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Das Meer. Blai BonetЧитать онлайн книгу.

Das Meer - Blai Bonet


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nicht im Bett beichten, was glaubst du?“

      „Die ganze Schmach fällt auf die Familie zurück. Du weißt nicht, wie du es erklären sollst, aber … Die Familie geht hinaus, weil du beichtest. Man sieht hinterher, wie sie die Tür schließen. Sie warten im Eingang, schweigend, vermutlich mit überkreuzten Armen, und signalisieren den Frauen, die gerade vorbeikommen, mit Handzeichen durch die Fenster, dass ich hier hinten gerade beichte. Nachdem der Priester das Haus verlassen hat, herrscht zwischen einem und der Familie eine gewisse Anspannung. Jemand zieht den Stuhl, der beim Bett stand, etwas zur Seite, etwas langsamer als sonst … Man könnte sich daran gewöhnen, aber nicht, wenn die Familie zuschaut.“

      „So was passiert mir auch, du. Vor allem mit meiner Mutter. Manchmal tritt sie in mein Zimmer, ohne zu wissen, dass ich dort bin und mich umziehe. Und wenn ich daran denke, dass sie mich nackt gesehen hat, meine staksigen Beine, hindert mich das den ganzen Tag daran, ihr in die Augen zu sehen. Weil man denkt – ohne zu wissen warum –, das letzte Mal, dass sie uns nackt sahen, war, als wir etwa acht gewesen sein dürften, und jetzt, wenn sie uns so hochgeschossen sehen, werden sie an all das Schlechte denken, das wir angestellt haben, seit sie uns das letzte Mal halfen, die Hose anzuziehen.“

      Jaume Galindo hatte ein Säckchen mit Sand auf seiner linken Seite ruhen, gleich beim Schlüsselbein. Der Stoff dieses Säckchens war verschmutzt; siebenhundert Patienten dürften es für die Autokoagulation schon benutzt haben. Er hob es für einen Moment an («Dieser Sand beginnt doch schwer zu werden, du!») und legte es auf das Kissen. Ohne das Säckchen auf seinem Schlüsselbein sah Jaume Galindo nicht mehr so krank aus, er wirkte normaler, sympathischer, wie Militärs, wenn sie sich locker kleiden.

      „Galindo.“

      „Ja?“

      „Hast du eine Verlobte in deinem Dorf?“

      „Nein. Ich bin jetzt fünfundzwanzig und mit siebzehn war ich schon krank. Mädchen kamen mich besuchen. An Nachmittagen, im Sommer. Sie brachten mir Romane mit. Ich lieh ihnen meine Bücher. Nie hatte ich eine Verlobte. Ich bin immer allein ins Kino gegangen. Seit ich mich erinnern kann, vermisse ich solche Dinge.“

      „Klingt nicht gut, du.“

      Jaume Galindo legte sich das Säckchen wieder auf das Schlüsselbein. Er hatte roséfarbene Wangen, seine Ohren waren durchsichtig, die Lippen blass, die Haut darauf löste sich und er zog sie mit den Fingern ab. Wie beiläufig griff er mit einer Hand nach der Schale und legte die andere auf den Mund.

      Die Hilfsschwester Carmen Onaindia kam, um die Schale zu leeren, dreimal bereits. Es war karmesinrotes, schimmerndes, warmes Blut, seines. Die Hilfsschwester leerte die Schale ins Waschbecken.

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