Star Trek - Legacies 1: Von einem Captain zum anderen. Greg CoxЧитать онлайн книгу.
alles erklären, aber nicht heute.«
Kirk appellierte an ihre Vernunft. »Denken Sie darüber nach, was Sie hier tun. Sie werfen Ihre Karriere und Ihren Ruf weg. Möglicherweise riskieren Sie, vor ein Militärgericht gestellt zu werden. Und wofür?«
Den Transferschlüssel?
»Einen Abschluss, Kirk«, antwortete sie. »Einen Abschluss und … Verantwortung.«
Spock spähte an seiner Station in den Sucher. »Sie fährt den Warpantrieb hoch, Captain.«
»Soll ich sie mit den Waffen erfassen, Sir?« Chekov schluckte schwer. Ein Photonentorpedo auf diese Entfernung barg das Risiko, das kleinere Raumschiff zu zerstören, und die Phaser waren auch nicht viel ungefährlicher. »Torpedos geladen.«
»Nicht schießen«, sagte Kirk. Er würde nicht das Feuer auf ein Raumschiff eröffnen, das von einem anderen Captain der Sternenflotte geflogen wurde, nur weil er den Verdacht hatte, dass dieser ein Geheimnis gestohlen hatte, von dem nicht einmal die Sternenflotte etwas wusste. Er ging auf den Hauptschirm zu, als wollte er die Entfernung zwischen sich und Una verringern.
»Reden Sie mit mir«, bat er sie. »Bevor das hier zu weit gegangen ist.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe bereits zu lange gewartet. Ich bitte Sie, Kirk, von einem Captain zum anderen, versuchen Sie nicht, mir zu folgen.«
Spock sah von seinem Scanner auf. »Sie wird in den Warp gehen, Captain.«
Unas Bild verschwand, als sie die Übertragung abrupt beendete. Auf dem Schirm war zu sehen, wie die Shimizu begann, sich von der Enterprise abzusetzen, und in der Ferne immer mehr zusammenschrumpfte. Innerhalb von Sekunden war sie außer Sichtweite verschwunden.
»Captain?«, fragte Sulu. »Ihre Befehle?«
Es dämmerte Kirk, dass Sulu von dieser plötzlichen Wende der Ereignisse mindestens ebenso verblüfft sein musste wie der Rest der Brückenbesatzung. Außer Spock hatte keiner von ihnen auch nur die leiseste Ahnung, warum die Enterprise plötzlich Captain Una und ihr Schiff verfolgte.
Und ich kann es ihnen unter keinen Umständen erklären, dachte Kirk. Ich kann nur darauf zählen, dass sie meinen Befehlen folgen, ohne Fragen zu stellen.
»Folgen Sie dem Schiff, Mr. Sulu.«
»Aye, Sir.« Sulu zuckte mit den Schultern und tat wie ihm geheißen. »Wende und nehme Verfolgung auf.«
Die Enterprise flog nicht länger rückwärts, beschrieb eine enge Wende und nahm mit hoher Geschwindigkeit die Verfolgung der Shimizu auf. Kirk starrte grimmig auf den Bildschirm vor sich. Una hatte ihn darum gebeten, ihr nicht zu folgen, aber Kirk musste es tun, bis er wusste, was sie im Schilde führte und was auf dem Spiel stand. Pike hatte den Schlüssel an Kirk weitergereicht und diese Verantwortung nahm Kirk nicht auf die leichte Schulter.
Er sah Spock an und wollte Antworten. »Was soll das alles, Spock? Warum tut sie das?«
Spock wandte sich von seiner Konsole ab. Seine Stimme und sein Gesichtsausdruck waren noch ausdrucksloser als sonst. »Es widerstrebt mir … unter den gegebenen Umständen zu spekulieren.«
Seine Vorsicht war logisch. Kirk war sich all der neugierigen Ohren um sie herum nur allzu bewusst. Sie konnten hier auf der Brücke wohl kaum offen sprechen.
»Captain«, sagte Uhura. »Die Sicherheit meldet, dass Lieutenant Riley bewusstlos in Ihrem Quartier gefunden wurde.« Ihr verblüffter Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass sie die Nachricht, die sie gerade weitergab, kaum glauben konnte. »Offenbar wurde er von Captain Una angegriffen, Sir.«
Kirk platzte der Kragen. Zur Hölle mit Unas bewegter Geschichte und ihrem Ruf. Niemand griff ein Mitglied seiner Besatzung an, noch nicht einmal eine der Besten der Sternenflotte.
»Geschätzter Zeitpunkt bis zum Abfangen?«, fragte er.
