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Perry Rhodan 3096: Das Meisterstück. Michelle SternЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan 3096: Das Meisterstück - Michelle Stern


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wusste, dass der fremdartige Zweibeiner mit der hellen, federlosen Haut da draußen war. Im Sternenrad. Irgendwie war es ihm gelungen, zwei Lichtschleusen zu öffnen. Das Trajekt stand auf dem Spiel. Dabei hatte seine Nono so viel gegeben, damit die große Flucht vorbereitet werden konnte. Sollte ihr Lebenswerk umsonst gewesen sein?

      »Unerhört«, hätte seine Nono gesagt. »Unerhört«.

      Es geschahen große Dinge da draußen im Sternenrad. Dinge, die den Untergang bringen konnten.

      Die raschen Veränderungen beunruhigten Shanjar, aber mehr noch als Furcht trieb ihn Neugierde an. Wenn sich Goldomir Direi und Lehamu Sarendise am Flüsterwasser trafen, sprachen sie vielleicht über das, was Shanjar jagte. Er musste ganz still sein, leiser als das Wasser; am Grund des Beckens liegen bleiben wie eine Steinskulptur, damit keiner der beiden ihn bemerkte. Der schwarze Anzug tarnte ihn, verbarg die weißen, verräterischen Federn mit dem rubinroten Muster.

      Draußen über dem Wasser erkannte Shanjar verschwommen die Umrisse der beiden hoch aufragenden Zweibeiner. Sie standen einander zugewandt vor dem Weißwald. Die Stimme von Lehamu Sarendise war eindringlich. Er hatte die Innenhände gehoben, als müsste er ein Kind beschwichtigen.

      »Du bist dir deiner Verantwortung bewusst?«, sagte er.

      »Natürlich.« Goldomir Direi klang brüsk. »Ich werde Quari sein, die Stimme. Und du Tavali. Das Ohr.«

      Zu seinem Schrecken erkannte Shanjar eine kleine weiße Feder, die am Beckenrand auf dem Wasser trieb und träge gegen die schwarze Einfassung stieß. Sie war nahe genug, dass Goldomir Direi sie berühren könnte. Wenn die beiden Großen sie bemerkten, würde es Ärger geben. Viel Ärger. Vielleicht musste Shanjar dann fort. Zurück zu Nono. Für immer. Es wäre nicht das erste Mal, dass man ihn erwischte.

      Lehamu Sarendise konzentrierte sich ganz auf seine Gesprächspartnerin. »Was sagst du als Quari zu dem, was der Konsul plant?«

      »Er ist Ataidse Sturu. Die Fünfte Hand wird es richten. Das muss sie. Ich will nicht über ihn urteilen.«

      »Ich frage als Tavali.«

      Goldomir Direi schwieg einen Moment, ehe sie antwortete. »Ich denke, es ist der richtige Weg. Wir müssen verhandeln, nun, nachdem das Supramentum zu entgleiten droht. Das Schlimmste muss aufgehalten werden.«

      »Konsulin Satim Tainatin wartet nur darauf, dass die Verhandlungen enden. Sie würde am liebsten für jedes eingeflogene Fremdschiff der Galaktiker einen Planeten in den Leerraum schleppen.«

      »Sie ist informiert, dass wir das derzeit nicht tun.«

      »Ja. Deswegen hält sie die Flotte zurück. Noch.«

      »Der Konsul wird Perry Rhodan in Empfang nehmen. Hier. Das ist sein Plan. Er wird Mero Kezaz sein und eine Entscheidung treffen. Ist diese Entscheidung erst gefällt, gibt es kein Zurück. Du weißt, wie er ist.«

      Ja, ja, ja. Das wusste Shanjar. Hatte Ataidse Sturu eine Entscheidung gefällt, gab es keine Umkehr.

      Lehamu Sarendise bückte sich und streckte eine der vier Hände ins Wasser. Er schöpfte ein wenig davon, ließ es durch die Finger rinnen. Die Feder trieb träge von ihm fort, ohne dass er ihr Beachtung schenkte.

      »Wir können das Wasser nicht festhalten, wohl aber seinen Aggregatzustand ändern, indem wir sein Umfeld kontrollieren«, sagte er. »In diesem Garten werden sie zusammenkommen. Rhodan und der Konsul. Zwei Unsterbliche.

      Wir wissen das, was viele nicht wissen oder noch nicht glauben. Dass Perry Rhodan ein Terraner ist, der seine Welt wiedergefunden hat. Eine Welt, die wir auf die andere Seite des Dyoversums geschafft haben. Vielleicht ist sein primäres Ziel Vergeltung. Ich traue ihm einen Anschlag auf das Leben des Konsuls zu. Sicher wird er versuchen, sich mit Parabegabten zu umgeben. Mutanten, die dafür gesorgt haben, dass zwei Lichtschleusen offen stehen. Das müssen wir verhindern. Bist du bereit, dich der Aufgabe zu stellen, die auf dich wartet? Gleich, was es kostet?«

      »Ich bin bereit. Und ich werde tun, was ich tun muss. Für das Trajekt. Selbst wenn ich den Befehl erhalten sollte, Perry Rhodan oder einen seiner Begleiter zu töten.«

      »Gelobst du es vor dem Flüsterwasser, das jedes Geheimnis kennt?«

      Die verschwommene Gestalt der Cairanerin schien ein Stück zu wachsen. Sie trat näher heran, streckte sich. Ihr Blick durchbohrte das Wasser. Hatte sie die Feder bemerkt? Shanjar hielt ganz still, atmete nicht.

