Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
müssen wir uns etwas einfallen lassen, Fellbacher.«
»Toni, ich weiß nicht, wie wir die Gesetzeslage umgehen können.«
»Wann kam das Schreiben?«
»Heute!«
»Fellbacher, nun mal ganz ruhig! Ich werde mit dem Wenzel reden. Diese Vorschriften gibt es doch nicht erst seit heute. Vielleicht kann er sich daran erinnern, wie das früher war. Sobald ich etwas weiß, rufe ich dich an. Und jetzt tust dich abregen, Fellbacher! Du hast einen so hochroten Kopf, dass ich denke, wenn du so weitermachst, dann landest beim Martin in einem Krankenbett.«
»Behüte, Toni! Aber du hast Recht. Ich mache Schluss für heute. Mir reicht es! Mir steht die Wut bis zum Halskragen. Bis hier oben«, sagte Fellbacher und zeigte mit der flachen Hand unter sein Kinn.
Bürgermeister Fellbacher und Toni verließen zusammen das Rathaus. Fellbacher ging heim. Toni besuchte noch kurz seine Eltern.
*
Claudia und Monika fuhren mit Mark nach Wien. Sie blieben vier Wochen. Dann kamen sie zurück nach Waldkogel. Claudia wollte in Waldkogel heiraten und von Pfarrer Zandler in der schönen Barockkirche getraut werden.
Das Brautkleid hatte Claudia in Wien gekauft. Es war ein Traum aus Spitze. Sie sah wunderschön darin aus. Es war ein Kleid im Biedermeierstil.
Mark trug einen Anzug der gleichen Stilepoche. Monika streute Blumen und jeder sah, wie glücklich das kleine Mädchen war.
Nach der Hochzeit verbrachte die junge Familie einige Zeit auf der Enzian Alm. Mark stellte den Gartenzaun auf und strich ihn grün an. Claudia hängte Blumenkästen auf und bepflanzte sie.
Ihre alte Wohnung in München hatte Janet gekauft, die bald heiraten wollte.
Es dauerte nicht lange und Claudia sah wieder Mutterfreuden entgegen. Es war eine harte Zeit bis zur Niederkunft, nicht weil sie sich schlecht fühlte, sondern weil die kleine Monika so ungeduldig war und sich so auf das Geschwisterchen freute.
Mark und Claudia wurden glückliche Eltern. Es war ein Junge. Sie gaben ihm den Namen Felix, das bedeutet der Glückliche. Er erhielt auf Marks Wunsch hin den zweiten Vornamen Rudolf. Damit wollte er Claudia eine Freude machen. Sie hatte ihm einmal erzählt, dass ihr Rudi gern noch einen Buben gehabt hätte, dem er seinen Namen geben konnte. Mit Claudias Einverständnis adoptierte Mark die kleine Monika, damit sie auch den Namen Strasser bekam und sie wirklich eine Familie waren. Monika wuchs auf in dem Gedanken, dass sie zwei liebende Väter besaß, einen im Himmel und einen Wahlvater auf Erden.
»Grüß Gott, Toni! Bist auf dem Friedhof gewesen?«
»Grüß Gott, Bürgermeister! Ja, meine Großmutter hätte heute Geburtstag. Da hab’ ich ihr einen schönen Blumenstrauß gebracht.«
»Des ist lieb von dir, Toni. Des gehört sich auch so. Die alte Baumbergerin war eine liebe gütige Frau, mit einem großen Herzen.«
»Pfüat di, Fellbacher! Ich will noch in die Kirch’ und eine Kerze anzünden.«
»Da bin ich auch gerade gewesen und hab’ eine große Kerze gestiftet. Ich hoffe, die Heiligen lassen sich ein bissel bestechen und erweichen die verhärteten Beamtenherzen in Kirchwalden. Die stellen sich immer noch stur.«
»Geht es immer noch um den Kuhritt? Ist des noch net entschieden?«
»Genau, darum geht es. Ich habe alles getan, um die Genehmigung für die öffentliche Veranstaltung zu bekommen. Aber nix is! Toni, da steckt bestimmt wieder der Ruppert Schwarzer dahinter. Himmel, ich bete darum, dass bei der nächsten Gemeindewahl sein Bazi keine einzige Stimme bekommt. Es wäre wirklich eine Erleichterung, wenn der Franz Huber nimmer im Gemeinderat sitzen würde. Jedes Wort, jede Idee, einfach alles hinterbringt er sofort dem Schwarzer.«
Bürgermeister Fellbacher war sehr aufgebracht. Toni legte ihm kurz die Hand auf die Schulter.
