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Zwei Jahre Ferien. Jules VerneЧитать онлайн книгу.

Zwei Jahre Ferien - Jules Verne


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dem em­pör­ten Was­ser, des­sen Wo­gen, fah­le Lich­ter wer­fend, ein­her­stürm­ten, flog ein leich­tes Fahr­zeug fast se­gel­los da­hin.

      Die­ser Scho­ner führ­te den Na­men »Sloug­hi«; doch ver­ge­bens hät­te man den­sel­ben am Ach­ter des Fahr­zeugs zu le­sen ge­sucht, da die be­tref­fen­de Ta­fel­plan­ke durch ir­gend­ei­nen Zu­fall — durch An­prall der Wo­gen oder Kol­li­si­on — un­ter der Re­ling zum größ­ten Teil ab­ge­sprengt war.

      Es war jetzt um elf Uhr nachts. Un­ter den Brei­ten, wo sich das Schiff be­fand, sind die Näch­te zu An­fang des März noch kurz. Das ers­te Ta­ges­grau­en war etwa ge­gen fünf Uhr mor­gens zu er­war­ten. Doch ver­min­der­ten sich da­mit, dass die Son­ne den Wel­traum er­leuch­te­te, die Ge­fah­ren, wel­che den »Sloug­hi« be­droh­ten? Blieb das ge­brech­li­che Fahr­zeug nicht noch im­mer der Gna­de der un­ge­heu­ren Wo­gen an­heim­ge­ge­ben? Un­zwei­fel­haft; nur die Be­sänf­ti­gung der hoh­len See, das Ab­flau­en des wü­ten­den Stur­mes konn­te das­sel­be vor dem ent­setz­lichs­ten Schiff­bruch be­wah­ren, vor dem auf of­fe­nem Mee­re, fern von je­dem Land, auf dem die Über­le­ben­den viel­leicht hät­ten Ret­tung fin­den kön­nen.

      Auf dem Hin­ter­teil des »Sloug­hi« stan­den drei Kna­ben, der eine im Al­ter von vier­zehn, die bei­den an­de­ren in dem von drei­zehn Jah­ren, und au­ßer­dem ein zwölf­jäh­ri­ger Schiffs­jun­ge von Ne­ger­el­tern, am Steu­er­rad. Hier ver­ei­nig­ten sie ihre Kräf­te, um den seit­wärts an­stür­men­den Wel­len, wel­che die Yacht quer­zu­le­gen droh­ten, Wi­der­stand zu leis­ten. Es war ein har­tes Stück Ar­beit, denn das trotz ih­res Ent­ge­gen­stem­mens sich dre­hen­de Rad schi­en sie je­den Au­gen­blick über die Schanz­klei­dung schleu­dern zu kön­nen. Kurz vor Mit­ter­nacht brach auch ein­mal eine sol­che Was­ser­mas­se über die Sei­te der Yacht her­ein, dass es ein Wun­der zu nen­nen war, als das Steu­er der­sel­ben noch glück­lich stand­hielt.

      Die Kna­ben wur­den zwar von dem Sto­ße um­ge­wor­fen, konn­ten sich aber so­fort wie­der er­he­ben.

      »Ge­horcht es noch dem Steu­er, Bri­ant?« frag­te ei­ner der­sel­ben.

      »Ja, Gor­don«, ant­wor­te­te Bri­ant, der sei­nen Platz schon wie­der ein­ge­nom­men und of­fen­bar die ge­wohn­te Kalt­blü­tig­keit be­wahrt hat­te.

      Da­rauf wand­te er sich an den Drit­ten.

      »Fest­hal­ten, Do­ni­phan«, rief er, »und auf kei­nen Fall den Mut ver­lie­ren …! Es gilt, au­ßer uns auch noch an­de­re zu ret­ten!«

      Die­se Wor­te wur­den eng­lisch ge­spro­chen, doch ver­riet der Ton­fall bei Bri­ant die fran­zö­si­sche Ab­kunft.

      Die­ser kehr­te sich nach­her nach dem Schiffs­jun­gen um.

