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Zukunftsflashs - Daniel Burrus


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– zu einem Konsortium zusammengeschlossen, um den mehrere Milliarden US-Dollar teuren Bau des weltweit ersten Kernfusions-Versuchsreaktors zu finanzieren, der derzeit in Südfrankreich entsteht. Das Projekt ITER (International Thermonuclear Experimental Reactor) ist das größte und teuerste wissenschaftliche Forschungsvorhaben, das jemals für die Suche nach diesem Heiligen Gral ins Leben gerufen wurde. Auch in dem renommierten Lawrence Livermore Laboratory in Kalifornien wurde eine Versuchsanlage gebaut, in der auf einer Länge von drei Fußballfeldern zwei Millimeter kleine Kügelchen aus gefrorenem Wasserstoffisotopen-Gemisch mit Laserstrahlen beschossen werden.

      Leider hat das Ganze aber einen Haken. Trotz der astronomischen Summen, die in diese hochmodernen, fortschrittlichen Versuchsanlagen investiert werden, übersteigt ihr Energieverbrauch noch immer die Energieausbeute. Vergleichbar mit einer Investition, bei der der Anleger ständig Kapital verliert statt Gewinne einzustreichen, wird in den heutigen Kernfusionsreaktoren weniger nutzbare Energie erzeugt als verbraucht. Der zurzeit größte in Betrieb befindliche Kernfusionsreaktor ist der britische Joint European Torus (JET); doch selbst hier beträgt die Energieausbeute maximal zwei Drittel des Energieverbrauchs – was einer schlechten Geldanlage entspricht, bei der Sie 100 Dollar investieren und weniger als 65 Dollar zurückbekommen.

      Und genau an diesem Punkt kommt Dales Geistesblitz ins Spiel: Was wäre, wenn man diese Anlagen radikal verkleinern würde, anstatt immer größere zu errichten? Ja, warum sollte man den Fusionsreaktor eigentlich nicht sogar so radikal verkleinern, dass man ihn mit bloßem Auge nicht einmal mehr erkennen kann? Auf die Größe eines einzigen Moleküls, zum Beispiel. Mit anderen Worten: Nano-Kernfusion.

      Nicht nur Dale kam auf diese Idee. Außer ihm ist noch eine Handvoll anderer Visionäre auf diesem neuen Forschungsfeld tätig. Vom Konzept her ähnelt Dales Modell dem des Lawrence Livermore Laboratory. Doch anstatt wie dort mit dem stärksten Laser der Welt über große Entfernungen auf winzige Kügelchen zu schießen, würde in seinem Reaktor mit einem Nanolaser aus einem einzigen Kohlenstoffmolekül – eine sogenannte Kohlenstoff-Nanoröhre – auf Wasserstoffisotope in einem als »Fulleren«, »Fußballmolekül« oder »Buckyball« bezeichneten Kohlenstoffmolekül geschossen. Und siehe da: Aufgrund der höheren Reinheit und Dichte bietet dieses Material eine positive Energieausbeute. Es wird mehr Energie erzeugt, als für die Reaktion benötigt wird. Potenziell extrem viel mehr, so Dale.

      Eine solche Technologie würde unser aller Leben von Grund auf verändern. Die Energiekrise wäre praktisch mit einem Schlag beendet. Den Öl produzierenden Ländern käme keine Sonderstellung mehr zu. Sie produzierten nach wie vor Öl, doch kein anderes Land wäre mehr davon abhängig, den Großteil seines Erdölbedarfs über sie decken zu müssen. Der Menschheit stünde über Jahrhunderte – wahrscheinlich für alle Zeiten – genügend Energie zur Verfügung, um Wirtschaft und Handel global voranzutreiben. Und all das, ohne Treibhausgase in die Atmosphäre zu blasen und radioaktiven Müll zu produzieren.

      »Viele Kernfusions-Experten winkten erst einmal ab, als ich ihnen von meiner Idee erzählte«, berichtet Dale. »Sie hielten sie für völlig verrückt – aber das behaupteten sie ja auch von meinen anderen Erfindungen.« Zu den »völlig verrückten« Erfindungen, die Dale im Lauf der Zeit dank seines sicheren Gespürs für zukünftige Entwicklungen patentieren ließ, gehören unter anderem der kompakte, tragbare Kleincomputer, der als PDA (Personal Digital Assistant) bekannt wurde, sowie die Matrixsteuerung für LCD- und Plasmafernseher.

      »Die meisten Wissenschaftler glauben, die kommerzielle Nutzung der Kernfusion sei erst in 50 bis 100 Jahren möglich«, ergänzt Dale. »Wir sind davon überzeugt, dass es nicht mehr so lange dauert.«

      Der Umsetzung von Dales radikaler Idee stehen allerdings noch beträchtliche technologische Hürden im Weg. Zum einen fehlt es den Pionieren noch an einem für die Nanotechnologie geeigneten Supraleiter. Darin erkennt Dale eine »immense Herausforderung«. Auf die Frage, wie lange es nach Dales Ansicht dauert, bis die diversen Hürden überwunden sind und erste Versuche an einem funktionierenden Modell erfolgen können, antwortet er: »Ich schätze mal, zehn bis 15 Jahre. Höchstens!«

      Es geht in diesem Buch aber nicht um die Nano-Kernfusion und ihr Für und Wider und auch nicht darum, wie sich die Energiekrise ein für alle Mal lösen lässt. Wir wollen uns mit diesem Etwas befassen, das Dale auf seine Idee brachte. War es eine Eingebung, ein Bauchgefühl, eine Ahnung, Intuition? Nein, es war noch viel mehr als das: Es war ein Zukunftsflash.

