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Der Maharadscha und ich | Erotischer Roman. Dorothy BrownЧитать онлайн книгу.

Der Maharadscha und ich | Erotischer Roman - Dorothy Brown


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damit allerdings nicht wirklich aus.

      Während sie eigentlich ruhig und ohne Gedanken auf dem Boden liegen sollte – das nennt sich die Totenstellung, wurde ihr gesagt –, kreisen ihre Gedanken wie wild um das neu Gehörte. Wieso machen ihre Freundinnen ständig Bemerkungen über Sex ihr gegenüber, fragt sie sich. Sie hat mit denen doch noch nie über Sex gesprochen, schon gar nicht über ihr eigenes Sexleben. Was die sich da wohl denken? Ob die wohl selbst Sex haben? Sie hat immer gedacht, dass die beiden halt verheiratet sind und eben keinen Sex mehr haben. Deshalb wollte sie bislang noch nie heiraten. Heiraten ist einfach unsexy. Am Ende haben die mehr Sex als sie mit ihrem Dirk je hatte, OBWOHL sie den nicht geheiratet hat, befürchtet sie jetzt.

      »In sexueller Hinsicht war Dirk einfach ein Loser, ein totaler Loser.« Wenn’s hoch kam, bekam der einmal pro Woche einen hoch, hat den dann in Sandrine reingesteckt, sich maximal zwei Minuten in ihr bewegt, dann abgespritzt und das war’s, erinnert sie sich. Da kann sich Sandrine noch ganz andere Sachen vorstellen. Ganz andere.

       9.

      Nach der Yoga-Stunde gibt es eine Suppe. Linsen. Gar nicht so schlimm. Außerdem hat sie höllisch Hunger nach dem ganzen Gedehne und Geschiebe. »Habt ihr beiden etwa immer noch Sex mit euren Männern?«, fragt sie rundheraus ihre beiden Freundinnen in dem kleinen Restaurant, das zu dem Yoga-Studio gehört. Die beiden schauen sich an, schauen dann Sandrine an und platzen förmlich vor Lachen. »Was hast du denn gedacht? Dass wir mit dem Ehevertrag einen Klosterbeitritt unterschrieben haben?« Anna fährt sich mit der Zunge über die Lippen, um Reste der Linsensuppe zu entfernen. »Das ist doch das Tolle am Verheiratetsein. Dein Süßer schläft mit dir in einem Bett, wohnt mit dir in einer Wohnung und ihr könnt viel öfter und viel leichter als jemals zuvor Sex miteinander haben.« Sandrine schaut jetzt auch Saira an. »Nicht nur im Bett oder auf dem Sofa oder am Küchentisch, unter der Dusche, im Hauseingang …« Anna ergänzt: »Auch in der Garage, auf der Motorhaube, in den Gartenstühlen oder auf der Kinderschaukel.« Sandrine steht der Mund offen. Hat sie das richtig verstanden, was ihre beiden Freundinnen ihr da gerade mitteilen? »Wollt ihr sagen, ihr habt an all diesen Orten Sex mit euren Männern?« Die beiden schauen sich einvernehmlich an, nicken und blicken dann rüber zu Sandrine, der mittlerweile zum Heulen zumute ist. »Wollt ihr mir sagen, dass ihr all die Jahre geilen Spaß hattet, während ich mit meinem Dirk auf dem Sofa saß?« Ein wenig mitleidig nimmt Anna nun Sandrines Hand in ihre.

      »Ehrlich gesagt waren wir beide ziemlich erleichtert, als du mit diesem Schlappschwanz Schluss gemacht hast.« Sandrine nimmt ihre Hand wieder an sich. Sie ist sprachlos und wütend zugleich. Essen kann sie jetzt überhaupt nichts mehr und schiebt den Rest Linsensuppe von sich fort. »Ihr habt wild gevögelt und ich hab’ Fernsehserien geschaut?« Wieder nicken beide. Fragend schauen sie sich an. »Deswegen haben wir dir doch den Masseur geschickt …« Sandrine kann plötzlich nur noch stottern. »Wollt ihr mir sagen, dass es bei der Massage gar nicht um meine Kopfschmerzen ging?« Die beiden schütteln verneinend die Köpfe, schweigen. »Ihr wusstet, dass der nicht nur meine Füße …?« Auf einmal fällt es Sandrine wie Schuppen von den Augen. »Habt ihr ihm etwa gesagt, dass er’s mir besorgen soll?« Langsam und zaghaft nicken die beiden bejahend. »War’s denn schön?«, fragen sie Sandrine unisono. »Es war verdammt schön!« Jetzt kann Sandrine nur lachen, über sich, über die Situation und ihre Blödheit. »Da habe ich wohl noch einiges von euch zu lernen.«

       10.

      Die große Terrasse des Palace Hotels ist hell von Kerzen erleuchtet. Um sie vor dem Wind zu schützen, stehen sie in weißen filigran gearbeiteten Laternen. Der helle Marmor schimmert geheimnisvoll im Kerzenschein. Die Bediensteten haben ihren roten Turban heute durch einen weißen ersetzt. Die vielen Besuchern Platz bietende Tafel ist mit langen, weißen Tüchern behängt. Auch die Bestuhlung ist in dieser Farbe gehalten. Alle Gäste wurden gebeten, ausdrücklich nur in heller Kleidung zu erscheinen. Alles erstrahlt in weißem, hellen Licht. Ein magischer Kontrast zu dem dunklen Firmament. Auch das Wasser des Sees liegt dunkel und geheimnisvoll um die Insel des Hotels herum, schluckt jedes Licht und lässt den weißen Tisch und die weißen Gäste umso mehr erstrahlen. Die Gesichter leuchten, besonders die Augen.

