Bibi Blocksberg - Der verhexte Wandertag. Mark StichlerЧитать онлайн книгу.
zusammen. „Gut“, sagte er. „Dann lasst uns mal aufbrechen.“
„Wo fahren du und Herr Pichler eigentlich hin, um dieses seltene Grünauge zu finden?“, fragte Bibi.
Ihr Vater blickte sie mit großen Augen an und schwieg. Barbara lachte.
„Vergiss es, Bibi.“ Sie winkte ab. „Das bleibt ein absolutes Geheimnis deines Vaters.“
„So ist es“, bestätigte Bernhard und legte den Zeigefinger auf seine Lippen. „Liebe Hexen, bitte keine weiteren Fragen zu diesem Thema. Ich werde sie nicht beantworten.“ Er schwang den riesigen Seesack auf den Rücken und ging zur Tür.
„Hm“, machte Bibi und zuckte mit den Schultern. Sie hätte schon gern gewusst, wohin die beiden fahren wollten. Doch im nächsten Moment waren ihre Gedanken schon wieder beim Wandertag und bei ihren Freunden Moni, Marita und Florian, die sie gleich vor der Schule treffen würde. Wie der Blitz sauste sie nach oben in ihr Zimmer und kam mit ihrem Rucksack wieder herunter. Und los ging’s!
Aufbruch zu den Finsterbergen
Nachdem Barbara Blocksberg ihren Mann am Bahnhof abgesetzt hatte, machte sie sich mit Bibi auf den Weg zur Schule. Sie waren spät dran, und als sie endlich vor dem Schulgebäude hielten, sprang Bibi eilig aus dem Wagen.
„Tschüss, Mami!“, rief sie, schwang ihren Rucksack über die Schulter und hastete zum Bus. Dort stand Frau Müller-Riebensehl und blickte schon ungeduldig auf ihre Uhr.
„Guten Morgen, Bibi Blocksberg“, sagte sie leicht ungehalten mit ihrer näselnden Stimme. „Mit dir sind wir jetzt endlich vollzählig.“
„Guten Morgen, Frau Müller-Rieben…“ Eigentlich wollte sich Bibi wegen ihres Zuspätkommens entschuldigen, aber da fiel ihr Blick auf den Kopf der Klassenlehrerin. Besser gesagt auf das, was sie auf dem Kopf trug. Bibi hielt inne. „Äh …“, stotterte sie überrascht. „Ist … Ihr Hut nicht etwas zu klein?“
In der Tat: Ein viel zu kleiner und wenig damenhafter Hut zierte das schon ergraute Haar von Frau Müller-Riebensehl. Bibis beste Freunde Moni, Marita und Florian standen in der Nähe und kicherten.
Die Lehrerin wandte sich mit einer energischen Bewegung zu ihnen um. „Da gibt es nichts zu kichern“, sagte sie streng.
„Frau Müller-Riebensehl war mal Pfadfinderin, Bibi“, erklärte Florian.
„Hm, hm“, räusperte sich die Klassenlehrerin. „Ich bin Pfadfinderin, lieber Florian. Das bleibt man auf Lebenszeit.“ Sie wandte sich an die ganze Klasse. „Der Hut mag etwas klein sein. Schließlich war ich damals unwesentlich jünger.“ Verlegen schob sie den Hut auf ihrem Kopf zurecht. „Aber zum Wandern ist er immer noch perfekt.“
„Wandern wir denn viel?“, fragte Bibi. Die Besorgnis in ihrer Stimme war eigentlich nicht zu überhören, aber Frau Müller-Riebensehl gelang es doch.
„Natürlich!“, rief sie begeistert. „Deshalb heißt es ja Wandertag.“ Sie holte tief Luft. „Und auf meiner Karte sind selbst die schmalsten Pfade in den Finsterbergen verzeichnet.“ Sie klopfte mit der Hand auf ihre Jackentasche, aus der eine dicke Wanderkarte ragte.
Moni, Marita, Florian und Bibi sahen sich an.
„Au Backe“, flüsterte Bibi und verdrehte die Augen.