      Dales Geistesblitz war ein klassisches Aha-Erlebnis – einer dieser erleuchtenden Momente, in dem Intuition und vorhandenes Wissen Zusammenhänge erkennen lassen, die einen Quantensprung ermöglichen. So einen Moment erlebte Newton, als er einen vom Baum fallenden Apfel beobachtete und daraufhin das Gesetz der Schwerkraft formulierte. Und Kekulé wurde sozusagen im Schlaf erleuchtet: Sein Traum von der Schlange, die sich in den eigenen Schwanz biss, ließ ihn den Kohlenstoffring entdecken, und mit dieser Entdeckung legte er den Grundstein für die organische Chemie. Solche Geistesblitze werden gemeinhin als Zeichen außergewöhnlicher Genialität betrachtet – als eine Art göttliche Eingebung, die sich jeder logischen Erklärung entzieht. Doch es war ein sehr simples Prinzip, das Dale zu seinem intuitiven Quantensprung befähigte.

      Bevor wir das Geheimnis um dieses simple Prinzip lüften, möchte ich es an einem weiteren Beispiel verdeutlichen, bei dem es auch um Energie, aber um eine andere Quelle und ein anderes Verfahren geht.

      Anfang 2006 nahm ich als Gastredner an einer Konferenz internationaler Versicherer teil. Ein Thema, das die Führungskräfte der Mineralölkonzerne immer wieder aufgriffen, war das Ausmaß der Schäden, die die Wirbelstürme der letzten Hurrikansaison an den Förderanlagen im Golf von Mexiko angerichtet hatten. Im Golf von Mexiko werden nahezu ein Drittel des Erdöls sowie ein Viertel des Erdgases für den US-amerikanischen Markt gefördert. Dummerweise wird ausgerechnet der Golf von Mexiko weltweit am häufigsten von tropischen Wirbelstürmen heimgesucht, was die mit der Ölförderung einhergehenden Risiken für die Umwelt weiter verschärft.

      Wie die meisten Menschen machten sich auch diese Führungskräfte Sorgen um die steigenden Energiekosten – in Anbetracht der Höhe ihrer Investitionen sogar sehr große Sorgen. Offshore-Ölbohrplattformen zählen zu den größten mobilen Bauwerken der Welt. Es kostet zum Beispiel fünf Milliarden US-Dollar, eine Bohrplattform wie die Thunder Horse zu bauen, an das Zielgebiet zu schleppen und sie auf dem Meeresboden zu verankern. Allein der Bohrturm der Bohrplattform Mars wiegt gut 1000 Tonnen. Eigentlich ist so eine Plattform (die auch als »Flotel« – also als »schwimmendes Hotel« – bezeichnet wird) eine kleine Stadt mitten im Meer, in der Tausende von Menschen leben und arbeiten.

      Bohrplattformen sind bautechnisch darauf ausgelegt, einem »Jahrhundertsturm« standzuhalten, das heißt, Naturgewalten eines Ausmaßes, mit dem im Schnitt nur einmal in hundert Jahren gerechnet werden muss. Unglücklicherweise gab es in den vergangenen Jahren gleich mehrere dieser Jahrhundertstürme. Hurrikan Ivan tobte sich im Herbst 2004 im Golf von Mexiko aus und löste die höchsten bis dahin verzeichneten Wellen aus. Mit einem derart verheerenden Hurrikan, der an sieben Bohrplattformen so große Schäden anrichtete, dass die Produktion für sechs Monate ausgesetzt werden musste, war nach Expertenmeinung nur alle 2500 Jahre zu rechnen.

      Im nächsten Jahr kam Katrina. Im Golf von Mexiko gibt es insgesamt rund 800 bemannte Bohrplattformen von US-amerikanischen Konzernen, auf denen mehr als 50 000 Menschen arbeiten. Den Großteil des Öls fördern ungefähr zwei Dutzend der Anlagen, für deren Inbetriebnahme jeweils ein bis zwei Milliarden US-Dollar oder mehr investiert wurden. Die Bilanz nach Katrina lautete: 50 zerstörte oder versenkte Plattformen und ein Produktionsausfall von 95 Prozent.

      Wie die Vortragsredner auf der Konferenz erklärten, sahen sich die Ingenieure nun mit der schwierigen Frage konfrontiert, wie die »Hurrikansicherheit« der milliardenschweren Giganten um das 25-fache erhöht werden könnte.

      »Und das ist noch nicht einmal das größte Problem«, flüsterte mir mein Sitznachbar zu, der eine leitende Funktion bei einem Ölkonzern bekleidete. »Hurrikans sind furchtbar, das stimmt, aber sie sind nicht unbedingt unsere größte Sorge. Noch ist nichts dergleichen passiert, aber wir müssen die Möglichkeit in Betracht ziehen, Ziel eines Terroranschlags zu werden. Darauf sollten wir uns vorbereiten, die Frage ist nur, wie? Es ist ja


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