Эротические рассказы

Rost. Jakub MałeckiЧитать онлайн книгу.

Rost - Jakub Małecki


Скачать книгу
immer allein. Manchmal wollte er zu ihr hinein, sie etwas ganz Wichtiges fragen oder ihr eine sehr lustige Geschichte aus einem Märchen erzählen, aber sie bat ihn, damit zu warten.

      »Das ist meine Zeit jetzt«, sagte sie dann und schloss die Tür wieder.

      Für diese paar Minuten war sie wirklich verschwunden. Sie war dann nicht bei ihm, sie war nicht in der Wohnung, vielleicht gab es sie überhaupt nicht mehr. Er wusste dann nicht, was er mit sich anfangen sollte. Die Stille wurde immer quälender, die Zeichentrickfilme kamen ihm blöd vor, die Comics wollte er nicht anrühren. Endlich ging die Badezimmertür auf, und Mama existierte wieder: Sie schlug die Zeitung auf, wechselte die CD, sie buk einen Kuchen. Alles war wieder an seinem Platz, auch Szymek.

      Einmal, als er Kühe ausmalte, machte er einen schwarzen Fleck auf sein Lieblings-T-Shirt mit Splinter von den Ninja Turtles und lief ganz aufgelöst zu Mama, es war schließlich das T-Shirt mit Splinter, dem Chef der Schildkröten, das beste T-Shirt der Welt. Mama legte ihm die Hände auf die Schultern und sagte mit ernster Stimme:

      »Hab keine Angst. Wir stecken das T-Shirt in die Waschmaschine, und Splinter ist gerettet.«

      Sie sollte ihm versprechen, dass Splinter in der Waschmaschine nicht kaputtgeht und nicht ertrinkt, dass die schwarzen Flecken weggehen und alles gut wird. In ihrer Waschmaschine sei Splinter ganz sicher, antwortete sie. Die Waschmaschine hatte schon Lilo und Stitch, Papa Schlumpf, Mike Wazowski von den Monsters und Lucky Luke mit seinem Pferd gerettet. Keinem von ihnen war etwas passiert, und Lucky Lukes Pferd sah nach der Wäsche sogar zufriedener aus als vorher. Ja, in Mamas Waschmaschine war alles in Sicherheit.

      Jetzt, da er bei Großmutter wohnte, bedauerte Szymek, dass die Waschmaschine nicht größer war und er nicht zusammen mit den Eltern hineingestiegen war vor ihrem Ausflug nach Warschau. Bei Großmutter war es langweilig, seltsam und manchmal furchtbar traurig, vor allem abends, vor allem, wenn alles still war und die Eltern immer noch nicht lebten. Er lag dann mit offenen Augen da und horchte auf die Züge, die in der Ferne vorbeifuhren.

      In seinem ersten Leben waren die Züge viel lauter gewesen. Sie hatten in einem sechsstöckigen Wohnblock an der Opałka-Straße gewohnt, nicht weit vom Bahnhof. Sein Zimmer hatte ein Fenster zur Straße, und abends, bis an den Hals in die Decke gehüllt, lauschte er dem geheimnisvollen Rauschen und Pfeifen, das hinter den Schrebergärten ertönte. Bei Großmutter konnte man die Züge kaum hören. Er wartete, dass einer pfeifen würde, doch das war selten der Fall. Sie fuhren in weiter Entfernung, am Wald, dort, wohin er immer mit Budzik ging.

      Auf den Gleisen hatte er in letzter Zeit wenig Glück. Viermal hintereinander hatte er sein Klebteil nicht gefunden, viermal hintereinander musste er das fröhliche Quietschen von Budzik ertragen, viermal hintereinander kam er mit leeren Händen nach Hause. Jetzt lag er mit heruntergestrampelter Decke im Bett und überlegte, was er tun könnte, damit es besser würde. Es gab viele Optionen, er wählte die riskanteste: Er würde einen Stapel von vier oder fünf alten Münzen legen, die er im Glas hatte, und obendrauf das neueste Zlotystück von Herrn Jurek. So eine hohe Konstruktion war gefährlich, aber er hatte das Gefühl, morgen würde es gutgehen. Mit diesem Gedanken schlief er ein.

      Morgens erwachte er vom Geräusch der Kaffeemühle, und es ging weiter wie immer: Frühstück, Kaninchen, Einkaufen in der Stadt, Großmutter taub für seine Bitte um das neue Comic-Heft, dann Mittagessen, sehr gut, mit Möhren, dann die Wachteln und erst danach frei. Es war Freitag, warm, vier Tage Pech auf den Gleisen lagen hinter ihm, heute würde er Glück haben, heute war sein Tag. Budzik trug eine Metallplatte, aus der Werkstatt seines Vaters geklaut wie fast alles, woraus er seine Klebteile machte. Er wollte sie ein wenig schräg auf die Schiene legen, damit sie der Länge nach glattgepresst und die zwei Ecken abgeschnitten würden. Szymek blieb bei seinem riskanten Münzenturm.

      Sie arrangierten alles und setzten sich in den Sand am Wegrand. Im Wald rauschte es. Der Wind schüttelte die Zweige der Bäume, in der Ferne, über der Stadt sammelten sich Wolken. Szymek pfiff auf einem Grashalm und dachte an nichts. Ein paar Minuten später kam der Zug, ein schneller Personenzug, das heißt, wenig Chancen. Er fuhr vorbei und erfüllte die ganze Welt. Gleich darauf durchsuchten sie das Gebüsch und das Unkraut.

