Das ist eine gigantische Anlage! Wozu dient sie?«
»Das wissen wir nicht. Ebenso wenig, was Hondro damit vorhat.« Thora Rhodan da Zoltral beugte sich vor. »Etwas Gutes kann es aber kaum sein.«
»Da sind wir uns einig. Zumal wir nicht wissen, was Hondro mit den Pilzsporen vorhat«, erinnerte Rhodan.
Meyhet blinzelte irritiert. »Ich habe mich nach der Unterredung mit dem Kaiser über die Umtriebe dieses Iratio Hondro informiert, aber von Pilzsporen habe ich nichts gelesen.«
»Diese Entwicklung ist recht neu.« Rhodan schürzte die Lippen. »Auf Epsal hat sich Hondro große Mengen der dortigen Pilzsporen besorgt, die er mittels seiner suggestiven Fähigkeiten kontrollieren und steuern kann.«
Meyhet blieb skeptisch. »Was sollte er damit anfangen?«
»Wenn wir das bloß wüssten! Eine Zeit lang jedenfalls hat er fast die ganze Bevölkerung von Epsal damit unter mentaler Kontrolle gehalten«, sagte Farouq Rhodan da Zoltral. »Die Sporen sind technikaffin und besonders geeignet, die überall zunehmend verwendeten, positronischen, neuronalen Vernetzungen zu infiltrieren. Was auch immer Hondros Plan ist: Wir müssen ihn unter allen Umständen aufhalten.«
»Außerdem hat er Jessica.« Thomas Rhodan da Zoltral knirschte mit den Zähnen.
Dass der Plophoser Toms Freundin vor seinen Augen gezwungen hatte, auf ihren eigenen Bruder zu schießen und sie danach einfach mitgenommen hatte, nagte an Thora, wie Rhodan sehr gut wusste. Zumal Ronald Tekener, der die Krankenstation der CREST II mittlerweile gegen den Rat der Ärzte verlassen hatte, Tom schwere Vorwürfe deswegen machte. Nach Tekeners Meinung hätte Tom ihn einfach sterbend liegen lassen sollen, um Hondros Flucht zu verhindern.
»Wir werden Hondro suchen.« Argyris klatschte mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ich werde dafür so viel Personal zur Verfügung stellen, wie Sie brauchen, Mister Rhodan.«
»Danke, Majestät.« Als Perry Rhodan die förmliche Anrede benutzte, zuckte sein Mundwinkel. »Ich werde zudem Verstärkung von der CREST II anfordern ...«
»Keine Raumlandetruppen«, lehnte Anson Argyris sofort ab. »Das wäre zu auffällig.«
»Das sehe ich auch so. Aber ein paar Mutanten könnten bei diesem Einsatz nicht schaden, denke ich. Wir müssen behutsam vorgehen, um kein Aufsehen zu erregen.«
»Das würde ich ebenfalls vorschlagen«, sagte Proht Meyhet. »Und am besten beginnen Sie die Suche dort, wo wir diese seltsamen Emissionen gemessen haben.«
4.
Howard Snipes
Sorgfältig platzierte Howard Snipes einen kleinen Notizblock und einen Stift auf seinem neuen Schreibtisch. Die wenigsten Kollegen benutzten noch nichtdigitale Mittel für Notizen. Snipes schon. Ihm half es, sich zu sammeln, wenn er seine Gedanken in der eigenen Handschrift vor sich sah. Ebenso gern fertigte er zu Beginn seines Arbeitstags eine händische Aufgabenliste an, deren Positionen er nach Erledigung sukzessive durchstreichen konnte. Auch das machte er am liebsten ganz altmodisch auf Papier. Das schabende Geräusch, das ein Bleistift oder ein Kugelschreiber beim Durchstreichen auf Papier erzeugte, verschaffte ihm Befriedigung.
Bislang gab es allerdings nicht besonders viel, das er auf seine Aufgabenliste schreiben konnte. Nach einem kurzen Begrüßungsgespräch hatte sich Proht Meyhet verabschiedet, weil er zu einem »wichtigen Termin« musste – so wichtig und geheim, dass er auch seine bisherige Verbindungsoffizierin Lisa Arlon nicht mitnahm.
»Wir sprechen uns, wenn ich wieder da bin«, hatte Meyhet gesagt. In Snipes' Ohren klang das irgendwie nach einer Drohung.
Arlon hatte mit den Schultern gezuckt. »Das kommt vor. Meyhet gibt sich oft geheimnisvoll, ebenso wie Atlan oder Mirona Thetin, wenn sie hier sind. Es geht uns nichts an, was sie außerhalb der Basis zu tun haben.«
Dass