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Die 12 Häuser der Magie - Schicksalsretter. Andreas SuchanekЧитать онлайн книгу.

Die 12 Häuser der Magie - Schicksalsretter - Andreas Suchanek


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      Wieso konnte er nicht ruppig sein? Distanziert?

      »Dann gebe ich dir ein kurzes Briefing und den Rest überlasse ich dir«, erklärte Zola. »Informiere mich, wenn es zu Problemen kommt.«

      »In Ordnung.«

      Die Heilmagierin wollte sich abwenden, als Ultinova heranstürmte wie eine ziemlich grimmige Lokomotive. »Kommt mit. Alle drei.«

      Sie durchschritten die Computerzentrale und stiegen eine Wendel­treppe hinab. Das weitläufige Anwesen verströmte mit seinen Sandsteinwänden, den Reben am Hang und den hellen Holzvertäfelungen italienischen Charme.

      Ultinova brachte sie in den Keller, wo die Waffenkammer, ein magischer Trainingsraum und ein Labor untergebracht waren. Ihr Ziel war ein leerer Raum, in dessen Zentrum ein Podest aufgebaut war. In einem Metallgestell ruhte eine der Schattenglasklingen. Spiegel mit verschiedenfarbigem Glas waren ringsum an der Wand angebracht.

      »Ich habe diese Waffen untersucht«, berichtete Ultinova. »Etwas Vergleichbares ist mir nie zuvor begegnet.«

      »Eure Erzählung deutete bereits in diese Richtung.« Angelo trat näher heran. »Dieses verdammte Zeug taucht überall auf.«

      Gemeinsam mit Nic und Jane war Matt in einer Höhle in Südamerika darauf gestoßen. Dort gab es gewaltige Fresken, die aus schwarzem Glas bestanden. Genau wie die Spiegel von Chavale, die überall auf der Welt verteilt waren und die nur Nic hatte nutzen können.

      »Sie können Magie wirklich zerschneiden?«, fragte Zola.

      »In der Tat«, bestätigte Ultinova. »Es ist mir gelungen, mit einem Anima Magie in die Klinge zu leiten, woraufhin die schwarzen Flammen zu tanzen begannen.«

      »Was genau ist dieses Glas?«, fragte Angelo. »Und wieso ist es dazu fähig?«

      »Die Spiegel waren der Ausweg Chavales, auch wenn er sie selbst nicht benutzen konnte. Ein Spalt im Schicksal, das sein Gefängnis war«, erklärte Ultinova. »Ich sehe in diesem Glas so etwas wie das Gegenstück zum Schicksal. Chaos, wo fein gewobenes Gold herrschen sollte.«

      »Das würde erklären, weshalb lediglich Nic die Spiegel benutzen konnte«, sagte Matt. »Er wurde nachträglich eingewoben.«

      »Ein schwarzer Faden in einem Gewebe aus Gold.« Ultinova wirkte nachdenklich. »Durchaus eine Möglichkeit.«

      »Das legt den Schluss nahe, dass Chavale und Inés die Wächter mit diesen Waffen ausgestattet haben.« Angelo blickte in Richtung der Schattenglasklinge. »Damit können sie jeden magischen Angriff parieren.«

      »Das mag sein«, sagte Ultinova, »doch während des Angriffs haben die Wächter keinerlei Magie aus der Umgebung herausgesogen. Das bringt mich zu der Frage, wie die Waffe entflammt werden konnte. Zudem erklärt es nicht, wieso Magier einfach zu schwarzem Nebel werden.«

      »Es muss irgendwie die Bindung auflösen«, überlegte Zola. »Zwischen dem Menschen und der Realität.«

      »Das Gegenteil von dem, was mit Nic geschah!«, rief Matt. »Er wurde rückwirkend eingeflochten. Diese Klinge …«

      »… löscht Fäden aus.« Ultinova Stimme war pures Entsetzen. »Natürlich! Eine Waffe, die die goldenen Fäden abschneidet. Getroffene Magier werden aus dem Gewebe des Schicksals herausgeschnitten. Das ist natürlich nur eine Vermutung. Nach allem, was wir beobachten konnten, würde es Sinn ergeben.«

      »Sie führen längst den Krieg«, flüsterte Angelo. »Aber niemand bemerkt es. Unsere eigenen Leute werden zu Soldaten, kämpfen für den Dämon, zerstören alles, was wir so lange vor Schaden bewahren wollten.«

      Ultinova betrachtete Angelo mit verkniffener Miene. »Noch besitzen sie den Vorteil, doch mit jedem Schritt aus dem Schatten heraus werden mehr Magier begreifen, was hier geschieht.«

      »Rechtzeitig?«, fragte Matt.

