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Gesammelte Werke von Guy de Maupassant. Guy de MaupassantЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke von Guy de Maupassant - Guy de Maupassant


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jetzt heißt es klug handeln, wir wollen nichts verderben. Versuche mit Deinem Mann auszukommen, bis wir einen Entschluß gefaßt haben. Willst Du mir das versprechen?

      Sie flüsterte:

      – Das will ich, aber wenn ich wieder gesund bin, bleibe ich nicht hier. Dann fügte sie leise hinzu: – Wo ist Rosalie?

      Der Baron antwortete: – Du wirst sie nicht wiedersehen!

      Aber sie blieb fest: – Wo ist sie? Ich will’s wissen.

      Da gab er zu, daß sie das Haus noch nicht verlassen hätte, aber er versprach, daß sie fortgehen würde.

      Als der Baron von der Kranken herauskam, ging er, noch zitternd vor Wut, in seinem Vaterherzen tief verletzt, zu Julius und sagte kurz:

      – Ich verlange Rechenschaft von Dir wegen Deines Benehmens gegen meine Tochter. Du hast sie mit eurem Mädchen betrogen. Das ist doppelt empörend.

      Aber Julius spielte den Unschuldigen, leugnete leidenschaftlich, schwur und rief Gott zum Zeugen an. Wo war der Beweis? War Johanna nicht nervös gestört? Hatte sie nicht eine Gehirnentzündung gehabt? War sie nicht in der Nacht, in einem Anfall von Delirium beim Ausbruch ihrer Krankheit in den Schnee hinaus gelaufen? Und gerade beim Beginn ihrer Krankheit, als sie fast nackt durch das Haus gelaufen, wollte sie ihr Mädchen bei ihm gefunden haben.

      Julius ward wütend, drohte mit einem Prozeß, äußerte heftig seine Empörung, sodaß der Baron sich ganz verwirrt entschuldigte, um Verzeihung bat und ihm die Hand entgegen streckte, die aber Julius nicht nehmen wollte.

      Als Johanna die Antwort ihres Mannes erfuhr, war sie nicht böse, sie antwortete nur:

      – Er lügt Papa! Aber wir werden ihn schon überführen.

      Zwei Tage lang war sie nachdenklich und schweigsam.

      Am dritten Morgen wollte sie Rosalie sehen. Der Baron weigerte sich, sie herauf kommen zu lassen und behauptete, sie wäre fort. Johanna ließ aber nicht locker: – Dann mag man sie holen! Und dabei ward sie schon wieder ganz erregt. Da trat der Arzt ein.

      Es ward ihm alles gesagt und er sollte sein Urteil abgeben. Aber plötzlich begann Johanna zu weinen, nervös, ganz außer sich und schrie fast:

      – Ich will Rosalie sehen! Ich will sie sehen!

      Da nahm der Arzt ihre Hand und sagte leise: – Gnädige Frau, beruhigen Sie sich. Jede Gemütsbewegung schadet Ihnen, denn Sie sind guter Hoffnung.

      Sie war ganz erschrocken, als hätte sie einen Schlag bekommen, und es schien ihr sofort, als bewege sich etwas in ihr.

      Dann schwieg sie und hörte nicht mal auf das, was man ihr sagte, ganz in Gedanken versunken. Sie konnte nachts nicht schlafen. Der neue wundersame Gedanke, daß da in ihr ein neues Leben keimte, beschäftigte sie, und sie war traurig, daß es Julius’ Sohn wäre. Sie ängstigte sich, er möchte dem Vater ähnlich werden. Als es Tag geworden war, ließ sie den Baron rufen.

      – Papachen, ich bin jetzt ganz entschlossen, ich will alles wissen, vor allen Dingen jetzt. Hörst Du, ich will. Und Du weißt, daß Du mich in dem Zustande, in dem ich mich befinde, nicht ärgern darfst! Also hör’ wohl zu. Hole mir den Herrn Pfarrer. Ich muß ihn haben, damit Rosalie nicht lügt. Sowie er dann da ist, wirst Du sie herauf kommen lassen und wirst mit Mutting hier bleiben. Paß’ vor allen Dingen aber auf, das Julius keinen Verdacht schöpft.

      Eine Stunde darauf trat der Priester ein, noch immer ebenso dick und kurzatmig wie die Baronin. Er setzte sich neben sie in einen Stuhl, den dicken Wanst zwischen den gespreizten Beinen und begann zu scherzen, indem er aus alter Gewohnheit mit dem gewürfelten Taschentuch über die Stirn wischte:

      – Nun Frau Baronin, ich glaube, wir werden beide nicht dünner, wir können uns zusammen thun.

