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Heidis Lehr- und Wanderjahre. Johanna SpyriЧитать онлайн книгу.

Heidis Lehr- und Wanderjahre - Johanna Spyri


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      Johanna Spyri

      Heidis Lehr- und Wanderjahre

      Neu durchgesehen von Alexander Troll

       Mit Bildern von Karl Mühlmeister

      Saga

      Heidis Lehr- und WanderjahreCoverbild / Illustration: Sutterstock Copyright © 1880, 2020 Johanna Spyri und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726539400

      1. Ebook-Auflage, 2020

      Format: EPUB 2.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.

      SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk

      – a part of Egmont www.egmont.com

      Zum Alm-Öhi hinauf

      Vom freundlich gelegenen alten Städtchen Mayenfeld aus führt ein Fussweg durch grüne, baumreiche Fluren bis zum Fusse der Höhen, die von dieser Seite gross und ernst auf das Tal herniederschauen. Wo der Fussweg zu steigen anfängt, beginnt bald das Heideland mit dem kurzen Gras und den kräftigen Bergkräutern dem Kommenden entgegenzuduften; denn der Fussweg geht steil und direkt zu den Alpen hinauf.

      Auf diesem schmalen Bergpfade stieg am hellen, sonnigen Junimorgen ein grosses, kräftig aussehendes Mädchen dieses Berglandes hinan, ein Kind an der Hand führend, dessen Wangen in solcher Glut standen, dass sie selbst die sonnverbrannte, völlig braune Haut des Kindes flammenrot durchleuchtete. Es war auch kein Wunder: das Kind war trotz der heissen Junisonne so verpackt, als hätte es sich eines bitteren Frostes zu erwehren. Das kleine Mädchen mochte kaum fünf Jahre zählen; welches aber seine natürliche Gestalt war, konnte man nicht ersehen; denn es hatte sichtlich zwei, wenn nicht drei Kleider übereinander angezogen und drüberhin ein grosses rotes Baumwollentuch um und um gebunden, so dass die kleine Person eine völlig formlose Figur darstellte, die, in zwei schwere, mit Nägeln beschlagene Bergschuhe gesteckt, sich heiss und mühsam den Berg hinaufarbeitete. Eine Stunde vom Tal aufwärts mochten die beiden gestiegen sein, als sie zu dem Weiler kamen, der auf halber Höhe der Alm liegt und „im Dörfli“ heisst. Hier wurden die Wandernden fast von jedem Hause aus angerufen, einmal vom Fenster, einmal von der Haustür und einmal vom Wege her; denn das Mädchen war in seinem Heimatsort angelangt. Es machte aber nirgends halt, sondern erwiderte alle zugerufenen Grüsse und Fragen im Vorbeigehen, ohne stillezustehen, bis es am Ende des Weilers bei dem letzten der zerstreuten Häuschen angelangt war. Hier rief eine Stimme aus einer Tür: „Wart einen Augenblick, Dete, ich komme mit, wenn du weiter hinaufgehst!“

      Die Angeredete stand still; sofort machte sich das Kind von ihrer Hand los und setzte sich auf den Boden.

      „Bist du müde, Heidi?“ fragte die Begleiterin.

      „Nein, es ist mir heiss“, entgegnete das Kind.

      „Wir sind jetzt gleich oben; du musst dich nur noch ein wenig anstrengen und grosse Schritte nehmen, dann sind wir in einer Stunde oben“, ermunterte die Gefährtin.

      Jetzt trat eine breite, gutmütig aussehende Frau aus der Tür und gesellte sich zu den beiden. Das Kind war aufgestanden und wanderte nun hinter den zwei alten Bekannten her, die sofort in ein lebhaftes Gespräch über allerlei Bewohner des Dörfli und vieler umherliegenden Behausungen gerieten.

      „Aber wohin willst du eigentlich mit dem Kinde, Dete?“ fragte jetzt die neu Hinzugekommene. „Es wird wohl deiner Schwester Kind sein, das hinterlassene.“

      „Das ist es“, erwiderte Dete, „ich will mit ihm hinauf zum. Öhi (Oheim), es muss dort bleiben.“

      „Was, beim Alm-Öhi soll das Kind bleiben? Du bist, denk ich, nicht recht bei Verstand, Dete! Wie kannst du so etwas tun! Der Alte wird dich aber schon beimschicken mit deinem Vorhaben!“

      „Das kann er nicht; er ist der Grossvater, er muss etwas tun. Ich habe das Kind bis jetzt gehabt, und das kann ich dir schon sagen, Barbel, dass ich einen Platz, wie ich ihn jetzt haben kann, nicht dahinten lasse um des Kindes willen; jetzt soll der Grossvater das Seinige tun.“

      „Ja, wenn der wäre, wie andere Leute, dann schon“, bestätigte die breite Barbel eifrig; „aber du kennst ja den. Was wird der mit einem Kinde anfangen und dann noch mit einem so kleinen! Das hält’s nicht aus bei ihm! Aber wohin willst du denn?“

