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Falk 8: Pippo di Fiumes Schatz. Melanie BrosowskiЧитать онлайн книгу.

Falk 8: Pippo di Fiumes Schatz - Melanie Brosowski


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der Hauptmann hörte nicht auf ihn und preschte eilig davon, eine Staubwolke aufwirbelnd. Sein Umhang flatterte im Wind.

      »So hört doch!«, rief Falk ihm hinterher.

      »Lass ihn, Falk! Der Hauptmann steckt so voller Aberglauben, dass er ihm schon aus den Ohren quillt«, meinte Bingo.

      »Ja, und nach den Erzählungen des Hauptmanns unterscheidet sich Graf Colleverde leider in dieser Beziehung nicht sehr von ihm.«

      Bingo nickte zustimmend.

      »Großer Himmel! Wohin hast du mich geführt, Bingo?«

      Der Gaukler griff an seine Mütze mit der Feder. »Es tut mir leid, Falk. Die Leute hier waren vor fünf Jahren nett und vernünftig. Sie müssen in der Zwischenzeit verrückt geworden sein.«

      Offensichtlich. Anders konnte Falk es sich auch nicht erklären. »Komm! Bevor wir zu Graf Colleverde reiten, warnen wir Fräulein Lucia di Fiume.«

      Zum Glück war Bingo derselben Ansicht. »Ja! Diesen Narren traue ich alles zu.« Er folgte seinem Freund. »Schade, dass wir das Gedichtbändchen nicht zurückgeben können.«

      »Dieses Gedichtbändchen … Damit muss es eine besondere Bewandtnis haben«, überlegte er laut. »Ist dir nicht irgendetwas daran aufgefallen, Bingo?« Schließlich hatte sein Begleiter im Gegensatz zu ihm darin gelesen. »Ich meine Anmerkungen, Unterstreichungen oder Ähnliches.«

      Angestrengt dachte Bingo nach und schüttelte schließlich nach einer Weile bedauernd den Kopf. »Nein, Falk! Während ich Wache hielt, habe ich das Büchlein nur überflogen. Es stehen nur Gedichte darin.« Er verdrehte die Augen. »Schmalzige Liebesgedichte, wenn du es genau wissen willst.«

      Nun, das brachte sie nicht weiter.

      *

      Während Bingo und Falk zum Anwesen von Lucia di Fiume ritten, war der Hauptmann unterwegs zurück zum Vogt.

      Er machte sich große Sorgen um ihn. Hoffte, dass der Fluch noch nicht zugeschlagen hatte.

      Fest drückte er dem Pferd die Hacken in die Flanken und trieb es zur Eile an. Er spürte die Muskeln des Tieres arbeiten. Schaum tropfte ihm vom Maul.

      Weiße Schönwetterwolken standen am Himmel. Ein Schwarm Vögel zog über ihn hinweg.

      Der Weg zurück erschien ihm nahezu unendlich.

      Dann tauchten plötzlich Reiter in der Ferne auf. Und tatsächlich waren es seine Männer, angeführt vom Vogt.

      Gott sei Dank! Unendliche Erleichterung durchfuhr ihn. Der Vogt lebt!

      Kurz darauf zügelte er sein Pferd.

      »Hölle, Tod und Teufel!«, stieß der Vogt aus. »Die beiden Fremden sind Euch entwischt!«, warf er ihm umgehend vor. »Es war bodenloser Leichtsinn von Euch, mit ihnen ohne einige Bewaffnete voranzureiten! Euch trifft die volle Verant…«

      »Halt, halt, Vogt!«, unterbrach er ihn, wohl wissend, wie ungehalten der Vogt darauf reagieren würde. »Es ist alles ganz anders!«

      »So?« Er musterte ihn skeptisch.

      »Die beiden Fremden sind unschuldig!«, versicherte er. Ja, mittlerweile war er davon überzeugt. »Lucia di Fiume, die Hexe, hat den Diener umgebracht!«

      »Wie?« Der Vogt schien ihm nicht zu glauben.

      »Aus der Entfernung, durch schwarze Magie!«, führte er aus.