      »Wir können nur unser Bestes geben«, erklärte Ultinova.

      »Können wir eine deiner Theorien überprüfen?«, wollte Zola wissen. »Je mehr wir über dieses schwarze Glas und die Schattenglasklingen erfahren, desto besser. Vielleicht kann ich einen Zauber entwickeln, der die Bindung stärkt und den Betroffenen stärker mit dem Schicksal verwebt.«

      »Wenn wir noch unsere Gabe besäßen, könnte ich all das prüfen«, sagte Ultinova. »Ohne sie kann ich nur simple Tests durchführen und Vermutungen anstellen.«

      Angelo schnaubte frustriert.

      Es musste schlimm für die überlebenden Schicksalswächter sein, plötzlich über keinerlei Talent mehr zu verfügen. Gerade Ultinova war eine Meisterin darin gewesen, das Schicksal rückwirkend zu beeinflussen und Veränderungen vorzunehmen.

      Der Gedanke, dass er plötzlich nicht mehr spüren konnte, wie es den Pflanzen um ihn herum ging, erzeugte einen Knoten in Matts Brust. Es war wie ein weiterer Sinn. In einem gesunden Wald spürte er Stärke, Nähe und Geborgenheit.

      »Können wir die Klingen selbst einsetzen?«, fragte Angelo. »Ihr habt ja einige mitgebracht.« Als Ultinova zum Sprechen ansetzte, ergänzte er schnell: »Nur um Magie zu zerteilen. Es wäre eine ausgezeichnete Waffe im Kampf. Natürlich töten wir damit keine Magier, das Schicksal bleibt unangetastet.«

      Ultinova wirkte nicht glücklich. »Wir benötigen wohl jeden Vorteil, den wir kriegen können. Trotzdem sollten die Schattenglas­klingen nur mit äußerster Vorsicht eingesetzt werden. Und wirklich lediglich für diesen einen Zweck.«

      Angelo betrachtete die Waffe erneut. »Untersuch sie weiter.«

      »Das hatte ich vor.«

      Er schmunzelte.

      Matt begriff, dass Angelo längst von allen als Anführer des Widerstands akzeptiert worden war. Er hatte all das hier geschaffen, die Sicherheitsprotokolle entwickelt und kannte die ehemaligen Schicksalswächter persönlich.

      Sie ließen Ultinova zurück und stiegen wieder nach oben in die Zentrale. Angelo wurde von Sam gerufen und war kurz darauf in ein Gespräch mit ihr vertieft.

      »Ich bringe dich zu Gabriel«, sagte Zola und bedeutete Matt, ihr zu folgen. »Verhalte dich ganz normal.«

      »Nichts leichter als das«, sagte Matt ironisch.

      »Du warst unter denen, die ihn gerettet haben«, sprach Zola unbeirrt weiter. »Er wird also nicht vollständig abwertend reagieren. Rechne mit emotionalen Spitzen. Euphorie, Wut, absolute Traurigkeit bis hin zur Depression.«

      »Was soll ich denn tun, wenn so etwas geschieht?«, fragte er.

      »Sei einfach für ihn da. Hör zu. Das ist das Wichtigste.«

      »Zola, ich bin kein Heilmagier. Wenn ich einen Fehler begehe …«

      »Gabriel war im Grunde genommen nur noch ein Geist, Matt.« Die Heilmagierin führte ihn in den hinteren Teil des Hauses, wo die privaten Zimmer untergebracht waren. »Keiner von uns hat Erfahrung damit. So fühlt sich eine Fahrt auf Sicht durch dichten Nebel an.«

      »Wie aufbauend du sein kannst.«

      Sie lächelte. »In der jetzigen Situation fällt selbst mir das schwer.«

      Sie hielt vor einer der Türen.

      »Falls etwas ist, kannst du einen magischen Ruf aussenden, ich komme sofort.«

      »Wie lange soll ich denn bei ihm bleiben?« In diesem Augenblick wollte Matt am liebsten davonlaufen.

      Das Schicksal eines anderen Menschen sollte nicht in seiner Hand liegen. Es war zu zerbrechlich.

      »Geh nach deinem Gefühl«, sagte Zola.

      Sie schenkte ihm noch einen aufmunternden Blick, dann ging sie davon.

      »Geh nach deinem Gefühl«, echote Matt. »Wenn ich das täte, wäre ich nicht hier.«

      Kurz


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