Psychotherapie und Coaching mit PEP. Michael BohneЧитать онлайн книгу.
gegebenenfalls an dem Zustandekommen des Problems beteiligt waren. Wenn der zu testende Klient sich aber aktiv an nichts von all dem mittels Ursprungdes-Problems-Suchtests Herausgefundenen (natürlich wieder via Muskeltest) erinnern konnte, so sprach das im Grunde nur umso mehr dafür, dass es sich um die wirklichen und wesentlichen Entstehungsbedingungen des Problems handelte. Eben völlig unbewusst.
Man machte nun also so seine Erfahrungen mit dem Klopfen und kam immer wieder in Situationen, in denen das einfache Klopfen von Akupunkturpunkten den vorhandenen Stress nicht weiter zu reduzieren vermochte. Nun war man verwirrt, hätte man doch nun entweder eine psychische Umkehrung, ein Switching oder ein energetisches Toxin eruieren müssen. Aber vielleicht war man auch selbst geswitcht oder der Klient, oder man selbst hatte einfach nur zu wenig Wasser getrunken. Oje, und nun würde ja dieser magische Muskeltest gemacht werden müssen, mit dem man eine oder mehrere Blockaden hätte zweifelsfrei eruieren können …
Es wird mir hoffentlich verziehen, dass ich diesen Absatz genau so formuliert habe. Aber die Begegnung mit der Energetischen Psychologie hat bei vielen Anwendern tatsächlich eine innere Konfusion verursacht, was nicht zieldienlich dafür war, die Wirkmechanismen des Klopfens zu entschlüsseln. An dieser Verwirrung wollte ich Sie etwas teilhaben lassen. Leider fühlten sich die meisten Anwender mit dem Muskeltest nicht wirklich glücklich, hatten immer so ein Gefühl von chronischer Insuffizienz, ihn immer noch nicht hinreichend gut beherrschen zu können, was sich natürlich wieder schwächend auf den eigenen Energiehaushalt auswirkte. Alles in allem fühlte man sich, wenn das Klopfen gegen Stress und dysfunktionale Emotionen nicht half, selbst gestresst und dysfunktional.
Die eigenen Denkfähigkeiten waren mittlerweile aufgrund der verschiedenen Begrifflichkeiten und Erklärungsmodelle der Energetischen Psychologie, die ja allesamt nicht an das bestehende psychotherapeutische Wissen ankoppelten, heruntergefahren. Viele Anwender waren wie bereits erwähnt nur noch verwirrt. Zu sehr hatte man sich in die selbstreferenziellen Erklärungswelten der Energetischen Psychologie begeben. Die Erklärungen und Anwendungsbeispiele erinnerten tatsächlich an verschiedene hypnotherapeutische Interventionen, wie z. B. die Verwirrtechnik. Das eigentlich vorhandene Wissen war bei vielen Klopfanwendern zunächst nicht mehr so ohne Weiteres zugänglich.
Da man jedoch trotzdem immer wieder mit den Klopftechniken wirksam war, war es umso schwerer, sie infrage zu stellen. Denn nichts ist für eine erfolgreiche Weiterentwicklung einer Technik oder Methode hinderlicher als bereits vorhandener Erfolg. Wenngleich viele Anwender trotz beobachteter Wirksamkeit das Klopfen wieder ließen, da es sich nicht gut in ihre Arbeit integrieren ließ.
3.Die Säkularisierung der Klopftechniken und die Wiedereinschaltung des eigenen Gehirns
Irgendwann, als ich realisierte, wie viele ansonsten gut ausgebildete und erfahrene Kollegen die Erklärungen der Energetischen Psychologie nicht verstanden und die Klopftechniken nicht gut in ihre Arbeit integriert bekamen, stellte ich also nach und nach die Erklärungsmodelle, die Begrifflichkeiten, ja das gesamte Konzept der Energetischen Psychologie infrage. Ich untersuchte von nun an, welche Interventionstools wirklich wichtig waren und auf welche man getrost verzichten konnte. Wenn sich durch das Klopfen bei den Klienten nichts veränderte, beobachtete ich nun genau, woran es denn eigentlich lag, dass der Klient vom Klopfen der Körperpunkte nicht profitieren konnte, und stieß auf eine Reihe psychodynamisch-systemischer Blockaden, die ich als die Big-Five-Lösungsblockaden beschrieben habe (siehe S. 62 und Bohne 2020a). Ab diesem Zeitpunkt überprüfte ich gemeinsam mit meinen Workshopteilnehmern viele Interventionstools der Energetischen Psychologie auf ihre Nützlichkeit und Integrierbarkeit. Was keine Integrationstauglichkeit hatte, wurde über Bord geworfen. Somit ist die Weiterentwicklung der Energetischen Psychologie zur PEP im Grunde das Ergebnis einer kollektiven Intelligenzanstrengung. Nicht ich habe mir am Schreibtisch ausgedacht, was man ändern müsste, sondern ich habe einfach zugehört und beobachtet, was die Kollegen in den Workshops angemerkt haben, was sich gut vermitteln und integrieren ließ und was nicht, was notwendig ist und was überflüssig. Interaktive Methodenentwicklung durch Schwarmintelligenz sozusagen.
