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Auf alten Kriegspfaden und -steigen durch die Dolomiten. Eugen E. HüslerЧитать онлайн книгу.

Auf alten Kriegspfaden und -steigen durch die Dolomiten - Eugen E. Hüsler


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mit Italien, doch schätzte man im Generalstab die Gefahr an der neuen Südfront als sehr hoch ein. Bayern – so war die Überlegung – ließ sich am besten in Tirol verteidigen.

      Die Standschützen und die Angehörigen des Alpenkorps verstanden sich bestens, ergänzten sich auch: Ortskunde hier, Kriegserfahrung dort. Als die Deutschen im Herbst von regulären Einheiten des k. u. k. Heeres ersetzt wurden, war die Hochgebirgsfront weitgehend stabilisiert.

      Dass es zu keinem Durchbruch kam, weder am Kreuzbergpass noch im Hochabtei, hatte aber noch eine andere Ursache: das zögerliche Vorgehen der Italiener. Richtig einsatzfähig war ihre Armee zwar erst ab Juni, doch vor allem überschätzte Cadorna die Feuerkraft der österreichischen Festungen ganz erheblich. Seine Strategie, die Panzerwerke zunächst einmal sturmreif zu schießen, schlug fehl. Am Hochplateau von Vézzena beispielsweise verbluteten im August 1915 über tausend »Fanti« (Infanteristen) bei einem schlecht geplanten Angriff.

      Die zwölf IsonzoschlachtenLetztlich blieb die Gebirgsfront, die sich vom Ortler über rund 600 Kilometer bis zu den Karnischen und Julischen Alpen erstreckte, ein Nebenkriegsschauplatz. Die Front »versteinerte« bald, man grub sich buchstäblich ein. Und Cadorna suchte die Entscheidung ohnehin im Hinterland der Adria, am Isonzo (slow. Soča). Hier standen sich die feindlichen Armeen in zwölf Schlachten gegenüber, hier verbluteten Hunderttausende, ehe schließlich die k. u. k. Truppen – verstärkt durch deutsche Einheiten, die Giftgas einsetzten – den zahlenmäßig überlegenen, aber schwer demoralisierten Gegner vernichtend schlugen. Innerhalb weniger Tage wurde die Front vollständig aufgerollt, Cadorna musste sein Hauptquartier in Udine fluchtartig verlassen; 300 000 Italiener gingen in Gefangenschaft, Tausende warfen ihre Waffen einfach weg und desertierten.

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       Erinnern oder vergessen, bewahren oder verdrängen?

       Bergheimat

       »Neben unseren Soldaten sind die Andreas-Hofer-Gestalten der eigenartigen Formation der Standschützen bewundernswert in ihrem Ausharren bei schwerster Beschießung. Für die Anforderungen eines modernen Krieges bringen sie nur den persönlichen Mut und das Bewußtsein mit, unmittelbar den eigenen Heimatboden zu verteidigen.«

      Ein deutscher Offizier in »Franz Kostners Leben für seine Dolomitenheimat«

      Der weiße Tod An der Dolomitenfront kam es während des ersten Kriegsjahres punktuell immer wieder zu heftigen, teilweise auch verlustreichen Kämpfen, so am Monte Piana, dessen Nordkuppe (Monte Piano) deutsche und österreichische Truppen hielten, während sich die Alpini am Südgipfel verschanzt hatten, am Col di Lana, im Raum Kreuzbergpass und rund um das Travenanzestal. Ungewöhnlich früh eintretende heftige Schneefälle erstickten dann fast jede Kampftätigkeit im Hochgebirge. Ein neuer, ernst zu nehmender Gegner betrat die Kriegsbühne: der Winter. Auf beiden Seiten der Front war man nur unzureichend auf die alpinen Gefahren vorbereitet; der Nachschub stockte, Verbindungen wurden unterbrochen, Trägerkolonnen wurden verschüttet. Extrem schlimm war dann der Winter 1916/17, einer der schneereichsten seit Menschengedenken. Tausende von Soldaten verloren ihr Leben durch Lawinenabgänge; so fegten die Schneemassen an der Marmolada im Dezember 1916 ein Barackenlager einfach weg. Rund 300 Soldaten fanden dabei den Tod.

       Der Erste Weltkrieg – eine Zeittafel

      28. Juni 1914 Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich und seine Gattin werden in Sarajevo Opfer eines Attentats.

      28. Juli 1914 Österreich-Ungarn erklärt Serbien den Krieg. Der Erste Weltkrieg beginnt.

      5.–13. September 1914 Sieg der Franzosen in der ersten Marne-Schlacht

      23. Mai 1915 Italien erklärt der Donaumonarchie den Krieg.

      24. Mai 1915 Die Italiener beginnen mit der systematischen Beschießung der k. u. k. Festungswerke auf der Hochebene von Lavarone.

