Andalusien Reiseführer Michael Müller Verlag. Thomas SchröderЧитать онлайн книгу.
zum etwa vier Kilometer entfernten Leuchtturm Faro steil und vor allem schmal an - Achtung auf Gegenverkehr! Kurz vor dem Kap liegt noch eine kleinere Feriensiedlung, dann ist man am Leuchtturm hoch über dem Meer. Der Blick reicht weit. Besonders ins Auge fallen die legendenumwobenen Felsformationen unterhalb, die „Arrecife de las Sirenas“ genannt werden. Wenige hundert Meter vor dem Leuchtturm beginnt eine verwegene, aber auch sehr schöne Straße, die sich, vorbei am (meist geschlossenen) Gebäude der „Aula del Mar“, noch einige Kilometer in Richtung San José fortsetzt. An der Sperre unweit des in schöner Aussichtslage stehenden Turms Torre de Vela Blanca ist allerdings für Fahrzeuge Schluss. Für Wanderer steht der Weg zu den schönen Stränden Richtung San José (Cala Carbón ab Sperre etwa 1,5 km) und weiter zum Ort selbst dagegen offen.
Níjar
Im Hinterland des Cabo de Gata erstreckt sich das „Weiße Dorf“ Níjar an den Ausläufern der Sierra de Alhamilla. Bekannt ist der 10.000-Seelen-Ort vor allem durch seine zahlreichen Keramikwerkstätten und die Teppichwebereien, deren Produkte besonders in Mojácar so begeistert gekauft werden. Mittlerweile findet auch schon der eine oder andere Reisebus seinen Weg zu den Geschäften an der hiesigen Hauptstraße; Enduro-Fahrer werden sich am Bergsträßchen hinüber zur N 340 begeistern können.
Lucainena de las Torres: Ein hübsches Dorf am oben erwähnten Bergsträßchen A 1102, knapp zwanzig kurvige Straßenkilometer nördlich von Níjar gelegen. In der kaum 600 Einwohner zählenden Siedlung wurde früher Eisenerz abgebaut, geschmolzen und mit einer Eisenbahn zur Verschiffung nach Agua Amarga gebracht. Acht der einstigen Schmelzöfen sind heute noch zu sehen.
Almería195.000 Einwohner
Die vorwiegend modern geprägte Provinzhauptstadt zählt nicht unbedingt zu den städtebaulichen Höhepunkten Andalusiens. Folgerichtig wird Almería relativ selten besucht. Eigentlich schade ...
Hoch über der Stadt: die Maurenburg Alcazaba
Almería ist nämlich sehr lebendig und bei aller Modernität ausgesprochen spanisch (oder besser gesagt ausgesprochen andalusisch) geblieben. Seine Glanzzeit erlebte Al-Mariya, der „Spiegel des Meeres“, unter den Mauren, an die noch die mächtige und aufwändig restaurierte Festung Alcazaba hoch über dem Zentrum erinnert. Neben der festungsartigen Kathedrale ist sie auch die Hauptsehenswürdigkeit der an Monumenten eher armen, aber mit einer regen Kneipenkultur gesegneten Stadt.
Dem heutigen Almería sichern vor allem die ausgedehnten Treibhauskulturen des Umlands Bedeutung. In erster Linie ist es ihnen zu verdanken, dass die einst bitterarme Region vor Jahren einen kräftigen wirtschaftlichen Aufschwung erfuhr, der freilich nicht alle Bevölkerungsteile erfasste. Verschifft werden die landwirtschaftlichen Erzeugnisse vom großen Hafen Almerías.
Orientierung: Bis zum Hafengebiet reicht das im Sommer trockene Flussbett der Rambla de Belén, das in den Neunzigerjahren parkähnlich umgestaltet wurde und jetzt durchaus repräsentativ wirkt. Diese Rambla teilt Almería in zwei Bereiche: westlich liegt das Zentrum, östlich neuere Viertel mit dem Bahnhof und dem Busbahnhof. Ein paar Blocks landeinwärts der Küste zweigt von der Rambla der Paseo de Almería ab, die lebendige Hauptachse der Stadt. An ihrem oberen Ende markiert die große Kreuzung Puerta de Purchena das Zentrum Almerías. Westlich und südwestlich, Richtung Alcazaba, erstreckt sich die verwinkelte Altstadt.