      „Nach Frankfurt a. M.“, erklärte Dete, „da bekomm ich einen besonders guten Dienst. Die Herrschaft war schon im vorigen Sommer unten im Bad; ich habe ihre Zimmer auf meinem Flur gehabt und sie besorgt, und schon damals wollten sie mich mitnehmen; aber ich konnte nicht fortkommen; und jetzt sind sie wieder da und wollen mich mitnehmen, und ich will auch gehen, da kannst du sicher sein.“

      „Ich möchte nicht das Kind sein!“ rief die Barbel mit abwehrender Gebärde aus. „Es weiss ja kein Mensch, was mit dem Alten da oben ist! Mit keinem Menschen will er etwas zu tun haben, jahraus, jahrein setzt er keinen Fuss in eine Kirche, und wenn er mit seinem dicken Stock im Jahr einmal herunterkommt, so weicht ihm alles aus und muss sich vor ihm fürchten. Mit seinen dicken grauen Augenbrauen und dem furchtbaren Bart sieht er auch aus wie ein alter Heide und Indianer, so dass man froh ist, wenn man ihm nicht allein begegnet.“

      „Und wenn auch“, sagte Dete trotzig, „er ist der Grossvater und muss für das Kind sorgen; er wird ihm wohl nichts tun, sonst hat er’s zu verantworten, nicht ich.“

      „Ich möchte nur wissen“, sagte die Barbel forschend, was der Alte auf dem Gewissen hat, dass er solche Augen macht und so mutterseelenallein da droben auf der Alm bleibt und sich fast nie blicken lässt. Man sägt allerhand von ihm; du weisst doch gewiss auch etwas davon, von deiner Schwester, nicht, Dete?“

      „Freilich, aber ich rede nicht davon; wenn er’s hörte, so käme ich schön an!“

      Aber die Barbel hätte schon lange gern gewusst, wie es sich mit dem Alm-Öhi verhielt, weshalb er so menschenfeindlich aussah und da oben ganz allein wohnte und die Leute immer so mit halben Worten von ihm redeten, als fürchteten sie sich, gegen ihn zu sein, und wollten doch nicht für ihn sein. Auch wusste die Barbel gar nicht, warum der Alte von allen Leuten im Dörfli der Alm-Öhi genannt wurde: er konnte doch nicht der wirkliche Oheim von sämtlichen Bewohnern sein. Da aber alle ihn so nannten, tat sie es auch und nannte den Alten nie anders als Öhi, was die Aussprache der Gegend für Oheim ist. Die Barbel hatte sich erst vor kurzer Zeit nach dem Dörfli hinauf verheiratet; vorher hatte sie unten im Prättigau gewohnt, und so war sie noch nicht so ganz bekannt mit allen Erlebnissen und besonderen Persönlichkeiten aller Zeiten vom Dörfli und der Umgegend. Die Dete, ihre gute Bekannte, war dagegen vom Dörfli gebürtig und hatte da mit ihrer Mutter bis vor einem Jahr gelebt. Da war diese gestorben, und die Dete war nach dem Bade Ragaz hinübergezogen, wo sie im grossen Hotel als Zimmermädchen einen guten Verdienst fand. Sie war auch an diesem Morgen mit dem Kinde von Ragaz hergekommen. Bis Mayenfeld hatte sie auf einem Heuwagen fahren können, auf dem ein Bekannter von ihr heimfuhr und sie und das Kind mitnahm. — Die Barbel wollte also diesmal die gute Gelegenheit, etwas zu vernehmen, nicht unbenutzt vorbeigehen lassen. Sie fasste die Dete vertraulich am Arm und sagte: „Von dir kann man doch erfahren, was wahr ist und was die Leute darüber hinaus sagen; du weisst, denk ich, die ganze Geschichte. Sag mir jetzt ein wenig, was mit dem Alten ist, und ob der immer so gefürchtet und ein solcher Menschenhasser war!“

      „Ob er immer so war, kann ich, denk ich, nicht genau wissen: ich bin jetzt sechsundzwanzig und er sicher siebzig Jahr alt; ich hab ihn also nicht gesehen, als er jung war, das wirst du nicht erwarten. Wenn ich aber wüsste, dass es nachher nicht im ganzen Prättigau herumkäme, so könnte ich dir schon allerhand von ihm erzählen; meine Mutter war aus dem Domleschg und er auch.“

      „A bah, Dete, was meinst du denn?“ gab die Barbel ein wenig beleidigt zurück; „es geht nicht so streng mit dem Schwatzen im Prättigau, und dann kann ich schon etwas für mich behalten, wenn es sein muss. Erzähl mir’s jetzt, es soll dich nicht gereuen.“

      „Ja nu, so will ich, aber halt Wort!“ mahnte die Dete. Erst sah sie sich aber um, ob das Kind


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