Die Erforschung der Ostküste Nordamerikas. Samuel de ChamplainЧитать онлайн книгу.
zwei Felsen, die keine Bäume tragen, sondern nur einiges Grünzeug.56 Wir ankerten 300 Schritte entfernt von der Zufahrt in fünf bis sechs Faden Wasser. Während wir dort lagen, überraschte uns Nebel, was uns dazu brachte, weiter nach innen zu fahren, um den Oberlauf des Flusses und die dortigen Indianer kennenzulernen. Hierzu brachen wir am 5. des Monats auf. Nach einigen Meilen wäre unsere Pinasse beinahe an einem Felsen zerschellt, den wir im Vorüberfahren streiften. Weiter flussaufwärts trafen wir auf zwei Kanus; sie befanden sich dort zur Jagd auf Vögel, die sich in der Mehrzahl zu dieser Zeit mausern und nicht fliegen können. Mittels unseres Indianers, der mit seiner Frau zu ihnen fuhr, sprachen wir diese Indianer an. Sie legte ihnen den Zweck unseres Kommens dar. Daraufhin schlossen wir Freundschaft mit ihnen und den Indianern dieses Flusses, die uns dann als Führer dienten. Wir fuhren weiter, um ihren Häuptling namens Manthoumermer zu besuchen, und als wir sieben oder acht Meilen zurückgelegt hatten, kamen wir an einigen Inseln, Flussengen und Bächen vorbei, die sich entlang des Flusslaufs befinden, wo wir schöne Wiesen sahen. Als wir an einer etwa vier Meilen langen Insel57 entlangfuhren, führten sie uns dorthin, wo sich ihr Häuptling mit 25 oder 30 Indianern befand. Sobald wir den Anker geworfen hatten, kam er zu uns in einem Kanu, ein wenig von zehn anderen abgesetzt, die ihn begleiteten. Als er nahe unserer Pinasse war, hielt er eine Rede, in der er seine Freude darüber, uns zu sehen, zum Ausdruck brachte und sagte, dass er mit uns ein Bündnis eingehen und mit seinen Feinden durch unsere Vermittlung Frieden schließen wolle. Er fügte hinzu, dass er dementsprechend nächsten Tags zwei andere Häuptlinge im Land weiter oberhalb benachrichtigen wolle, einen namens Marchin und einen anderen namens Sasinou, der über den Kennebec-Fluss herrschte. Der Sieur de Monts hatte ihnen Biskuits und Erbsen geben lassen, was sie sehr erfreute. Am nächsten Tag führten sie uns den Fluss auf einer anderen Route hinunter als der, auf der wir gekommen waren, und wir kamen zu einem See. Zwischen den Inseln hindurchfahrend legte jeder einen Pfeil bei einem Kap58 nieder, an dem alle Indianer vorüberkommen. Sie glauben, dass ihnen Missgeschick zustoße, wenn sie dies nicht tun, denn so sagt es ihnen der Teufel. Sie leben mit diesem Aberglauben und auch mit vielen anderen. Jenseits dieses Kaps kamen wir über einen sehr engen Wasserfall, aber nicht ohne große Mühe. Denn obwohl wir einen frischen und guten Wind hatten, den wir unsere Segel füllen ließen so gut wir konnten, waren wir nicht in der Lage, den Wasserfall zu überfahren. Wir sahen uns vielmehr gezwungen, an Bäumen ein starkes Tau zu befestigen und alle daran ziehen zu lassen. Wir zogen so stark mit den Armen, dass wir mithilfe des Windes, der uns beistand, über den Wasserfall hinwegkamen. Die Indianer, die bei uns waren, trugen ihre Kanus über Land, da sie nicht über den Wasserfall hinweg rudern konnten. Nachdem wir ihn überwunden hatten, sahen wir schöne Wiesen. Ich staunte über diesen Wasserfall sehr, denn während wir den Fluss mit der Ebbe hinunterfuhren, fanden wir denselben sehr gut befahrbar, bis wir zum Fall kamen; dann stellten wir das Gegenteil fest; aber als wir über den Fall hinweg waren, lief das Wasser wie zuvor in Richtung des Meeres, was uns dann sehr erfreute. Weiterfahrend kamen wir zu dem drei oder vier Meilen langen See59. In ihm sind mehrere Inseln, und in ihn münden zwei Flüsse, der Kennebec, der aus Nord-Nord-Ost kommt sowie ein anderer, der aus Nordwest kommt und auf dem Marchin und Sasinou kommen sollten. Nachdem wir auf sie den ganzen Tag gewartet hatten und sahen, dass sie nicht kommen würden, beschlossen wir, unsere Zeit anders zu nützen. Wir lichteten deshalb unseren Anker, und mit zwei Indianern dieses Sees als Führer fuhren wir zum Ankern an die Mündung des Flusses, wo wir eine Menge guter Fische verschiedener Arten fingen. Währenddessen gingen unsere Indianer auf die Jagd, kamen aber nicht zurück. Der Weg, auf dem wir diesen Fluss heruntergefahren sind, ist viel sicherer und besser als der, auf dem wir bergauf gefahren waren. Die Schildkröteninsel, die an der Mündung dieses Flusses liegt, befindet sich auf 44° Breite und 19° 12' magnetischer Deklination. Man kann auf diesem Fluss einige 50 Meilen weit das Land durchqueren bis Quebec, ohne das Boot mehr als zwei Meilen tragen zu müssen. Dann kommt man zu einem anderen kleinen Fluss, der in den großen Sankt-Lorenz-Strom mündet. Dieser Kennebec-Fluss ist eine halbe Meile weit landeinwärts sehr gefährlich für Schiffe, wegen des seichten Wassers, großer Gezeitenunterschiede, Felsen und Sandbänken, die es dort sowohl außerhalb als auch landeinwärts gibt. Doch es existiert dort auch eine Fahrtrinne, die sehr brauchbar ist, wenn sie gut erkundet wird. Das wenige Land, das ich besichtigt habe entlang den Gewässern, ist sehr schlecht, denn dort gibt es nichts als allenthalben Felsen. Es gibt eine Anzahl kleiner Eichen, aber sehr wenig kultivierbares Land. Allerdings gibt es Fische in üppiger Zahl, wie auch in den anderen weiter oben erwähnten Flüssen. Die Menschen dort leben wie diejenigen bei unserer Siedlung; und sie sagten uns, dass diejenigen Indianer, die Mais anbauten, weit landeinwärts wohnten; an den Küsten bauten sie keinen mehr an wegen des Krieges, den sie mit anderen führten, die kamen, um ihn wegzunehmen. Das ist, was ich über diesen Platz erfahren konnte und von dem ich nicht glaube, dass er besser ist als die anderen.
