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Perry Rhodan Neo 240: Das neue Plophos. Oliver PlaschkaЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan Neo 240: Das neue Plophos - Oliver Plaschka


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Stadt. Die ersten Strahlen der Dämmerung schoben sich über den Rand der Welt, doch das düstere Farbenspiel hatte kaum die Kraft, ihn zu erreichen.

      Wehmut erfasste ihn bei dem Anblick. Er hatte um diese Straßen gekämpft. Nun hatte die Flut sie ihm entrissen. Er musste fliehen, sonst würden die Wogen der Lethargie auch ihn erdrücken.

      Diesmal konnte er sich kein Robottaxi rufen – er durfte keine Spuren hinterlassen, durfte Vivian nicht gefährden. Iratio Hondro sollte nie erfahren, wer ihm entkommen war und wie.

      Sein Komgerät schützend an sich gedrückt, verbarg sich Princess in einem Hauseingang, um zu warten. Die Müdigkeit war so stark, dass sie ihm Schmerzen bereitete. Oder vielleicht waren es die Aradrogen, deren Nebenwirkungen überhandnahmen? Dann kam endlich der kodierte Ruf des Dolphins, der ihm Koordinaten nannte: außerhalb des Schutzzauns, etwa eine Stunde zu Fuß, auf der dem Raumhafen abgewandten Seite der Stadt. Das war gut. Niemand würde das kleine Raumschiff mit seinen zahlreichen Tarnsystemen dort entdecken.

      Mit zitternden Fingern sandte er Freya Nikulina die Koordinaten. Er hoffte, dass er sie nicht in eine Falle lockte. Aber auf die Dolphins war Verlass. Die Erde ließ sie nicht im Stich ...

      Er verdrängte seine Sorgen und machte sich auf den Weg. Nach langer Irrfahrt würde er endlich nach Hause zurückkehren. Zur Erde. Nach England ...

      Je weiter er taumelte, desto apokalyptischer wurde das Bild ringsum. Überall die reglosen Körper. Fliegen krabbelten ihnen über Haare und Augen, doch es fehlte der Willen, die Kraft, sie zu vertreiben. In den Straßen abseits der Bürogebäude, der Einkaufshallen und Spielcasinos hatte sich schon früher oft der Müll gestapelt. Nun kam es Princess wie eine Deponie vor – eine Gefangenkolonie, die man ihrem Schicksal überlassen hatte. Die Wahrheit war, er hatte Plophos nie geliebt. Er hatte sich eine Weile dafür verantwortlich gefühlt und auf dieser Welt eine Chance für sich gesehen. Aber sein Herz hatte immer der Heimat gehört.

      Was für eine Odyssee!, dachte er.

      Die Drogen vernebelten ihm die Sinne. Jeder Schritt fiel ihm schwer, fühlte sich an wie ein Waten unter Wasser. Betäubt wankte Princess durch seine sterbende Stadt, folgte dem verheißungsvollen, fernen Leuchtfeuer vor ihren Toren. Fast meinte er es zu hören: ein Sirenengesang über den Tiefen. Was würde ihn am Ende seiner Reise erwarten? Tatsächlich die Rettung? Ein Delfin, der ihn dem Meer entwand und nach Hause brachte?

      Die Sonnen gingen auf, gespenstische Anglerfische seiner überfluteten Welt. Er passierte den Schutzzaun an einem verlassenen Kontrollpunkt und schlug sich in die Wälder, die fast direkt vor den Toren der Stadt begannen. Die rötlichen, an das Spektrum Eugauls angepassten Nadelhölzer machten ihm schmerzlich die Fremdartigkeit der Kolonie bewusst. Zu lange hatte er sich etwas vorgemacht. Er gehört nicht hierher ...

      Er überprüfte die Koordinaten und schritt schneller voran. Hinter einer Senke, einem weiteren Hügel, einem Hain blutdunkler Bäume, glaubte er, das schwache Blinken von Positionslichtern auszumachen, das leise Surren von Maschinen.

      Es war so weit. Der Augenblick, den er vor sich hergeschoben hatte, war da.

      Er war lange genug unterwegs gewesen – Odysseus kehrte nach Hause zurück.

      Da nahm er mit benebelten Sinnen auf einmal eine Bewegung zwischen den schattenroten Ästen wahr, die ihm die Sicht auf den Dolphin verdeckten, und eine Frau trat auf ihn zu.

      Es war Freya Nikulina – und ihr Haar strahlte im Glanz der hellen Lichter, die ihn nach Hause riefen.

      Sie ist schon hier?, wunderte sich sein müder Geist, und seine tauben Lippen stellten eine stumme Frage.

      Da teilten sich die Zweige abermals, und Princess verstand. Verstand, was für eine Rolle er in diesem Drama gespielt hatte und welches Schicksal ihm beschieden war. Die Heimkehr des Odysseus: er, der müde Weltmeerfahrer, und sie, Penelope, seine untreue Frau, die ihn verraten hatte. Wer war der falsche Freier, der seinen Platz an ihrer Seite begehrte?

