Andalusien Reiseführer Michael Müller Verlag. Thomas SchröderЧитать онлайн книгу.
Naturpark ausgewiesene „Fette Hügel“ Cerro Gordo trägt den alten Wachtturm Torre de Cerro Gordo, von dem sich ein weiter Blick über die Küste bietet; der kurze Fußweg (gutes Schuhwerk!) zum Turm beginnt bei dem Restaurant „Mirador de Cerro Gordo“, das über ein Seitensträßchen der N 340 anzufahren ist.
Playa de Cantarriján: Die bildschöne, mehr als 300 Meter Playa de Cantarriján (überwiegend FKK) liegt etwas westlich des Vorgebirges Cerro Gordo und ist von der N 340 über eine schmale, steile Betonstraße (Autozufahrt zur Saison gesperrt, dann Bus-Service vom Parkplatz) zu erreichen; zwei hübsche Strandrestaurants sind vorhanden. Ein ähnlich reizvoller Strand, der erste einer ganzen Reihe mal mehr, mal weniger abgeschiedener Strände, die alle bereits zur Gemeinde Nerja in der Provinz Málaga zählen, findet sich noch ein Stück weiter westlich, freilich einen deftigen halbstündigen Fußmarsch (zur Saison fahren jedoch auch hier Shuttle-Busse) unterhalb der Küstenstraße: die rund 400 Meter lange Playa del Cañuelo.
Granada(230.000 Einwohner)
Viel besungen von Dichtern, völlig zu Recht in eine Reihe mit Florenz oder Venedig gestellt - Granada, sicherlich eine der berühmtesten Städte Spaniens, vielleicht die schönste. Schon die Lage der Stadt ist einzigartig: Am Rand der fruchtbaren Flussebene Vega erstreckt sich Granada auf gut 700 Metern Seehöhe zu Füßen der fast immer schneebedeckten Sierra Nevada.
Maurisches Märchenschloss: die Alhambra von Granada
Vor dieser gewaltigen Kulisse erheben sich zwei Hügel. Der südliche von beiden trägt die traumhafte Alhambra, die einzige komplett erhaltene maurische Palastanlage der Welt. Auf dem nördlichen Hügel staffelt sich der Albaicín, das älteste Viertel der Stadt, ein Labyrinth weiß verputzter Häuser, von Blumen überquellender Gärtchen und engster Treppengassen. Bei Sonnenuntergang auf dem Albaicín zu stehen, im Angesicht der Alhambra und der Sierra Nevada, das ist ein Fest für die Sinne, ein „Anblick, von dem Menschen aus dem Norden sich keine Vorstellung machen können“ (Théophile Gautier).
Alle Lobpreisungen, alle Erwartungen werden grausam in Frage gestellt, kommt man zum ersten Mal in Granada an. Von Schönheit zunächst keine Spur. Die Unterstadt, in der sich das Alltagsleben abspielt, scheint auf den ersten Blick ein Hexenkessel. Dröhnender Verkehr und Hektik sind allgegenwärtig. Mehrere Millionen Touristen hat die Stadt jährlich zu verkraften, an Sommertagen über 20.000 Besucher. Mit der Zeit lernt man jedoch auch die Reize des Granada der Gegenwart zu schätzen. So finden sich, mit etwas Spürsinn, romantische Winkel und elegante Plätze auch in der Unterstadt. Zudem besitzt die Stadt mit der drittgrößten Universität Spaniens - jeder sechste Einwohner ist Student - eine ausgesprochen rege Kneipenszene, und das Kulturangebot ist überwältigend. Doch was sind all diese Annehmlichkeiten gegen einen einzigen Nachmittag in den schattigen, wasserkühlen Gärten des Generalife über der Alhambra ...
Stadtaufbau/Orientierung: Das Zentrum Granadas erstreckt sich nahe der Kathedrale um die Kreuzung der Hauptstraßen Gran Vía de Colón und Calle Reyes Católicos. Im Südwesten endet die C. Reyes Católicos am Verkehrsknotenpunkt Puerta Real und im Nordosten an der Plaza Nueva. Letztere, ein beliebter Treffpunkt, ist gewissermaßen die Ouvertüre zu Alhambra und Albaicín, die beide von hier aus angesteuert werden können. Zwischen den beiden Hügeln folgt die Carrera del Darro dem Lauf des gleichnamigen Bächleins bergwärts.
