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Perry Rhodan Neo Paket 24. Perry RhodanЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan Neo Paket 24 - Perry Rhodan


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und er hatten sich immer etwas mit Whisky geschenkt.

      Bull hielt sich den Tumbler unter die Nase. Sofort stiegen ihm die Aromen von Rauch und leichten Zitrusnoten in die Nase. Er nippte. Ein Brennen wie von Pfeffer setzte sich auf seine Zunge, dann füllte eine angenehm ölige Flut seinen Mund, die nach Feuer und Rauch und nach Früchten mit einer Spur von Vanille schmeckte. Früher hätte er wahrscheinlich gelacht, wenn man ihm die Verkostungsnotizen eines Scotchs vorgelesen hätte. Inzwischen hatte er seine Meinung darüber geändert. Man sollte nie zu alt sein, seine Meinung zu ändern. Davon abgesehen war es nicht die erste Flasche dieses Scotchs, die er trank, nicht in dieser Woche; von daher kannte er diesen Scotch inzwischen ziemlich gut.

      Er stellte den Tumbler wieder zurück auf den Glastisch, neben den Zellaktivator und den Thermostrahler. Seine Hand wanderte weiter und ruhte einen Moment lang auf dem Aktivator, nahm ihn aber nicht.

      Der Aktivator war in gewisser Weise das genaue Gegenteil des Scotchs. Sicher war er fürchterlich alt, bestimmt hätte er auch eine gute Geschichte oder zwei zu erzählen – von Meistern der Insel oder ihren Verbündeten und Feinden, wer auch immer ihn zuvor getragen hatte, ehe Avandrina di Cardelah oder ihre Schwester Mirona Thetin ihn in eine Kiste gepackt und Perry Rhodan zum Geschenk gemacht hatten. Aber wer immer ihn getragen hatte, war längst tot. Zu Staub zerfallen wie ein Vampir. Und nichts, rein gar nichts, war von ihm oder ihr geblieben. Der Aktivator war seelenlos. Ein glattes Stück Metall, ein schlichtes Ei, ausgeschissen von einem Posbihuhn. Er roch nicht, er schmeckte nicht, er funktionierte nicht einmal mehr richtig.

      Bulls Hand wanderte weiter, streifte die Dienstwaffe, deren Existenz bislang nicht halb so mysteriös verlaufen war wie die des Aktivators, aber durchaus etwas bewegter als die des Scotchs, der von der Welt nicht viel mehr als das Fass gesehen hatte, in dem er gereift war, und kehrte dann zu dem Scotch zurück, den er trotz allem lieber mochte als die Waffe. Einer der Vorteile immerhin, wenn man den Aktivator nicht trug: Das Verhältnis zwischen Trinker und Scotch wurde ehrlicher. Jeder konnte trinken wie ein Weltmeister, wenn ein uraltes außerirdisches Artefakt ihm alle Giftstoffe – oder was es dafür hielt – aus dem Körper filterte.

      Er dachte an seinen Rückflug von den Kolonien. Die letzte Strecke nach seinem Termin auf Imart, als der Aktivator plötzlich Schwierigkeiten gemacht hatte. Zuerst hatte Bull gedacht, er hätte einen Schwächeanfall. Irgendwas mit Stress und Blutdruck, was Menschen immer wieder mal hatten, es war nichts Ehrenrühriges daran. Besonders wenn man wie er gerade zehn Tage am Stück öffentliche Auftritte, Verhandlungen in Hinterzimmern und die eine oder andere handfeste Auseinandersetzung auf Welten mit erhöhter Schwerkraft hinter sich hatte. Auch an seinen Beinahe-Herzinfarkt hatte er denken müssen. Fast vierzig Jahre war das nun her – kurz bevor er Autum Legacy den Antrag gemacht hatte.

      Dann war ihm eingefallen, dass er so was wie Herzinfarkte und Schwächeanfalle ganz sicher nicht hatte. Gar nicht haben konnte, solange er den Aktivator trug. Das war ja genau sein Sinn: Der Aktivator war definitionsgemäß das genaue Gegenteil von Schwäche.

      Dann hatte er an Rhodan gedacht, der voriges Jahr am Seeufer zusammengebrochen und fast gestorben war. Und an Ras Tschubai, der noch immer auf Mimas im Winterschlaf lag wie das Schneewittchen im Märchen. Was den Aktivator wohl zum Apfel und Mirona zur bösen Stiefmutter machte ... ein Gedanke, der rasch nach einem weiteren Schluck Scotch verlangte. Reginald Bull kicherte verhalten.

      Das Feuer des Scotchs verdrängte den Gedanken an Winter und endlosen Schlaf und an die Wahrheit darüber, was er von Männern hielt, die kichernd einsam auf ihrer Veranda saßen. Was sich nicht verdrängen ließ, war die Wahrheit über seine Situation.

      Bull hatte nie Protektor werden wollen. Nicht, dass er seine Position als Systemadmiral so innig geliebt hätte – er war nie ein Freund des Militärs gewesen, und ob ihn das besonders dazu qualifizierte, es zu leiten, wie Rhodan behauptete, wusste er nicht.

      Aber »Protektor«? Er war doch kein Superheld, kein verdammter Erlöser. Er war nicht einmal Rhodan, und selbst Rhodan ... Er trank einen Schluck. Die Wahrheit war, »Protektor« war ein Freischein, alles zu tun, was einem einfiel.

