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30 Minuten Menschlichkeit. Monika A. PohlЧитать онлайн книгу.

30 Minuten Menschlichkeit - Monika A. Pohl


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die Hoffnung zuletzt, und das ist auch gut so. Sie ist eine Kraft, die uns daran glauben lässt, dass wir das Leben trotz aller Schwierigkeiten meistern und aktiv gestalten können. Immer steht jemand auf und leistet Pionierarbeit. Das macht den Unterschied und hält die Hoffnung am Leben. Es gibt neben den vielen Organisationen, die im großen Rahmen humanitäre Hilfe leisten, auch zahlreiche Initiativen, die Großartiges leisten, von der Öffentlichkeit aber oft nicht wahrgenommen werden.

      Leben auf der Sonnenseite

      Machen wir uns bewusst, dass wir trotz der vielen persönlichen Kämpfe, die wir täglich austragen, in Mitteleuropa auf der Sonnenseite leben. Denn die meisten von uns haben genug zu essen, ein Zuhause und ein funktionierendes soziales Umfeld, sind medizinisch gut versorgt und müssen auch nicht auf Selbstverwirklichung verzichten. Dabei kommt es mir manchmal so vor, als sei unser Wohlstand wie die windstille Zone im Auge eines Orkans: Dort sitzen wir und sagen achselzuckend aus der vermeintlichen Distanz heraus: „Das Leid anderer und das Ausmaß der Umweltzerstörung betreffen uns nicht.“ Es ist ein Trugschluss, zu glauben, dass wir nichts zu befürchten haben, nur weil es uns aktuell gut geht. Schließlich kann der Wind sich jederzeit drehen. Doch die Zukunft ist nicht vorherbestimmt – sie liegt in unseren Händen!

      Zwischenmenschliche Kooperation

      Wir entwickeln uns immer mehr zu Spezialisten. Lebenslanges Lernen lautet die Devise. Dabei laufen wir jedoch Gefahr, etwas Existenzielles zu vernachlässigen, es sogar zu verlernen: das Menschsein. Damit meine ich unsere Fähigkeit, mit uns selbst und anderen achtsam und mitfühlend umzugehen. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Es geht mir nicht darum, Ihnen eine Grundhaltung der Selbstlosigkeit und des blinden Vertrauens aufzuschwatzen. Das geht völlig am Thema vorbei. Auch Gefühle wie Zorn, Wut und Neid gehören zu jedem von uns und können auch mal das Salz in der Suppe sein. Mein Anliegen ist es, Sie dafür zu sensibilisieren, dass wir durch ein wohlwollendes Miteinander viel Gutes in der Welt bewirken können und dass dies auch eine Quelle für unsere physische und mentale Gesundheit sein kann. Es ist wie beim Netzwerken, von dem alle (Business-)Partner profitieren. Zunächst aber müssen sie ihren Beitrag dazu leisten, denn hier gilt das Motto: erst geben, dann nehmen. Diese Kultur der Kontaktpflege und der wertschätzenden Kooperation ist uns, insbesondere meiner Generation, die heute im wahrsten Sinne des Wortes mitten im Leben steht, in den letzten Jahrzehnten abhandengekommen. Um sie wieder zu entwickeln, müssen wir unseren Fokus ganz gezielt darauf ausrichten und öfter aufeinander zugehen.

      Worin sich alle Menschen gleichen

      So unterschiedlich Menschen nach außen hin handeln, so unterschiedlich sie aussehen und sich kleiden, ganz unabhängig von Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung, körperlicher Verfassung, ethischer und religiöser Zugehörigkeit – alle sehnen sich nach Liebe, Glück und Erfüllung im Leben. Gerade deswegen sollten wir einander in erster Linie als Mensch begegnen, mit einer inneren Haltung der Wertschätzung und des Wohlwollens. Falls Sie genau jetzt ein Veto einlegen möchten, weil Sie der Meinung sind, dass das leichter gesagt sei als getan – ich gebe Ihnen absolut recht! Daher habe ich viele Anregungen für Sie zusammengestellt, die Ihnen dabei helfen werden, ein bisschen mehr Menschlichkeit im Alltag zu kultivieren. Bitte betrachten Sie jede Aufforderung zu einer Übung als eine Einladung. Nehmen Sie zunächst die Übungen in Angriff, die Ihnen intuitiv zusagen. Und im zweiten Schritt trauen Sie sich an die Übungen heran, die beim ersten Lesen Ablehnung in Ihrem Innern geweckt haben. Manchmal müssen Widerstände fallen, damit eine neue Tür aufgestoßen werden kann.

