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Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke. Ida PfeifferЧитать онлайн книгу.

Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke - Ida Pfeiffer


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gestellt hatte, daß man sie tödten und verzehren werde. Am 7. Oktober traf sie wieder in Padang ein. Auf Sumatra wurde sie zwei Mal von dem dort einheimischen bösartigen Wechselfieber befallen.

      Nach der Insel Java zurückkehrend, unternahm sie Ausflüge nach den Fürstenthümern Djokdjokarta und Surakarta, nach dem Tempel Boro Budoo und nach Surabaja. Hierauf segelte sie nach verschiedenen der kleineren Sunda-Inseln und den Molukken (Banda, Amboina, Saparua, Ceram, Ternate), hielt sich einige Zeit bei den wilden Alforen auf und schloß ihre Sunda-Fahrten auf Celebes.

      Von da durchschnitt sie den Großen Ozean (10.150 Seemeilen), um Kalifornien zu besuchen. Zwei Monate lang sah sie nichts als Himmel und Wasser. Am 27. September 1853 betrat sie in San Francisco das Land, besuchte die Goldwäschereien am Sacramento und am Juba-Flusse, und schlief in den Wigwams der Rothhäute am Rogue River.

      Mit dem Schluß des Jahres 1853 segelte Ida Pfeiffer nach Panama und von da weiter nach der Peruanischen Küste. Von Callao begab sie sich nach Lima, um von dort die Cordilleren zu übersteigen, Loretto am Amazonen-Strome und weiterhin die Ostküste Südamerikas zu gewinnen. Die gerade in Peru ausgebrochene Revolution machte aber das Land unsicher und nöthigte die Reisende an einem anderen Uebergangspunkte der Cordilleren ihr Glück zu versuchen. Sie ging nach Eguador zurück und trat im März 1854 von Guayaquil ihre mühevolle Wanderschaft über das Gebirge an. Ganz in der Nähe des Chimborasso überschritt sie die Cordilleren, gelangte auf die Hochebene von Ambato und Tacunga und erlebte hier das seltene Natur-Ereigniß eines Ausbruches des Vulkans Cotopaxi — ein Schauspiel, um das sie später Alexander von Humboldt beneidete. Als sie am 4. April in Quito eintraf, fand sie leider nicht die gehoffte Unterstützung, d. h. mehrere sichere Leute zur Erreichung und Beschiffung des Amazonen-Stroms. Sie gab daher ihren ursprünglichen Plan wieder auf und mußte die beschwerliche Tour über die Cordilleren zurück machen. In der Nähe von Guayaquil stand sie zweimal Todesgefahr aus, zuerst durch einen Sturz vom Maulthier, und dann durch einen Fall in den von Kaimans stark bevölkerten Fluß Guaya. Ihre Begleiter wollten sie zu Grund gehen lassen, denn sie reichten ihr nicht im geringsten hilfreiche Hand. Mit tiefem Widerwillen kehrte sie dem spanischen Südamerika den Rücken, begab sich zur See nach Panama und überschritt Ende Mai den Isthmus.

      Von Aspinwall segelte sie nach New-Orleans und blieb hier bis zum 30. Juni, dann fuhr sie den Mississippi hinauf bis Napoleon und in dem Arkansas bis nach Fort Smith. Ihren den

      Cherokee-Indianern zugedachten Besuch mußte sie aufgeben, da sie neuerdings einen hartnäckigen Anfall des Sumatra-Fiebers erlebte. Wieder in den Mississippi zurückkehrend, erreichte sie am 14. Juli St. Louis und besuchte in der Nähe von Libanon den dort angesiedelten badischen Demokraten Hecker. Dann ging sie gegen Norden nach St. Paul und den St. Anthony-Fällen, wandte sich hierauf nach Chicago und gelangte in die großen Seen und zu den Niagara-Fällen. Nach einem Ausfluge nach Canada blieb sie noch einige Zeit in New-York, Boston u.s.w., ging dann zu Schiff und betrat am 21. November 1854 nach einer zehntägigen Fahrt in Liverpool europäischen Boden.

      Dieser großen Weltreise hängte sie ein kleines Supplement an, indem sie ihrem Sohn, welcher sich in San Miguel auf den Azoren aufhielt, einen Besuch abstattete und erst im Mai 1855 über Lissabon, Southampton und London nach Wien zurückkehrte.

      Die von Ida Pfeiffer gesammelten Naturalien und ethnographischen Gegenstände gelangten zum größten Theil in das britische Museum und in die kaiserlichen Kabinete in Wien. Großes Interesse nahmen Alexander von Humboldt und Karl Ritter in Berlin an den Bestrebungen Ida Pfeiffer's, und Humboldt namentlich ertheilte ihr die freundlichsten Lobsprüche für ihre wackere Gesinnung und ihren Eifer. Auf den Antrag der beiden Gelehrten ernannte die Berliner Geographische Gesellschaft Ida Pfeiffer zum Ehren-Mitgliede, und der König von Preußen verlieh ihr die goldene Medaille für Wissenschaft und Kunst. In Wien ist man mit der Anerkennung gegen die Landsmännin viel karger gewesen, wahrscheinlich weil schon nach alter Regel der Prophet im Vaterlande nichts gilt.

      Die Tagebücher der Reisenden über diese Reise erschienen in Wien unter dem Titel: „Meine zweite Weltreise“, 4 Bände. 1856.

