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Elfenzeit 6: Zeiterbe. Uschi ZietschЧитать онлайн книгу.

Elfenzeit 6: Zeiterbe - Uschi Zietsch


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von Tara

      Bandorchus Schritte hallten durch den Gang. Sie fühlte ihre Macht ihr neues Reich in einer Welt ohne erdrückende Grenzen und Albträume. Doch Freude darüber konnte sie nicht empfinden. So sehr das Schattenland ihr auch Gefängnis gewesen war, Qual und Folter, so war es doch mit der Zeit zur Heimat gewachsen, zu ihrem ureigenen Ort des schmerzvollen Glücks und der großen Pläne.

      Es hatte etwas überraschend Enttäuschendes, frei zu sein. Keine Zwänge mehr, kein Bann, der ihre Gefühle wie Fesseln um sie schlang. Hier in der Menschenwelt konnte sie alles sein, alles tun und alles erreichen, von dem sie je geträumt hatte. Bis hinüber in das Reich der Sidhe Crain. Fanmórs Territorium. Es war fast schon zu leicht, um einen angemessenes Wettkampf abzugeben.

      Bandorchu lenkte ihre Schritte den neu errichteten Kreuzgang entlang und setzte ihren Weg durch den offenliegenden Teil ihres neuen Schlosses fort. Ein uneinnehmbares Bollwerk würde es am Ende sein. Ein Zentrum der Kraft und Mittelpunkt von zwei Welten, sobald alles an seinem Platz war. Wenn jeder Spieler seinen Zug wie vorgesehen gemacht und jedes Puzzleteil sich eingefügt hatte.

      »Herrin«, wagte ein Diener sie anzusprechen, als sie die roh gehauene Steintreppe betrat, die in den zukünftigen Hauptturm führen würde. »Herrin, der Weg ist noch nicht sicher. Die Stufen führen ins Leere. Ihr könntet hinabfallen, wenn …« Er verstummte mitten im Satz, als Bandorchu sich langsam umdrehte und ihren Blick in seinen senkte.

      Spöttisch sah sie auf den Elfen hinab. Ein einstmals unsterbliches, stolzes Wesen, das weder Alter noch Verfall gekannt hatte. Doch die Zeit hatte ihn und alle anderen etwas Neues gelehrt: Die Furcht vor dem Tod.

      »Das wird nicht meine Sorge sein«, sagte die Dunkle Königin mit ruhiger melodischer Stimme, während sie seinen Blick in ihrem gebannt hielt. »Es wird deine sein, dass ich nicht falle. Für jede Schramme werde ich mir etwas von deiner Haut abschälen, für jeden gebrochenen Knochen einen heilen aus deinem Leib reißen und für jeden Blutstropfen einen Eimer voll deines Lebenssaftes nehmen.«

      Der Elf wurde grau vor Schreck. Das Licht seines Geistes flackerte wie ein Tier in der Falle auf der Rückwand seiner Augen, bei den Bildern, die ihre Worte heraufbeschworen. Nackte Panik stand ihm ins Gesicht geschrieben. Und doch würde er nicht fliehen, sondern sich seinem Schicksal ergeben, sollte sie ihre Worte wahrmachen. Denn er hatte ihr wie alle anderen bedingungslose Treue geschworen.

      Die Königin verzog ihren Mund zu einem süffisanten Lächeln und beugte sich vor. Mit den Fingernägeln der linken Hand strich sie dem schmächtigen Elfenmann die Schläfe entlang und zeichnete gleichsam blutige Linien in seine aschefarbene Haut. »Geh und mach dich bereit, mich aufzufangen, sollte ich geruhen, mein Gleichgewicht zu verlieren«, raunte sie ihm dunkel, in verführerischem Timbre zu.

      Dann stieß sie ihn von sich und setzte den Fuß auf die nächste Stufe. Grob behauener Stein, der in Spiralform hinaufführte. Gehalten von einem Gerüst aus Holz und Hanfseilen. Ein Hilfsmittel neben all der Magie, die hier am Werk war. Bandorchu trieb ihre Diener an. Ließ sie auch den letzten Tropfen Ley-Energie, den sie aus dem Boden saugten, für diesen Zweck nutzen.

      Stufe um Stufe stieg die Dunkle Königin höher in den offenen Raum. Wind fing sich in ihrem langen, blonden Haar und hob es an, ließ es flattern. Als sie das Ende der Treppe erreicht hatte, breitete sie die Arme aus und sah hinab zu dem kleinen schmächtigen Elf, der unten schlotternd vor Angst auf sie wartete. Bereit, sie mit seinem eigenen Leib aufzufangen, ohne Rücksicht auf sein Leben.

      Von hier oben konnte Bandorchu weit in das Land hinausblicken, konnte die Menschen sehen, die in der Umgebung unterwegs waren und blind blieben für das, was um sie herum geschah.

      Genau wie der Getreue in Newgrange hatte auch sie einen magischen Schutzwall um den Hügel von Tara gewirkt und das Gebiet ein wenig entrückt – so, als hätte sie es aus der einen Realität gehoben und ein Stück daneben wieder abgestellt.

