Big Ideas. Das Geschichts-Buch. Филип УилкинсонЧитать онлайн книгу.
und geometrische Beweise.
Sokrates richtete seine Überlegungen nach »innen«, auf Fragen menschlichen Handelns – in den Worten Ciceros »holte er die Philosophie vom Himmel herunter«. Sokrates’ Methode bestand schlicht darin, Fragen zu stellen: Was ist Freundschaft? Was ist Gerechtigkeit? Was ist Wissen? Damit legte er landläufige Überzeugungen bloß und ließ andere oft als töricht oder hochtrabend erscheinen. Dies machte ihn unbeliebt, und er wurde schließlich zweier Verbrechen angeklagt – und zwar der Aufwiegelung der Jugend gegen die Regierung und der Gottlosigkeit – und daraufhin zum Tode verurteilt.
Sokrates’ Nachfolger
Sokrates’ Schicksal wurde von seinen Nachfolgern als Armutszeugnis der Demokratie betrachtet. Insbesondere Platon (ca. 428–348 v. Chr.) sah ihn als Märtyrer der Wahrheit. Platon betrieb eine eigene Akademie in Athen und entwickelte Ideen über universelle Wahrheiten und die Metaphysik, die alle darauffolgenden Religionen und Philosophien der westlichen Welt geprägt haben. Sein Schüler Aristoteles (384–322 v. Chr.) wurde ebenso einflussreich. Er gründete eine Schule, das Lykeion, und schrieb über so vielfältige Themen wie Politik, Ethik, Recht und Naturwissenschaften.
Platon lehnte die Demokratie ab, denn er hielt die Menschen für nicht ausreichend philosophisch gebildet, um Gesetze zu verabschieden, und glaubte, die Regierung durch normale Bürger würde in einer Tyrannei enden. In seiner idealen Republik würden aufgeklärte Philosophen als Könige herrschen. Er griff auch das Grundprinzip der Demokratie an: das der Freiheit (eleutheria), die ihm zufolge die Menschen von einem ethischen Leben abbringen und soziale Uneinigkeit verursachen konnte.
Athener Publikum (1884) von Sir William Blake zeigt die Atmosphäre bei der Tragödie »Agamemnon« des Dichters Aischylos um 450 v. Chr. Diese Epoche gilt als goldenes Zeitalter des Theaters im antiken Griechenland
Der Untergang der Demokratie
Während des Peloponnesischen Kriegs (431–404 v. Chr.), in dem Athen schließlich Sparta unterlag, wurde die athenische Demokratie 411 und 404 v. Chr. aufgehoben.
Die Oligarchen schrieben ihr Athens Schwäche zu und führten eine Gegenrevolution an, um die Volksherrschaft durch eine extreme Oligarchie zu ersetzen. In beiden Fällen wurde die demokratische Regierung innerhalb eines Jahres wieder eingeführt. Die athenische Demokratie florierte für die nächsten acht Jahrzehnte, doch nach der Eroberung Athens durch die Makedonier unter Philipp II. und seinem Sohn Alexander (später »der Große«) wurde sie 322 v. Chr. abgeschafft. Sie wurde während des hellenistischen Zeitalters im 2. und 1. Jh. v. Chr. zeitweise wieder eingeführt, aber die römische Eroberung setzte ihr praktisch ein Ende.
»Die Tyrannei entwickelt sich aus der Demokratie, wenn Freiheit im Übermaß bewilligt wird … und je größer die Freiheit, desto größer die Sklaverei.«
Platon
Auch ohne die Volksherrschaft bestanden die athenische Wissenschaft und Philosophie weiter. Der Ruhm und Einfluss von Platon und Aristoteles überdauerte die folgenden Epochen, und viele Elemente ihrer Arbeit beeinflussen bis heute das westliche Denken.