Geschichte
Der Albaicín war schon zu Zeiten der Iberer besiedelt, denen Römer und Westgoten folgten. Besondere Bedeutung hatte die Siedlung damals nicht. Das änderte sich mit der Eroberung durch die Araber im Jahre 711. Mächtige Verteidigungsanlagen entstanden, noch von den Römern stammende Bewässerungsanlagen wurden ausgebaut und verbessert, Paläste, Schulen und Moscheen errichtet. Zwar stand die arabische Stadt Garnata („Granatapfel“) noch im Schatten von Córdoba, doch galt sie damals schon als Sammelbecken von Gelehrten und Dichtern, die ihre Schönheit zu preisen nicht müde wurden. Mit dem Zerfall des Kalifats von Córdoba 1031 rief dessen Statthalter Granada zur eigenständigen Taifa (Teilkönigreich) aus. Ab 1090 gelangte die Dynastie der Almoraviden, später die der Almohaden an die Macht. Währenddessen nahm die Reconquista ihren Gang; 1236 fiel das gleichfalls von den Almohaden regierte Córdoba an die christlichen Heere.
Mohammed al-Ahmar, ein echtes Schlitzohr, nutzte die Probleme der Almohaden auf seine Weise, erhob sich 1238 zum König Granadas und gründete so die Dynastie der Nasriden. Als gewiefter Taktiker, der die militärische Überlegenheit der christlichen Heere erkannt hatte, verbündete er sich mit den Spaniern, beteiligte sich auf Seiten Kastiliens sogar aktiv an der Eroberung Sevillas 1248. Seine Nachfolger agierten politisch nicht weniger geschickt, zahlten Tribut an Kastilien und hielten so Granada als letzte maurische Bastion bis ins Jahr 1492. Unter der zweieinhalb Jahrhunderte währenden Herrschaft der Nasriden erlebte Granada seine Blüte, eine Zeit verfeinerter Kunst und Kultur, deren kostbarstes Zeugnis die Alhambra ist.
Die Vereinigung der Königreiche Kastilien und Aragón durch die Heirat der Reyes Católicos Isabella und Ferdinand II. sollte das Ende der Maurenherrschaft bedeuten. Die strategischen Befestigungen Alhama de Granada und Málaga wurden 1482/85 erobert, dem letzten König Boabdil „el Chico“ („der Knabe“) blieb nur mehr seine Hauptstadt. Am 2. Januar 1492 musste er auch sie aufgeben. Boabdil tat es kampflos, um die Alhambra nicht der Zerstörung preiszugeben. Auf seinem Abzug in die Alpujarras soll er sich ein letztes Mal umgesehen und den Verlust tief beklagt haben - der Ort des Abschieds, ein Pass nahe der heutigen A 44, heißt seitdem Suspiro del Moro: „Seufzer des Mauren“.
Die christlichen Herrscher zeigten sich den Mauren gegenüber anfangs vergleichsweise tolerant und gewährten ihnen Aufenthaltsrecht. Mit der Vertreibung der Morisken (zwangsgetaufte Mauren) in den Jahren 1570 und 1609 begann für Granada ein rascher Niedergang; die einst so glanzvolle Königsstadt verkam zum Provinznest. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts setzte, ausgelöst zunächst durch die Landwirtschaft, dann durch den Tourismus, ein neuer Aufschwung ein.
„Granada ist eine Stadt der Muße, eine Stadt der Betrachtung und Phantasie, eine Stadt, in welcher der Verliebte besser als in irgendeiner anderen den Namen seiner Liebe in den Sand schreibt (...) Granada ist gemacht für Traum und Träumerei.“
Federico García Lorca (aus: „Spanische Geisteswelt“, Fritz Schalk).
Sehenswertes
Klar, dass die Alhambra mit weitem Abstand an erster Stelle steht. Auch der zweite Rang ist unstrittig: Die Kathedrale mit der Capilla Mayor und den Gräbern der Katholischen Könige wäre in vielen anderen Städten die Hauptattraktion.
Unbedingt erlebenswert sind auch die prachtvollen Gärten des Generalife oberhalb der Alhambra und das malerische ehemalige Maurenviertel Albaicín. Seine einzigartigen Monumente und die fantastische Lage machen Granada zu einem der bedeutendsten Besichtigungsziele Spaniens. Das gibt Selbstbewusstsein. Auf den berühmten Spruch der Einwohner Sevillas, „Wer Sevilla nicht gesehen hat, hat keine Wunder gesehen“, kontert man in Granada ganz locker: „Quien no ha visto Granada, no ha visto nada“ - „Wer Granada nicht gesehen hat, hat gar nichts gesehen“.