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Zu Vermieten. John GalsworthyЧитать онлайн книгу.

Zu Vermieten - John Galsworthy


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seinem materiellen Besitz den letzten Schliff gegeben hatte, mit dem Läuten der Turmglocke bei den Ställen, und ein neuer begann für Jolyon im Schatten eines innerlichen Durcheinanders, das nicht so einfach in Ordnung gebracht werden konnte …

      Doch auch Jon, dessen Schlafzimmer früher sein Kinderzimmer gewesen war, lag wach, von einem Gefühl heimgesucht, dessen Existenz jene, die es noch nie empfunden haben, bestreiten, Liebe auf den ersten Blick. Er hatte es in sich erwachen fühlen, als ihn jene dunklen Augen über die Juno hinweg angestrahlt hatten – eine Überzeugung, dass dies sein Traum war, sodass ihm alles, was darauf folgte, natürlich und wie ein Wunder zugleich erschien. Fleur! Ihr Name allein war fast schon genug für jemanden, der schrecklich empfänglich für den Zauber von Worten war. In einem homöopathischen Zeitalter, wo Jungen und Mädchen zusammen erzogen wurden und schon früh miteinander Umgang hatten, bis es fast keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern mehr zu geben schien, war Jon ungewöhnlich altmodisch. Seine moderne Schule nahm ausschließlich Jungen auf und seine Ferien hatte er immer in Robin Hill verbracht, mit gleichgeschlechtlichen Freunden oder nur mit seinen Eltern. Er war daher nie mit kleinen Dosen des Gifts gegen die Keime der Liebe geimpft worden. Und nun stieg im Dunkeln seine Temperatur schnell an. Er lag wach, Fleur spielte die Hauptrolle – wie man das nannte – und er erinnerte sich an ihre Worte, vor allem an jenes »Au revoir!«, so sanft und lebhaft.

      In der Morgendämmerung war er noch immer so hellwach, dass er aufstand, in Tennisschuhe, Hose und Pullover schlüpfte und leise die Treppe hinunter und durch das Fenster des Arbeitszimmers nach draußen schlich. Es wurde gerade hell, es roch nach Gras. Fleur!, dachte er, Fleur! Es war geheimnisvoll weiß hier draußen, nichts war wach außer den Vögeln, die zu zwitschern anfingen. Ich will ins Wäldchen hinuntergehen, dachte er. Er rannte durch die Felder nach unten, kam am Teich an, als die Sonne gerade aufging, und trat in das Wäldchen. Glockenblumen bedeckten dort den Boden, ein Geheimnis schien die Lärchen zu umschweben – die Luft war wie von Romantik erfüllt. Jon sog ihre Frische ein und starrte im heller werdenden Licht auf die Glockenblumen. Fleur! Der Name war so schön wie sie! Und sie wohnte in Mapledurham – auch ein hübscher Name, irgendwo am Fluss. Er könnte es gleich im Atlas suchen. Er würde ihr schreiben. Aber würde sie ihm antworten? Oh, sie musste! Sie hatte »Au revoir!« gesagt, nicht »Lebwohl!« Was für ein Glück, dass sie ihr Taschentuch fallen lassen hatte! Sonst hätte er sie nie kennengelernt! Und je mehr er über jenes Taschentuch nachdachte, desto erstaunlicher schien ihm sein Glück. Fleur! Der Name war wirklich so schön wie sie! Versrhythmen erklangen in seinem Kopf, Worte drängten darauf, verbunden zu werden, er war kurz davor, ein Gedicht zu schreiben.

      Mehr als eine halbe Stunde lang blieb Jon in dieser Stimmung, dann kehrte er zum Haus zurück, holte eine Leiter und kletterte aus reinem Übermut durch sein Schlafzimmerfenster hinein. Dann fiel ihm ein, dass ja das Fenster im Arbeitszimmer noch offenstand, und er ging nach unten und schloss es, nachdem er zuvor die Leiter wieder weggeräumt hatte, um alle Spuren seines Gefühls zu beseitigen. Das war etwas so Tiefes, dass er es keinem Sterblichen offenbaren konnte – selbst seiner Mutter nicht.

      Es gibt Häuser, deren Seelen in den Limbus der Zeit eingegangen sind, während sie ihre Körper im Limbus von London zurückgelassen haben. Auf Timothys Haus in der Bayswater Road traf das nicht ganz zu, denn Timothys Seele stand noch immer mit einem Bein in Timothy Forsytes Körper und Smither sorgte dafür, dass die Atmosphäre von Kampfer und Portwein und einem Haus, dessen Fenster nur zweimal am Tag zum Lüften geöffnet werden, unverändert aufrechterhalten wurde.

      In der Vorstellung der Forsytes war jenes Haus nun eine Art chinesische Pillendose, eine Reihe von Fächern, und im letzten davon war Timothy.

