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Wege zur Unsterblichkeit. Thomas HeroldЧитать онлайн книгу.

Wege zur Unsterblichkeit - Thomas Herold


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Unsterblichkeit eher der Wunsch nach Sterblichkeit zum richtigen Zeitpunkt? Wir erheben mit ihm den Anspruch auf Sterbeautonomie. Der Tod scheint uns gewiss, aber der Zeitpunkt des Sterbens ist ungewiss. Er kommt entweder zu früh oder zu spät, eben nie zum richtigen Zeitpunkt.

      Zu früh, wenn wir gerade in der schönsten Phase unseres Lebens sind. Wenn die Liebe in der Partnerschaft ihren Höhepunkt erreicht, wenn man die Freude und das Abenteuer Leben durch Reisen in ferne Länder spürt, oder wenn einem die Kreativität schlaflose Nächte bereitet.

      Zu spät, wenn wir zu weit gegangen sind, die Schwelle zu einem kaum noch lebenswerten Dasein überschritten haben. Dann, wenn uns zahllose Maschinen und Schläuche begleiten, anstatt von unserer Familie umgeben zu sein.

      Beinhaltet der Wunsch nach einem unendlichen Leben nicht auch, dass wir die Endlichkeit schätzen lernen? Wären wir wirklich glücklicher, wenn alle unsere Wünsche in Erfüllung gehen würden? Wenn wir unendlich lange leben könnten, wären wir überhaupt noch motiviert? Spätestens nach der zehnten Staffel einer Fernsehserie wie ‚Babylon Berlin‘ herrscht gähnende Langeweile – was dann?

      Der Traum vom ewigen Leben scheint so alt zu sein wie die Menschheit selbst. Mythen, Religionen und Sagen ranken sich um magische Elixiere, mit denen wir den Tod überwinden können.

      Aber was genau bedeutet Unsterblichkeit eigentlich? Wenn wir vom ewigen Leben sprechen, dann kann sich dies auf die Unvergänglichkeit der Seele oder die tatsächliche Unsterblichkeit des Körpers beziehen. Das ewige Leben in einer anderen Dimension – ob wir das nun als Seele, Geist oder Bewusstsein bezeichnen wollen – spielt in praktisch jeder Religion eine wichtige Rolle.

      Die Geschichte der Unsterblichkeit

      Historiker nennen das Gilgamesch-Epos der Sumerer als die früheste dokumentierte Jagd nach Unsterblichkeit. Der König von Uruk lebte vermutlich rund 3000 Jahre vor Christus. Das Epos wurde in Keilschrift auf Tontafeln verfasst, wobei die ältesten Tafeln rund 2000 vor Christus gekerbt wurden.

      Besonders exzessiv war der Glaube an die Unsterblichkeit bei den alten Ägyptern ausgeprägt. Eine ganze Kultur lebte im Bann des jenseitigen Lebens. Der Körper sollte erhalten bleiben und wurde mumifiziert, um in das Totenreich zu gelangen. Dies war in der Regel nur der Oberschicht möglich, da es mit erheblichem finanziellem Aufwand verbunden war.

      Der griechische Historiker Herodot berichtete im fünften Jahrhundert vor Christus von einer Wasserquelle, die den Äthiopiern ein langes Leben bescheren sollte. Eine Art Jungbrunnen tauchte auch in den Biografien Alexanders des Großen auf. Auf einem Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren sieht man alte, kränkliche Frauen in ein Bad steigen, die auf der anderen Seite jung und schön wieder herauskommen.

      Ein wesentlicher Aspekt im Hinduismus ist die Reinkarnation. Sie besagt, dass man in einem zukünftigen Leben in einem anderen Körper – was auch Tiere und Pflanzen einschließt – wiedergeboren wird. Im Buddhismus liegt der Fokus auf der Auflösung ins Nichts – auch als Nirwana bezeichnet – welches die endgültige Befreiung vom Lebenskreislauf bedeutet. In den christlichen Kirchen gab es zu früheren Zeiten immer wieder Streit darüber, ob man am jüngsten Tag als Seele aufersteht oder der Körper selbst ins Leben zurückkehrt.

      Im alten Testament werden Personen genannt, die wesentlich älter geworden sind als wir heute. Adam wurde angeblich 930 Jahre alt (Gen 5,3–5). Metuschelach zeugte noch im Alter von 187 Jahren seinen Sohn Lamech, und starb erst mit 969 Jahren. Ein wahrhaft biblisches Alter erreichte auch Jered mit 962 Jahren (Gen 5,18–20). Abraham starb im relativ jungen Alter von 175 Jahren (Gen 25,7–10).