      Nur die besonders Empfindsamen, die von Magie berührt worden waren oder jene, die unwissentlich einen Schluck Elfenblut in sich trugen, vermochten die Verschiebung vielleicht als Kribbeln oder feine Vibration wahrzunehmen, dort wo sich die Energieebenen der Welten aneinander rieben. Vielleicht mochten einige sogar einen Hauch verspüren, einen sonderbaren Geruch wahrnehmen oder leise murmelnde Stimmen hören. Für alle anderen war Bandorchus neues Heim und alles, was sich innerhalb des Walls befand, unsichtbar und gleichzeitig durchlässig wie Luft.

      So wie die Menschen auch für die Magie der Megalithen, Steinkreise und Kammern, die als Ruinen auf dem Hügel über die Epochen hinweg überdauert hatten, taub und blind waren.

      Touristenscharen trampelten auf den Zeugnissen der Geschichte herum, in ihren bunten Kleidern und reflektierenden Sonnenbrillen. Jeder eines dieser Geräte vor der Nase, um den Moment darin als Bild oder Video festzuhalten für die Zeit nach der Heimkehr. Doch Erinnerungen waren wertlos ohne das dazu passende Gefühl.

      Auch in Bandorchus Welt war es an der Zeit, dass jemand trotz seiner unverzeihlichen Verfehlung endlich nach Hause kam. Jemand, der ihre geballte Wut zu spüren bekommen würde. Der Getreue hatte sich ihr widersetzt. Widersetzte sich immer noch! Dafür würde er büßen.

      Sie hatte ihrem treuesten aller Diener in der Vergangenheit zu viel Leine gelassen. Ihm zu viele Kapriolen und Sonderbehandlungen zugestanden. Weil er im Gegensatz zu so vielen anderen nicht versagte, egal welchen Auftrag sie ihm gab. Egal wie unmöglich das Geforderte erschien oder wie groß die Opfer sein mochten, die damit verbunden waren. Der Getreue war seinem Namen immer gerecht geworden. Auf seine Weise.

      Doch diesmal nicht. Sie hatte nach dieser Halbelfe verlangt. Wollte sie um jeden Preis, vor allem, da sie das besondere Kind in sich trug. Nadja Oreso war die Waffe, mit der die Königin alle Welten endgültig in die Knie zwingen konnte.

      Noch immer starben sie. Sie alle. Jeden Tag ein bisschen mehr. Auch Bandorchu. Doch das hatte sie längst in ihre Pläne mit einkalkuliert. Und auch ihr dunkelster Diener würde sich am Ende beugen müssen. Freiwillig oder nicht.

      Bevor sie sich allerdings um den Getreuen kümmern konnte, musste sie ihre Macht nähren. Seit sie mit ihren Anhängern in Tara angekommen war und über dem historischen Machtzentrum – von dem aus Götter und Feldherren die Welt erobert hatten – den ersten Grundstein gelegt hatte, erhielt sie zusätzliche Energie und war nicht mehr auf Menschenseelen angewiesen.

      »Erst die Arbeit, dann das Vergnügen«, säuselte die Dunkle Königin gegen den Wind und blickte ein letztes Mal über ihr neues Reich hinweg. Dann machte sie einen Schritt nach vorn über die letzte Treppenstufe hinweg und ließ sich ohne Vorankündigung in die Tiefe fallen.

      6.

       Verfolger im Nacken

      London – Freitag, 26. April 1715

      Der zu Boden geschlagene Edmond Halley zuckte unter dem Schuss zusammen, in der festen Überzeugung, im nächsten Moment jenen Schmerz zu spüren, der einem unausweichlichen Tod vorausging. Doch er fühlte weder den Treffer noch Wunde oder Blut, das sich warm und verräterisch auf ihm ausbreitete. Stattdessen erklangen Rufe.

      »Stehenbleiben! Im Namen des Gesetzes, bleiben Sie stehen!«

      Schatten im fahlen Licht der Laterne. Wasser, das aus Pfützen spritzte. Schritte, die sich schnell entfernten. Von wie vielen Personen konnte Edmond nicht ausmachen. Die Geräusche vermischten sich in seinem Kopf zu einem chaotischen Missklang.

      Zusammengekrümmt, die Augen geschlossen lag er da und wartete auf den nächsten Schlag. Doch es kam keiner. Ohne noch ein Gefühl für die Zeit zu haben, öffnete er die Lider. Doch die Welt zeigte sich schief und dunkel wie ein Höllenloch.

      Verzweifelt suchte er nach einem Anker, einem Haltepunkt für seinen Verstand. Wo war seine Kladde? Nachdem er sie trotz des vernebelten Blicks kaum einen Meter entfernt auszumachen glaubte, streckte er einen Arm aus, um sie zu sich zu ziehen. Doch der Abstand war zu groß. Mühsam robbte er auf der Seite liegend vorwärts. Näher und immer näher heran, bis seine Fingerspitzen das durchweichte Leder berührten.

      In dem Moment erklangen erneut Schritte. Zügig kamen sie heran. Edmond


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