Spitzenteams der Zukunft. Richard de HoopЧитать онлайн книгу.
sich neue Herausforderungen dort, wo ihre Talente und ihre Kreativität wirklich gefragt sind und wertgeschätzt werden. Sie finden das dort, wo Vertrauen in Menschen herrscht. Die alte Welt der Wirtschaft war und ist geprägt von Vertrauen in Geld, Ressourcen und Strukturen – bei gleichzeitigem Misstrauen gegenüber Menschen. Die Teams der Zukunft werden anders arbeiten. Sie definieren ihre Ziele und schaffen sich dann die passenden Strukturen, um sie zu erreichen. Sie organisieren sich das nötige Geld und die notwendigen Ressourcen um ihre Ziele herum. Dabei wissen sie: Das alles ist Mittel zum Zweck. Sie setzen ihr Vertrauen in erster Linie in sich selbst, in ihre Talente und in die Gemeinschaft.
Es gibt eine Menge Leute, die haben Angst vor der Zukunft, die jetzt anbricht. Sie sagen: Die Sicherheit verschwindet. Alles wird unsicher. Alles ändert sich ständig. Das macht ihnen Angst. Diese Menschen haben oft ein veraltetes Verständnis von Sicherheit. Sie glauben an Geld und an bürokratische Strukturen. Langfristige Arbeitsverträge, Versicherungen oder Geldanlagen lassen sie ruhig schlafen. Dabei erweisen sich doch gerade das Geldsystem und die alten bürokratischen Strukturen als besonders wackelig und anfällig. Von heute auf morgen können diese Sicherheiten nichts mehr wert sein.
Menschen in den Teams der Zukunft vertrauen auf neue Formen von Sicherheit. Ihre Sicherheit basiert auf Selbstgewissheit. Diese Sicherheit lässt sich ungefähr so charakterisieren:
Ich weiß, was ich kann.
Ich weiß, wem ich vertrauen kann.
Ich weiß, dass es gute und schlechte Zeiten gibt.
Ich weiß, dass alle unterschiedliche Talente haben.
Ich weiß, dass es gemeinsam am besten geht.
Noch ist das alte Misstrauen nicht verschwunden. In den Köpfen vieler Menschen in Unternehmen lebt die Vorstellung fort, dass jeder nur auf seinen eigenen Vorteil aus ist. In den USA entstehen immer noch bei jedem großen Deal Millionen an Anwaltskosten. Misstrauen ist teuer. Ein echter Exzess ist der sogenannte »Patentkrieg« zwischen Google und Apple im Bereich der Mobiltelefone. Im Jahr 2012 übernahm Google für über 12 Milliarden US-Dollar den Rivalen Motorola. Angeblich nur, um an deren Patente zu kommen. Anfang 2014 kamen Google und Samsung dann überein, alle bisherigen und zukünftigen Patente miteinander zu teilen. Eigentlich ein großartiger Schritt in Richtung Gemeinsamkeit. Leider soll auch dies bloß ein weiterer strategischer Schachzug im »Krieg« gegen Apple sein. So kann es nicht mehr lange weitergehen!
In einem Klima des Misstrauens versuchen Unternehmen weniger mit einer Vision zu überzeugen als mit konventionellen Methoden des Marketings ihre Kunden zu verführen. Bei den meisten Produkten, die heute den Markt beherrschen, werden bis zu 50 Prozent des Kaufpreises durch das Marketing verursacht. Selbst die neuen Formen der Kundenbewertung im Internet versuchen einige Unternehmen auszuhebeln. Irgendwie liest man ja heute überall positive Kundenbewertungen. Wer sie nicht bekommt, der schreibt sie sich einfach selbst.
Doch das funktioniert nicht mehr lange. Kunden durchschauen die Tricks der Etablierten. Sie geben nicht mehr viel auf öffentliche Kundenbewertungen. Vielmehr vernetzen sie sich untereinander und tauschen sich darüber aus, was wirklich empfehlenswert ist. Auch hier gewinnt am Ende das Vertrauen. Wir vertrauen beispielsweise unseren Freunden mehr als der Werbung von Unternehmen. Wenn nun immer mehr Menschen auf Social Media ihre Einkäufe posten, so beeinflusst das deren Freunde mehr als jedes Marketing. Kunden fragen sich heute: Bei wem kann ich mir wirklich Rat holen? Welche Person meines Vertrauens hat mit diesem Produkt Erfahrungen gemacht?
Durch die zunehmende Vernetzung und intensivere Kommunikation wird es immer einfacher, sich auszutauschen. Haben Sie schon einmal gesehen, wie Kunden im Laden per Smartphone Informationen zu dem Produkt einholen, das sie gerade entdeckt haben? Diese Transparenz wäre früher überhaupt nicht möglich gewesen. Heute ist das ganz einfach. Und vom Austausch über Produkterfahrungen ist es nur noch ein kleiner Schritt zum Teilen von Produkten im Freundeskreis oder in der Nachbarschaft. Unternehmen sollten diese Entwicklung nicht bekämpfen – schon weil sie sich ohnehin nicht stoppen lässt.