      Die Idee von ewigem Leben, Tod und Wiedergeburt beflügeln unsere Fantasie und die wissenschaftliche Forschung gleichermaßen. Für die Film-Industrie bleibt das Thema Unsterblichkeit ein Kassenschlager. Von Highlander, Dracula, Blade, Underworld bis zur Twilight-Saga in fünf Kapiteln bietet das Thema reichlich Unterhaltung.

      Manche Zukunftsforscher sind davon überzeugt, dass Menschen in nicht allzu ferner Zukunft ewiges Leben haben können. Aber wäre ein unendliches Leben wirklich noch lebenswert? Was passiert, wenn Sie als Einziger ewiges Leben besitzen? Würde es nicht irgendwann frustrierend sein, wenn alles um sie herum ständig vergeht und stirbt? Würden wir noch begeistert sein, die Welt zu verbessern, oder wären wir bald nur noch gelangweilt? Was, wenn wir bereits unsterblich sind, aber es nicht realisieren? Kann es sein, dass wir Geist und Körper miteinander verwechseln und dadurch auf der falschen Ebene nach Unsterblichkeit suchen?

      Begeben Sie sich mit mir auf eine Reise zu den spannenden Aspekten des ewigen Lebens. Warum leben wir heute viel länger als früher? Welche Methoden für ein längeres Leben gibt es mittlerweile, und warum ist der Tod eines der wichtigen Instrumente der Evolution?

      Wir leben heute etwa dreimal so lange wie im Mittelalter

      Die durchschnittliche Lebenserwartung der Deutschen steigt statistisch gesehen jeden Tag um sechs Stunden. Ein 28-jähriger Mann wird heutzutage mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit mindestens 95 Jahre alt. Ein in Deutschland geborenes männliches Kind wird heute im Durchschnitt 78,6 Jahre alt. In Baden-Württemberg gibt es derzeit die höchste Lebenserwartung in Deutschland.

      Ein neugeborener Junge kann hier heutzutage auf eine durchschnittliche Lebenserwartung von 79,7 Jahren bauen. Bei einem neugeborenen Mädchen sind es sogar 84,1 Jahre. Die deutschen Männer liegen damit auf Platz 29 auf einer Liste von 174 Ländern. Die deutschen Frauen werden im Schnitt sogar 4,7 Jahre älter, erreichen damit ein Alter von 83,3. Der weltweite Durchschnittswert liegt allerdings erheblich niedriger und ist für Männer bei 70,4 Jahren und für Frauen bei 74,9 Jahren.

      Spitzenreiter im Altern sind die Menschen aus Hongkong. Dort werden die Männer im Durchschnitt 82,3 Jahre alt, und bei den Frauen liegt der Wert sogar bei 87,7 Jahren. Am unteren Ende der Liste finden wir die Zentralafrikanische Republik und Lesotho. Männer erreichen dort ein Durchschnittsalter von 50,6 Jahren, und Frauen 57 Jahre. Der Unterschied zwischen dem Tabellenführer und dem Tabellenletzten beträgt über 30 Jahre!

      Die Statistik aus den verschiedenen Länderdaten zeigt noch weitere bemerkenswerte Fakten auf. So stieg die Lebenserwartung von 1960 bis 2018 bei den Männern um 19,7 Jahre, und bei den Frauen sogar um 20,3 Jahre. Am ältesten werden Menschen in Australien und Neuseeland, dicht gefolgt von Europa und Amerika. Am untersten Ende der Liste befindet sich Afrika.

      Werfen wir einen Blick zurück: Etwa um die Jahrhundertwende wurden Männer und Frauen im Schnitt nur 46 Jahre alt. Noch niedrigere Zahlen finden wir im Mittelalter (500 – 1500 n. Chr.), als unzählige Kriege, Naturkatastrophen, Seuchen und Hunger das Leben der Menschen bedrohten. Frauen wurden im Durchschnitt nur 25 Jahre alt, und Männer erreichten gerade einmal 32 Jahre. Mindestens 40 Prozent der Kinder starben vor dem Erreichen der Pubertät. 10 – 20 Prozent der Kinder starben im ersten Lebensjahr. Die Lebenserwartung war bei Frauen geringer, da sie durch die vielen Schwangerschaften und Geburten und fehlende Hygiene bei den Geburten gefährdeter waren als Männer.

      Der älteste Mensch der Welt, laut Guinnessbuch der Rekorde, ist seit März 2019 die Japanerin Kane Tanaka mit einem Alter von 117 Jahren. Als Geheimnisse ihres biblischen Alters nannte sie einmal: Familie, Schlaf und Hoffnung.

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