      Satellitenbilder als Mahnung

      Nur wenigen Menschen ist es vergönnt, die überwältigende Schönheit unseres Planeten vom Weltall aus mit eigenen Augen zu sehen. Dank der Satellitenbilder ist dieses lebendige Schauspiel heute aber für jeden von uns zugänglich. Doch was ist der wichtigste Beitrag dieser Bilder zur nachhaltigen Entwicklung? Sie sind nicht nur unsere Schutzengel, die uns vor bevorstehenden Katastrophen warnen, sondern: „Sie machen uns auf die Globalisierung unserer Umweltprobleme, das Zusammenwirken verschiedener Faktoren und die Notwendigkeit aufmerksam, uns über Grenzen und Kulturen hinweg kollektiv für Schutzmaßnahmen einzusetzen.“ Das sagte Claudie Haigneré, die erste französische Astronautin, nach ihrer Rückkehr von einer Raumfahrtmission.

      Unsere Zeit ist begrenzt. Wir alle sind nur auf der Durchreise auf diesem Planeten und sollten uns wie Gäste benehmen – rücksichtsvoll und dankbar. Woher wir kommen und wohin wir gehen, wird vermutlich immer ein Geheimnis bleiben. Wir bringen nichts mit und wir nehmen auch nichts mit auf die Weiterreise. Oft aber hinterlassen wir etwas, das uns in den Köpfen und Herzen der Menschen, die wir im Laufe unseres Daseins berührt haben, weiterleben lässt. Wenn wir uns das bewusst machen, kann uns das tiefer im Hier und Jetzt verankern und unsere Lebensfreude und Zuversicht stärken.

      Angenommen, Sie hätten eine Option, im Universum nach einem zweiten Planeten „Erde“ Ausschau zu halten, um im Fall eines Super-GAUs aussteigen zu können – wofür würde Sie sich entscheiden? Würden Sie dann trotzdem zurückkehren zur Erde wie der kleine Prinz zu seiner Rose? Ich denke schon – denn Krisen bergen auch immer Chancen. Und vielleicht gibt es auf der Erde einen oder auch mehrere Menschen, mit denen Sie innig verbunden sind und die Sie um keinen Preis der Welt zurücklassen würden. Es gibt also viel zu tun, packen wir es an und fangen wir am besten gleich bei uns selbst an!

      Ein Leben auf der Sonnenseite verpflichtet. Denn die Zukunft liegt in unseren Händen. Uns alle verbindet die Sehnsucht nach Liebe, Glück und Erfüllung. Eine innere Haltung der Wertschätzung und des Wohlwollens kann uns dabei helfen, mit Rücksicht und Dankbarkeit zu handeln und uns im gegenwärtigen Augenblick zu verankern.

      1.3 Das Fundament

      Menschlichkeit wird leider oft erst dann zum Thema, wenn sie fehlt. Jeder braucht sie, aber die wenigsten wissen um ihre Bedeutung.

      Wie Menschlichkeit entsteht

      Sicher entsteht Menschlichkeit nicht zwangsläufig aus einem religiösen Glauben heraus, dagegen sprechen zu viele im Namen Gottes verübte Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die uns die Geschichte zeigt. Allerdings kann ein Glaube sehr wohl als Anker dienen, um ein wertebasiertes Leben im Einklang mit der Berufung, ein Mensch zu sein, zu führen. Menschlichkeit ist auch nicht automatisch eine Folge materiellen Wohlstands, denn dieser steht oft im Widerspruch mit der Schonung ökologischer Ressourcen und mit dem Prinzip der Nachhaltigkeit. Menschlichkeit ist auch nichts, was wir uns auf die Fahne schreiben sollten, um von anderen als besonders warmherzig und sozial angesehen zu werden.

      Menschlichkeit ist aus meiner Sicht etwas Fundamentales, das unserem Dasein auf diesem Planeten eine Berechtigung gibt. Sie basiert auf einem Wertekodex, der ungeschriebene Gesetze und damit die Verantwortung, die in unseren Händen liegt, als moralische und ethische Verpflichtung zum Ausdruck bringt.

      Wertekodex

      Um Ihnen dieses Fundament anschaulich und verständlich zu machen, habe ich den Versuch gewagt, den Wertekodex in eine ganzheitliche Formel zu bringen. Dabei haben sich drei Kernprinzipien herauskristallisiert, in denen sich der Dreiklang aus Körper, Geist und Seele widerspiegelt: Auf der emotionalen Ebene ist es das Prinzip des Mitgefühls, auf der mentalen Ebene das der Ethik und auf der physischen Ebene das Prinzip der Authentizität, als Verkörperung dessen, was wir fühlen und wie wir denken.

      Abb. 1: Die Kernprinzipien der Menschlichkeit

      Nehmen Sie sich einige Augenblicke Zeit, um über diesen Zusammenhang nachzudenken, und schauen sich dazu die Abbildung genau an. Wenn wir Menschlichkeit als Schnittmenge der drei Kernprinzipien betrachten, entsteht eine Art Schutzschild – gegen die Unmenschlichkeit und gegen das Vergessen! So gelingt es uns vielleicht, aus den Fehlern anderer Generationen zu lernen und uns die Menschen zum Vorbild zu nehmen, die mit guten Beispielen Pionierarbeit geleistet haben.

      Von welchen Vorbildern können wir lernen?

      Welche Personen aus der Vergangenheit und der heutigen Zeit fallen Ihnen in diesem Zusammenhang spontan ein?

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