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Der neue Dr. Laurin Box 1 – Arztroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Der neue Dr. Laurin Box 1 – Arztroman - Viola Maybach


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      »Weil es zu früh ist!«, stieß sie hervor. »Und … und ich bin auch allein. Mein Freund will überhaupt keine Kinder, wir haben uns getrennt. Was soll ich denn mit einem Kind?«

      »Wieso haben Sie nicht verhütet, wenn Sie nicht schwanger werden wollten?«

      »Das haben wir doch, nur das eine Mal nicht, da … Aber das waren nicht die gefährlichen Tage, da konnte eigentlich überhaupt nichts passieren …«

      »Und es ist doch passiert. Aber auch da hätte es noch Möglichkeiten gegeben, Frau Maischinger. Nicht, dass ich das für die geeignete Empfängnisverhütung halte, aber es gibt die Pille danach, das wissen Sie doch sicher?«

      »Ich … ich … ich hätte doch nie gedacht, dass ich von dem einen Mal schwanger geworden bin!«, stieß Eva hervor. »Und dann … ich weiß auch nicht, mir ist einfach alles über den Kopf gewachsen, und da habe ich mir eingeredet, dass ich mich geirrt habe, dass ich überhaupt nicht schwanger bin. Ich wurde ja auch gar nicht dick, und …«

      »Haben Sie sich von Ihrem Freund getrennt oder er sich von Ihnen?«

      »Ich habe mich getrennt, weil ich ihm zuvorkommen wollte. Ich wollte nicht, dass er mich wegschickt, wenn er merkt, dass ich …« Tränen liefen ihr über die Wangen.

      Leon hielt noch immer ihre Hand, und seine Stimme klang so ruhig wie zuvor. »Aber, Frau Maischinger, wie passt das denn zusammen? Eben haben Sie mir doch gesagt, dass Sie sich eingeredet haben, gar nicht schwanger zu sein? Dann hätten Sie sich doch auch nicht trennen müssen.«

      Eva brach in Tränen aus. »Ich hab’s Ihnen doch schon gesagt, dass ich ganz durcheinander bin. Mal wusste ich, dass ich ein Kind erwarte, und dann war ich ganz sicher, dass ich mir das nur eingebildet habe. Aber ich konnte nicht länger mit meinem Freund zusammen sein, auf keinen Fall. Es hätte so oder so nicht gepasst.«

      »Wie darf ich das verstehen?«

      »Er hat mich nicht richtig geliebt, er hätte mich nur unglücklich gemacht.«

      »Hat er Ihnen das gesagt? Dass er Sie nicht richtig liebt?«

      »Nein, das weiß ich. Ich habe ihn einmal mit einer anderen Frau gesehen. Und er hat mir von einem Freund erzählt, der reingelegt wurde von seiner Freundin. Sie hatte behauptet, dass sie verhütet, aber das war gelogen. Sie hat es darauf angelegt, schwanger zu werden, damit er sie heiratet. Aber das hat er dann nicht getan, und Marco fand das richtig. Er hätte mich auch sitzen lassen, da bin ich ihm lieber zuvorgekommen.«

      »Wie hat er es aufgenommen?«

      »Überhaupt nicht. Er hat sich umgedreht und ist gegangen.«

      »Vielleicht wäre es gut, wenn Sie sich aussprechen würden.«

      Noch während Leon diese Worte aussprach, wurde ihm bewusst, dass er seiner jungen Patientin Ratschläge gab, die er selbst nicht beherzigte. Sprach er sich dann mit Antonia aus, die ja auch Geheimnisse vor ihm hatte? Hatte er sie auch nur ein einziges Mal gefragt, warum sie ihm nicht von ihren Treffen mit Ingo Ewert erzählte und was diese Treffen für sie bedeuteten?

      »Wir reden nicht mehr miteinander«, schluchzte Eva.

      Er ließ ihre Hand los, damit sie sich das Gesicht trocknen konnte. »Kann ich Sie was fragen, Herr Dr. Laurin?«

      »Ja, natürlich. Was möchten Sie wissen?«

      »Gestern war jemand hier, den ich kannte … und der auch Marco kennt. Er hat mich gefragt, ob ich wegen Marco hier bin. Ich … ich habe mich gefragt, was das heißen sollte, aber als ich ihn fragen wollte, hat Schwester Marie ihn weggeschickt, weil ich ziemlich wackelig auf den Beinen war und so … Also …«

      Leon begann ein paar Zusammenhänge zu ahnen, ließ sich davon aber nichts anmerken. »Ich höre mich mal um«, sagte er. »Wie heißt denn Ihr Marco mit Nachnamen?«

      »Marco Friedrich.«

      Sieh mal einer an, dachte Leon. Er verriet sich auch jetzt nicht. Zuerst wollte er ein Gespräch mit Schwester Marie führen. Vielleicht wusste die ja schon mehr über diese Geschichte als er. Es war ihr zuzutrauen.

