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Wahre Verbrechen: Morde am Fließband - Die bekanntesten Kriminalgeschichten aller Länder. Alexis WillibaldЧитать онлайн книгу.

Wahre Verbrechen: Morde am Fließband - Die bekanntesten Kriminalgeschichten aller Länder - Alexis Willibald


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in die Höhe gehoben worden war, wurde er ergriffen. Das Mädchen starb infolge des Messerstichs, mein Bruder wurde als ihr Mörder zum Tode durch das Rad verurteilt, aber zu lebenslänglichem Zuchthause begnadigt.

      Ich war ebensosehr zum Jähzorn geneigt wie Johann und wundere mich jetzt noch darüber, daß mir sein Geschick nicht zur Warnung gedient hat. Ich kann indes nicht anders sagen, als daß der Eindruck der ganzen Sache auf mich nicht tief ging, ich schlug mir das Unglück des Bruders aus dem Sinn, und am wenigsten fiel es mir ein, daß mir mein heißes Blut je einen ähnlichen Streich spielen könnte. Im Dienste behagte es mir gar nicht, ich überwarf mich mit meinem Herrn und wollte mich dafür rächen, daß er mich schalt. Am Abend war die Rede davon, es sollte am nächsten Morgen Getreide in der Scheune ausgedroschen werden; dabei stieg in mir der Gedanke auf, daß ich dem Bauer alle Unbill vergelten könnte, wenn ich die gefüllte Scheune in Asche legte. Der Gedanke wurde mir immer süßer und reifte allmählich zum festen Entschluß. Mit dem Grauen des Tages machte ich das mir anvertraute Gespann zur Abfahrt nach dem Felde zurecht, ehe ich den Hof verließ, nahm ich noch ein Stück glimmenden Schwamm, umwickelte es mit einer tüchtigen Menge Flachs und steckte das Bündel unter das Strohdach. Ich rechnete darauf, daß der Flachs erst allmählich in Brand geraten und das Feuer erst in einigen Minuten aufgehen würde. Ich hatte mich nicht geirrt, denn ich war schon auf dem Felde, als die Lohe emporstieg. Schnell eilte ich mit den Pferden nach Hause und half retten. Kein Mensch hatte Verdacht auf mich, und doch schwebte ich in einer entsetzlichen Angst. Der Bauer dauerte mich, denn der Schaden war größer geworden, als ich gewollt hatte; in jedem Augenblick dachte ich, man würde kommen und mich festnehmen. Als das Gericht zur Feststellung des Tatbestandes eintraf, war meine Unruhe so stark, daß ich glaubte, man müßte mir das böse Gewissen ansehen; mehreremal nahm ich einen Anlauf, freiwillig alles zu gestehen, die Furcht vor der Strafe hielt mich indes ab. Nach einigen Tagen war ich bereits sicher geworden und machte mir nun Vorwürfe über meine Dummheit, daß ich mich selbst hatte anzeigen wollen.

      Ich wußte jetzt aus Erfahrung, daß nicht alles Unrecht an den Tag kommt, und schritt deshalb auf dem einmal betretenen Wege mutiger vorwärts. Zunächst entwendete ich einem meiner Mitknechte etliche Groschen aus der Lade, dann wechselte ich den Dienst und zog nach Neuendorf; auch hier blieb ich nur kurze Zeit, ich wurde fortgeschickt und wurde auf dem Rittergute Hohenziethen, wo ich schon früher gedient hatte, wieder aufgenommen. Von dort schlich ich mich eines Nachts nach Neuendorf in das Gehöft meines früheren Brotherrn. Ich schnitt den Pferden die Schwänze ab, nahm die Messer von der Häckselschneidebank mit und warf sie ins Wasser. Ich war hocherfreut darüber, daß ich mich auf diese Weise an dem Bauer hatte rächen können. Auf dem Rittergute war meines Bleibens nicht lange, der Herr jagte mich vom Hofe, weil er nicht zufrieden mit meiner Arbeit und mit meiner Führung war; ich befand mich in Not, verschaffte mir aber Geld, indem ich eine Gans stahl und sie in Pyritz verkaufte.

      Inzwischen kam die Zeit heran, wo ich Soldat werden mußte. Ich wurde im Jahre 1844 bei dem damals in Soldin garnisonierenden zweiten Bataillon des l4. Infanterieregiments eingestellt und hatte eine zweijährige Dienstzeit zu bestehen. Ich war klug genug, einzusehen, daß es für mich vorteilhafter war, wenn ich mich der strengen Disziplin ohne Murren fügte. Ich fühlte den eisernen Zwang, zu gehorchen, und war daher auch gehorsam. Geldmittel besaß ich außer der Löhnung nicht, folglich mußte ich auf die Teilnahme an öffentlichen Vergnügungen verzichten; ich blieb meist in meinem Quartier und vertrieb mir die Zeit durch Lesen.

      Schon in Hohenziethen hatte ich mit einem dort dienenden Mädchen ein Verhältnis angeknüpft. Meine Geliebte kehrte zu ihren Eltern nach Soldin zurück, und wir setzten hier den Umgang fort. Meine Vorgesetzten waren mit mir zufrieden, ich wurde als Soldat nur ein einziges Mal wegen Nachlässigkeit im Dienst mit Arrest bestraft.

