Dunkle Begierden einer Ehe! Verlust der ehelichen Unschuld | Erotische SM-Abenteuer. Martin KandauЧитать онлайн книгу.
dem Schuhhaus. Ich habe es nie bereut. Der Beruf brachte mich mit Menschen zusammen. Das gefiel mir. Und eines Tages begegnete ich dort einem viel älteren Mann. Er war Oberinspektor des Amtes. Es wurde eine frühe und lange und leidenschaftslose Ehe. Die Geschichte kennst du ja, mein Schatz. Und jetzt weißt du alles!«
***
Das war das, was Marion sagte. Ich hatte danach gefragt. Jetzt starrte ich sie an. Meine Frau. Sie hatte mir gerade ihr einziges Geheimnis erzählt. Es war gewaltig. Sie hatte mir ihre dunkle Seite geöffnet. Das, was ich nie zu deuten wusste, wurde nun klar. Das Unbekannte an ihr, das Rätsel, die Faszination in ihrer stillen, fernen, melancholischen Art - jetzt nahm es Gestalt an. Das Geheime an ihrem Wesen, das so faszinierend und magisch auf mich wirkte und mich so unerklärlich erregte, jetzt bekam es einen Sinn und schlug mich umso mehr in seinen Bann. Ich hatte der Geschichte atemlos gelauscht. Danach sah ich Marion an und konnte nichts sagen.
»Es ist eine heftige Geschichte. Ich hab sie nie irgendjemandem erzählt, wie gesagt. Dass du es jetzt weißt, löst irgendwie ein heftiges Gefühl in mir aus. Es verbindet uns. Und ich spüre die Erinnerung in mir gerade so stark wie schon lange nicht mehr, vielleicht wie noch nie.«
Sie sah mich an und setzte nach einer Pause fort: »Tut mir leid, wenn du geschockt bist. Es ist sowieso nie angenehm, etwas vom ersten Mal seiner eigenen Frau zu erfahren. Ich denke, manchmal sind Partner regelrecht verletzt, wenn sie hören, wie ihr liebster Mensch seine Unschuld verlor. Auch wenn es schon mehr als zwanzig Jahre her ist.«
Ich konnte immer noch nichts sagen.
»Ja, eine heftige Geschichte«, meinte ich dann. »In mir, da geht gerade alles durcheinander.«
Marion lächelte und streichelte mit zärtlichen Händen mein Gesicht. Ich spürte ihre tiefe Wärme, die ihre einzigartige Kraft war. Ich spürte, wie stark ihre Liebe war. Und wie stark meine. Und es ging wirklich alles durcheinander. Gefühle und Emotionen.
In den Tagen danach versuchte ich das alles zu ordnen, denn es beherrschte mich und ließ mich nicht mehr los. Ich musste versuchen, eine Linie durch diesen Sturm zu finden, einen Weg.
Vor Kurzem einmal hatte Marion über uns gesagt: »Wir machen verrückte Sachen. Balancieren im Wald über Baumstämme, die am Wegesrand liegen. Machen Unsinn, necken uns, lachen viel. Und wenn wir dann zärtlich werden, dann ist es ein Gefühl, als würden wir ineinander versinken. Wir gehören zusammen, das ist ein überwältigendes Gefühl. Ich muss mir nicht selbst sagen, dass ich dich liebe. Weil ich es spüre. Ich kann es greifen. Es ist da. Zum ersten Mal in meinem Leben weiß ich, dass die Liebe wirklich da ist. Sie lässt sich berühren. Ich lege meine Hand auf dich und die andere auf meinen Busen und spüre mein Herz schlagen. Das macht mich glücklich!«
Sie hatte es in offenen und wunderbaren Worten gesagt. Sie sagte es, wie ich es selbst sagen würde. Es entsprach genau dem, was ich für sie empfand. Dasselbe Gefühl. Liebe. Feste, wahre, vollkommene Liebe. Spürbar und greifbar und dadurch gewiss. Bevor Marion mir diese Geschichte erzählt hatte, hielt ich unser Glück für ausgefüllt und vollkommen. Wir liebten uns sehr, auch wenn unser Sex nicht berauschend war. Er war schön, aber nicht besonders aufregend. Nach vier Jahren Beziehung beschränkte er sich auf einmal die Woche, sonntags in der Missionarsstellung. Im Halbdunkel des Schlafzimmers und immer ein wenig müde und leise. Dieser Sex war anständig. Er hatte nichts Dunkles, nichts Abgründiges, nichts wirklich Sündiges. Nichts, was wie eine archaische Kraft ganz aus unserer Tiefe kam. Nichts, was heimliche Fantasien und sexuelle Sehnsüchte bedeutet hätte.
Ich hatte ein wenig Charles Bukowski gelesen, nicht viel. Ich kannte aus seinen Gedichten und Kurzgeschichten ein paar gute Zeilen. Doch ich war zu apollinisch, nicht dionysisch genug. Mir fehlte das Rauschhafte, die Freiheit, sich ganz gehen zu lassen. Bukowski in seinem versoffenen Sensibel und seiner vergorenen Sehnsucht sagte mir letztlich zu wenig. Nur zum Thema Sex hatte er einen interessanten Satz geschrieben: »Sex muss wie Sünde sein - nur dann ist er für mich ein unglaublicher Kick.« Vielleicht war es das, was Marion und mir zu unserer sexuellen Erfüllung gefehlt hatte. Das Gefühl von Sünde. Ein dunkler, verbotener Reiz, der uns elektrisierte und uns den Kick gab aus einer lange verborgenen Lust heraus.