Frau Müller-Riebensehl kümmerte sich nicht darum. Sie postierte sich an der Tür des Busses und klatschte in die Hände. „Alle einsteigen, bitte!“, rief sie. „Wir wollen heute noch auf die Gurgelspitze wandern.“
Die ganze Klasse stieg in den Bus. Mit Adleraugen zählte die Lehrerin alle durch. Im Bus setzte sich Bibi neben Moni. Florian und Marita kletterten auf die Sitze hinter ihnen. Kaum saßen alle, ging es los in Richtung Finsterberge.
Bibi hatte ihren Rucksack verstaut und drehte sich auf ihrem Sitz zu Florian und Marita um. „Habt ihr gehört?“ Sie machte Frau Müller-Riebensehls Stimme nach: „Wir wollen heute noch auf die Gurgelspitze …“
„Na, das kann ja was werden.“ Marita verdrehte die Augen. Wandern war nicht gerade ihre Lieblingsbeschäftigung. Und damit war sie nicht allein.
„Nach dem letzten Wandertag taten mir drei Tage lang die Füße weh“, meinte Moni wenig begeistert.
„Wenigstens übernachten wir dieses Mal in einer Berghütte“, wandte Florian ein. Er versuchte immer, allem etwas Positives abzugewinnen.
Marita nickte begeistert. „Ja, darauf freue ich mich.“
„Ich auch“, sagte Bibi. „Wenigstens etwas …“
Sie hatten bereits den Stadtrand von Neustadt erreicht und fuhren durchs Industriegebiet, als Frau Müller-Riebensehl sich von ihrem Sitz erhob und sich zur Klasse umwandte. „So!“, rief sie und klatschte in die Hände. „Bitte Ruhe! Ich hoffe, ihr habt alle den Text aus dem Reiseführer gelesen, den ich ausgeteilt habe?“
Von den Sitzreihen des Busses kam zustimmendes Gemurmel.
„Na, dann wollen wir mal hören …“ Die Klassenlehrerin nickte zufrieden. „Unsere Hütte steht im schönen Gurgeltal am Grünsee. Warum heißt der See denn so?“
Sie sah sich suchend um, doch bevor sich jemand melden konnte, war eine vorlaute Stimme zu vernehmen.
„Weil er grün ist?“
Alle lachten. Es war niemand anders als Bibi, die da gerufen hatte. Sie wurde ein bisschen rot. So laut hatte sie gar nicht rufen wollen. Es war ihr einfach herausgerutscht.
Doch Frau Müller-Riebensehl war heute gut gelaunt. Sie freute sich auf die Wanderung und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
„Sehr richtig, Bibi“, sagte sie. „Und weshalb ist er grün? Weißt du das auch?“
„Ähm … Nein“, sagte Bibi kleinlaut und wurde noch röter.
Ein Fingerschnalzen hinter ihr erlöste sie aus ihrer Not.
„Ja?“ Die Lehrerin zeigte auf Florian, der sich eifrig meldete.
„Eigentlich wegen der vielen Algen. Aber einer alten Sage nach badet dort auch der grüne Runkelgroll“, rief Florian wie aus der Pistole geschossen.
Wieder lachte der ganze Bus.
„Florian hat recht.“ Frau Müller-Riebensehl nickte und brachte die Klasse mit einer Handbewegung zur Ruhe. „Der Runkelgroll ist ein Berggeist, der angeblich im Gurgeltal wohnt. Weiß jemand mehr?“ Sie ließ den Blick über die Köpfe der Schüler schweifen. „Marita?“
„Äh …“, machte Marita ratlos. Von Berggeistern hatte sie nun wirklich keine Ahnung.
Florian gab ihr einen leichten Schubs mit dem Ellbogen. „Der Runkelgroll wohnt in den Bäumen und pfeift da“, flüsterte er ihr zu.
Marita blickte ihn dankbar an und rief dann eilig: „Der Runkelgroll wohnt in den Bäumen und reift da!“
Die Lehrerin hob erstaunt die Augenbrauen. „Ach ja?“, meinte sie spöttisch. „Und wenn er reif ist, fällt er runter wie Fallobst, wie?“
Die Klasse bog sich vor Lachen, während Marita mindestens so rot anlief wie vorhin Bibi.
„Spaß beiseite!“, rief Frau Müller-Riebensehl ins allgemeine Gelächter. „Florian hat es richtig vorgesagt. Der Runkelgroll wohnt angeblich in Bäumen, und ab und zu kann man ihn pfeifen hören.“
„Und