Perikles
Perikles (um 495–429 v. Chr.) war der berühmteste Demokrat Athens und etwa 30 Jahre lang der führende Mann im Stadtstaat. Er wurde um 462 v. Chr. bekannt, als er dem Politiker Ephialtes half, den Areopag – die letzte Bastion der Oligarchie – zu entmachten. Nach Ephialtes’ Tod unternahm Perikles weitere Reformen, darunter die Einführung einer Entlohnung für den Gerichtsdienst, sodass auch die ärmsten Bürger mitbestimmen konnten. Er trieb Athens selbstbewusste Außenpolitik voran, im Zuge derer die Stadt versuchte, ihre Vormachtstellung im Attischen Seebund auszunutzen. In den 440er- und 430er-Jahren v. Chr. beteiligte sich Perikles an einem ehrgeizigen, aber umstrittenen Programm öffentlicher Bauten. Im Inland musste er deshalb starkem Widerstand trotzen, und im Ausland kritisierte man ihn für die Beschlagnahmung von Geldern des Attischen Seebunds zur Bezahlung des Baus. Trotzdem war er beim Volk beliebt und wurde ab 443 v. Chr. jedes Jahr zum Strategen gewählt.
NICHTS IST UNMÖGLICH FÜR DEN, DER ES VERSUCHT
DIE EROBERUNGEN ALEXANDERS DES GROSSEN (4. JH. V. CHR.)
IM KONTEXT
FOKUS
Die hellenistische Welt
FRÜHER
449 v. Chr. Ende der Perserkriege durch Kallias-Frieden
359 v. Chr. Philipp II. von Makedonien kommt an die Macht und entwickelt innovative militärische Technologien und Taktiken
338 v. Chr. Philipp II. besiegt griechische Staaten und wird deren unangefochtener Führer
SPÄTER
321 v. Chr. Nach Alexanders Tod teilen seine Feldherren das Herrschaftsgebiet auf
278 v. Chr. Alexanders Feldherren gründen drei hellenistische Königreiche in Griechenland, dem Nahen Osten und Europa
30 v. Chr. Octavian, der spätere Kaiser Augustus, annektiert Ägypten, das letzte hellenistische Königreich, für Rom
In einer der schnellsten und kühnsten militärischen Expansionen der Geschichte eroberte Alexander der Große, der junge König von Makedonien (Balkan), einen Großteil der damals bekannten Welt und begann einen jahrhundertelangen Prozess der Hellenisierung, der Verbreitung der griechischen Kultur und ihrer Verschmelzung mit nicht griechischen Traditionen aus dem Osten.
Alexanders Vater Philipp II. hatte diesen Randstaat in eine militärische Großmacht verwandelt und in Feldzügen gegen seine Nachbarstaaten die Vorherrschaft Makedoniens über ganz Griechenland gesichert. Als er 336 v. Chr. ermordet wurde, plante er gerade einen Feldzug nach Vorderasien zur Befreiung der früheren griechischen Stadtstaaten, die vom Perserreich, der größten Macht der Welt, regiert wurden. Nachdem Alexander seine Rivalen um den makedonischen Thron vernichtet hatte, verwirklichte er des Vaters Ziel und stillte auch seinen Durst nach Ruhm.
Spätrömisches Mosaik zeigt Dareios III. in der Schlacht bei Issos 333 v. Chr. Alexander eroberte das Reich des Perserkönigs und zerstörte die Hauptstadt Persepolis ohne eine einzige Niederlage
Der König der Welt
Alexander zwang die anderen griechischen Stadtstaaten unter seine Autorität und marschierte 334 v. Chr. an der Spitze von 43 000 Fußsoldaten und 5500 Reitern in Kleinasien (heute Türkei) ein. Herzstück seiner Armee war die makedonische Phalanx, eine gut ausgebildete Truppe von 15 000 mit Sarissen (bis zu 7 m langen Speeren) bewaffneten Männern. Zusammen mit der Reitertruppe der »Gefährten« (hetairoi), der königlichen Leibwache, war sie unschlagbar.
Nach erstem Sieg über die Perser am Granikos im Nordwesten zog Alexander weiter durch Kleinasien. Im Königreich von Phrygien machte er in Gordion Rast. Dort besagte eine Legende, wer einen komplizierten Knoten des Stadtgründers lösen könne, werde den ganzen Kontinent erobern: Alexander zerschlug ihn