      Wieder hatte nur Budzik Glück. Unter der Last der Lokomotive hatte sich seine Platte in eine lange, glänzende Zunge verwandelt. Von den Münzen keine Spur, sie waren weit Richtung Wald geflogen. Szymek suchte, durchkämmte wieder und wieder das vertraute Gebüsch, fünf Minuten, zehn Minuten, zwanzig. Am Anfang half ihm Budzik, dann setzte er sich wieder an den Wegrand und betrachtete das neue Element seiner Sammlung. Der Wind wurde immer stärker, es begann zu nieseln. Szymek, rot im Gesicht, riss büschelweise Gras aus. Einer jungen Birke versetzte er einen Tritt, sprang zurück und jaulte vor Schmerz. Er richtete sich auf und schaute nach dem nächsten heranfahrenden Zug. Er atmete ganz langsam. Wann er zu weinen begann, wusste er nicht. Er stand da, mit zerzausten Haaren, zierlich, braungebrannt, mit roten Wangen, die Arme hingen schlaff an ihm herunter, und dann trat er auf das Gleis und schloss die Augen.

2

      Getöse. Alles begann zu beben: der Schrank, die schimmernde Uhr, die Teller in der Kredenz und das Bett, auf dem sie lag. Sie träumte vom ersten und letzten Tag in der Schule. Ein bisschen müde, schläfrig und ein bisschen stolz saß sie da, denn es war schon die zweite Klasse; plötzlich sagt die Lehrerin, sie sollten alle wieder nach Hause gehen, am besten zusammen, sofort. Sie schlug die Augen auf, aber in ihrem Kopf war alles noch verworren, und sie wusste nicht, ob sie gerade die Schule verließ oder bei Familie Nagórny lag. Dann erinnerte sie sich: In der Schule war sie vor ein paar Tagen gewesen, doch jetzt lag sie da, schlief, hatte geschlafen – das Bett, ein bisschen Spucke auf dem Kissen und ein heißer Streifen Sonne auf der entblößten Wade. Und dieser Lärm. Sie drehte sich auf den Rücken, es krachte zum zweiten Mal. Beim dritten Mal lief sie schon: über das große, weiche Federbett, dann durchs Zimmer und die nach Pfannküchelchen duftende Küche, weiter über die Treppe, durchs Gras, quer über den Schatten des Hauses der Nagórnys. Neben dem Brunnen blieb sie stehen und reckte den Hals.

      Gleichmäßig zogen sie über den Himmel, eines neben dem anderen, schön, glänzend. Mindestens ein Dutzend. Aus Kłodawa Richtung Stadt. Sie sah, wie sich von einem ein kleines Komma ablöste. Langsam fiel es herunter und verschwand hinter Bäumen. Es schien den Hof der Familie Drews getroffen zu haben. Sie hielt sich die Ohren zu und wartete. Diesmal war es still. Lange presste sie die Hände gegen den Kopf. Sie hörte nur ihren schnellen Atem.

      Jemand schrie, ein Stück weiter wieherten Pferde. Kurz darauf kamen die Nagórnys angelaufen, wieder krachte es.

      »Na komm«, sagte Frau Nagórna und drückte sie an ihre nach Räucherspeck riechende Schürze. »Alles ist gut.«

      Tosia dachte über diesen Satz nach, der in letzter Zeit so oft wiederholt wurde. Am ersten Schultag hatte man sie nach Hause gejagt, dann hatte ein Bombensplitter den jungen Cabała im Garten getötet, Mama hatte in der Küche zweimal geweint, und Papa hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, und trotzdem hörte sie seit ein paar Tagen überall, alles sei gut. Sie drückte sich enger an den Bauch der Nachbarin.

      Schweigend, unbewegt blickten sie zum Himmel. Herr Nagórny schirmte die Augen mit der Hand ab. Er sagte, sie wollten den Bahnhof bombardieren.

      »Aber den Bahnhof haben sie doch schon am Samstag bombardiert.« Seine Frau strich Tosia über den Hals, ihre Hand war hart und trocken.

      Herr Nagórny antwortete nicht, denn in diesem Moment waren wieder Flugzeuge zu sehen. Sie kamen aus der Stadt zurück, wurden immer größer. Nagórny nahm Tosia hoch und lief mit ihr ins Haus, die Frau ihnen nach. Als sie die Tür schlossen, ging eine Erschütterung durch das Gebäude. Die Küchenwand barst in einer Zickzacklinie, von der Decke senkte sich eine Staubwolke herab. Im Zimmer stürzte der Schrank zu Boden. Holz knirschte, dann wieder Getöse von draußen. In der Stille zwischen den Explosionen hörten sie, wie draußen jemand schrie, der Teufel sei gekommen, man solle beten. Tosia kam zu dem Schluss, es musste Herr Budzikiewicz oder der alte Duszny sein, von dem ihr Vater sagte, er sei verrückt. Noch einmal bebte das Haus, und danach war es still. All das dauerte nur wenige Minuten.

      Mama kam mit Michaś an,


Скачать книгу
Яндекс.Метрика