      »Du bist doch nicht ver­letzt, Moko?«

      »Nein, Herr Bri­ant«, er­klär­te der Ge­frag­te. »Doch las­sen Sie uns dar­auf ach­ten, die Yacht ge­ra­de ge­gen die Wel­len zu hal­ten, sonst lau­fen wir Ge­fahr, ver­senkt zu wer­den!«

      Eben wur­de die Kap­pen­tür der nach dem Sa­lon des Scho­ners hin­ab­füh­ren­den Trep­pe has­tig ge­öff­net.

      »Bri­ant …! Bri­ant!« rief ein Kind von neun Jah­ren. »Was ist denn ge­sche­hen?«

      »Nichts, Iver­son, gar nichts«, er­wi­der­te Bri­ant. »Geh mit Dole wie­der hin­un­ter, aber recht schnell!«

      »Ach, wir fürch­ten uns so sehr!« ließ sich das zwei­te, noch et­was jün­ge­re Kind ver­neh­men.

      »Und die an­de­ren?« frag­te Do­ni­phan.

      »Die an­de­ren auch!« ver­si­cher­te Dole.

      »Nun geht nur alle hin­un­ter«, er­mahn­te Bri­ant. »Schließt euch fest ein, sucht eure La­ger­stät­ten auf und macht die Au­gen zu, dann wer­det ihr kei­ne Furcht mehr spü­ren. Ge­fahr ist nicht vor­han­den.«

      »Ach­tung …! Wie­der eine große Wel­le!« rief Moko.

      Ein ge­wal­ti­ger An­prall er­schüt­ter­te das Hin­ter­teil der Yacht. Dies­mal schlug die See glück­li­cher­wei­se nicht über, denn wenn das Was­ser in grö­ße­rer Men­ge durch die Trep­pen­tür ge­drun­gen wäre, hät­te sich die noch wei­ter be­las­te­te Yacht bei dem star­ken See­gang schwer­lich wie­der auf­rich­ten kön­nen.

      »Macht doch, dass ihr hin­ein­kommt!« rief Gor­don. »Hin­un­ter, oder ihr be­komm­t’s mit mir zu tun!«

      »Geht, geht hin­un­ter, ihr Klei­nen!« setz­te Bri­ant in freund­li­che­rem Ton hin­zu.

      Die bei­den Köp­fe ver­schwan­den ge­ra­de in dem Au­gen­blick, wo ein an­de­rer am Trep­pen­aus­gang er­schei­nen­der Kna­be frag­te:

      »Du be­darfst un­ser nicht, Bri­ant?«

      »Nein, Bax­ter«, ant­wor­te­te die­ser. »Du magst mit Cross, Webb, Ser­vice und Wil­cox bei den Klei­nen blei­ben. Wir vier sind uns ge­nug.«

      Bax­ter schloss wie­der sorg­fäl­tig die Tür.

      »Die an­de­ren fürch­te­ten sich auch!« hat­te Dole ge­sagt.

      Aber be­fan­den sich denn aus­schließ­lich Kin­der auf die­sem vom Or­kan ver­schla­ge­nen Scho­ner? — Ja, nichts als Kin­der. — Und wie vie­le wa­ren es? — Fünf­zehn, un­ter Ein­rech­nung Gor­d­ons, Bri­ants, Do­ni­phans und des Schiffs­jun­gen. — Durch wel­che Zu­fäl­lig­kei­ten die­se al­lein mit ih­rem Schiff ab­ge­se­gelt wa­ren, wer­den wir spä­ter er­fah­ren.

      Eben­so hät­te kei­ne le­ben­de See­le an Bord ge­nau an­ge­ben kön­nen, an wel­chem Ort auf dem Ozean der »Sloug­hi« sich be­fin­de … Wel­cher Ozean war es über­haupt …? Der aus­ge­dehn­tes­te von al­len, das Stil­le Welt­meer, das sich über 140 Län­gen­gra­de von der Land­mas­se Aus­tra­li­ens und den Küs­ten Neu­see­lands bis zur Küs­te von Süd­ame­ri­ka er­streckt.


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