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Sigurd 3: Im Auftrag des Königs. Thomas KnipЧитать онлайн книгу.

Sigurd 3: Im Auftrag des Königs - Thomas Knip


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und Cassim, nach dem Stallmeister zu suchen, um die Pferde unterzustellen, und ließ sich dann von einem Wachmann zum Quartier des Haushofmeisters bringen, um sich vorzustellen und ein Schreiben seines Vaters zu überreichen. Der stämmige Mann, dem die Verwaltung der Burganlage unterstand, begrüßte ihn freundlich und ließ nach einem Diener rufen, der ihn mitsamt seinen Freunden zu ihren Zimmern geleiten sollte.

      Den Grafen sowie das Brautpaar würde er erst am Abend zu den Feierlichkeiten treffen. Das war Sigurd ganz recht, der sich nach diesem langen Ritt danach sehnte, sich für die nächsten Stunden ausruhen und in aller Ruhe für die Feierlichkeiten zurechtmachen zu können.

      *

      Doch Sigurd war nicht der Einzige, der den Abend nicht abwarten konnte. Als die Dunkelheit angebrochen war, näherte sich eine Gruppe berittener Männer der Burg, ohne jedoch auf das offen stehende Tor zuzureiten.

      Einer der Männer hob die Hand und zügelte sein Pferd. Er schob das Kinn vor, das von einem Spitzbart geziert war, und konnte sich ein erwartungsvolles Lächeln nicht verkneifen. In sicherer Entfernung zur Festung betrachtete er die Gebäude und konzentrierte sich auf eine Reihe hell erleuchteter Fenster. Die Gesellschaft hatte sich also im Rittersaal eingefunden, stellte er fest.

      Sein Pferd tänzelte unruhig und schnaubte unterdrückt. Er zog die Zügel fester und wandte sich zu seinen drei Spießgesellen um, die ihn mit angespannten Mienen ansahen. Sie alle wussten, welch Wagnis sie eingingen. Doch die Aussicht auf die versprochene Beute ließ sie dem Mann folgen, der als Gubo der Abenteurer bekannt und berüchtigt war.

      Sein Lächeln verbreiterte sich zu einem selbstbewussten Grinsen. Er würde warten, bis die Nacht angebrochen war und die Wälder, die die Burg umgaben, in Dunkelheit gehüllt waren. Dann konnte er es wagen, seinen Plan auszuführen und Dagmar, die Tochter des Grafen, zu rauben …

      *

      Trotz seiner zahlreichen Abenteuer war Sigurd beeindruckt von der Pracht, mit der der Rittersaal ausgeschmückt war. Schildwappen zierten die Wände, schwere, brokatbestickte Vorhänge schimmerten mit ihren Farben samten im Licht der eisernen Lüster, die an massiven Ketten von der Decke hingen. Im Kamin loderte ein Feuer, das die Kälte zu dieser späten Stunde vertrieb.

      Eine große Tafel nahm die Mitte des Raumes ein. Sie war üppig beladen mit allerlei Köstlichkeiten aus der Küche. Immer noch trugen Diener Platten mit Fasanen und Spanferkeln auf und gossen Wein in den Kelchen der zahlreichen Gäste nach, die auf langen Bänken entlang der aneinandergereihten Tische saßen und ausgelassen miteinander plauderten. In einer Nische stand eine Gruppe von Spielmannsleuten, deren Musik aus Laute und Flöte kaum gegen das Stimmengewirr ankam. Noch allerdings war das Festbankett nicht eröffnet, denn Graf Gebhardt bestand darauf, dass seine Tochter den Abend eröffnen sollte.

      Nachdem sie sich von der Reise ausgeruht hatten, waren Sigurd, Bodo und Cassim von Graf Gebhardt empfangen worden. Er hatte sein Bedauern darüber ausgedrückt, dass es Sigurds Vater nicht möglich gewesen war, selbst zu kommen, hatte aber auch Verständnis dafür, dass er als Burgherr seine Verpflichtungen beim Wiederaufbau nicht vernachlässigen konnte.

      Sigurd empfand es als Ehre, dass der Graf ihn dann bat, an der Tafel zu seiner Rechten neben dem Bräutigam Platz zu nehmen. Graf Hartmut war kaum älter als Sigurd, und sie fanden rasch gemeinsame Themen, über die sie sich rege austauschten.

      Immer wieder warf Hartmut einen Blick zur Seite, auf die lange Treppe, die sich nach oben zog.

      »Es ist das Vorrecht der Damen, sich Zeit zu lassen«, meinte Sigurd schmunzelnd.

      Hartmut seufzte und lächelte leicht. »Sie ist wohl noch auf ihrem Zimmer und wird sicher gleich herunterkommen. Ich freue mich, dass auch du meine Braut nun kennenlernen wirst.«

      Sigurd wollte ihm gerade antworten, als er ein leises Schmatzen hörte. Er drehte sich in die Richtung und wollte gerade etwas sagen, als Cassim empört den Kopf schüttelte.