      Ein stolzes Gesicht mit alten Narben in der Wange sah ihn an. Schwarzes Haar, ein strenger Bart und schwarze Augen in einer Wolke von Rauch. Ein Dämon, eben erst der Unterwelt entstiegen.

      »Da sind Sie ja«, sagte Iratio Hondro. »Es ist an der Zeit.«

      Stewart Princess wehrte sich nicht, als die dunkle Hand nach seinem Verstand griff. Er war einfach zu müde.

      1.

      Government Garden

      Die Sonne brannte auf Government Garden herab. Das Regierungsviertel von Terrania zeichnete sich durch eine enorme Vielfalt an grünen Oasen und bunten Blumenwiesen aus, zwischen denen sich die imposante Union Hall und mehrere Verwaltungsgebäude erhoben. Offen, gläsern, begrünt, den Menschen und ihrer Zukunft zugewandt – das sollte die Botschaft des Regierungsgartens sein. Die Lufttemperaturen und die Maisonne am Himmel indes waren eine Erinnerung daran, dass die Hauptstadt der Terranischen Union inmitten einer Wüste errichtet war.

      Perry Rhodan und Reginald Bull schlenderten auf einem der breiten Wege zwischen den dezenten Wasserspielen, Skulpturen und Beeten. Rhodan war gerade erst von seinem Flug ins galaktische Zentrum heimgekehrt. Dort hatte er mithilfe des Nonagons, der uralten Neunturmanlage der Loower, das Erwachen des dunklen Intellekts Tihit verhindert, einer Wesenheit, die sich im Zentrum von Sagittarius A* verbarg. Rhodan hatte das Dunkelleben, das sich in weiten Teilen der Milchstraße ausgebreitet hatte, in das Schwarze Loch gesaugt. Leider war es nicht vollkommen klar, ob er die Gefahr damit gebannt oder den Menschen nur Zeit erkauft hatte. Die Ansichten darüber gingen auseinander.

      »ES, Ellert ...«, stöhnte Bull, nachdem Rhodan seinen Bericht beendet hatte. Einen Moment lang fühlte sich Rhodan an eine Unterhaltung kurz vor seinem Aufbruch erinnert, bei der sie beide sehr betrunken gewesen waren und ebenfalls auf die kosmischen Mächte geflucht hatten, die ihnen keine Ruhe ließen. »Wieder und wieder mischen sie sich in unser Leben ein.«

      Es entging Rhodan nicht, dass Bull zumindest eine Botschafterin dieser Mächte diesmal nicht namentlich nannte: Nathalie, Rhodans Tochter, die unter dem Deckmantel der Phantasiegestalt Anson Argyris über Olymp herrschte. Rhodan wertete diese Auslassung als Zeichen der Höflichkeit.

      »Ich bin froh, dass ich wieder zu Hause bin«, pflichtete ihm Rhodan bei. »Und ich bin froh, dich zu sehen und dass es dir gut geht.«

      »Ich bin auch froh, dass du mit heiler Haut zurückgekehrt bist.« Bull blinzelte gerührt. »Hast du mir was Schönes mitgebracht?«

      Anstelle einer Antwort schloss Rhodan seinen alten Freund in die Arme und klopfte ihm auf die Schultern. Er dachte an die potenzielle Zukunft, die ihm Nathalie gezeigt hatte und in der Rhodan den Tod seiner Frau Thora und seines besten Freundes hatte miterleben müssen. Alles, wofür er je gekämpft und gearbeitet hatte, war Tihits Vernichtungswerk zum Opfer gefallen.

      Er hatte lange überlegt, ob er Bull von der Vision seines Todes erzählen sollte; davon, dass ein wahnsinniger Merkosh im Dienste Tihits Bull die Kehle durchgeschnitten hatte. Letztlich hatte sich Rhodan dagegen entschieden. Was für einen Nutzen hätte es? Bull wusste auch so, wie gefährlich Tihit war, wie hoch der Einsatz, um den sie spielten. Es reichte, wenn Rhodan diese Bilder nicht mehr aus dem Bewusstsein bekam. Er musste nicht auch noch seinen Freund damit belasten, der selbst genug Probleme hatte.

      »Ich habe gehört, dir war auch nicht langweilig?«, wechselte er das Thema. »Ihr habt eine Bujun im Himalaya entdeckt?«

      »Allerdings.« In knappen Worten berichtete Reginald Bull, wie es einem Team um Thomas und Farouq Rhodan da Zoltral sowie Laura und Sophie Bull-Legacy gelungen war, die Gefahr abzuwenden, die von der alten liduurischen Planetenbombe ausgegangen war. »Unsere Kinder haben also mal wieder die Welt gerettet«, schloss Bull. »Und diese deutsche Kulturhistorikerin, die sich Thomas da angelacht hat ...«

      Rhodan hob eine Braue. »Bist du sicher, dass du da nicht zu viel reininterpretierst? Soweit ich weiß, hat er noch nicht die Hoffnung aufgegeben, seine Jessica wiederzufinden.« Jessica Tekener war während der Passage durch einen Zeitbrunnen spurlos verschwunden. Es war zwar sehr wahrscheinlich, dass man


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