      »Oh!«

      »Das ist mir blitzartig aufgegangen, als wir an ihrem Anwesen vorüberritten. Deshalb bin ich umgekehrt. Ihr seid in Gefahr, in höchster Gefahr, solange Ihr das teuflische Büchlein bei Euch tragt!« Er stieg hastig aus dem Sattel. Jetzt galt es, das Schlimmste noch rechtzeitig zu verhindern. Und dafür gab es nur einen Weg! »Abgesessen und schnell ein Feuer angezündet!«, befahl er den Männern. »Wir müssen das Büchlein verbrennen.«

      »Wie?« Der Vogt starrte ihn an, während die Männer ohne zu zögern dem Befehl des Hauptmanns folgten. Rasch suchten sie trockene Äste und entfachten ein Feuer.

      »Jetzt, Vogt! Werft das Büchlein in die reinigenden Flammen!« Nur so würde der Fluch gebrochen werden können, dessen war er sich sicher.

      »Ja!« Der Vogt stimmte ihm zu und zog das Büchlein hervor. »Du hast keine Gewalt über mich, Hexe! Da!« Er holte aus, um es ins Feuer zu werfen, doch es schien, als würde er es nicht loslassen können. Verwirrung glitt über sein Antlitz. »Was …?«

      Der Hauptmann erschrak. Was ging hier vor? Warum warf der Vogt es nicht endlich ins Feuer? »Was ist mit Euch? Warum lasst Ihr das Büchlein nicht fallen?«

      »Ich … ich kann nicht!« Er stöhnte gequält. »Und jetzt …« Sein rechter Arm war immer noch ausgestreckt. Er taumelte vorwärts. Ungelenk, als wäre es nicht sein Wille zu gehen. »Jetzt zieht mich das Büchlein mit unwiderstehlicher Gewalt fort!«

      Voller Furcht traten die Männer zurück. Entsetzen stand in ihren Gesichtern.

      Mit einem Sprung war der Vogt im Sattel, das Büchlein fest umklammernd. »Hilfe! Haltet mich! Haltet mein Pferd fest!«

      Aber die Männer wichen vom Grauen gepackt noch weiter zurück; niemand wagte etwas zu unternehmen. Nur der treue Hauptmann versuchte in die Zügel zu greifen.

      Vergebens!

      Es war bereits zu spät.

      Der Hauptmann fiel zu Boden. »Ah!«

      Das Pferd preschte davon.

      »Hilfe! – So helft mir doch!«

      Hilflos mussten seine Gefolgsleute mit ansehen, wie der Vogt offenbar von Lucia di Fiume verhext worden war und nun unter ihrem Bann stand.

      »Entsetzlich!«, raunte einer der Männer.

      Der Hauptmann rappelte sich auf. »Aufgesessen!«, befahl er. »Ihm nach!«

      Doch die Männer zögerten, indes er selbst sich schon auf sein Pferd geschwungen hatte. »Mit höllischen Mächten soll man sich nicht einlassen, Herr!«

      Der Hauptmann war sprachlos. Noch nie hatten sie einen seiner Befehle in Frage gestellt oder sich gar geweigert, ihn auszuführen.

      »Betet lieber mit uns, Hauptmann!«

      Er schnaubte. »Wir können auch im Sattel beten! Wir dürfen den Vogt nicht im Stich lassen! Na los!«

      Endlich lösten sich die Männer aus ihrer Starre und saßen auf. An der Spitze des Trupps nahm der Hauptmann die Verfolgung auf.

      Kurz darauf entdeckten sie ein herrenloses Pferd, das mit hängendem Kopf dastand. Vom Vogt jedoch war weit und breit nichts zu sehen.

      »Da ist sein Pferd!«

      »Ja. Vogt! Um Himmels willen, wo seid Ihr?«

      Er sah sich um. Nichts.

      Nur Stille.

      Angst überkam den Hauptmann. Hatte die Hexe am Ende doch noch gesiegt?

      »Hört Ihr mich nicht?«, rief er. »Antwortet! Hallo!«

      Sein Blick glitt über Felsen und Büsche.

      Dann, endlich …

      »Hilfe!«

      Das war eindeutig die Stimme des Vogts!

      Mit Entsetzen sah er in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war.

      »Großer Gott!« Kalte Schauer liefen ihm über den Rücken. Der Vogt war offenbar den Abhang hinuntergestürzt und klammerte sich nunmehr mit letzter Kraft an einem Busch fest. Unter ihm scharfkantige Felsen und das tosende Meer. Würde er den Halt verlieren, würde er wohl unweigerlich in den Tod stürzen. »Wie kommt Ihr dort hin, Vogt? Seid Ihr noch in der Gewalt der Hexe?«

      »Nein, dem Himmel sei Dank! Mit äußerster Willensanstrengung gelang es


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