      Goldomir Direi hob den Kopf. Sie blickte auf die schwebende Spiegelkugel. »Ich gelobe es. Im Namen der VECU.«

      »Dann lass uns gehen. Genug der alten Traditionen. Ancaisin ist weit fort, und wir haben viel zu tun.«

      Gehen? Schon? Nein! Shanjar tauchte ein Stück auf – und glitt wieder nach unten. Beinahe hätte er sein Versteck in der Beckenmitte verlassen. Er unterdrückte einen Aufschrei. Warum gingen sie? Das durften sie ihm nicht antun! Er musste mehr wissen. Weshalb sprach nie jemand über sein Wissensartefakt? Es hieß, dieses ehrwürdige schwarze Becken wüsste jedes Geheimnis. Wieso nicht das, das er lüften wollte?

      Ein Gedanke kam ihm. Offensichtlich hatte der Konsul vor, sich mit Perry Rhodan zu treffen. Auf Aithuriad. Von Rhodan wusste Shanjar, dass er wissbegierig war und alles herausfand. Er galt als unsterblicher Unruhestifter und war ein echtes interkosmisches Übel, aber er war zugleich neugierig.

      Es hieß, er sei sogar in Ancaisin gewesen und hätte Terra von der anderen Seite zurückgeholt. Dafür musste man schon sehr neugierig und abenteuerlustig sein. Viel neugieriger und abenteuerlustiger, als Shanjar es in seinem Leben je sein könnte: ein echter Held. Einer, der nie aufgab, und der so viel besser darin sein musste, das Wissensartefakt zu erringen und damit Shanjars Danima zu erreichen: sein Lebensziel.

      Ein Plan reifte in Shanjar. Vielleicht würde er doch noch bekommen, wonach er sich seit über 20 Umläufen sehnte. Er brauchte Perry Rhodan.

      2.

      Lauernde Geschütze

      RAS TSCHUBAI

      Die Lichtschleusen standen offen, doch es flog weder ein Schiff aus noch ein Schiff ein. Die Invasion der Galaktiker war zum Erliegen gekommen. Jedes weitere Vorstoßen wäre eine unnötige Provokation gewesen. Der Verband um Markul agh Fermi hatte seine Endposition erreicht. Die Schiffe standen in Reichweite des Hyperschub-Doms und der Enzephalotronik auf Ghibona. Beide Einrichtungen waren elementar für das Sternenrad.

      Die Bedrohung lag wie giftiges Gas in der Luft. Die Cairaner konnten jederzeit die Nerven verlieren und die Schiffe der Galaktiker angreifen – Schiffe, die im Vergleich zur Größe der cairanischen Flotte hoffnungslos unterlegen waren. Die Cairaner hatten an die 250.000 Augenraumer vor Ort – gute Argumente, sich jede einzelne Fingerbewegung genauestens zu überlegen.

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      Illustration: Dirk Schulz

      Perry Rhodan fühlte die Anspannung körperlich. Es fiel ihm schwer, tief und ruhig zu atmen. Zu viel hing davon ab, was in den nächsten Minuten und Stunden geschah. Galaktiker und Cairaner standen an einem Scheideweg, umgeben von Abgründen und Schwarzen Löchern. Eine falsche Entscheidung, und die Lage würde eskalieren, was Krieg bedeutete: Krieg der Milchstraße gegen die Cairaner und womöglich ein Bürgerkrieg unter den 76 Milliarden Einwohnern des Sternenrads, zu denen auch Galaktiker zählten. Wie viele Leben dabei auf dem Spiel standen, mochte Rhodan sich nicht ausmalen. In dem Fall wäre Tschirmayn nur ein Anfang gewesen. Eine Welt von Hunderttausenden, die in Chaos und Tod stürzen würden.

      »Wird schon schiefgehen, Großer«, sagte Gucky neben ihm.

      Eigentlich hätte man annehmen sollen, dass sich ein knapp einen Meter großes Wesen in dem breiten Kontursessel verlor, in dem der Ilt in der Zentrale der RAS TSCHUBAI lungerte. Das Gegenteil war der Fall. Gucky wirkte präsenter denn je. Über dem seidigen Pelz in seinem Gesicht lag ein rötlicher Schimmer. Er blickte auf das Holo, als könnte er seine telekinetische Gabe nutzen, um mit den Planeten und


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