      *

      »Wann kann ich denn endlich nach Hause?«, fragte Tom. Er hatte diese Frage schon ungefähr zehn Mal gestellt.

      »Sobald der Kommissar hier war und mit Ihnen gesprochen hat«, antwortete Hannes Baumgarten.

      »Was denn für ein Kommissar, verdammt? Was habe ich mit einem Kommissar zu schaffen? Ich wurde angegriffen und habe mich verteidigt. Fertig. Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen.«

      Hannes’ junger Kollege Robert Semmler hatte ihn morgens bei der Übergabe informiert, was in der Nacht vorgefallen war. Über den genauen Hergang der Prügelei, die mit einem bösen Messerstich geendet hatte, hatte er ihm freilich nichts sagen können, doch im Lauf der letzten Stunden war einiges durchgesickert.

      Hannes Baumgarten war schon Mitte fünfzig. Obwohl es ihm schwerer fiel als früher, übte er seinen Beruf noch immer gerne aus. Eines jedenfalls hatte er in seiner langen Zeit als Pfleger gelernt: Man durfte sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Je aufgeregter Patienten wurden, desto ruhiger wurde er. So war es auch jetzt.

      »Erzählen Sie das dem Kommissar«, sagte er gelassen. »Außerdem muss noch einmal ein Arzt nach Ihrer Nase sehen, bevor Sie entlassen werden können. Falls sich das hinzieht, werden Sie bis morgen bleiben müssen.«

      Ein giftiger Blick traf ihn, aber Tom Fröbel kam nicht auf die Idee, sich nach Marco Friedrich zu erkundigen. Ein Minuspunkt, dachte Hannes. Der interessiert sich nur für sich selbst, dabei muss er doch wissen, was er getan hat!

      Zwar gab es noch keine Beweise dafür, dass es Tom Fröbel gewesen war, der mit einem Messer zugestochen hatte, aber nicht nur Hannes war davon überzeugt, sondern auch die meisten seiner Kollegen. Er nahm an, dass die Polizei die Wahrheit schon herausfinden würde.

      Er ließ Tom Fröbel allein, um noch einmal nach Marco Friedrich zu sehen. Der war noch ziemlich matt, aber wenn man bedachte, dass er erst in der Nacht notoperiert worden war, hatte er sich doch erstaunlich schnell erholt.

      »Wie geht es Tom?«, fragte er sofort.

      »Er will endlich entlassen werden, aber wir erwarten die Polizei, vorher kann er nicht gehen. Seine Nase sieht übel aus.«

      »Das war ich«, sagte Marco. »Tut mir nicht leid, ehrlich. Der ist mir so auf die Nerven gegangen, wieder einmal.«

      »Schon öfter?«

      »Ja, er kann einfach keine Ruhe geben. Dabei habe ich ihm noch gesagt, er soll abschwirren, aber nein, er musste ja unbedingt weiter machen. Und irgendwann hat’s mir dann gereicht.«

      »Worum ging es denn?«, fragte Hannes beiläufig.

      Marco verzog das Gesicht zu einem verlegenen Grinsen. »Um eine Frau«, sagte er.

      Nach einer längeren Pause setzte er hinzu: »Meine Ex-Freundin«, und schlagartig war das Grinsen wie weggewischt.

      Erstaunt sah Hannes, dass der junge Patient mit einem Mal um Fassung rang. Er wandte den Kopf zur Seite, mied den Blick des Pflegers.

      »Tut mir leid«, sagte Hannes, ohne dass er hätte erklären können, was ihm leid tat. Aber mit dieser Ex-Freundin schien es ja eine besondere Bewandtnis zu haben.

      »Mir auch.« Marcos Stimme klang merkwürdig hohl. »Ich … also, sie hat Schluss gemacht.«

      »Und du wolltest das nicht.« Hannes ging unwillkürlich zum ›Du‹ über, das hier entwickelte sich ja beinahe zu einer Art ›Vater-Sohn-Gespräch‹.

      »Nein, ich wollte das nicht. Und … und ich versteh’s auch immer noch nicht. Es war echt toll mit uns, aber auf einmal sagt sie, dass Schluss ist.«

      »Und weshalb?«

      »Es würde alles nicht passen – dabei war sie meine große Liebe, und ich war ihre.«

      O


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