      Fast alles.

      Lange hatte Bull das mit dem Freischein für völlig normal gehalten. Wie die Kommission mit Perry Rhodan umgesprungen war, hatte ihn wütend gemacht. Auch wegen des ganzen Ärgers, den es für ihn selbst bedeutet hatte. Sich um den militärischen Schutz der Erde und ihrer Kolonien zu kümmern, war schon genug Arbeit – allein der Papierkrieg ... Mittlerweile war er auch noch für den Zusammenhalt und die gute Stimmung verantwortlich und musste diesen ganzen Medienzirkus mitmachen, der Rhodan in den vergangenen Jahren immer verhasster geworden war. Bull konnte es ihm nicht verübeln.

      Aber etwas in ihm war in dem Moment zerbrochen, in dem die Terranische Union einem ihrer Gründer allen Ernstes ins Gesicht sagte: »Wir brauchen dich nicht mehr.« Und lange hatte er auch nicht ernsthaft hinterfragt, dass Rhodan wie immer irgendwie mit einem blauen Auge aus der Sache gekommen war, während er, Reginald Bull ...

      Er führte den Gedanken nicht zu Ende. Neidisch war er nicht auf Rhodan. Bull hätte jedenfalls keine Lust gehabt, wieder nach Arkon zu fliegen. Immerhin hatte er das schon mal gemacht – war Rhodans Spur bis nach Arkon gefolgt und hatte ihn rausgehauen. Er konnte das und wusste, dass er's konnte. Nein, der Punkt war ... er glaubte nicht mehr, dass es ein Fehler gewesen war, Rhodan abzusetzen. Ganz ohne Groll. Das Einzige, was ihn wütend machte, war, dass er Rhodan versäumt hatte. Oder Rhodan ihn. Kaum kehrte Bull der Erde für ein paar Tage den Rücken, kam sein Freund endlich heim und hatte nichts Besseres zu tun, als gleich wieder aufzubrechen.

      Er trank von seinem Scotch. Allmählich, das musste er sich eingestehen, war er sehr betrunken. Was für ein Tag war morgen? Er hoffte, er hatte keine wichtigen Termine. Kurz erwog er, sein Komarmband zu checken, doch entschied sich dagegen. Ob es nun zehn oder zwanzig verpasste Nachrichten waren, es spielte keine Rolle. Nun rief er niemanden mehr zurück.

      Eine Weile starrte er auf den See hinaus, das Wasser immer in Bewegung, von Minute zu Minute etwas dämmriger, dunkler, älter, und ließ sich vom Zirpen der Zikaden und den Vogelrufen im Schilf einlullen. Er hatte keine Ahnung, was für Vögel es waren. Autum hatte sich eine Weile dafür interessiert, was für Tiere am See lebten. Aber wenn sie es herausgefunden und ihm erzählt hatte, hatte er es vergessen. Wie so vieles.

      Das Aufbrüllen der Jetskis riss ihn ins Hier und Jetzt zurück.

      Na so was, überlegte Bull, da wäre er doch beinahe eingeschlafen. Er tastete nach dem Glastisch, fand die Dienstwaffe, tastete weiter, fand den Tumbler, nahm ihn, suchte weiter neben dem Glastisch, fand die Flasche und goss sich nach. Das wäre vielleicht eine Schlagzeile gewesen: Protektor soff sich in den Schlaf, vergaß Aktivator, tot.

      Er überlegte. Wie lange hatte er den Aktivator schon abgelegt? Er wusste es nicht mehr. Die Wahrheit war, ein bisschen Schlaf wäre ihm durchaus willkommen. Wie lange hielt er ohne Aktivator durch? Zweiundsechzig Stunden, hieß es. Bull war sich ziemlich sicher, dass er ihn noch nicht so lange abgenommen hatte. Vage erinnerte er sich daran, dass der Aktivator zuvor auf der Küchentheke gelegen hatte, neben dem Foto von Laura und Sophie, davor im Bad. Überhaupt war das Bad viel zu groß für Bull allein, und dieses dämliche Metallei neben seiner Zahnbürste und dem Rasierzeug weckte nur die Erinnerung an Autums Zoo von Kosmetikartikeln, den er nie richtig verstanden hatte. Allein die ganzen Sachen, die sie immer für ihre Haare und Strähnchen und sonst was gebraucht hatte!

      Eine dunkle Erinnerung drängte sich zwischen die lebhaften Bilder: sein Zellaktivator auf dem Nachttisch, neben der Leselampe. Hatte er ihn zwischendurch getragen? Wie lange musste man ihn tragen, damit der Countdown wieder von vorn begann? Wenn er den Aktivator tatsächlich schon seit dem Vortag oder noch länger nicht mehr trug, konnte dieser Abend durchaus spannend werden.

      Reginald Bull trank. Die entscheidende Frage lautete ohnehin, ob es etwas ändern würde, ihn anzulegen. Gut, er hatte bislang nur einmal einen Aussetzer gehabt. Aber auch Rhodans Aktivator hatte so angefangen, und dann hatten sich die Fehler gehäuft. Deshalb hatten sie die FANTASY für ihn geklaut: damit er nach Lashat fliegen und sich heilen lassen konnte. Wie üblich war alles ganz anders gekommen. Irgendjemand oder etwas im Innern eines Zeitbrunnens hatte dafür gesorgt, dass Rhodan


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