Stadtgeschichte
Der Golf von Almería war schon in der Vorgeschichte besiedelt. Später gaben sich hier Handel treibende Phönizier, Griechen und Römer die Klinke in die Hand. Ein großer Anziehungspunkt für alle diese Völker waren die reichen Erzvorkommen im Hinterland. Allmählich verlor die Siedlung jedoch wieder an Bedeutung, war zu Zeiten der Westgoten sogar völlig untergegangen. Der Aufschwung zu einer der mächtigsten Städte Spaniens kam erst mit den Mauren: Abd ar-Rahman III., der selbsternannte Kalif von Córdoba, erkannte die günstige Lage, ließ 955 den Hafen neu anlegen und die Festung Alcazaba errichten. Die neue, alte Siedlung hieß Al-Mariya, „Spiegel des Meeres“, ein schönes Beispiel für die blumige und poetische Namensgebung der Mauren. Im 11. Jh., nach der Zersplitterung des Kalifats, errang Almería als eines der „Taifas“ genannten Teilkönigreiche noch vor Sevilla eine absolute Ausnahmestellung: Sein Machtbereich umfasste das gesamte heutige Gebiet von Murcia, Jaén und Córdoba sowie Teile der Region um Granada: „Cuando Almería era Almería, Granada era su alquería“ (Als Almería schon Almería war, war Granada nichts weiter als sein Bauernhof). Für eine kurze Blütezeit war Almería die reichste Handelsstadt Spaniens. Der Niedergang kam noch im selben Jahrhundert mit der Eroberung durch die Almoraviden 1091. Zwar folgte ein neuerlicher Aufschwung, den alten Glanz erreichte Almería jedoch auch als Teil des Nasriden-Reichs von Granada nicht mehr. Während der Reconquista wechselte die Stadt mehrfach die Herren, wurde jedoch erst 1489 endgültig von den „Katholischen Königen“ erobert. 1522 zerstörte ein verheerendes Erdbeben die Stadt nahezu völlig, Erklärung für die geringe Zahl von Sehenswürdigkeiten.
Sehenswertes
Cerro de San Cristóbal: Der Mirador (Aussichtspunkt) mit der 1928 errichteten Jesusstatue liegt auf einem Hügel westlich oberhalb der Altstadt. Zusammen mit der Alcazaba bietet er eigentlich den besten Blick über Almería. Da der Cerro jedoch als Zentrum der Prostitution und Drogenszene und mithin als nicht ganz ungefährlich gilt, sollte man das Gebiet auch tagsüber besser meiden, insbesondere in der menschenleeren Siesta-Zeit.
Refugios de la Guerra Civil: In den Anfängen des Spanischen Bürgerkriegs war Almería in Händen der Republikaner und wurde 1937 als „Vergeltungsmaßnahme“ auch von der deutschen Reichsflotte beschossen. Zum Schutz vor den Bombardierungen ließ die Stadtverwaltung rund 4,5 Kilometer unterirdische Gänge anlegen, die Platz für gut 40.000 Personen boten und damit fast die gesamte Bevölkerung jener Zeit aufnehmen konnten. 1944 wurden die mehr als sechzig Zugänge des Luftschutzsystems geschlossen und, quasi als Camouflage, über einen Teil von ihnen Kioske gebaut - so auch der Kiosco Oasis an der Plaza Manuel Peréz García, in dessen Gebäudestruktur der Zugang zu den erst 2007 wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemachten Galerien integriert wurde. Wer unter Klaustrophobie leidet, sollte auf den Ausflug in die Unterwelt, der über fast einen Kilometer bis zum Ausgang an der Plaza Pablo Cazard unweit des Paseo de Almería führt, natürlich besser verzichten; für alle anderen wird die Tour jedoch zu einem spannenden und lehrreichen Ausflug in ein dunkles Kapitel der Landesgeschichte.
♦ Führungen: Etwa Mitte Juni bis Mitte Sept. Di-So 10.30, 11.30, 12.30, 18 und 19.30 Uhr, sonst Di-So 10.30 und 12 Uhr, Fr/Sa auch 17 und 18.30 Uhr. Reservierung nötig; Eintritt 3 €. Tel. 950 268696, www.almeriaculturaentradas.es.
Imposantes Industriedenkmal: El Cable Inglés
Aljibes Árabes: Ganz in der Nähe des Eingangs zu den Refugios liegen an der Calle Tenor Iribarne die Reste arabischer Zisternen aus dem 12. Jh., geöffnet Di-Sa 10.30-13.30 Uhr, Fr/Sa auch 17-20 Uhr; der Eintritt ist frei.
Um die Plaza Vieja: Der Hauptplatz der Altstadt ist von der Puerta de Purchena aus über die Calle de las Tiendas zu erreichen. Die „Straße der Geschäfte“ gilt als die älteste Straße der Stadt. Einst machte sie mit noblen Läden und eleganter Atmosphäre ihrem Namen alle Ehre. Da sich das Stadtzentrum nach Osten verlagert hat, wirkt das Gebiet heute jedoch weniger belebt als früher. Auch die sehr reizvolle Plaza Vieja selbst, offiziell Plaza de la Constitución genannt, steht mittlerweile etwas