Die besten Unternehmen der Zukunft werden den Austausch und das Teilen unter ihren Kunden aktiv fördern und unterstützen. So wie die Lufthansa heute schon an Flughäfen das »Taxi-Sharing« unter ihren Kunden unterstützt. Per Smartphone-App kann man sich einfach auf die Suche nach anderen Fluggästen begeben, die auch gerade ein Taxi in die Innenstadt suchen. Dann teilt man sich die Fahrt und die Kosten. Bei Amazon Trade-In können Kunden ihre gelesenen Bücher und gebrauchten DVDs gegen Wertgutscheine wieder einsenden. Amazon verkauft die Artikel dann gebraucht weiter. Auch das ist intelligente Unterstützung von Kunden, die allen Beteiligten nutzt: Der eine Kunde wird bequem seine gebrauchten Bücher und DVDs los, der andere Kunde erhält diese Produkte billiger und der Anbieter macht ein zusätzliches Geschäft. Es sind gerade diese kleinen Schritte in Richtung intelligenter Gemeinsamkeit, auf die es jetzt ankommt.
Rewind
Ein großer Veränderungsprozess hat in der Wirtschaft begonnen, der nur Erfolg haben kann, wenn alle es wollen. Jedes Unternehmen kann kleine Schritte zu mehr Gemeinsamkeit und Umweltverträglichkeit gehen.
Es entsteht eine Kultur des Teilens auf der Basis von Vertrauen. Engagierte Mitarbeiter teilen ihr Wissen und ihre Ideen. Kunden tauschen Produktwissen aus und teilen sich Produkte.
Alte hierarchische und bürokratische Strukturen werden der neuen Wirtschaftswelt immer weniger gerecht. Innovative Teams organisieren sich nicht hierarchisch, sondern um die gemeinsamen Aufgaben herum.
Track 3 ·
Die Teams der Zukunft bestehen aus lauter Virtuosen
»Ohne auf Ziele hinzuarbeiten, könnte ich nicht leben. Ohne die vielen überraschenden Momente meines Lebens jedoch wäre ich kein kompletter Mensch und auch nicht in der Lage, spontan auf der Bühne zu reagieren.«
Anne-Sophie Mutter, Geigerin
Lara spricht vor den versammelten Mitarbeitern und strahlt ihre übliche Ruhe aus. Vor vier Jahren waren sie hier fast pleite. Jetzt feiern sie Erfolge, verdienen unglaublich viel Geld, expandieren. Lara ist die Chefin, aber sie prahlt nicht mit ihren Leistungen. Wie sie auf der Jahresversammlung redet, hört sich der Turnaround nicht wie ihr persönlicher Erfolg an. Laras Rede klingt nicht mal so, als wäre irgendwas Besonderes passiert. »Es war doch klar, dass wir es mit euch schaffen«, scheint sie sagen zu wollen.
Wo ich hier bin? In einer Privatklinik im Süden von Holland. Lara leitet die Verwaltung. Als sie diesen Job übernahm, waren die medizinischen Leistungen der Klinik international anerkannt. Gleichzeitig drohte das Haus wirtschaftlich im Chaos zu versinken. Ruhig, aber bestimmt konfrontierte Lara damals ihre Leute mit der Wahrheit: »Ihr seid kein richtiges Team. Das müsst ihr aber werden!«
Seit Lara hier ist, haben sich schrittweise Teams gebildet. Vom Medizinprofessor über die Krankenschwester bis hin zum Hausmeister ziehen heute alle an einem Strang. Lara wusste auch in schwierigen Zeiten: Talente gibt es hier genug. Wir müssen lernen, virtuos zusammenzuspielen!
Wenn in der Musik von einem Virtuosen die Rede ist, dann stellt man sich darunter einen Musiker mit perfekter Technik vor. Da ist was Wahres dran. Virtuosen beherrschen ihr Instrument nahezu perfekt. Doch einen Virtuosen auf technische Perfektion zu reduzieren wäre ungefähr so, als würden Sie bei einem Spitzenfußballer nur die Ballbeherrschung sehen. Allein mit der Arbeit am Ball wird niemand zum Fußballstar. Es gehört eine Menge mehr dazu. Genauso wird allein durch die nahezu perfekte Beherrschung eines Musikinstruments noch niemand zum Virtuosen. Echte Virtuosen verstehen es vielmehr auf geniale Weise, anderen Musikern zuzuhören, sich mit ihnen abzustimmen und dann mit ihnen zusammenzuspielen. Sie merken sofort, wo die anderen in ihrem Können stehen,