Perry Rhodan Neo Paket 24. Perry RhodanЧитать онлайн книгу.
»Lass uns weitergehen«, mahnte Rhodan hinter ihm, obwohl er wusste, dass es zu spät war. In Gucky hatte sich seit der Ankunft zu viel angestaut, der Ilt musste sich endlich Luft machen.
Rhodan würde ihn diesmal nicht hindern, selbst wenn Gucky seine Paragaben einsetzte. Denn Aufsehen würde es trotzdem kaum geben. Die Shafakk waren im Contagiat und im Compariat gleichermaßen gefürchtet, und wenn eine Gruppe von ihnen aneinandergeriet, würde sich jeder andere tunlichst heraushalten.
Rhodan wusste, dass die Shafakk Tötungsmaschinen von hoher Aggression waren. Als wären ihre scharf gefeilten Reißzähne nicht schon gefährlich genug, setzten sie ein sogenanntes Kassh darauf, welches sie dazu befähigte, die meisten Gegner mit einem einzigen Biss zu töten. Dabei setzte ihr Stoffwechsel ein spezielles Hormon frei, das ihnen euphorische Glücksgefühle vermittelte und die Aggression für einige Zeit eindämmte. Deshalb bevorzugten sie, wenn sie nicht im soldatischen Kampfeinsatz waren, den Nahkampf mit ihren natürlichen Waffen – Zähne und Biberschwanz.
Dieses Zusammentreffen konnte unmöglich ein friedliches Ende nehmen, deshalb unternahm Rhodan gar nicht erst den Versuch der Schlichtung. Gucky konnte ohne den Einsatz seiner Paragaben nicht gegen die drei bestehen, aber er würde sie geschickt einsetzen, dessen war der Terraner sicher. Und der Ilt würde den Kampf so kurz wie möglich halten.
»Zweitens«, fuhr Gucky fort, ohne auf Rhodans Bitte zu achten, »hast du soeben meinen Arbeitgeber angerempelt, du ungehobelte Riesenmaus! Du entschuldigst dich augenblicklich, und dann gehst du uns aus den Augen, und deine Kumpane nimmst du gleich mit!«
So wütend hatte Rhodan seinen kleinen Freund selten erlebt. Gucky war ein eher verspieltes, sanftes Wesen und versuchte, jeden Konflikt auf friedliche, am besten humorvolle Weise zu beenden. Er war gern Freund mit jedermann.
Doch gegenüber den Shafakk war diese Haltung aussichtslos. Man konnte nicht vernünftig mit ihnen reden, und sie waren alles andere als friedfertig. Zu keinem Zeitpunkt.
Die Maske eines Shafakk tragen zu müssen, war schlimm genug, aber den fernen Verwandten nun auch noch zu begegnen, das war zu viel für den Ilt.
Die drei Shafakk hatten aufgehört zu lachen. Sie bauten sich vor Gucky auf. »Du bist ein elender, kranker Wurm«, sagte der erste. »Die dunkle Seuche wird dich bald zerfressen haben. Du bist nichts weiter als eine Schande, weswegen du dich auch mit so einem minderwertigen Arbeitgeber zufriedengeben musst.«
»Pah, ihr seid genauso gefangen wie jeder andere«, gab Gucky zurück. »Ins Compariat dürft ihr nie wieder zurück, sonst wärt ihr schon dort und nicht hier. Und ob eure Größe euch zu besseren Kämpfern macht, sei dahingestellt.« Damit drehte er sich leicht zur Seite und schlug herausfordernd mit dem Biberschwanz.
Die anderen nahmen die Herausforderung an. Sie umkreisten ihn mit gebleckten Zähnen und peitschenden Schwänzen, knurrten dazu furchterregend – und stürzten sich gleichzeitig auf ihn.
Gucky reagierte blitzschnell, genau wie Rhodan erwartet hatte. Mit einem kurzen Schwenken seines Biberschwanzes, der durch Prallfelder seines Spiegelfeldgenerators sogar kraftverstärkt war, und begleitet von einigen telekinetischen Schlägen, schleuderte er die drei Angreifer gegeneinander. Er ließ sie krachend zusammenstoßen und warf sie dann telekinetisch hart zu Boden, wo sie ächzend liegen blieben.
Dann wandte er sich Rhodan zu. »Passen Sie auf, wo Sie hintreten, mein Herr, hier liegt Abfall herum. Lassen Sie uns außen herumgehen.«
Mit diesen Worten stolzierte er voraus, zeigte jedem, der nah genug war, sein Gebiss und schlug mit dem Schwanz hin und her.
Niemand machte eine Bemerkung. Wie es auch in den unteren Ebenen der Station üblich war, hielt man sich heraus und tat, als habe man nichts bemerkt.