      »Aber Bodo! Kannst du nicht warten, bis Dagmar die Tafel eröffnet?«

      Bodo blickte schuldbewusst auf den Hühnerschlegel in seiner Hand und ließ ihn mit einem Ausdruck des Bedauerns sinken, bevor er sich über die Lippen wischte. Er stöhnte unterdrückt auf. »Ja … entschuldige, Cassim.« Er warf einen Blick in die Runde und war erleichtert, dass auch der Graf ihn mit einem Schmunzeln bedachte. »Aber die Braut könnte nun auch kommen, denn ich gebe zu, ich habe schon großen Hunger …«

      *

      Durch das geöffnete Fenster ihrer Kammer hörte die junge Frau leise die Musik der Spielmannsleute. Sie stand in der Mitte des Raumes und stieß den Atem aus, während die Schnüre in ihrem Rücken fester zugezogen wurden.

      »Oh«, sagte das Mädchen, das hinter ihr stand. »Habe ich zu fest gezogen?«

      »Nein, nein«, entgegnete Dagmar lächelnd. »Aber beeile dich bitte. Ich befürchte, wir lassen die Gäste schon zu lange warten.« Sie zog einen Ärmel ihres kostbaren Samtkleids zurecht, das am Kragen und den Handgelenken mit Pelz besetzt war.

      »Nur noch die eine Schlaufe, Herrin …«, antwortete das Mädchen, »… und Ihr seid fertig!«

      Es trat einen Schritt zurück und betrachtete die Grafentochter aus leuchtenden Augen. »Das Kleid ist wunderbar. Es schmückt Euch prächtig«, konnte es sich nicht zurückhalten.

      Dagmar lächelte. »Ich danke dir, Bettina.« Sie ging auf einen Tisch zu und griff nach einem Ring. »Glaubst du, dass ich Hartmut gefallen werde?«, fragte sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

      Ein Lachen ließ sie herumfahren.

      »Mir gefallt Ihr ausnehmend gut, Dagmar! Und das ist im Augenblick doch die Hauptsache.«

      Die Braut stieß einen erschreckten Schrei aus. Ihre Zofe wich mit weit aufgerissenen Augen zurück und sah nur ungläubig auf den Mann, der sich durch das offene Fenster ins Innere schwang.

      »Gubo!«, entfuhr es Dagmar.

      Dieser deutete einen Diener an, als sein Name fiel. Es schmeichelte ihm, dass sie wusste, wer er war.

      Von draußen war Rascheln und ein Grunzen zu hören. Gubo machte einen Schritt in den Raum und gab so den Weg frei für seine Kumpane, die mit einem frechen Grinsen durch das Fenster stiegen und die jungen Frauen ausgiebig betrachteten.

      »Verzeiht, Ihr Damen, dass wir so ungebeten hier eindringen – aber ich möchte Euch zu einer kleinen Reise einladen«, eröffnete Gubo und strich sich über seinen gepflegten Schnurrbart.

      Wütend blickte Dagmar die Männer an, ohne etwas zu erwidern. Ihre kleinen Hände ballten sich zu Fäusten.

      Gubo nahm es mit einem dünnen Lächeln hin und trat so dicht an sie heran, dass sie unwillkürlich einen Schritt zurückmachte.

      »Eure Hochzeit sollte morgen sein, junge Gräfin«, führte Gubo aus und neigte den Kopf. »Es tut mir leid, aber Ihr werdet sie wohl verschieben müssen … Graf Hartmut wird gewiss ein hohes Lösegeld zahlen, um seine Braut wohlbehalten wiedersehen zu können.«

      Dagmar stieß einen verächtlichen Laut aus. »Was fällt Euch ein?«, fuhr sie ihn an. »Lasst diese üblen Scherze!« Sie wandte sich um und wollte mit schnellen Schritten zur Tür eilen.

      Auf ein Zeichen ihres Anführers hin packten die Männer die beiden Frauen und legten ihnen eine Hand auf den Mund. Unterdrückte Schreie drangen zwischen den Pranken der Banditen hervor.

      »Scherze?«, meinte Gubo und lachte ungerührt auf, während er Dagmars langes blondes Haar bewunderte, das bei ihren Versuchen, sich zu befreien, hin und her wehte und im Kerzenlicht schimmerte. »Bindet und knebelt die beiden Mädchen«, befahl er seinen Spießgesellen.

      Er verfolgte, wie die Männer die Versuche der beiden Gefangenen, sich zu befreien, im Keim erstickten. Binnen kürzester Zeit waren sie mit schweren Stricken gefesselt und ihre Münder mit Tüchern verschlossen. Dennoch sah Gubo nervös zur Tür.

      »Beeilt euch!«, zischte er und war erst erleichtert, als die Männer mit ihrer Arbeit


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