      25. Mai 1915 Italienische Truppen marschieren in Cortina d’Ampezzo ein, nachdem sich die Österreicher auf eine weiter nördlich verlaufende Verteidigungslinie zurückgezogen haben.

      23. Juni 1915 Erster Angriff der Italiener auf die k. u. k. Stellungen am Isonzo

      7. Juni 1915 Die Österreicher besetzen die Nordkuppe des Monte Piana (Monte Piano), um einem möglichen italienischen Durchbruch ins nahe Pustertal zuvorzukommen.

      15. Juni 1915 Erste italienische Angriffe auf den Col di Lana

      18. Juni 1915 Der strategisch wichtige Hexenstein, den die Alpini kurz zuvor in ihren Besitz gebracht hatten, wird von den Österreichern zurückerobert.

      10. November 1915 Cadorna startet die IV. Isonzo-Schlacht. 370 italienische Bataillone mit 1374 Geschützen stehen 155 österreichischen Bataillonen mit 626 Geschützen gegenüber.

      16. April 1916 In einer kühnen Attacke vom Elfer herab erobern Alpini die Sentinellascharte.

      17. April 1916 Die Italiener zünden am Col di Lana eine 5000-Kilogramm-Mine. Der Gipfel wird weggesprengt, 170 Österreicher sterben.

      16. Mai 1916 Die Österreicher starten auf den Höhen über dem Val d’Astico ihre Großoffensive: 369 Geschütze nehmen die italienischen Stellungen unter Feuer. Ziel der Aktion: der Durchbruch in die Po-Ebene.

      4. Juni 1916 In Weißrussland starten die Truppen des Zaren ihre Brussilow-Offensive. Die Heeresleitung der Donaumonarchie ist gezwungen, Einheiten von der Italienfront abzuziehen und nach Osten zu verlegen. Dadurch kommt letztlich die Mai-Offensive zum Erliegen.

      11. Juli 1916 Die Italiener zünden am Castelletto (Tofana di Rozes) eine Mine. Einen Tag später erobern Alpini die Gipfelstellung.

      23. September 1916 Die Österreicher bringen unter dem Gipfel des Monte Cimone (südöstlich des Spitz Tonezza) eine gewaltige Sprengladung zur Explosion, erobern anschließend die von den Italienern besetzte Kuppe.

      13. Dezember 1916 Bei einem Lawinenabgang an der Marmolada (Col di Bousc) sterben rund 300 Soldaten.

      Der Winter 1916/17 ist einer der schneereichsten überhaupt; Tausende fallen dem »Weißen Tod« zum Opfer, auf beiden Seiten der Front.

      22. Mai 1917 Eine gewaltige Sprengung der Österreicher – weit über 100 000 Kubikmeter Gestein donnerten zu Tal – kann die Alpini nicht vom Martini-Band am Lagazuoi vertreiben.

      10. Juni 1917 Die Italiener starten mit riesigem Truppen- und Materialeinsatz eine Offensive am Nordrand des Altipiano delle Sette Comuni. Im Mittelpunkt der verlustreichen Kämpfe steht der Monte Ortigara (2106 m), den italienische Truppen vorübergehend in ihren Besitz bringen, dann aber wieder preisgeben müssen. Auf Seiten der Österreicher wird Giftgas eingesetzt. Verluste der Italiener: 9000 Tote, 25 000 Verwundete, 3000 Gefangene.

      24. Oktober 1917 Mit einem heftigen Artilleriefeuer, bei dem auch Giftgasgranaten zum Einsatz kommen, beginnt die XII. Isonzoschlacht. Sie bringt den k. u. k. Truppen bei Karfreit (Kobarid) den Sieg. In wenigen Tagen stoßen ihre Einheiten in die Oberitalienische Tiefebene vor.

      3. März 1918 Deutschland und Russland unterzeichnen einen Waffenstillstand; dadurch werden große, bisher an der Ostfront eingesetzte Heeresteile für den Kampf an der Westfront frei.

      15. Juni 1918 Die k. u. k. Truppen beginnen am Piave eine Offensive, die aber keinen Erfolg bringt.

      9. August 1918 Gabriele D’Annunzio überfliegt Wien und wirft Tausende von Zetteln ab, in denen die Bevölkerung zum Widerstand gegen den Krieg aufgerufen wird.

      4. November 1918 In der Villa Giusti bei Padua unterzeichnet die Donaumonarchie einen Waffenstillstand


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