Am 8. des Monats brachen wir von der Mündung dieses Flusses auf, da wir wegen Nebel nicht früher weg konnten. An diesem Tag fuhren wir einige vier Meilen und kamen an einer Bucht60 vorbei, wo es eine Menge Inseln gibt; und von dort aus sieht man nach Westen hin große Berge61, wo ein Häuptling der Indianer namens Aneda in der Nähe des Kennebec-Flusses wohnt. Wegen seines Namens bin ich überzeugt, dass es ein Mitglied seines Stammes war, das die Pflanze namens Aneda gefunden hat. Von ihr hat Jacques Cartier gesagt, dass sie große Heilkraft gegen die Krankheit Skorbut besitzt, von der wir bereits gesprochen haben. Sie hat seine Leute ebenso geplagt, als sie in Kanada überwinterten, wie die unseren. Die Indianer kennen diese Pflanze nicht, und sie wissen auch nichts über sie, obwohl der erwähnte Indianer deren Namen trägt. Am nächsten Tag fuhren wir acht Meilen. An der Küste entlang segelnd, erblickten wir zwei Rauchsäulen, die Indianer für uns machten; auf sie zufahrend ankerten wir schließlich hinter einer kleinen Insel62 nahe dem Festland. Hier sahen wir mehr als 80 Indianer, die an der Küste entlangliefen, um uns zu sehen, und dabei tanzten und Zeichen gaben, um ihre Freude auszudrücken. Der Sieur de Monts schickte zwei Mann mit unserem Indianer, um sie anzusprechen; und nachdem diese eine Zeit lang mit ihnen gesprochen und sie unserer Freundschaft versichert hatten, ließen wir einen unserer Leute bei ihnen, und sie übergaben einen ihrer Gefährten als Geisel. Indessen besuchte der Sieur de Monts eine Insel, die sehr schön ist wegen ihrer Pflanzenwelt, denn es gibt dort schöne Eichen und Nussbäume und gerodetes Land mit einer Unmenge von Reben, die zu ihrer Jahreszeit schöne Trauben tragen. Dies waren die ersten auf all diesen Küsten, die wir seit dem Cape La Have sahen. Wir nannten die Insel Island of Bacchus63. Da gerade Flut herrschte, lichteten wir den Anker und fuhren in einen kleinen Fluss64 ein, was wir zuvor nicht vermochten, denn der Hafen hat eine Sandbank, auf der bei Ebbe nicht mehr als ein halber Faden Wasser steht; doch bei Flut ist das Wasser dort eineinhalb Faden hoch, und im Frühjahr sogar zwei Faden. Weiter im Land sind es drei, vier, fünf und sechs Faden. Nachdem wir geankert hatten, kam eine Menge Indianer auf dem Ufer auf uns zu, und sie begannen zu tanzen. Ihr Häuptling, den sie Honemechin nannten, war nicht dabei. Er kam ungefähr zwei oder drei Stunden später mit zwei Kanus und fuhr dann immerzu um unsere Pinasse herum. Unser Indianer verstand nur einige Worte, so sehr unterscheidet sich die Sprache der Almouchiquois, wie dieses Volk heißt, von derjenigen der Souriquois und Etechemins. Diese Leute zeigten große Freude. Ihr Häuptling sah gut aus, war jung und gut gelaunt. Wir schickten einige Waren an Land, um mit ihnen zu handeln, aber sie besaßen nur ihre Kleidung, welche sie aber eintauschten; denn sie fertigen keine anderen Pelzwaren an als nur für ihre eigene Kleidung. Der Sieur de Monts ließ ihrem Häuptling einige Artikel geben, über die dieser sich sehr freute, und er kam mehrmals an Bord unseres Schiffes zu Besuch. Diese Indianer rasieren ihr Haar ziemlich hoch am Kopf empor und tragen den Rest sehr lang, wobei sie diesen kämmen und hinten auf mehrere schicke Weisen zwirbeln