Ich war mir nie sicher, ob es so etwas wirklich gab. Ich meine: Ob man es gemeinsam wagen durfte, nach seiner verborgenen Lust zu suchen und sie leben zu lassen. Doch als ich Marions Geschichte gehört hatte, da wusste ich, dass es in ihrer Erotik eine unglaubliche Tiefe gab. Eine Dunkelheit, einen Abgrund, in dem sich eine Hure verbarg. Eine dämonische Lust, sich zu zeigen, sich hinzugeben, sich nehmen zu lassen und jemandem dabei in die Augen zu sehen.
Das hatte ich mir immer gewünscht: die warmherzige, sinnliche, lustvolle und aufreizende Frau. Wenn Marion im Sommer ein leichtes Kleid trug, dann bildete sich zwischen ihren großen Brüsten immer diese lange, tiefe Spalte. Die war dunkel und warm, und sie schien bis zu ihrem Herzen zu reichen. Ich war von diesem Detail fasziniert. Es war ein unglaublich starker Reiz, ein Symbol, ein Zeichen, das mich bannte und das ich noch nicht völlig deuten konnte. Diese Partie stand für unsere Innigkeit und Intimität, sie bedeutete meine sexuelle Geborgenheit und es bedeutete die Schönheit und Wärme der geliebten Frau. Es war eine private, eine verletzliche und unschuldige Stelle. Und zugleich lag in der Dunkelheit und Tiefe dieser erregenden Spalte etwas noch Unbekanntes. Etwas, was sich selbst suchte und was ich mit ihr erleben wollte.
Ich war beinahe besessen von Marions Schönheit und ihrem Reiz. Ich begehrte diese Frau - und hatte sie doch längst geheiratet. Ich war noch voller Erwartung und unerfüllter Wünsche. Genau wie sie. Ich wollte diese Frau entdecken, ihre Geheimnisse ergründen. Ich wollte das erlösen, was mir an ihr unerklärlich war. Was mir an ihr so rätselhaft und faszinierend schien, diese Stimmungen ihrer sinnlichen Melancholie. In der Tiefe war jeder von uns einsam. Wir hatten uns dort noch nicht gefunden. Das war es, was wir gemeinsam auftun mussten. Wir brauchten den Mut, uns im Dunkeln zu begegnen.
Nach Marions Geschichte gelangte ich zu einer verstörenden Wahrheit. Ich erkannte - langsam über die Tage und Nächte auftauchend - dass Marion und ich so zueinander passten, dass unsere Lust spiegelgleich war. Marions verheimlichte Lust, sich zu zeigen, sich hinzugeben, sich nehmen zu lassen und jemandem dabei in die Augen zu sehen, erweckte meine dunkle Lust, genau das mit ihr zu erleben! Ich war ihr perfektes Pendant. Ich war der Mann, der diese Lust mitmachte und dem es den verbotenen Kick gab. Ich wollte diese volle Blondine als aufregende Hure erleben, sie ließ mir keine Ruhe, sie suchte mich heim!
Meine eigene Ehefrau, von einem anderen gefickt. Hurenhaft, in ihrer dunklen Lust, hart benutzt zu werden. Ihre satte, frauliche Schönheit im Extremen, ihre reich geformte Nacktheit, aus der Perspektive des Betrachters. Geradezu pornografisch. Absolut verboten. Undenkbar, zu sehen, wie Marion sich einem anderen Mann hingibt. Zu sehen, was ein anderer, am besten viel stärkerer Schwanz mit ihr macht. Zu sehen, wie sie mir ihre starken Gefühle zeigt. Wie sie mir ihr ultimatives Geficktwerden zeigt in klagend tiefen, rhythmischen, lustvollen Schreien. Wie wir uns dabei in die Augen sehen, brennend vor Lust - flammend verschmilzt unser Blick. Wir verbinden uns neu und stärker, wir begegnen uns in unserer tiefsten Dunkelheit, in unseren heimlichen Fantasien und ungelebten Sehnsüchten.
Marions Geschichte aus der Jugendzeit hatte die Hure in ihr offenbart. Und in mir war die Lust, diese Hure zu erleben! Diese Übereinstimmung war etwas maßlos Aufregendes, etwas, was mein Herz wie einen Hammer schlagen ließ und was mich geradezu atemlos machte in Erwartung der Zeit, die noch kam. Ich war gelähmt vor Erregung und Begierde, doch ich sagte es Marion erst nicht. Ich haderte, rang mit mir und meinen Gefühlen. Ich hielt sie geheim, so wie Marion die Hure in sich eingesperrt hielt. Ich konnte nicht anders, als es mir so vorzustellen, wie Marion es mir erzählt hatte: Sie beim ungeschönten Sex mit diesem tätowierten Nacktschädel. Der ihre prall hängenden Bürste mit der Zunge geküsst hatte und der es ihr dann so hart besorgt hatte, der sie ultimativ gefickt hatte. Dieses Bild erregte mich so, wie mich noch nie etwas in meinem Leben erregt hatte. Es traf ins Schwarze. Es war meine dunkle, dämonische Lust. Meine Neigung. Darüber wurde ich mir jetzt klar. Ich erkannte es in mir.
Doch es fiel mir schwer, es zu akzeptieren. Es kämpfte in mir. Auf der einen Seite Liebe, Loyalität und Verantwortung. Verlässlichkeit, Anstand und Scham, die man sich in einer Beziehung Tag für Tag zu zeigen hatte und