»Schwer zu sagen, Captain«, antwortete Chekov. »Wir verfolgen ihre Ionenspur, aber sie hat ein schnelles Schiff. Das könnte eine ganz schöne Jagd werden.«
»Verstanden«, sagte Kirk und entschied, dass er genug Zeit hatte, um kurz die Brücke zu verlassen. »Mr. Spock, mein Quartier … jetzt.«
Er wandte sich vom Hauptschirm ab und ging zum Turbolift, wo Spock sich eilends zu ihm gesellte. Es gab etwas, das sie sofort überprüfen mussten, obwohl Kirk tief im Inneren bereits wusste, was sie vorfinden würden.
»Mr. Sulu, Sie haben die Brücke. Geben Sie mir umgehend Bescheid, wenn die Shimizu wieder in Sichtweite kommt.«
»Aye, Sir.« Sulu übergab die Flugkontrolle einer Ablösung und nahm seinen Platz im Sessel des Captains ein. Trotz der Feierlichkeiten gestern Abend wirkte er bereit und in der Lage, die Situation im Griff zu behalten, auch wenn er immer noch im Dunkeln tappte. »Captain, darf ich fragen, was das alles zu bedeuten hat?«
Kirk wusste, dass Sulu für die gesamte Brückenbesatzung sprach. Der Captain bedauerte zutiefst, was er als Nächstes sagen musste. »Nein, Mr. Sulu, ich fürchte, das dürfen Sie nicht.«
VIER
»Es ist, wie wir befürchtet hatten«, sagte Spock.
Das aufgebrochene Geheimfach in Kirks Quartier bestätigte den Verdacht des Captains. In das Versteck war eingebrochen worden und der Schlüssel war verschwunden.
»Ich verstehe das nicht«, sagte Kirk. »Warum jetzt, nach all diesen Jahren?«
Pike hatte Kirk das Geheimnis höchstpersönlich anvertraut, genau wie April das Geheimnis Jahre zuvor Pike anvertraut hatte. Nur ihre Ersten Offiziere hatten von dem Schlüssel erfahren, für den Fall, dass ein Captain vorzeitig verstarb. Bis auf einen kurzen Zeitraum während des Umbaus, als Pike den Schlüssel an sich genommen hatte, bis man Kirk zum neuen Captain ernannt hatte, war dieses einzigartige fremdartige Gerät immer sicher im Inneren der Enterprise verborgen gewesen und weder die Geschichte noch die Sternenflotte wussten etwas davon. April hatte diese Entscheidung vor beinahe zwanzig Jahren getroffen und Kirk hatte nie Veranlassung dazu gehabt, diese infrage zu stellen. Noch bis vor einer Stunde hätte er angenommen, dass Captain Una das genauso sah, aber jetzt war der Schlüssel verschwunden und die Shimizu floh vom Tatort.
»Ich kann es nicht erklären.« Spock betrachtete nachdenklich das leere Geheimfach, bei dessen Einbau er Kirk vor einigen Jahren geholfen hatte. »Ich kann nur annehmen, dass sie ihre Gründe hat.«
»So wie Sie, als Sie die Enterprise gestohlen haben, um Pike zu helfen?«
Kirk hatte Spock diesen Verrat längst verziehen, weil Spocks Absichten redlich gewesen waren und Chris Pike ein glücklicheres Ende ermöglicht hatten. Kirk versuchte nur zu begreifen, was Una dazu veranlasst haben könnte, den Schlüssel zu stehlen.
Falls diese Anspielung auf sein damaliges Vergehen Spock traf, so ließ der stoische Vulkanier es sich nicht anmerken.
»Vielleicht«, sagte er. »Die Person, die ich kannte und an deren Seite ich mehr als zehn Jahre diente, war nicht durch Eigennutz oder Bestechlichkeit motiviert und ließ sich auch nicht von irrationalen Impulsen leiten. Im Gegenteil, ihre persönliche Disziplin und Integrität würden jedem Vulkanier zur Ehre gereichen.«
»Das aus Ihrem Munde ist ein großes Lob«, erwiderte Kirk, »und Sie kennen sie auf jeden Fall besser als ich. Aber ich kann mir den Luxus nicht leisten, ihr einen Vertrauensvorschuss zu geben. Ich kann nicht einfach die Hände in den Schoß legen, während ein Captain der Sternenflotte ein gefährliches Stück fremdartiger Technologie stiehlt und sich allein damit davonmacht.«
Spock nickte. »Bedauerlicherweise muss ich Ihnen zustimmen.«
»Ich gehe davon aus, dass ich mich trotz Ihrer gemeinsamen Vergangenheit mit Captain