      Nach jeder ihrer früheren Reisen hatte Ida Pfeiffer eine Zeit lang den Gedanken, auszuruhen und nun der Erinnerung zu leben. Nach ihrer zweiten Reise um die Welt, die so über alle Erwartung befriedigend für sie ausfiel, kamen aber gar keine Ruhegedanken mehr zum Vorschein. Während sie sich noch mit der Ordnung ihrer mitgebrachten Naturalien und der Herausgabe ihrer Tagebücher beschäftigte, faßte sie schon den Plan, Madagaskar zu durchforschen, und ließ sich selbst durch das Zureden Alexander von Humboldts's, der ihr mehrere andere Reise-Projekte vorschlug, nicht von dem einmal in's Auge gefaßten Ziele abbringen.

      Das fernere Schicksal Ida Pfeiffers werden die folgenden Tagebücher ihrer Reise nach Madagaskar und schließlich die Mittheilungen ihres Sohnes, des Herrn Oskar Pfeiffer, über ihr Leiden und Ende ausführlicher erzählen. Doch bevor der letzte Akt eines so mühevollen und erfahrungsreichen Lebens beginnt, mag eine kurze Charakteristik der Weltreisenden hier ihren Platz finden.

      Ida Pfeiffer machte durchaus nicht den Eindruck einer ungewöhnlichen Frau, einer „Emanzipirten“ oder gar eines Mannweibes. Im Gegentheil, sie war in Gedanken und Worten so einfach, bescheiden und schlicht, daß der, welcher sie nicht näher kannte, nicht ohne Mühe Spuren dessen, was sie gelernt und erfahren hatte, zu entdecken vermochte. In ihrem ganzen Wesen lag eine Ruhe und Nüchternheit, die vorzugsweise an eine praktische Hausfrau ohne alle schwärmerische Hintergedanken erinnerten. Viele Leute waren deshalb mit ihrem Urtheil über Ida Pfeiffer rasch fertig und geneigt, die Reiselust derselben ausschließlich auf Rechnung einer ungewöhnlich entwickelten Neugierde zu schreiben. Dieser Anschauung stand freilich eine Thatsache schnurstracks entgegen, die in Ida Pfeiffer's Wesen sehr eindringlich zu Tage trat, nämlich die vollständige Abwesenheit jeder Neugierde. So unruhig ihr ganzes Leben gewesen war, so gemessen und gelassen war ihre persönliche Erscheinung. Von einer Sucht, sich vorzudrängen oder um ferner liegende Dinge zu kümmern, vermochte auch der schärfste Beobachter nichts zu entdecken. Ernst, sehr reservirt und wortkarg, bot sie dem ihr Unbekannten oder fern Stehenden sehr wenig liebenswürdige Seiten.

      Wer indeß dazu gelangte, sie näher kennen zu lernen, der fand wohl die einzelnen Elemente zusammen, welche hinter einem unscheinbaren Aeußeren eine außerordentliche Frau bargen. Willensstärke, Zähigkeit des Charakters, die sich bis zum Eigensinn steigerte, waren bald aus gewissen Aeußerungen zu entdecken. Zählt man hiezu einen für eine Frau seltenen persönlichen Muth, Gleichgiltigkeit gegen körperlichen Schmerz und gegen die Bequemlichkeiten des Lebens und den nie rastenden Drang, dem menschlichen Forschen und Wissen nützlich zu sein, so wird man gestehen müssen, daß das Eigenschaften sind, mit welchen man in der Welt etwas ausrichtet. Doch was den Werth dieser Eigenschaften noch erhöhte, war Ida Pfeiffer's Wahrheitsliebe und strenger Sinn für Recht und Ehrenhaftigkeit. So wie sie nie etwas erzählte, was nicht thatsächlich vollkommen der Wahrheit gemäß war, so hat sie nie etwas versprochen, was sie nicht hielt. Sie hatte Charakter — wie man im gewöhnlichen Leben zu sagen pflegt.

      Daß ihre Mittheilungen durch ihre anerkannte Wahrheitsliebe einen erhöhten Werth erhalten, liegt auf der Hand, und da sie weder für konfessionelle noch für andere Vorurtheile zugänglich war, so basirt ihr Urtheil immer auf gesundem Boden. Hätte sie in ihrer Jugend mehr sich mit Natur-Wissenschaften beschäftigt und in dieser Richtung positive Kenntnisse besessen, so wären ihre Reisen allerdings noch von weit größerem Nutzen gewesen; aber im Anfang unseres Jahrhundertes waren die Männer, die sich außer ihrem Fach mit Naturwissenschaften beschäftigten, Seltenheiten, geschweige denn die Frauen. Ida Pfeiffer fühlte wohl diese Lücke und dachte in vorgerückteren Jahren mehrmals daran, sie auszufüllen; sie hatte jedoch dazu weder die Zeit noch die Geduld.

      Ihrem Streben deshalb alles Verdienst für die Wissenschaft abzusprechen, wäre ein Unrecht, dessen sich die kompetentesten Männer durchaus nicht schuldig gemacht haben. Sie drang in manche Gegenden, welche nie der Fuß eines Europäers betreten hatte, und gerade daß sie Frau war, schützte sie in ihren gefährlichsten Unternehmungen. Man ließ sie ruhig weiter ziehen, wo man einen Mann gewiß nicht geduldet hätte. Ihre Mittheilungen haben daher häufig das Verdienst des tatsächlich Neuen in der Länder- und Völkerkunde, oder den Nutzen, daß sie irrige oder übertriebene Meinungen auf das richtige Maß zurückführten. Ferner kamen der Wissenschaft


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