Zunächst flog natürlich der Muskeltest raus, da er für Ungeübte die bereits beschriebenen (Bohne 2020a) Unzulänglichkeiten und Gefahren beinhaltete und ohnehin nur ein binäres Ja oder Nein zutage förderte. Die Testsätze, die in Verbindung mit ihm häufig genutzt wurden, waren jedoch sehr interessante Probebohrungen in das Un- bzw. Vorbewusste, sodass ich mit ihnen als Basis den Kognitions-Kongruenz-Test (KKT) entwickelte, ein psychodiagnostisches Vorgehen zum Aufspüren vor- und unbewusster Anteile, die einer Lösung im Wege stehen, einen Ökocheck sozusagen (siehe S. 80).
Insgesamt wurde auch deutlich, dass es vielen energieorientierten Vertretern der Klopftechnik irgendwie wichtig zu sein scheint, dass das Klopfen nicht viel mit Psychotherapie zu tun habe und dass es sich aus ihrer Sicht um eine energetische Methode handele. Es fiel mir auch auf, dass einige Klopfanwender meine zunehmende Skepsis, ob es sich tatsächlich um energetische Wirkkomponenten handele, die am Werke sind, ablehnten, weil sie sie verunsicherte bzw. sie ihnen gar nicht so lieb war. Das Energetische fasziniert, nicht zuletzt, da die Themen Energie und erneuerbare Energien zwei Megathemen unserer Zeit sind. Die historischen Wurzeln der Energetischen Psychologie bis ins alte China hinein befriedigten bei vielen Anwendern ein Bedürfnis nach Verbundenheit mit den Vorfahren und gaben und geben Halt in einer immer komplexer und wurzelloser werdenden Zeit. Somit liegt es nah, dass sich die Energetische Psychologie für manche Anwender zu einer neuen, ganzheitlichen, quantenphysikalisch untermauerten und energiepolitisch korrekten Weltanschauung (ja teilweise Religion) entwickelte.
Deshalb wurde bislang wenig reflektiert, dass eigentlich viel mehr dafür spricht, dass es sich beim Klopfen und bei den Selbstakzeptanzaffirmationen um eine interessante und geschickte neuronale Stimulation der emotionsverarbeitenden Hirnareale bzw. eine Verstörung emotionaler Erregungsmuster durch eine Stimulation körperlicher, emotionaler und gedanklicher Netzwerke handelt. Aber vielleicht wirkt diese Erklärung ja auch einfach zu unromantisch oder zu säkularisiert. Mir war und ist es im Grunde egal, ob es nun die Balancierung der sogenannten Energiebahnen ist, die für die Wirkung verantwortlich ist, oder irgendeine raffinierte Kombination verschiedener neuronaler Stimuli. Es bleibt zu hoffen, dass die Psychotherapieforschung sich des Themas noch mehr annimmt, als dies bislang geschehen ist.
4.PEP – Von der Zusatztechnik zur Methode
In den Jahren 2009 bis 2018 erschien es mir wichtig, zu erwähnen, dass alle Klopftechniken inklusive PEP eher den Charakter einer Zusatztechnik haben und keine vollständigen Behandlungsmethoden darstellen, da sie lediglich als Zusatztechnik zur Veränderung dysfunktionaler Emotionen, Kognitionen und Beziehungsmuster eingesetzt werden. An dem Punkt hat sich jedoch Einiges geändert. Immer mehr Absolventen der PEP-Fortbildung haben im Laufe der letzten Jahre darauf hingewiesen, dass sie PEP für weit mehr als eine Zusatztechnik halten. Gerade durch die Big-Five-Lösungsblockaden, den Kognitions-Kongruenz-Test (KKT) und das Selbstwerttraining haben viele Kolleginnen und Kollegen das Gefühl, mit PEP eine vollständige Methode an Bord zu haben.
Ich hatte mich initial um 2009 herum dazu entschieden, PEP als Zusatztechnik zu beschreiben, da ich PEP selbst damals als solche wahrgenommen habe. Und auch wenn ich sehr früh bemerkt habe, dass in PEP weit mehr Potenzial drinsteckt, habe ich die Bezeichnung Zusatztechnik auch gewählt aus Respekt und Wertschätzung vielen anderen umfassenden Psychotherapiemethoden gegenüber. Ich wollte auch nicht aussagen, dass man in nur neun Tagen eine umfassende Psychotherapiemethode erlernen könne, zumal ich selbst ja alle möglichen Fortbildungen in verschiedenen Psychotherapiemethoden besucht und genossen habe. Nun hat sich aber im Laufe der Zeit eben gezeigt, dass immer mehr Kursteilnehmer die Beobachtung gemacht haben, dass sie für die Behandlung vieler Störungen, wie Ängste, Depressionen, und Typ I Traumatisierungen, nicht mehr brauchten, als in PEP drinsteckt. Mehr, so die Teilnehmer, hatten ihnen die anderen Methoden auch nicht geboten, eher sogar weniger nach Einschätzung vieler Teilnehmer. Dies liegt vermutlich daran, dass PEP ja eine Kombination verschiedenster Ansätze darstellt. Für mich ist es eine Art psychotherapeutischer Brühwürfel.
Aus meiner Sicht braucht es bei besonderen