Wahrscheinlich wunderten sich die drei besiegten Shafakk, dass der kleinere Artgenosse ihnen nicht die Kehlen durchgebissen hatte, wie es üblich gewesen wäre. Aber sie waren zu betrunken, um sich gründlichere Gedanken darüber zu machen. Bei einem Blick über die Schulter zurück sah Perry Rhodan, dass sie sich aufrappelten und, einander wechselseitig stützend, in die Bar zurücktorkelten.
»Jetzt müssen wir uns aber beeilen, er ist fast da!«, rief Gucky.
15.
Der geheimnisvolle Bingdu
Das Guradarun war tatsächlich nicht zu verfehlen, und der Sektor, in dem es lag, war in Blautönen gehalten, seinem Namen entsprechend.
Eine große Antigravplattform schwebte in der Mitte einer Halle voller teurer und aufwendig gestalteter Etablissements, auf der ein riesiges, goldenes Ei prangte. Das Eingangsportal war geschwungen und mit roten Zierelementen dekoriert. Es herrschte lebhafter Betrieb. Das Lokal mochte sehr teuer sein, dennoch erfreute es sich offenbar hoher Beliebtheit.
Während Zakhaan Breel auf die Rampe zusteuerte, um mit dem Transportband nach oben zu fahren, kam ihm ein kahlköpfiger, blauhäutiger Humanoide entgegen. Das war unverkennbar Kelechie, der Breels Personenfähre kurz vor der Ankunft bei der Station kontaktiert hatte.
»Ich hatte es befürchtet, dass du mich aufhalten willst«, sagte Breel knurrend. »Aber ich habe wirklich keine Zeit mehr für dich. Ich darf mich nicht verspäten.«
»Nur auf ein kurzes Wort, mein Roter«, schmeichelte der Händler. Er war mittelgroß, seine Statur eher schmal. Am auffälligsten waren seine nackten Füße, die außergewöhnlich lange Zehen mit dunkelblauen, auf der Oberfläche silbrig schimmernden Nägeln aufwiesen und die mit vielen Ringen geschmückt waren. »Ich kann dich gern unterstützen. Du hast nicht genug Erfahrung in diesen Dingen.«
»Ich werde es lernen. Außerdem hat Damaaq mich instruiert.«
»Also dann beteiligst du ihn?«
»Nein, das tue ich nicht. Nach diesem Handel werde ich ein Geschäft mit ihm abschließen, meine künftige Existenz auf dieser Station betreffend.«
Kelechies Haut wurde heller, selbst seine knallroten Lippen verloren ihre Farbe. »Du willst sesshaft werden?«
»Das ist noch nicht entschieden. Aber ich werde eine Niederlassung auf Sukar Masir eröffnen, ein Maklerbüro möglicherweise. Und dann, mein lieber Meister, werde ich überlegen, ob wir beide weiterhin auf Augenhöhe sind.«
Kelechie bewies, dass er ein wahrer Meister seines Fachs war und sich jederzeit anpassen konnte. Seine Farben kehrten augenblicklich zurück, und er lächelte. »Aber gewiss doch, das würde ich mir wünschen. Jemand, der so hoch hinaufsteigt, braucht jemanden, der ihn auffängt, wenn er strauchelt und abstürzt.« Er faltete die Hände, beugte kurz den Kopf und ging davon.
Rhodan und Gucky blieben unten, während Breel auf der gewundenen Rampe nach oben fuhr und am Eingang verharrte.
»Ah, na endlich!«, piepste der Ilt, packte Rhodans Hand und teleportierte mit ihm.
Sie rematerialisierten in einem kleinen, runden Raum, eins der Separees, das in Gold und Rot gehalten war, die vorherrschenden Farben des Hauses. Ein runder Tisch mit bequemen Sesseln, die für nahezu jede Körperform angepasst werden konnten, stand in der Mitte. In die Wand waren Nischen eingelassen, worin erlesene Getränke und kleine Häppchen bereitstanden. Man musste sich selbst bedienen, aus Gründen der Diskretion gab es weder Personal noch Roboter und selbstverständlich keine Überwachungssysteme.
»Bingdu hat auch alle an sein Separee angrenzenden Räume gemietet, um ungestört zu sein«, wisperte Gucky. »Das hier ist einer davon.«
»Denkst du, du schaffst es, die beiden telepathisch zu belauschen?«, fragte Rhodan besorgt.
Gucky grinste. »Bevor wir aufgebrochen sind und ich auf der CREST II zu dir gesprungen bin, habe ich mich kurz in der Fähre umgesehen. Keine Sorge, der Pilot hat mich nicht bemerkt.« Er hielt eine kleine Fernsteuerung hoch. »Ich habe die Sitze präpariert, und nun trägt Breel einen winzigen Spion bei sich, der sich an ihn geheftet hat und wegen seiner ganzen Trophäen nicht weiter auffällt. Wenn alles geklappt hat, ist er mittlerweile unbemerkt nach vorn gekrabbelt