      Man kam nicht an ihn heran, oder zumindest wurde das von den Familienmitgliedern berichtet, die alle Jubeljahre einmal aus alter Gewohnheit oder Gedankenlosigkeit dort vorbeischauten und sich nach ihrem noch lebenden Onkel erkundigten, also zum Beispiel von Francie, die sich nun ganz von Gott emanzipiert hatte (sie bekannte sich offen zum Atheismus), Euphemia, die sich vom alten Nicholas emanzipiert hatte, und Winifred Dartie, die sich von ihrem Mann von Welt emanzipiert hatte.

      Aber schließlich war ja jetzt jeder emanzipiert oder behauptete, es zu sein – was vielleicht nicht ganz dasselbe war!

      Als sich Soames am Morgen nach der Begegnung auf seinem Weg zur Paddington Station dorthin aufmachte, rechnete er daher nicht wirklich damit, Timothy persönlich zu Gesicht zu bekommen.

      Sein Herz regte sich leise in ihm, während er im vollen Südsonnenlicht auf der frisch geweißten Türschwelle jenes kleinen Hauses stand, in dem einst vier Forsytes gelebt hatten und jetzt nur noch einer wie eine Wintermücke ausharrte, das Haus, in dem Soames unzählige Male ein- und ausgegangen war, erleichtert oder belastet von einer großen Ladung Familienklatsch, das Haus der Alten aus einem anderen Jahrhundert, einem anderen Zeitalter.

      Der Anblick von Smither – noch immer bis zu den Achseln in ein Korsett geschnürt, denn die neue Mode, die aufkam, als es mit den Tanten Juley und Hester bergab ging, war von den beiden nie für anständig befunden worden – zauberte ein mattes Wohlwollen auf Soames’ Lippen. Smither, die sich noch immer in jeder Einzelheit getreu an die alten Muster hielt, eine Angestellte von unschätzbarem Wert – solche gab es nicht mehr –, erwiderte sein Lächeln und sagte: »Na so was! Mr Soames, nach all dieser Zeit! Wie geht es Ihnen denn, Sir? Mr Timothy wird sich so freuen, wenn er erfährt, dass Sie hier waren.«

      »Wie geht es ihm?«

      »Ach, er hält sich recht gut für sein Alter, Sir, aber er ist ja auch ein wundervoller Mensch. Wie ich zu ihrer Schwester gesagt habe, als sie das letzte Mal hier war: Es würde Miss Forsyte und Mrs Juley und Miss Hester freuen, zu sehen, wie er noch immer einen Bratapfel genießen kann. Aber er ist ziemlich taub. Gott sei Dank, denke ich mir immer. Denn ich weiß nicht, was wir sonst bei den Luftangriffen mit ihm machen hätten sollen.«

      »Aha«, sagte Soames. »Was haben Sie denn mit ihm gemacht?«

      »Wir haben ihn einfach in seinem Bett gelassen und die Klingel nach unten in den Keller verlegt, sodass die Köchin und ich hören konnten, wenn er läutete.

      Es wäre auf gar keinen Fall angegangen, ihn wissen zu lassen, dass Krieg herrschte. Wie ich zur Köchin gesagt habe: Wenn Mr Timothy läutet, sollen die machen, was sie wollen – ich gehe nach oben. Meine lieben Herrinnen wären außer sich, wenn sie sähen, dass er läutet und keiner hinaufgeht. Aber er hat während allen tief und fest geschlafen. Und an dem einen Tag hat er gerade sein Bad genommen. Zum Glück, sonst hätte er vielleicht bemerkt, dass die Leute auf der Straße alle nach oben schauten – er sieht oft aus dem Fenster.«

      »Ja, ja«, murmelte Soames. Smither wurde langsam geschwätzig! »Ich will mich nur umsehen und schauen, ob irgendetwas zu tun ist.«

      »Ja, Sir. Ich glaube nicht, dass es etwas gibt, außer dass es im Esszimmer nach Mäusen riecht, und wir wissen nicht, wie wir den Geruch loswerden sollen. Es ist komisch, dass sie da sind, wo doch dort kein Krümchen mehr zu finden ist, weil Mr Timothy seit kurz vor dem Krieg nicht mehr nach unten kommt. Aber das sind widerliche kleine Dinger, mein weiß nie, wo sie als nächstes auftauchen.«

      »Verlässt er sein Bett?«

      »Aber ja, Sir! Er läuft jeden Morgen schön zwischen seinem Bett und dem Fenster hin und her, um keine Luftveränderung zu riskieren. Und er fühlt sich recht wohl in seiner Haut, kümmert sich jeden Tag um sein Testament. Das ist ihm ein großer Trost.«

      »Nun, Smither, ich möchte ihn sehen, wenn möglich, für den Fall, dass er mir irgendetwas zu sagen hat.«

      Smither errötete über ihrem Korsett.

      »Das wird aber ein Ereignis sein!«, sagte sie. »Soll ich Sie durch das Haus führen, Sir, und die Köchin schicken, dass sie ihm die Nachricht überbringt?«

      »Nein, gehen Sie zu ihm«, sagte Soames. »Ich kann mich allein im Haus umsehen.«

      Man durfte Gefühle nicht vor anderen zugeben und Soames hatte das Gefühl, dass ihn seine Gefühle überkommen würden, wenn er durch diese Räume ging, die so von der Vergangenheit


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