      Dann wandte er sich zu dem Bett der Kranken:

      – Höh höh, was hat man mir gesagt, junge Frau? Es soll bald wieder Taufe sein! Nein, nein, diesmal keine Bootstaufe! Dann fügte er in ernstem Ton hinzu:

      – Das giebt einen Vaterlandsverteidiger. Darauf nach kurzem Nachdenken:

      – Vorausgesetzt, daß es nicht etwa eine gute Hausfrau wird – indem er sich gegen die Baronin wandte, – wie Sie gnädige Frau……

      Die Thür ging auf, Rosalie erschien, verzweifelt heulend, sie weigerte sich, herein zu kommen, und klammerte sich am Thürrahmen fest. Der Baron wurde ungeduldig und schleuderte sie mit einem Stoß ins Zimmer. Da blieb sie, die Hand vor das Gesicht geschlagen, schluchzend stehen.

      Sowie Johanna sie sah, richtete sie sich auf und setzte sich im Bett. Sie war bleicher geworden wie die Tücher, und ihr wildklopfendes Herz hob das leichte Hemd auf der Haut, durch seine Schläge.

      Sie konnte nicht sprechen und atmete schwer. Endlich sagte sie, mit vor Erregung stockender Stimme:

      Ich …. ich …. brauche…. Dich …. nicht zu fragen …. ich …. ich …. brauche Dich bloß … so …. in Deiner Scham zu sehen.

      Nach einer Pause, denn der Atem ging ihr aus, fuhr sie fort:

      – Aber ich will alles wissen, hörst Du? Alles! Ich habe den Herrn Pfarrer holen lassen, damit es wie eine Beichte ist.

      Rosalie rührte sich nicht und schrie, die zusammen gekämpften Hände vor’s Gesicht geschlagen. Der Baron wurde wütend, packte ihre Arme, riß sie auseinander und zwang sie, vor dem Bett in die Kniee zu sinken.

      – Sprich doch! Antworte!

      Sie blieb am Boden liegen in der Stellung wie eine büßende Magdalena. Das Häubchen schief auf dem Kopf, die Schürze auf dem Parket und wieder das Gesicht in den kaum frei gewordenen Händen verborgen.

      Da redete der Pfarrer in sie hinein:

      – Nun meine Tochter höre einmal zu, was man Dich fragt, und antworte. Es soll Dir gar nichts geschehen, aber wir wollen wissen, was sich zugetragen hat.

      Johanna beugte sich über den Bettrand und fragte:

      – Bist Du wirklich in Julius’ Bett gewesen, als ich euch überraschte?

      Rosalie stöhnte zwischen den Fingern hindurch:

      – Ja, gnädige Frau!

      Da fing plötzlich die Baronin an, laut und lärmend zu weinen, und dazwischen klang das Schluchzen Rosaliens. Johanna fragte, die Augen auf ihr Mädchen gerichtet:

      – Seit wann ist es gewesen?

      Rosalie stammelte:

      – Seit er gekommen ist.

      Johanna verstand nicht.

      – Seit er gekommen ist? – Also seit .. seit dem Frühjahr?

      – Ja, gnädige Frau!

      – Also seitdem er in dies Haus gekommen ist?

      – Ja gnädige Frau!

      Und Johanna fragte schnell und stürmisch:

      – Aber wie ist es denn gekommen? Was hat er Dir denn gesagt? Wie hat er es denn angefangen? Wann hast Du denn nachgegeben? Wie hast Du Dich denn mit ihm einlassen können?

      Rosalie öffnete jetzt die Hände, und auch sie packte das Fieber zu sprechen, der Wunsch zu antworten:

      – Das weeß ich doch nich. Wie er hier zum ersten Mal gegessen hat, is er uf mei Zimmer gekummen und hat sich an’n Boden versteckt. Ich hab doch nich schreien wull’n und Hab doch keenen Sums machen wull’n, da is er zu mir ins Bette gekumm’n. Ich hab nich gewußt, wie mir in den Moment war, er hat gemacht, was er wullte, ich hab nischt gesagt, weil er ganz nett war.

      Da stieß Johanna einen Schrei aus:

      – Aber Dein . . Dein . . Kind? Ist es seins? Rosalie schluchzte:

      – Ja, gnädige Frau. Dann schwiegen sie beide.

      Man hörte nur noch das Geräusch von


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