      Saira und Anna tragen lange weiße Kleider aus zarter Seide. Sandrine hat das Gefühl, als hätten sie bereits vor ihrer Anreise von diesem Ereignis gewusst und nur sie nicht eingeweiht. Zum Glück hat sie eine dünne weiße Baumwollhose mit eingepackt. Zu der trägt sie ein einfaches, weißes Top. Nicht gerade der Inbegriff von Romantik und Eleganz, doch sie hat den Eindruck, dass dieses Outfit zu ihr passt. In der hoteleigenen Boutique hat sie tatsächlich noch eine weiße Krawatte erstanden, die sie locker um den Hals gewickelt zu dem Oberteil trägt. Sie mag hier nicht die typische Weibchennummer abziehen. Darin sind ihre beiden Freundinnen eh viel besser. Die sind denn auch schon beim Eintreten von zwei Herren umringt, die extra aus den Staaten angereist sind, um einmal in ihrem Leben im Palace Hotel abzusteigen. Sandrine hasst Amis, erst recht die von der Sorte Charming Idiots.

      Mit einem Glas Sekt in der Hand, in dem eine weiße Jasminblüte schwimmt – Bier wird heute leider nicht ausgeschenkt –, schaut sie sich unter den Gästen um. Es ist eine illustre Schar aus aller Herren Länder. Dass sie alle in Weiß gekleidet erscheinen, verleiht dem Ganzen in der Tat einen sehr feierlichen Charakter. Sie wirken vornehm und so, als könnten sie sich benehmen, was gewiss bei näherem Betrachten auf die wenigsten zutrifft. Sandrine möchte nicht wissen, womit die alle das Geld verdient haben, das es ihnen ermöglicht, hier zu sein. Eigentlich interessieren sie all diese Reisenden kaum. Sehnsüchtig sucht sie mit ihren Augen nach ihm, dem schönen Fremden.

      Nicht nur Bestuhlung und Tischdecke sind weiß. Es wird nur auf weißem Porzellan serviert. Auch die Speisen sind dieser Farbe angepasst. Es gibt weißen salzigen Lassi. Bei den immer noch warmen Temperaturen ist dieses Joghurtgetränk angenehm erfrischend. Saira und Anna haben nach ihren Flirts wieder neben Sandrine Platz genommen. Sie erläutern ihr, was es alles zu essen und zu trinken gibt. Natürlich gibt es Reis, heute Abend mit Jasmin gewürzt. Der Blumenkohl mit Kokosraspeln in Kokosmilchsauce erinnert nur noch von Ferne an das, was Sandrine zu Hause als Blumenkohl kennt. Weiße Fischfilets werden in Sahnesauce mit Kreuzkümmel und Anis serviert. Auch wenn Sandrine das ein bisschen affig erscheint, dass wirklich alles in Weiß gehalten ist, so muss sie doch gestehen, dass die Tafel ein schöner Anblick ist und dass sie sich auch nach den Bergen von Speisen noch angenehm leicht fühlt. Das Mahl endet mit einem Reisschnaps, ebenfalls weiß.

      Immer wieder hält sie nach ihm Ausschau. Offensichtlich hat er es sich anders überlegt und kommt also nicht zu diesem Dinner. Ihre Enttäuschung kann sie nicht ganz vor den Freundinnen verbergen, die völlig aus dem Häuschen sind und dem Dinner diverseste poetische Namen zu geben versuchen: Sinfonie in Weiß, Mondscheinflüstereien, Nights in white satin. Die Erwähnung des letzten Namens lässt Sandrine an das berühmte Lied von den Moody Blues denken. »Nights in white satin – never reaching the end.« Am liebsten möchte sie laut »Oh, I love you« mit der Band singen, wenn das nicht so absolut kindisch, kitschig und lächerlich wäre. Dieses ganze Weiß um sie herum muss irgendwie ihr Hirn vernebelt haben. Besser sie geht jetzt, bevor sie am Ende noch anfängt loszuheulen und den Mond anzujaulen.

      Gerade als sie sich von den beiden Freundinnen verabschieden will, sieht sie ihn auf der Terrasse erscheinen. Natürlich trägt auch er Weiß. Einen weißen, eleganten Herrenanzug mit kleinem Kragen, der ihm ausgesprochen gut steht. Überhaupt sieht er an diesem Abend noch besser aus als bei dem Danceoke-Vergnügen. Er wird von allen Seiten begrüßt, viele scheinen ihn zu kennen, was er mit einer gewissen Bescheidenheit über sich ergehen lässt. Saira tuschelt mit ihrem männlichen Sitznachbarn und flüstert Sandrine dann zu: »Das ist der Besitzer des Palace Hotels, ein stinkreicher Typ. Ihm gehört hier die halbe Gegend.«

      Tatsächlich hält er eine kleine Ansprache, begrüßt alle seine Gäste und bedankt sich, dass sie ihm die Ehre erweisen, sein Hotel zu besuchen und dass sie sich alle bereit erklärt haben, mit ihm gemeinsam in diesen Traum von Weiß einzutauchen. Im weißen Licht würden sich alle Farben versammeln, seien alle Gegensätze aufgehoben. Es sei zugleich die Farbe der äußersten Fülle und der äußersten Leere. So paradox wie das Leben. So rätselhaft wie die Kunst. Gerne lädt er die Gäste ein, nach diesem Dinner auch seine Ausstellungsräume zu besuchen.


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