      Vom Militär entlassen, trat ich wiederum auf dem Rittergute in Hohenziethen in Dienst; ich wurde zum drittenmal angenommen, weil man glaubte, daß ich nun gefügiger geworden wäre. Ich blieb indes nicht lange, sondern vermietete mich bald darauf als Knecht in der Brennerei zu Dertzow, später bei einem Fleischer in Soldin und zuletzt auf dem Gutshofe in Naulin, wo ich einem anderen Knechte aus der Lade etliche Taler entwendete. Im März 1848 wurde mobilgemacht, ich trat als Reservist in das 9. Infanterieregiment ein und marschierte mit nach Berlin. Der Aufstand war bei unserem Eintreffen schon vorüber, es kam nicht zum Gefecht, wir blieben in der Hauptstadt, und mir gefiel es da sehr gut. Im Herbst wurde ich ausgekleidet und fand in meiner Heimat, in der Brennerei zu Mellenthin, Beschäftigung. Nach wenigen Monaten als Landwehrmann einberufen, zog ich mit dem 8. Landwehrregiment nach Schlesien und von da nach Dresden. Auch in dieser Stadt war der Kampf bei unserer Ankunft vorüber, das Regiment verweilte nur kurze Zeit dort und trat den Marsch nach Baden an. In Erfurt wurde ich in das Lazarett geschickt, um von einem Flechtenübel geheilt zu werden. Nach etlichen Wochen bekam ich den Abschied, das Leiden war indes nicht völlig behoben und ist bis jetzt immer wieder einmal aufgetreten.

      Die militärische Disziplin hatte mich genötigt, meinen Willen unterzuordnen und ohne Widerspruch zu tun, was mir befohlen wurde: nun war ich wieder ein freier Mann und suchte mich schadlos zu halten für alles, was ich entbehrt hatte. Ich wollte zwar Bediensteter sein, aber mir nichts gefallen lassen, so kam es, daß ich mich mit dem Oberinspektor auf dem Gute in Dertzow, wo ich eine Stelle erhielt, sehr bald überwarf und abziehen mußte. Ich überlegte mir nun, daß das Dienen auf dem Lande doch eine harte Plage sei. Das Leben in den großen Städten, von dem ich einen Begriff bekommen hatte, schien mir weit verlockender zu sein, namentlich reizte es mich, daß man da so leicht und frei mit dem weiblichen Geschlecht verkehren konnte.

      Ich machte mich auf den Weg nach Berlin und wurde dort von einem Gärtner angenommen, für den ich Gemüse feilhalten mußte. Diese Beschäftigung war mir gerade recht, denn ich konnte stundenlang an den Straßen sitzen, mich mit den Käufern unterhalten und brauchte mich nicht im geringsten anzustrengen. Zufällig wurde ich mit einem Restaurateur bekannt, der öfters von mir Gartenfrüchte bezog. Meine Persönlichkeit gefiel ihm, und er bot mir die Stelle eines Hausdieners an. Ich griff mit Freuden zu, siedelte in die Restauration über und trat zu meinem Herrn nach und nach in ein sehr intimes Verhältnis. Wir verschafften uns durch uns selbst sinnliche Genüsse, wie sie auf natürlichem Wege nur bei Verschiedenheit der Geschlechter möglich sind. Er konnte nicht ohne mich leben und behandelte mich mehr als Freund denn als Diener. In der Folge gab er die Gastwirtschaft auf und übernahm die Stelle eines Siedemeisters in einer Zuckersiederei bei Magdeburg, mich aber brachte er dort zuerst als Arbeiter, später als Aufseher unter, weil er sich nicht von mir trennen wollte. Da er mit dem Besitzer der Siederei uneinig wurde, löste sich das Verhältnis bald; wir gingen nach Berlin zurück und von hier nach Potsdam, wo wir kurze Zeit in einer Destillation arbeiteten. Ich begleitete meinen Herrn unter dem Namen seines Bedienten überallhin, sogar nach Hamburg, wo er sein Glück versuchen wollte. Bei der Rückkehr in die Residenz traf ich mit meiner alten Geliebten zusammen, die mir nachgereist war. Das bestimmte mich, meinen Dienst, der mir ohnehin nicht mehr zusagte, zu quittieren. Ich wanderte mit meiner Verlobten nach Soldin und beabsichtigte, sie zu heiraten und mich dort häuslich niederzulassen. Wir zogen in eine und dieselbe Wohnung, ich arbeitete als Tagelöhner, sie besorgte den Haushalt, und wir waren im Begriff, uns trauen zu lassen, da kam mir plötzlich ein von fremder Hand an sie adressierter Brief zu Gesicht. Die Aufschrift ließ mich vermuten, daß ein Nebenbuhler ihn geschrieben habe; ich geriet darüber in heftigen Zorn und verließ das Mädchen, weil ich fest daran glaubte, daß sie mir untreu geworden sei. Später sah ich freilich ein, wie grundlos meine Eifersucht gewesen war, allein das Band zwischen uns hatte ich einmal gelöst, und es gelang mir nicht, es von neuem zu knüpfen. Wenn ich die Geliebte geheiratet und mit ihr den eigenen Hausstand gegründet hätte, so wäre ich vielleicht ein braver, tüchtiger Mensch geworden. Da ich mich also von ihr betrogen wähnte, trieb es mich fort aus der Gegend von Soldin, ich ging nach Berlin, von da nach Potsdam, wo ich bei einem Kaufmann, und dann nach Buckow, wo ich bei einem Bauer diente. Hier wurde ich krank, man duldete mich nicht länger, ich mußte mich, vom Fieber geschüttelt, in meine Heimat betteln und nahm in Dertzow die Hilfe meines Bruders Martin in Anspruch. Er hatte zwar Frau und Kinder und die Mutter zu erhalten, aber dennoch wies er mich nicht ab, der schmale Bissen wurde bereitwillig mit mir geteilt, ich fand bei ihm ein gastliches Obdach. Nachdem ich genesen war, gab mir meine Schwägerin zu verstehen, daß es nun wohl an der Zeit sei, ihr Haus zu verlassen und ihnen nicht länger lästig zu


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