»Beruhig dich, Fellbacher! Des wird schon.«
Sie verabschiedeten sich. Toni ging in die Kirche und zündete eine Kerze vor der Marienstatue an. Er verharrte kurz im Gebet. Dabei kam ihm ein Gedanke. Toni lächelte und blinzelte der Mutter Gottes zu.
»Des ist wirklich eine gute Idee, heilige Maria! Darüber rede ich sofort mit unserem Herrn Pfarrer. Mit deiner Hilfe wird des schon werden«, flüsterte Toni und lächelte dabei.
Augenblicke später saß Toni in Pfarrer Zandlers Studierstube. Der Geistliche bot Toni einen Kaffee an.
»Was führt dich zu mir?«, fragte Pfarrer Zandler.
»Ich habe gerade den Fellbacher getroffen. Der ist ziemlich geknickt, will ich mal sagen. Die Beamtenheinis in Kirchwalden stellen sich quer. Sie wollen net, dass wir hier in Waldkogel den Kuhritt veranstalten. Ich denke, des hat politische Gründe. Da will einer dem Fellbacher den Ruhm net gönnen. Aber des ist ein anderes Thema. Jedenfalls kam mir, als ich in der Kirche war, ein Gedanke. Könnte der traditionelle Kuhritt nicht unter der Leitung der Kirche stattfinden? Wenn der Herr Bischof der Schirmherr wäre, dann können sich die Beamten nimmer querstellen. Sich mit der Kirche anzulegen, des wagen sie bestimmt nicht.«
Pfarrer Zandler schmunzelte. Er trank einen Schluck Kaffee.
»Toni, der Gedanke ist mir auch schon gekommen. Ich habe sogar schon mit der Kirchenverwaltung gesprochen. Die Sache ist am Laufen.«
»Mei, des ist schön! Aber davon hat der Fellbacher mir nix erzählt, als ich ihn eben getroffen habe.«
»Dem Fritz habe ich noch nix gesagt. Das Bischöfliche Ordinariat will noch heute zurückrufen. Unser lieber Herr Bischof ist von der Idee begeistert. Er hat mich angerufen und mir von seinen Erlebnissen als kleiner Bub erzählt. Die Erinnerungen an die damaligen Kuhritte, die rufen noch heute bei ihm ein warmes Heimatgefühl hervor. Du siehst, Toni, die Idee ist in den besten Händen.«
Noch während Toni und Pfarrer Zandler gemütlich plauderten, kamen der Anruf von der Kirchenverwaltung und gleich danach die schriftliche Genehmigung der Kreisbehörde in Kirchwalden.
»Siehst, Toni, es geht also doch«, lachte Pfarrer Zandler. »Mit dem Segen der Kirche kann jetzt nix mehr schief gehen.«
Pfarrer Zandler rief sofort im Rathaus an und bestellte seinen Freund, den Bürgermeister, sofort ein.
»Nun mach es net so spannend, Heiner! Red’ schon«, begrüßte der Bürgermeister den Geistlichen.
»Himmel, Fritz! Erst mal ein herzliches ›Grüß Gott‹. Dafür muss Zeit sein.«
»Ja schon, hast recht! Grüß Gott, Heiner! Grüß Gott, Toni!«
Pfarrer Zandler bat den Bürgermeister, sich zu setzen. Er schenkte ihm Kaffee ein. Dann reichte er ihm die Faxe. Der Bürgermeister las. Er strahlte und schlug vor Begeisterung auf den Tisch.
»Es geht also doch! Du bist ja ein ganz großer Geheimnistuer, Heiner. Da danke ich dir schön! Ein herzliches ›Vergelt’s Gott‹«, sagte Fritz Fellbacher gerührt.
»Gern geschehen, Fritz! Aber mit einem herzlichen ›Vergelt’s Gott‹ ist es net getan. Da muss schon etwas herausspringen. Ich hab’ mir gedacht, dass eine kleine Teilnahmegebühr erhoben wird, und die geht dann an mich. Natürlich net an mich persönlich, des muss ich ja net extra sagen. Ich werde des Geld einem guten Zweck zuführen.«
»Davon steht hier nix«, warf Fellbacher ein.
»Sicher steht da nix davon drin. Des ist eine mündliche Zusicherung, die ich dem Herrn Bischof gegeben habe.«
»Hast ihn damit geködert?«, lachte der Bürgermeister.
»Naa, aber des Waisenhaus kann immer Unterstützung gebrauchen. Du kannst die Idee gern als ein soziales Anliegen von Waldkogel verkünden, Fritz. Dagegen hab’ ich nix. ›Der Zweck