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Bergrichters Erdenwallen. Arthur AchleitnerЧитать онлайн книгу.

Bergrichters Erdenwallen - Arthur Achleitner


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möcht' ich ihm lieber schriftlich bringen oder noch besser, das Gericht schickt ihm einen Beselch (Befehl), aftn (hernach) glaubt er's besser und folgt auch 'm Gericht!“

      Jetzt konnte Ehrenstraßer das Lachen nimmer verbeißen und bedeutete durch eine Handbewegung der Bäuerin, daß sie sich aus der Kanzlei entfernen solle.

      Gehorsam trippelte das Weiblein hinaus, nahm aber im Zeugenzimmer Platz und wartete dort.

      Der scherzhaften, naiven Scene folgte wie im Aprilwetter sogleich der Ernst, indem sich einer der Gendarmen zum Rapport meldete.

      Der Richter fragte den in voller Wehr militärisch angetretenen Gendarm Sittl: „Was bringen Sie?“

      „Ich bitte gehorsamst um nochmalige Beschreibung des Instrumentes, mit welchem die Truhe beim Amareller erbrochen worden sein dürfte.“

      Wie froh ist der Richter jetzt, die damalige Untersuchung so genau genommen und scharf zu Protokoll gegeben zu haben, denn nun kann er dem Sicherheitsorgan die Beschreibung jenes Instrumentes auf das Genaueste vorlesen. Ehrenstraßer that dies und knüpfte daran die Frage, ob Sittl ein derartiges oder ähnliches Instrument vorgefunden habe.

      „Zu Befehl, ja, Herr Bezirksrichter!“

      „Bei wem?“

      „Im Hause des Bauern Weirather, des Nachbars vom Amareller!“

      Überrascht rief der Richter. „Nicht möglich! Weirather ischt mir selbst als völlig unbescholtener, allgemein geachteter Mann, in guten Verhältnissen lebend, bekannt. Ein Diebstahl ischt ihm absolut nicht zuzutrauen.“

      „Ich weiß auch davon, Herr Bezirksrichter!“

      „Wie kamen Sie in sein Haus?“

      „Ich wollte kontrollieren, es soll ein Landstreicher bei Weirather übernachtet haben. Bei dieser Gelegenheit bemerkte ich einige auf dem Wandklapptisch liegende Werkzeuge und darunter einen großen Schraubenzieher. Ich dachte, dieses Instrument könnte ähnlich demjenigen sein, mit welchem die Truhe erbrochen worden ischt.“

      Ehrenstraßer ward nachdenklich; die Situation erfordert Vorsicht und Klugheit, ein Mißgriff muß vermieden werden. Nach einer Weile fragte der Richter. „Haben Sie sich in den Besitz des Schraubenziehers setzen können?“

      „Nein! Ich wollte zuerst bei Ihnen anfragen.“

      „Gut! Suchen Sie das Instrument zu bekommen, aber es muß ohne das geringste Aufsehen geschehen. Der Mann darf keine Ahnung von der Absicht und dem Zweck haben. Sie dürfen mit keinem Blick sich verraten. Vielleicht können Sie bei einem nächsten Patrouillengang eintreten und den Schraubenzieher in Abwesenheit des Besitzers ungesehen einstecken.“

      „Das wird wohl nicht möglich sein, denn Weirather lebt ohne Dienstboten und ischt immer zu Hause.“

      „Wie ischt mir denn? Der Mann soll sehr geizig sein? Hm! Machen Sie die Sache auf folgende Art. Sie sprechen vor bei Weirather, bitten ihn um irgend ein Stück Werkzeug, um eine Schraube an Ihrem Dienstgewehr fester anzuziehen. Vielleicht gelingt es Ihnen, das Instrument unbemerkt einzustecken. Dann kommen Sie damit sofort wieder zu mir in die Kanzlei. Achten Sie auch darauf, ob der Weirather etwa Plattfüße hat!“

      „Zu Befehl!“ Der Gendarm blieb noch stehen.

      „Haben Sie noch eine Bemerkung vorzubringen?“

      „Ja! Ich weiß aber nicht, ob es zur Sache gehört. In nächster Nähe des Weirathgutes fand ich zusammengeknüllt einen Zettel, aus welchem ich nicht klug werden kann.

      „Geben Sie her!“

      Sittl überreichte einen schmierigen, zerknitterten Zettel, den Ehrenstraßer sorgsam glättete und dann betrachtete. Der Zettel war in folgender Weise bekritzelt:

      Im ersten Augenblick dachte der Richter an eine Geheimschrift, die vielleicht ein Verbrecher verloren habe. Das Ding sieht sich höchst rätselhaft an und ist jedenfalls einer Beachtung wert. „Haben Sie Wahrnehmungen über Durchzug von Landstreichern gemacht?“

      „Ich habe nur von einem Vaganten gehört und bin demselben nachgegangen. Er dürfte unseren Bezirk aber bereits wieder verlassen haben.“

      „Hm! Gehen Sie mit dem Zettel zu Weirather und fragen Sie den Mann, ob vielleicht er ihn verloren oder weggeworfen hat. Wenn dem so sein sollte, so suchen Sie die Erklärung der Zeichen zu erhalten. Man kann nicht wissen, was hinter der Sache steckt.“

      Der Gendarm nahm den geheimnisvollen Zettel wieder zu sich und verließ mit stramm militärischem Gruß das Amtslokal.

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